Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Scharfe Ecken auf den kurzen Pfosten
Believer
10.09.2009, 21:39
Zu meinem Anliegen:
Die Diskussion klang schon in diesem Thread (http://www.torwart.de/forum/showthread.php?p=844035#post844035) an, als es um den 0:1-Rückstand im Halbfinale gegen Norwegen ging. Es handelte sich dabei um folgende Eckensituation:
Es bauen sich vier Stürmerinnen des Gegners direkt im 5-m-Raum vor Nadine Angerer auf. Weitere Spielerinnen stehen an der 5er Kante, am Elfmeterpunkt und zur Absicherung vor dem 16er und an der Mittellinie (bei Bedarf kann ich evt. eine Zeichnung anfügen, aber ich denke nicht, dass die Situation so kompliziert ist). Nun werden den 4 Gegenspielerinnen direkt vor Nadine Angerer jeweils eine Manndeckerin zugeordnet, dazu kommt eine weitere Verteidigerin am Pfosten, eine an der 5er-Linie und am langen Pfosten. Somit haben wir insgesamt 10 Personen, die sich vor der deutschen Torhüterin im 5-m-Raum befinden. Allesamt gehen sie nun zum Ball, der scharf in eben diese Zone gespielt wird. Die Torhüterin geht mit beiden Fäusten Richtung Ball, wird aber von dem Pulk, der natürlich auch zum runden Leder drängt, weggeblockt und kommt nicht an den Ball. Leider war eben jene Spielerin, die den entscheidenden Kontakt gab, ihre Verteidigerin, daher würde ich persönlich nicht von einem Foul sprechen. Lange Rede kurzer Sinn: Der Ball trudelte durch diese Zone und landete in der Mitte bei Herlovset, die dieses Geschenk dankend annahm. Die Situation ist hier (http://tv.dfb.de/index.php?view=1371) noch einmal in Bild und Ton in einer Zusammenfassung aufbereitet.
Diese Eckenvariante hat man auch heute beim Endspiel sowohl bei England als auch Deutschland betrachten können. Deshalb habe ich mir meine Frage noch einmal in Erinnerung gerufen.
Wie würdet ihr mit dieser Situation umgehen? Wie die Abwehr stellen? Richtige Manndeckung und dadurch das Pulk vergrößern oder Raumverteidigung, um das Spielergedrängel zu verkleinern aber das Risiko eines gegnerischen Kopfballes erhöhen? Kann man dabei von einem Torwartfehler sprechen (für diejenigen, die das Spiel gesehen haben)?
Ich würde mich über eine angeregte Diskussion freuen. :)
dennis d
10.09.2009, 21:46
Hier sieht man mal wieder. Nicht jeder Ball im 5er ist für den Torwart. Ich denke, dass es in dieser Situation fast utopisch war an den Ball heran zukommen. Die Frage steht halt im Raum, ob man das hätte vorhersehen können um sich dann doch vllt mehr auf der Torlinie aufzuhalten und sich vom Pulk zu lösen. Da hätte man dann auf einen Abschluss besser reagieren können und falls der Ball den Pulk überwindet, noch eingreifen können.
Aber schwer zu sagen...
dennis d ich schließe mich dir an, das ist echt krass...
Habe die Szene nunzum ersten Mal gesehen, so hat man absolut keine Chance als Keeper, aber man sieht halt immer doof aus...
Believer,
deine Frage passte in den Nadine Angerer Thread mal gar nicht.
Also habe ich dieses mal als eigenes Thema eingestellt, denn ich denke, die Frage sucht nach richtig guten Antworten und ginge im Nadine Thema völlig unter...
Believer
11.09.2009, 06:24
Danke, Steffen. Ich wusste nicht, ob diese Thematik ein eigenes Thema erforderte.
Mich interessiert: Wie hättest du reagiert?
Schnapper82
11.09.2009, 06:52
Wie bei so vielen torwartspezifischen Fragen gibt es hier kein Patenrezept.
Wichtig ist, dass du den vorderen Bereich im 5er abgesichert hast, denn bei dieser Variante rutscht der Ball auch gerne mal etwas ab und kann somit von dem Spieler im freien Raum am kurzen Pfosten schnell geklärt werden.
Des Weiteren würde ich den kurzen und den langen Pfosten mit Spielern abdecken, da wenn der Ball verlängert wird am kurzen Pfosten, der Ball auch gerne mal eine bitter Flugkurve Richtung lange Ecke macht. Somit kann die Absicherung am Pfosten klären, wenn du nicht ran kommst.
Ansonsten musst du halt bereit sein. Auf alles, was passieren kann. Wird der Ball gerade verlängert, musst du natürlich raus und die Verlängerung abfangen. Da musst du dann auch zur not eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Wir die Ecke zu weit geschlagen, dass heisst bis Mitte des 5ers, dann hast du auch eine Möglichkeit herauszugehen, auch wenn es hier mit hoher Wahrscheinlichkeit krachen wird. Da muss man dann durch.
Ansonsten bist du noch auf deine Mitspieler angewiesen, die ihre Gegenspieler in dieser Situation halt gut blocken müssen und nicht nur im Raum decken sollten.
übergreifer
11.09.2009, 10:14
Mit der Begründung "da kann man nichts machen" kann ich mich gar nicht anfreunden. Für mich ist das keine gute Aktion und zwar aus folgenden Gründen. Erstmal kann sie als gute und kräftige Torhüter auch mal was wegräumen. In einer anderen Situation wäre ihr das vielleicht sogar geglückt. Trotzdem kein Vorwurf. Das war wirklich schwer und kann dem Torhüter allein nicht angelastet werden. Aber auch das ist nicht das Wichtigste bei diesem Treffer. Der zweite Pfosten muss natürlich immer besetzt werden. Aber auch das ist nicht so entscheidend. Was kann man da als Lösung empfehlen? Gibt es da ein Patentrezept? Alles schwer zu beantworten. Möglichkeiten gibt es natürlich viele, und die falscheste taktische Ausrichtung wurde in diesem Fall gewählt. Es ist nicht nur eine Verteidigerin beim eigenen Torwart sondern zu allem Überfluss gleich mehrere. Grundsätzlich wenn sich so ein Pulk vor mir bilden würde, schicke ich alle Spieler aus meinen Wirkungsbereich weg, und diese erwarten die Spieler an den Eckpunkten meines Flankenradius. Welchen Raum soll ein eigener Spieler halben oder einen Meter vor oder neben Torwart decken? Auch 2-3 Meter oder 4 ist absoluter Humbug. Da kommt der Torwart sowieso locker selbst raus und kriegt im Normalfall die Flanke. Welche Gefahr droht da überhaupt? Diesen Raum deckt doch eben der Torwart selbst. Sowas ergibt für mich überhaupt keinen Sinn, wenn einer aus der eigenen Mannschaft da steht. Der eigene Mann behindert nur den Torwart, und sollte der Ball da geflankt werden, dann soll man lieber mit dem Gegenspieler zusammenprallen. Dann gibt es Foul, und gut ist es.
Dieser Treffer gehört zur klassischen Eckballvariante, die lediglich einem Ziel dient, und zwar den gegnerischen Spieler in den Lauf des eigenen Torwarts zu bringen. Das wird oft geübt und hat nur den Zweck den Ball möglichst nah ans Tor bringen zu können ohne dass der Torwart eingreifen kann. Und da hatten wir einen Paradebeispiel wie man es richtig macht. Also hätte man da dafür sorgen müssen, dass die unmittelbare Zone des eigenen Torwarts und sein möglicher Laufweg nicht durch eigene Leute gestört wird. Jeder von euch kennt übrigens diese Situationen aus der eigenen Meisterschaft. Da kommt ein Gegner zu dir und der eigene Spieler steht ebenso um dich herum. Oft ist es einfach sinnloses Stören, mehr aber auch nicht, weil die Gegner nicht so schlau sind solche Sachen effizient umzusetzen. Normalerweise sieht aber diese Eckballvariante bei vernünftiger Ausführung, und das sieht man in höheren Klassen am laufenden Band, so aus, dass der Gegner wenn der Ball schon unterwegs einen Laufweg seitlich neben dem Torhüter nimmt. Der eigene Verteidiger läuft automatisch mit und sperrt somit den Torwart. Also ist mein Vorschlag (nicht Lösung, und auch kein Patentrezept) alle Verteidiger aus der eigenen unmitellbaren Zone wegzuschicken, und solche Treffer wie gegen Norwegen würden nie im Leben passieren. Der Verteidiger muss sich demzufolge aus der Zone des Torwarts entfernen, den Gegner im Auge behalten, und ihn außerhalb dieser Zone, falls er diese verlässt, stellen und ausschalten.
Ich würde auch beide Pfosten abdecken und einen Spieler in der Traube aus Gegenspielern lassen. Wenn der Ball dann genau in die Menge kommt dann muss man sich halt mal da durchhauen, in der Regel solltest du dann auch einen Freistoss bekommen weil dich sicher jemand behindert.
In den unteren Klassen wird das ja gern mit 1 Stürmer gemacht. Ich schicken den Gegenspieler dann auch immer weg zum Raumdecken und dann wieder den Spieler übernehmen wenn er von mir weg geht. Wenn der Ball auf diesen Spieler kommt muss man sich halt ordentlich und energisch durchsetzen.
Das bei Standards beide Pfosten besetzt werden, wird von vielen Trainern nicht mehr so gerne gesehen, weil somit gleich 2 Spieler "aus dem Spiel" genommen werden und ggf. eine Überzahl des Gegners entstehen kann bzw. Probleme bei der Verteidigung entstehen können. Die Absicherung des vorderen Pfostens ist auch für mich völlig ausreichend.
Eckbälle, die kurz an die äußere 5-Meterraumgrenze geschlagen werden, sollten m.E. ausschließlich durch die Verteidiger geklärt werden, damit der Torwart nicht seitlich sein Tor verlassen muss. Sollte dieser erste Zweikampf jedoch verloren gehen, entstehen zwei neue Möglichkeiten. Entweder wird der Ball per Kopf verlängert, so dass ein weiterer Stürmer am zweiten Pfosten "vollstrecken" kann oder der Ball wird direkt zum Tor geköpft. In jedem Fall eine schwere Aufgabe für den Torwart und nicht jede Situation kann - nur alleine vom Torwart - zufriedenstellend gelöst werden. Es ist nunmal zwingend notwendig, dass das gesamte Team als Einheit und nach klaren Absprachen fungiert.
Ansonsten schließe ich mich den Ausführungen von Übergreifer schon an, dass der Torwart darauf achten muss, dass sein Aktionsradius nicht von vornherein zugestellt ist.
Habe diese Aktionen auch im Fernsehen verfolgen können und mich gefragt warum sich Angerer da nicht in der 1. Situation schon einmal richtig Respekt verschafft hat. Wenn sie direkt mal richtig dazwischen gedroschen hätte überlegt man sich das eventuell ein 2. mal.
Schon vor der Ausführung des Eckballs muss da unbedingt gehandelt werden, schubsen, kratzen, beissen. Folge ist das der Schiri das Spiel erstmal unterbricht und für Klarheit sorgt. Ist der Schiri einer dann trennt er die Streithähne und schickt die Stürmerin weg.
Mal davon abgesehen ist es auch ein Foul wenn ein Stürmer einen Verteidiger in den Torwart schiebt, so wie beim 1. Tor der Norwegerinnen geschehen.
In meinen Augen waren die Deutschen da viel zu zimperlich.
Wenn sich soviele Gegner im 5-Meter Raum tummeln, würde ich einfach alle Spieler raus aus dem 5er schicken...
Keine Pfostenbesetzung, und alle auf 16er Höhe...
Wäre für mich hier die beste Lösung....
Paulianer
11.09.2009, 13:01
Und dann stehen die Gegenspieler frei vor dir? Toll :)
Ähm, ich dachte... Abseits?
Paulianer
11.09.2009, 13:06
Wenn der Ball an der Eckfahne liegt, klar :)
Ist mir auch grade klar geworden:o
Schnapper82
11.09.2009, 13:49
Wenn sich soviele Gegner im 5-Meter Raum tummeln, würde ich einfach alle Spieler raus aus dem 5er schicken...
Keine Pfostenbesetzung, und alle auf 16er Höhe...
Wäre für mich hier die beste Lösung....
Halte ich für eine super Idee! :o
Ich würde zu gerne sehen, wie die gegnerischen Spieler dann gucken! :cool:
Schnappilein, ist ja gut, ich hab mich vertan, kann auch mir mal passieren, oder ;)
Schnapper82
11.09.2009, 13:55
Schnappilein, ist ja gut, ich hab mich vertan, kann auch mir mal passieren, oder ;)
Sicher...zuviel Alkohol und zuviel Frauen.
BTT
strigletti
11.09.2009, 14:16
Im ursprünglichen Thread habe ich bereits angedeutet, dass diese Ecken in die „Todeszone“, brandgefährlich sind. Scharf geschlagene Ecken, knapp über die im Bereich des vorderen Pfostens lauernden Gegenspieler gezogen, sind deshalb so gefährlich, weil wir als Torhüter nie wissen ob und wie ein Gegner oder Mitspieler an den Ball kommt und wir im Regelfall kaum eine Möglichkeit haben durch ein direktes Eingreifen den heranfliegenden Ball frühzeitig zu entschärfen.
Ich halte den Einwand, dass man sich da als Torhüter mit Mut, Kraft und Geschick durchsetzen kann in aller Regel für falsch. Denn wird dieser Eckball, wie schon beschrieben geschlagen, kann man als Torwart, wenn überhaupt, erst sehr spät ins Geschehen eingreifen. Das Problem ist doch, dass wir bei der Ausführung der Ecke nicht im Bereich des ersten Pfostens stehen, sondern ein gutes Stück weiter hinten; dies macht ja auch Sinn, da es noch andere Eckballvarianten gibt und wir weder den grössten Teil des Tores, noch andere gefährliche Zonen ohne unseren Schutz lassen können. Um sicher als Erster am Ball zu sein müsste der Torhüter an Freund und Feind ohne Umweg vorbei kommend mind. 5 Meter zurücklegen, und hat dafür inkl. seiner Reaktionszeit max. 1,5 Sekunden Zeit. Dies ist praktisch kaum zu realisieren, da der Torwart ja bereits im Antritt vom Gegner behindert wird und so nicht maximal beschleunigen kann. Insofern ist klar, dass wir Abwehrspieler in diesem Bereich brauchen und der Torwart muss abwarten, was vor ihm passiert und da gibt es mehrere gefährliche Möglichkeiten:
1.Der Gegner oder der eigene Spieler köpft bzw. fälscht ab ins kurze Eck
2.Der Gegner oder der eigene Spieler köpft bzw. fälscht ab ins lange Eck
3.Der Gegner oder der eigene Spieler köpft bzw. fälscht ab in die Tormitte
4.Der Gegner oder der eigene Spieler verlängert per Kopf Richtung zweiten Pfosten
5.Der Gegner oder der eigene Spieler fälscht per Kopf den Ball in den 16er ab
6.Kein Feldspieler kommt frühzeitig an den Ball
Daraus ergibt sich:
zu 1. Hierfür brauchen wir den Verteidiger am ersten Pfosten
zu 2. Hierfür brauchen wir den Verteidiger am zweiten Pfosten
zu 3. Torwartball
zu 4. Entweder der Torwart kann den Ball erreichen oder der Verteidiger am zweiten Pfosten muss klären
zu 5. Kein Eingreifen möglich, Stellungsspiel anpassen, Verteidiger am Pfosten verlassen auf Kommando des Torwarts ihre Pfostenposition
zu 6. Dies ist die „Nadine-Angerer-Situation“; hier muss der Torwart um nahezu jeden Preis versuchen an den Ball zu kommen, denn es gibt sonst so gut wie keine Möglichkeiten mehr, um zu verteidigen. Kommt der Gegner jetzt mit dem Kopf an den Ball, ist der im Regelfall im Tor, da niemand mehr reagieren kann, es sei denn er wird zufällig vom Ball getroffen. Der Torwart hat einen maximal zwei Schritte Anlauf und dann muss er mit voller Gewalt dazwischenhauen ohne Rücksicht auf eigene oder fremde Verluste. Hier sind auch die Verteidiger gefordert, die im Wissen und sich darauf verlassend, dass jetzt der grosse Hammer von hinten kommt, Richtung Tor- bzw. 5er-Linie ausweichen um nicht untergepflügt zu werden. Da ist Abstimmung auf engstem Raum erforderlich und die muss trainiert werden, denn auf gut Glück geht da gar nichts.
Bei der Verteidigung der „Todeszone“ habe ich gute Erfahrung mit drei Mann in der Zone (+ die beiden Pfostenabsicherer) gemacht, die als Dreieck stehen. Einer (möglichst kopfballstark) vorne Richtung Ecke, die hinteren beiden (Kanten die gut schieben können) zwischen den Gegnern. Selbst wenn der Gegner mit mehr Leuten anrückt habe ich das nie geändert und nie stand ein eigener Spieler zwischen mir und den Gegnern, denn die gehörten mir.
Believer
11.09.2009, 14:16
Super, Luke. (Sorry, das musste noch sein - du hast mich sicherlich einen schönen Bauchmuskelkater verschafft ;))
Danke für eure Einschätzungen.
Gerade für bei Flankenbällen unerfahrene Torhüter ist das eine sehr schwere Situation. In dieser speziellen Situation war, meiner Meinung nach, das "Rasenmähen" einfach nicht möglich, da sie nicht einfach so einen Pulk aus 8-9 Leuten umräumen kann. Auch bei dieser Statur halte ich das für sehr kompliziert. Besser finde ich da Optis Variante mit dem Schiedsrichter zu arbeiten und so eventuell von ein bis zwei Stürmerinnen befreit zu werden, bzw. die Aufmerksamkeit auf diese Szene zu ziehen, damit ein Foul auch sofort und konsequent abgepfiffen wird - egal ob an der Torfrau oder Verteidigerin.
Beide Pfosten müssen auf jeden Fall besetzt werden, da gerade in so einer Situation irgendwem der Ball auf den Kopf fallen kann, sei es nun Freund oder Feind. Mit einer Spielerin am langen bzw. am kurzen Pfosten bleibt noch eine Restchance. Außerdem dürften sich beide nicht aktiv in den Ballangriff einklinken, womit sich der Pulk vor dem Torwart nicht vergrößern würde.
Nun haben sich jetzt zwei Handlungsmöglichkeiten herauskristallisiert, die beide für mich Schwachstellen aufweisen (auch nochmal hier: Nein, es gibt offensichtlich kein Patentrezept).
Alle Verteidigerinnen (ausgenommen 1. & 2. Pfosten) werden zur normalen Raumverteidigung im 16er beordert, so dass Keine den Bereich vor dem 5-m-Raum, in dem sich die Gegenspielerinnen befinden, zusätzlich verdichtet. Das ist auch gleich der Vorteil, da in dieser Situation sicherlich aus der Sicht des Torwarts gilt: Je weniger Spielerinnen/Hindernisse, desto besser. Der Schwachpunkt liegt jedoch auch auf der Hand: Man ist auf einen genauen Schiedsrichter angewiesen (bei uns in der Liga ist das gerade bei Flankenbällen ein riskantes Unterfangen) und muss selbstbewusst, konsequent in den Ball gehen. Gerade für unerfahrene Torhüter, denen ja Flanken und Ecken bekanntlich öfter die meisten Probleme bereiten (auch ich rede da aus Erfahrung), ist diese Situation ein Alptraum. Das "Ummähen" erfordert eben doch einiges. In dieser Situation sind natürlich die Eigenschaften eines Torwarts im Luftkampf nocheinmal ganz deutlich hervorgehoben (Robustheit, Stabilität in der Luft, Timing...)
Die zweite Variante liegt darin, ein oder zwei Verteidigerinnen in die rote Zone (so nenne ich den Gefahrenbereich vor dem 5er bei diesen Ecken mal) zu schicken und sich dann bei der Ecke nicht direkt in den Pulk zu begeben. Das bedeutet also, wie Schnapper es formulierte, dass man zum Reagieren auf alle daraus resultierenden Aktionen bereit sein muss. Entweder muss man sich auf eine Verlängerung aus der Spielertraube in die Mitte oder an den langen Pfosten einstellen und gegebenenfalls diesen Ball abfangen oder einem Mit- oder Gegenspieler fällt bereits in der roten Zone auf den Kopf und man muss auf den Kopfball mit seiner Spielerin am 1. Pfosten dementsprechend reagieren. Schwachpunkte: Die Spielertraube vor in der Gefahrenzone vergrößert sich noch einmal, dadurch wird auch die Sicht mehr eingeschränkt. Es muss bei dieser Variante auch auf die Kopfballstärke der eigenen Verteidigerinnen gebaut werden, denn ohne diese landet der Ball wahrscheinlich schon im Gefahrenbereich unhaltbar unter der Latte.
Habe ich diese zwei Varianten jetzt so richtig aufgefasst?
Ich würde sicherlich meine Entscheidung auch vom Eindruck vom leitenden Schiedsrichter im Spiel abhängig machen - ist sicherlich nicht die beste Lösung, aber leider manchmal notwendig.
EDIT: Ein sehr guter Beitrag, strigletti. Danke.
Ein sehr guter Beitrag, strigletti. Danke.
Dem kann ich mich nur anschließen.
Ich glaube ich würde eher die Variante Verteidiger raus wählen und auf den Schiri hoffen, sofern man auf ihn hoffen kann. Bei der zweiten Variante mit Verteidigern, sehe ich es auch so, wie es schon angeklungen ist, dass man sich auf die Kopfballstärke seiner Verteidiger verlassen muss. Der Torwart trägt bei Ecken ja nicht alleine die Verantwortung und deshalb bin ich mir auch nicht so sicher, ob man dann auf Teufel komm raus da noch reindreschen soll, oder sich eher weiter hinter dem Pulk orientiert und es mehr oder weniger den Verteidigern überlässt die "rote Zone" zu sichern. Klar hat man dann eingeschränkte Sicht, aber ich denke die Gefahr, dass sich Torwart und Verteidiger nur gegenseitig bei der Ballsicherung und dem Kopfball behindern, ist sehr groß und das wäre dann ja auch kein Foul.
Andersherum ziehlen die Gegener genau darauf ab und es liegt an der verteidigenden Mannschaft mit einer guten Absprache dagegen zu halten.
Aber wie sieht diese Absprache aus und können die Verteidiger nach einem Torwartruf überhaupt schnell genug aus dem Pulk und dem Torwartweg verschwinden... ach ja ich sehe schon: Patentrezept gesucht und nicht gefunden.
Wie schon gesagt, ich bin kein Freund von einer doppelten Pfostenbesetzung (1. und 2. Pfosten), da m.E. ein Verteidiger am kurzen Pfosten ausreicht. Den dadurch freiwerdenen Mann (Nichtbesetzung des 2. Pfosten) kann ich zweckmäßiger positionieren. Aber dieses Thema - Pfostenbesetzung ja oder nein - ist immer eine Sache der Philosophie, wie man auch im bezahlten Fußball ansehnlich immer wieder wahrnehmen kann.
Hm, diese scharfen Dinger auf den ersten Pfosten sind wirklich ein echtes Problem. Das musste ich in den letzten 2 Jahren schon oft erfahren und auch gestern sind wir dabei mehrfach heftig ins schwimmen geraten. Unter anderem hat ein solcher Ball zu dem (unberechtigten) Elfmeter geführt.
Ich bin der Meinung, daß man als TW eigentlich gar nix machen kann. Es sei denn man steht schon "kurz", aber dann würde man bei einem lang geschlagenen Ball ziemlich dumm aus der Wäsche gucken. I.d.R. stehen wir ja alle eher mittig, oder im hinteren Tordrittel. Ein scharfer Ball auf den ersten Pfosten ist aber so schnell vor dem Tor, daß wir kaum eine Chance haben ihn abzufangen. Also ist es schlicht und ergreifend die Aufgabe unserer Abwehr diesen, brandgefährlichen Bereich abzudecken. Gelingt es der Abwehr nicht (was bei mir dieses Jahr ein erhebliches Problem ist), rappelt es meistens auch in der Kiste. Wie strigletti schon richtig schrieb. Wir müssen mit allem rechnen und werden daher in unserer eh schon knappen Reaktionszeit noch gehemmt. Zudem kommt ein Kopfball aus 4-5m, von einem hereinsprintenden Stürmer meist so wuchtig wie ein guter Schuß. Da hilft - so traurig es klingt - meist echt nur noch beten. Entweder der Ball kommt nah bei uns, so daß wie ihn mit einem Reflex parieren können, oder er rutscht dem Stürmer über die Stirn, daß er keinen Druck dahinter bekommt, oder geht idealer Weise daneben. Alles andere führt zu 99% zum Gegentreffer.
Mein Trainer polterte eine Zeitlang auch immer was von "der war im 5er, den musst du haben". Bis er dann mal selbst gesehen hat, wie schwer es ist vom hinteren Drittel so schnell nach vorn zu kommen...
Ein gut gemeinter Tipp: Verlasst euch nicht auf den Schiri! Das geht absolut in die Hose, vor allem in unteren Klassen!!! Wenn im 5er 3 Gegenspieler stehen die zum Kopfball gehen ist das KEINE Torwartbehinderung. Es wird erst eine, wenn die Bewegung in den TW hinein geht. In erster Linie müsst ihr euch selbst helfen, dann kommt iwann mal der Schiri. Mir stehen die Gegner in der Kreis B ständig im Laufweg und blocken mich bei der Ecke auf der Linie. Dadurch habe ich schon einige Treffer kassiert, weil ich gar nicht rauslaufen konnte (war so'n Schrank im Weg). Das ist zwar eine klare behinderung des Torhüters, aber in den Kreisligen pfeift das kein Schwein. Nicht mal 'n Schiri... :rolleyes:
Schnapper82
21.09.2009, 11:19
Mein Trainer polterte eine Zeitlang auch immer was von "der war im 5er, den musst du haben". Bis er dann mal selbst gesehen hat, wie schwer es ist vom hinteren Drittel so schnell nach vorn zu kommen...
Ja, diese Phrasen sind großer Sport.
Im 5er musst du alles haben...hahaha...da sieht man, dass der jenige, der solch eine Aussage trifft, noch nie im Tor gespielt hat.
Ja, diese Phrasen sind großer Sport.
Im 5er musst du alles haben...hahaha...da sieht man, dass der jenige, der solch eine Aussage trifft, noch nie im Tor gespielt hat.
Richtig, genau so ist es. Hat Oberliga gespielt, aber im Feld... Und so ist auch das Training und sein Verhalten mir gegenüber. Allerdings gebe ich ihm auch durchaus mal langen Hafer. :D:D:D Bin schließlich der Ältere und Stur wie'n Esel... ;)
Schnapper82
21.09.2009, 11:32
Ist ja auch nicht verkehrt den Horizont des Trainers einmal zu erweitern.
Man ist ja immer geneigt, dass man sagt, der Keeper muss den Ball haben, wenn er im 5er ist. Diese Aussage ist ja auch okay, so lange keine Behinderungen (Gegenspieler und Mitspieler) im Weg stehen.
Ohne diese Behinderungen hole ich auch Flanken, die 12,13 oder auch mal 14 Meter vor das Tor kommen. Aber wann hat man solche Situationen? Fast nie.
Fast die selbe Situation sind scharfe Freistöße aus dem Halbfeld, die zum Tor hingezogen werden mit richtig Dampf. Auch hier kann man schnell mal doof aussehen, ohne wirklich etwas dafür zu können.
Believer
21.09.2009, 12:54
Fast die selbe Situation sind scharfe Freistöße aus dem Halbfeld, die zum Tor hingezogen werden mit richtig Dampf. Auch hier kann man schnell mal doof aussehen, ohne wirklich etwas dafür zu können.
Oh ja! Wie oft sieht man es bspw. in der Bundesliga, dass ein solcher Ball durch Mann und Maus durchgeht und hinter dem verdutzt da stehenden Torwart einschlägt. Sofort wird die Debatte um eine mögliche Torverhinderung durch den Torwart gestartet, aber entweder man geht auf Verdacht, dass die reinlaufenden 3 Stürmer (die Abwehr schaltet in solchen Situationen fast nie) alle verpassen zum Ball, oder man bleibt stehen und verlässt sich auf seine Reflexe. Beides kann ungeheuer in die Hose gehen. Florian Fromlowitz hat am Wochenende die 1. Variante gewählt und hat Glück gehabt. Bei solchen Gegentoren sieht man einfach nur schlecht aus, kann aber im Grunde nichts dafür.
Das sieht halt blöd aus weil der Ball lange unterwegs ist aber für den Torwart die Reaktion sich erst aus den letzten Metern des Balles vor dem Tor ergibt. Wenn die Möglichkeit besteht sollte man immer raus auch wenn mal eine nicht so optimale Ballverwertung möglich ist.
Hatte im letzten Spiel auch so ein scharfes Ding auf die Kiste und konnte den Ball gerade so erreichen und mehr Schlecht als Recht in die Mitte wegfausten im 16er. So konnten aber meine Mitspieler das Teil wegledern.
Wenn ich nicht raus wär. wär das Ding wohl an 2-3 Angreifern vorbeigesegelt und unhaltbar im Langen eingeschlagen oder einer hätte ihn erwischt und das Ding reingeköpft.
War zwar nicht zufrieden mit meiner Abwehr aber im Endeffekt hab ich die Aufgabe erfüllt und das Ding war nicht drin auch wenn es mal nicht so optimal war.
hab vor ner woche so ein ding kassiert!
freistoß aus ca. 20 metern halblinke position von mir ausgesehen......
zirkelt den ball richtung langes eck......abwehr bleibt stehen.....ball kommt auf höhe 5er linie....3 gegenspieler steigen zum kopfball hoch......ich bin auf der linie geblieben (hohe bälle sind leider meine schwachstelle).....keiner der gegenspieler kommt hin.....ball schlägt im langen eck ein :rolleyes:
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