Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eine neue "Torwartmode"?
Dominik Müller
01.01.2013, 17:29
Seitdem ich klar denken kann, schau ich Fußball. Ich muss mir wirklich jedes Spiel, dass übertragen wird, anschauen. Doch dabei "glotz" ich nicht einfach in die Röhre, sondern ich analysiere die Spiele. Ich schau genau hin, um zu erkennen, wie die Mannschaft spielt, also welche Taktik die Trainer gewählt haben usw.. Da ich ja selbst auch Torwart bin, ist es mir immer zuerst wichtig zu schauen, wie die Torhüter spielen, um eventuelle Fehler zu erkennen.
Dabei viel mir in den letzten drei Jahren auf, dass seit den Abgängen von großen Torwartnamen in der Bundesliga, wie Kahn, Lehmann oder auch Rost, die jungen Torhüter die dafür kamen, eine neue Mode in die Bundesliga brachten. Eine Technik, welche für mich sehr fraglich ist: In der Bundesliga werden kaum noch Flanken abgefangen. Selbst ein Nationaltorwart wie M. Neuer ist kein Strafraumbeherrscher.
Nur noch ganz wenige Torhüter gehen bei einem Eckball oder bei einem Flankenball zum Ball. Obwohl M. Neuer eine gute Größe für solche Aktionen besitzt, bleibt er lieber auf der Linie. Aber das gilt nicht nur für ihn. Auch andere Torhüter die vllt. sogar größer sind, schmeißen sich bei einem Eckball nicht mehr in das Getümmel.
Wenn sich dann doch mal einer trauen sollte, werden nur noch die Fäuste benutzt, auch bei Bällen, die man ganz klar fangen kann.
Ich frage mich ernsthaft, wer diese neue Mode eingeführt hat!!!
Konntet ihr dies auch schon beobachten? und wenn, wie ist eure Meinung dazu?
25_Hart_25
01.01.2013, 17:32
Ich würde den Thread eher bei den "Allgemeinen Torwartthemen" eröffnen :)
Mir ist auch aufgefallen, dass die Torhüter bei Flanken und Ecken kaum noch den Fünf-Meter-Raum verlassen. Was haben die Torhüter da früher weggefischt und weggaufaustet und dadurch viele Tore verhindert. Die neuen Bälle können für mich da keine Ausrede sein.
Torbinho
01.01.2013, 18:51
Also für mich ist Neuer einer der wenigen, die Flanken noch relativ sicher und auch häufig und zudem vor allem außerhalb des "Pflichtbereiches" 5m-Raum holen. Generell stimme ich deinen Beobachtungen da aber absolut zu, es ist deutlich zu sehen, dass gerade die U30-Keeper da immer mal wieder unsicher sind.
Das hat aus meiner Sicht 2 Gründe, die in Phrasen bestehen, die sich irgendwann einmal entwickelt haben und totaler Mumpitz in meinen Augen sind.
1. "Wenn er rauskommt, muss er ihn haben!"
2. "Wenn der Ball durch den 5er segelt, muss er raus!"
Das beides kombiniert bedeutet, dass ein Keeper jeden durch den 5er fliegenden Ball problemlos runterpflücken muss. Dabei ist das ganze technisch alles andere als anspruchslos.
Wenn ich mich zurückerinnere, wurde ich in meiner Ausbildung, d.h. in C-, B- und A-Jugend nicht selten kritisiert dafür, dass ich Fehler beim Abfangen von Flanken gemacht habe. Meist dann halt mit den beiden o.g. Phrasen. Für mich ist das absolut kontraproduktiv, weil es einen jungen Keeper stark verunsichert. Somit zweifelt man, gerade auf Grund der ersten Aussage, im Jugendbereich viel zu häufig und geht eben nicht zum Ball. Somit verpasst man es, wichtige Erfahrungen zu sammeln (diese sind beim Flankenabfangen für mich am wichtigsten) und entwickelt nie wirklich eine gewisse "Selbstverständlichkeit".
Ich vermute jetzt einfach mal, dass die fast gesamte Keepergeneration der Jahrgänge 84-90 (ungefähr) darunter leidet und man deswegen auch bei höchst talentierten Fängern immer wieder die gleiche Problematik beobachten muss.
Meiner Meinung nach muss ein Keeper im Jugendbereich ermutigt werden, Risiken einzugehen. D.h. vor allem Flanken und Bälle vorm 16er abfangen. Dabei muss man zwangsläufig damit rechnen, dass "Fehler" passieren. Aber wie gesagt, Fehler in diesen Grenzbereichen sind für mich keine echten Fehler, da es sich oft um Unwägbarkeiten und einen einfachen Wahrscheinlichkeitsdeal handelt. Im Laufe der Zeit sollte der Keeper dann lernen, wo die Grenzen sind, sodass es möglichst selten passiert, dass man zu spät kommt.
Ich denke, auf höchster Ebene hat sich diese Denke zuletzt durchgesetzt, sodass die neueste Keepergeneration wieder sicherer bei Flanken agiert.
Shay Given
01.01.2013, 19:13
Also, ich stimme Torbinho zu, aber das Stellungsspiel von vielen ist einfach zu defensiv (Ter Stegen und Neuer ausgenommen). Ich denke schon, dass es an diesen Stammtischphrasen liegt, aber nicht nur, sondern auch "die Angst", zu patzen. Auch so werden Flanken kaum gepflückt, da viele fast auf der Torlinie am kurzen Pfosten stehen, obwohl der Ball 25-30m davon entfernt ist.Dann ist es kein Wunder mehr, dass fast jede Flanke über die Torhüter fliegt und einer am langen Pfosten sich freut, seinen Kopf hinhalten zu kònnen. Also, darauf kann ein Profi auch kommen, dass der Flankengeber nicht das Tor treffen kann, wenn man 2-3m raus und in der Mitte auf eine Flanke wartet, oder diesen Schuss abwehren kann, zumal er aus eher spitzem Winkel kommt.
Ich denke, dass dieses defensive Stellungsspiel eine Folge aus dieser Angst ist.
25_Hart_25
01.01.2013, 19:24
Shay Given hat da schon recht. Ich denke auch, dass viele Keeper Angst haben zu patzen und bleiben deswegen auf der Linie. Allgemein finde ich diese Stammtischphrasen sowas von ätzend. Es gibt meiner Meinnug nach kaum eine anspruchsvollere Thematik im Torwartspiel als die Strafraumbeherrschung. Wenn ich dann im Spiel nicht einmal rauskomme weil ich mir sicher bin, dass ich den nicht kriegen werde und dann im nachhinein von einem Zuschauer hören muss "da musst du raus" obwohl er selber noch nie im Tor stand und diese Erfahrung noch nie in seinem Leben gemacht hat könnte ich platzen
Shay Given
01.01.2013, 19:36
Durch diese Angst, mit der man sich defensiv stellt, muss man auch eine viel längere Strecke zurücklegen, um eine Flanke abzufangen. Und so wandert generell die Enscheidung, eine Flanke an den Fünfer oder 6,7 oder 8m vor dem Tor abzufangen , eher gegen null. Weil man eben mehr laufen muss, obwohl man, theoretisch gesehen, eine "Obergrenze"seiner Reichweite durch Laufen zu einer Flanke hat, die eben nicht vom Stellungsspiel abhängt. Also, wenn man z.B. (muss nicht stimmen, das Prinzip muss klar sein) bei einem Eckball 0,5m vor der Linie steht, muss man zum Fünfer (eig. 6yards~5,5m, deswegen 5m laufen)eben 5m zurücklegen muss. Aber wenn man 3m vor dem Tor steht, kommt man bis 8m vor dem Tor, also Hälfte Sechzehner, was schon sehr gut ist. Zu einer Flanke am Fünfer muss man nur noch 2,5m laufen. Also die Hälfte zu der Strecke vom "Liniensteher". Dann ist es nur noch logisch, dass der etwas offensivere Keeper schneller den Entschluss haben wird, eine Flanke außerhalb/am Fünfer abzufangen als der, der zu passiv spielt.
Torbinho
01.01.2013, 21:46
Shay Given: Ich stimme dir 100%ig zu. Du sagst genau, was ich meine! Woher kommt denn die Angst zu patzen? Letztendlich resultiert die genau daraus, was ich oben angemerkt habe.
Angst ist meist eine relativ irrationale Gefühlsregung (z.B. nachts nach einem Horrorfilm alleine mit dem Hund gehen ;)). Genauso ist es auch bei Strafraumbeherrschungsszenen. Letztendlich braucht niemand Angst zu haben, einen Ball zu verpassen, denn die Technik ist da.
Wie geht man mit solchen irrationalen Ängsten um? Unter anderem mit Erfahrung! Wer jede Nacht mit dem Hund rausgeht, weiß, dass dort mit aller Wahrscheinlichkeit nichts passiert, er gewöhnt sich an die Situation. So gesehen zeigt man Torhütern in der wichtigsten Phase ihrer Ausbildung quasi ein paar Horrorfilme (macht ihnen Angst) und wundert sich dann, dass diese Jungs nicht mehr mit dem Hund rausgehen wollen (bzw. am Spieltag lieber defensiv agieren). Da dann keine Erfahrungen gesammelt werden (jedenfalls nicht so viele wie nötig und dann meist schlechte) wird die Angst nicht abgebaut.
Das Problem ist hausgemacht und es ist verdammt schwer, das abzutrainieren.
HannSchuach
01.01.2013, 21:51
Ich verstehe nicht, warum da manche Profitorhüter "Angst" haben sollen?!?!
Dann müsste er bei jedem harten Ball aufs Tor auch Angst haben, haben sie aber nicht. Oder doch?!?!
Wie Torbinho schon angemerkt hat, ist die Fangtechnik etc. ja da um Flanken auch außerhalb der "Pflichtzone" 5er zu fangen.
Daher fällt für mich das Rausgehen auf eine Flanke auch nicht unter "Risiko". Wenn ein Ball aufs lange Eck geht, könnte ich ja dann sagen, ich bin vorsichtshalber stehen geblieben, denn, wenn ich hingegangen wäre, hätte ich das "Risiko" gehabt, den Ball nicht zu erwischen oder ihn fallen zu lassen.
Das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Ich persönlich bin nicht der Größte mit meinen 1,80m, dennoch versuche ich auf jeden Ball zu gehen, der nur annähernd in "meinen Bereich" kommt. Damit kann man viele Situationen schon im Ansatz entschärfen und danach ev. sofort einen gefährlichen Konter einleiten, wenn sich die Gegenspieler alle in den Strafraum in der Vorwärtsbewegung begeben.
Torbinho
01.01.2013, 22:12
Das ganze ist, wie ich sagte, eine relativ irrationale Sache.
Der Vergleich mit dem Schuss aufs Tor hinkt. Wenn der Ball aufs Tor geht, ist er in jedem Fall drin, wenn ich nicht hingehe. Den Einschlag will jeder Keeper vermeiden, was hat man dann zu verlieren?
Wenn ich eine Flanke abfangen will, ist das anders. Der Ball, den ich eventuell verpasse, könnte gar nicht bei einem Stürmer ankommen. Selbst dann könnte der Ball nicht aufs Tor kommen oder ich kann ihn notfalls noch auf der Linie halten. Natürlich ist das ein irrationaler Gedankengang, weil ich meist eine bessere Chance beim rauskommen habe als wenn ich Lotterie spiele und hoffe, den Ball noch auf der Linie halten zu können.
Der entscheidende Unterschied ist: Wenn ich nicht rauskomme, sehe ich nicht aus, wie der letzte Depp. Wenn ich den Ball nicht bekomme und der Stürmer nur noch den Kopf hinhalten muss, ist es ein klarer Fehler, ich bin für eine Niederlage verantwortlich und sitze im nächsten Spiel möglicherweise auf der Bank. Und schon spielt sich der Horrorfilm im Kopf ab. Ich kenn das von mir selber. Jetzt sehe ich das anders, denke, dass ich zu viel mehr Bällen hingehen sollte. Aber zu B- und A-Jugendzeiten hatte ich genau den oben geschilderten Gedankengang. Dadurch kam ich zu selten raus und habe es verpasst, wichtige Erfahrungen zu sammeln, die mir jetzt manchmal fehlt. Wenn ich dann doch rauskomme, geht es meist sogar erstaunlich gut, aber ich komme halt zu selten raus.
Ich vergleiche das manchmal, auch wenn es nicht ganz zutrifft, mit Stürmern. Würde man von ihnen verlangen, aufs Tor zu schießen und dabei unbedingt zu treffen, würden sie erst dann schießen, wenn sie sich absolut sicher sind (und dadurch vermutlich nie vernünftig zum Abschluss kommen). Von einem Profi kann man das später in gewisser Weise verlangen, aber er muss in seiner Ausbildung die Möglichkeit haben, die notwendigen Erfahrungen zu sammeln und nicht, bei einer vergebenen Chance direkt auf der Bank zu sitzen.
Shay Given
01.01.2013, 22:13
Shay Given: Ich stimme dir 100%ig zu. Du sagst genau, was ich meine! Woher kommt denn die Angst zu patzen? Letztendlich resultiert die genau daraus, was ich oben angemerkt habe.
Angst ist meist eine relativ irrationale Gefühlsregung (z.B. nachts nach einem Horrorfilm alleine mit dem Hund gehen ;)). Genauso ist es auch bei Strafraumbeherrschungsszenen. Letztendlich braucht niemand Angst zu haben, einen Ball zu verpassen, denn die Technik ist da.
Wie geht man mit solchen irrationalen Ängsten um? Unter anderem mit Erfahrung! Wer jede Nacht mit dem Hund rausgeht, weiß, dass dort mit aller Wahrscheinlichkeit nichts passiert, er gewöhnt sich an die Situation. So gesehen zeigt man Torhütern in der wichtigsten Phase ihrer Ausbildung quasi ein paar Horrorfilme (macht ihnen Angst) und wundert sich dann, dass diese Jungs nicht mehr mit dem Hund rausgehen wollen (bzw. am Spieltag lieber defensiv agieren). Da dann keine Erfahrungen gesammelt werden (jedenfalls nicht so viele wie nötig und dann meist schlechte) wird die Angst nicht abgebaut.
Das Problem ist hausgemacht und es ist verdammt schwer, das abzutrainieren.
So ist es, Torbinho. Deswegen müssen alle nach einem Horrorfilm mit ihrem Hund rausgehen, dann wirds schon ;) :p.
Nein, aber deswegen ist die eigene Einstellung zu so einer Situation sehr wichtig, dann hat man schon viel gewonnen. Denn es ist ja schon ein Unterschied, wenn ich sage:"Ich hol den mir, muss ja nur einen Ball fangen" oder:"Hoffentlich erwische ich den". Dann wird es nie was mit Flanken abfangen. Selbst, wenn man einen Ball nicht erreicht, sage ich mir:,,Ich hab 15 Flanken davor verschärft, statt fünf, ca.2 Gegentore verhindert. Macht nix, denn ich habe ein Tor insgesamt erspart." Genau aus dem Grund ist eine offensive Ausrichtung bei Flanken ja hilfreich. Auch allgemein ist Angst im Torwartspiel ein Tabu. Jeder Moment, wo ich zweifle, könnte diese Zehntelsekunde sein, die mir fehlt, um das Tor zu verhindern.
HannSchuach
02.01.2013, 03:50
Ich hatte 2012 im Frühjahr nach einem TWT mit Michael Konsel (wer in nicht kennt mal Onkel Google fragen :p )ein interessantes Gespräch mit ihm bzgl. Flanken und Bälle in den Strafraum.
Er vertritt den Standpunkt in etwa so:
Jeder hohe Ball, sei es Flanke, Freistoß etc. in den Straufraum ist eigentlich ein MUSS für jeden Torhüter. Man sollte also mit einer Selbstverständlichkeit auf jeden Ball "gehen". Dies muss automatisiert und verinnerlicht werden, da sonst die Gefahr des "Nachdenkens" besteht = Zeitverlust und kostet eventuell die Zehntelsekunden, die man dann zu spät sein könnte.
War ein interessantes Gespräch und hat mich darüber auch ein weiteres mal zum Nachdenken gebracht.
Hatte früher auch das Problem einfach zu lange darüber nachzudenken, ob ich nun raus MUSS oder nicht. Dann lief bei mir auch der Film im Kopf ab - Was passiert, wen ich den Ball nicht erwische oder ev. fallen lasse?!?! Dann bin ich der Idiot und wir kassieren ein Gegentor. Das hemmt immens und kostet zu viel Zeit und man bleibt auf der Linie, weil es dann meistens eh schon zu spät ist auf einen hohen Ball zu gehen.
Habe mich damit auch selbst, mit ca. 20 Jahren beschäftigt, und kam zum Schluss: Sche.... drauf und "Risiko", das sind meine Bälle.
Habe es dann nach und nach versucht in den Spielen, als auch Trainingsspielen umzusetzen, ohne zu Überlegen einfach raus und den Ball zu holen. Bin damit gut gefahren und das Gespräch letztes Jahr mit Konsel hat das auch bestätigt.
Jetzt überlege ich keine Sekunde mehr, wenn ein hoher Ball kommt. Es fährt kein Film mehr im Kopf ab.
In "Extremsituationen", also Bälle, die man wirklich nicht erreichen kann, bleibe ich natürlich drin. Diese Situationen erfordern natürlich viel Spielpraxis und Erfahrung bzw. Routine, die kommt dann mit der Zeit.
Spielsituationen lesen und antizipieren zu können gehört natürlich auch dazu.
Daher verstehe ich oft nicht, wenn Profitorhüter zögern, mal rauszukommen. Natürlich kann man meine Spiele in unserer Liga nicht mit denen der Profis vergleichen. Andererseits dafür aber auch nicht meine Torhüterqualitäten mit denen der Profis. :p
Daher verstehe ich oft nicht, wenn Profitorhüter zögern, mal rauszukommen. Natürlich kann man meine Spiele in unserer Liga nicht mit denen der Profis vergleichen. Andererseits dafür aber auch nicht meine Torhüterqualitäten mit denen der Profis. :p
Flanken bzw. die Strafraumbeherrschung bei hohen Bällen ist einfach eine Sache der Erfahrung. Das geht in jungen Jahren einfach nicht. Zumindest wenn nicht extremer Wert auf Flanken gelegt wurde im Training. Im Gegenteil, diesen "Mangel" nimmt man in Kauf und trainiert dafür die Abwehr von Schüssen aus allen Distanzen. Das hat durchaus auch Sinn. Denn egal wie gut deine Strafraumbeherrschung ist, an jede Flanke kannst du nicht herankommen und dann sind die Fähigkeiten auf der Linie gefragt. Dazu kommt, selbst wenn ich keine einzige Flanke bekomme und mich niemals von der Linie entferne, Bei wie vielen kommt ein Gegenspieler überhaupt an den Ball? Wie viele dieser Flanken kommen anschließend überhaupt nur aufs Tor? Und von denen, die aufs Tor kommen, wieviele sind davon wirklich gefährlich?
Ich meine, jeder hier kennt doch sicherlich lustige Torschuß- / Flankenübungen aus dem Training für die Feldspieler. Aus dem Stand sieht das ja meistens noch ganz gut aus, aber sobald da ein bisserl Tempo dazu kommt und vielleicht sogar ein Gegenspieler siehts doch meistens sehr übel für die Angreifer aus und im Spiel ist das ja nochmals verschärft.
Kurz, es macht einfach mehr Sinn in der Torwartausbildung Schwerpunkte auf andere Bereiche zu legen. Dementsprechend auch die Wahrnehmung, dass die junge Garde vielleicht nicht unbedingt soviele Flanken pflückt, wie die alte Garde, die vormals im Tor war. Nur täuscht auch gerne mal die Wahrnehmung, weswegen ich das durchaus mal gerne mit Zahlen unterlegt sehen würde. Ich würde nämlcih eher vermuten, dass insgesamt eher weniger Flanken geschlagen werden, als früher. Kopfballstürmer ala Briegel, Hrubesch oder Kalle Riedel, sind einfach nicht mehr vorhanden.
übergreifer
02.01.2013, 10:31
Ich kenne die These, dass Generation Kahn-Rost-Reck usw. als das typische Beispiel einer linienbezogenen Spielweise galt. Während neuere Generation größtenteils "moderner" und "risikoreicher" spielen sollte. Und jetzt stellt man sich die Frage warum neuere Keeper weniger Flanken runter pflücken, was die alte Generation angeblich wesentlich besser beherrschte. Ich bin jetzt verwirrt, weil beide Theorien gleichzeitig nicht stimmen können.
Torbinho
02.01.2013, 11:00
@Anadur: Deinen letzten Punkt sehe ich ähnlich. Ich glaube aber, dass es nicht nur daran liegt, dass die von dir genannten Kopfballmonster fehlen. Viele Mannschaften haben einfach erkannt, dass enorm viel zusammenpassen muss, wenn man ein Kopfballtor erzielen will. Sieh die Barcelona oder die spanische Nationalelf an, da werden z.B. alle Ecken ausgespielt, weil das Chancenverhältnis Ballverlust/gefährlicher Abschluss einfach zu schlecht aussieht. Natürlich legen es diese beiden Teams auch extrem darauf an, dem Gegner nicht den Ball zu überlassen. Aber es ist halt auch so, dass man über andere Wege als hohe Flanken eine vielfach höhere Torgefahr erzeugen kann und deshalb diese Wege vermehrt sucht. Hohe Flanken verkommen z.T. zu einer Art "Verlegenheitslösung", die man dann zieht, wenn man spielerisch nicht in den 16er kommt.
Was die Erfahrung angeht: Ich sehe es schon so, dass junge Keeper das auch alles können. Erfahrung heißt für mich nicht, alt (<27 oder so) zu sein, sondern Erfahrungen gesammelt zu haben. Und diese kann man sehr gut auch im Jugendbereich sammeln, damit sich, wie HannSchuach es anspricht, im Seniorenbereich eine gewisse Selbstverständlichkeit einstellt.
@übergreifer: Ich sehe das Problem. Aber ich glaube, die Fragestellung zielt nicht so sehr auf die jngen ("modernen") Keeper ab, sondern eher auf die jetzt Endzwanziger und Anfang-dreißiger. Diese Generation hat m.E. vielfach deutliche Probleme in der Strafraumbeherrschung. Sieh dir z.B. einen Rensing, Adler, Hildebrand, (Weidenfeller), (Casillas für lange Zeit)...
Da finde ich es schon enorm, dass diese Keeper bei all ihrer Klasse ihren 16er kaum im Griff haben/hatten. Bei der neueren (eben der "modernen") Generation sehe ich, dass sich das Problem ein wenig entschärft.
El-Torro
02.01.2013, 12:20
Also ich stimme da dem Hannes voll und ganz zu bzw seinem Gesprächspartner ... Mein Trainer in der Jugend sagte immer ( auch wenn es abgedroschen klingt ) jeder Ball im 16 er ist deiner niemand hat in deinem 16 er am Ball was zu suchen. Ich soll zu den bällen gehen und sie nicht zu mir kommen lassen auch wenn ich mir da das ein oder andere mal die finger verbrenne....Und er lies mich auch Flanken trainieren er sagte aber wiederum das richtige rauskommen abfangen etc lernst du im Spiel die Basis ist das Training aber der Erfolg kommt im Spiel weil du da die Dynamik hast die man im Spiel nur entwickelt diese 10% mehr....
Ich glaube nicht, dass diese Entwicklung nur von den Torhütern und deren Psychologie ausging. Vielmehr werden Flanken heute in den Tendenz ein wenig anders geschlagen als früher. Zog der Flügel früher zur Linie runter und spielte dann eine hohe, lange Flanke in den Rücken der Abwehr bzw. ins Zentrum des 16ers, werden die Flanken heute oft kürzer, tiefer und schärfer aus dem Halbfeld gezogen. Die Idee ist wohl gerade die, dass diese niedrigen Flanken genausogut per Kopf erreicht werden können wie (durch den Torhüter) mit den Händen. Bei solchen Flanken reicht es als Torwart nicht, den Ball einfach höher oben zu halten, wie bei der "klassischen" Flanke, sondern der Torhüter muss bei diesen Bällen praktisch am Gegenspieler vorbei/ durch ihn hindurch und hat keinen Höhenvorteil, den er ausspielen kann.
Persönlich mache ich das bei mir von der Sicherheit meiner Abwehr im Verhältnis zur Gefährlichkeit des Gegners beim Kopfballspiel abhängig. Sehe ich, dass der Gegner gute Kopfballspieler hat, gehe ich eher zu den Flanken um der Verteidigung zu helfen als sonst. Aber sone Einschätzung kann natürlich auch mal falsch sein :p
Shay Given
02.01.2013, 13:35
Anadur, widerspricht sich das nicht ein Bisschen? Die "jungen" Torhüter benötigen Erfahrung, um eben genauer zu wissen, wann raus und wann nicht. Aber wenn man diese Schwäche in Kauf nimmt, und einfach andere Situationen trainiert, dann ist die natürliche Folge, dass er eben dadurch, dass er nicht genau weiß, wann er rauskommt und so keinen Automatismus antrainieren kann bei der Strafraumbeherrschung.So entstehen die Zweifel, die tödlich, vor allem in dieser Teildisziplin des Torwartspiels, sind. Wäre das dann kein fehlerhafter Gedanke von den Leuten, die diese Torhüter trainieren?
Anadur, widerspricht sich das nicht ein Bisschen? Die "jungen" Torhüter benötigen Erfahrung, um eben genauer zu wissen, wann raus und wann nicht. Aber wenn man diese Schwäche in Kauf nimmt, und einfach andere Situationen trainiert, dann ist die natürliche Folge, dass er eben dadurch, dass er nicht genau weiß, wann er rauskommt und so keinen Automatismus antrainieren kann bei der Strafraumbeherrschung.So entstehen die Zweifel, die tödlich, vor allem in dieser Teildisziplin des Torwartspiels, sind. Wäre das dann kein fehlerhafter Gedanke von den Leuten, die diese Torhüter trainieren?
Schwer zu sagen. Man muß halt Prioritäten setzten, im Amateurbereich noch viel mehr als bei den Profis. Gänzlich verzichtet sicherlich niemand auf den Bereich beim Training, aber wirklich einen Fokus setzt auch niemand drauf. Flanken sind halt so eine Sache beim Training. Ohne Gegenspieler, selbst mit den Pappkameraden, bekommt man als Keeper wohl jede Flanke, die halbwegs in den Gefahrenbereich geschlagen wird. Aber die eigentliche Spielsituation läßt sich damit nur schwer nachstellen. Was man alles beachten muß, Stellung des Flankengebers, Geschwindigkeit des Flankengebers, Stellung der Abwehrspieler, Stellung der Stürmer, Winkel zum Tor, doch ein direkter Torschuß, lange oder kurze Flanke, mit Zug oder eher im Bogen, gerade oder angedreht, trifft der Schütze den Ball überhaupt so wie er will... vor allem, jeder Stürmer hat immer den Geschwindigkeitsvorteil auf seiner Seite, weil er sich aktiv in seine Position bewegt unabhängig davon wo der Ball am Ende landet. Der Torhüter muß zwangsläufig bei seinem Stellungsspiel einen Kompromiss eingehen, weil er eben den Ball nicht mal eben ignorieren kann weil er dann doch auf den zweiten Pfosten geht. Um dann letztendlich die Flanke innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde vor dem heranstürmenden Stürmer zu bekommen, muß man auf höchstem Maße die Flanke antizipieren und selbst das kann eben manchmal nicht mehr reichen. Gerade das Antizipieren, quasi das Lesen der Flanke geht nur über Erfahrung, sobald man sich fußballerisch auf einem Niveau befindet.
Letztendlich ist das eine Situation, die für den Torhüter grundsätzlich sehr schwierig ist. Man muß innerhalb kürzester Zeit eine riesige Fläche abdecken ohne wirklich garantieren zu können, dass das Geübte im Training Anwendung findet. Hingegen das was im Anschluss passiert, der Torschuß/Kopfball muß so oder so trainiert werden.
Torbinho
02.01.2013, 14:23
Anadur, ich finde, man muss Flanken abfangen nicht großartig trainieren. Klar, ein gewisser Grundstock sollte da sein (Fangtechnik, Sprungkraft und -technik), aber alles in allem hat glaube ich jeder Kreisliga-Keeper das notwendige Handwerkszeug, um Flanken souverän abzufangen. Das schilderst du ja auch: Im Training klappt es wunderbar.
Was den meisten fehlt ist das richtige Timing und die Fähigkeit, die Situation korrekt einzuschätzen.
Dies lernt man, wie du richtig sagst, nur über Erfahrung. Diese muss der Torwart aber genau dann sammeln, wenn er in der Ausbildung ist. Jedem Torwart im Jugendbereich würde ich daher einen Trainer mit der Einstellung von El-Torros Trainer wünschen. Ich wurde zum Beispiel für jeden nicht erwischten Ball harsch kritisiert, sodass ich für mich selbst die Erfahrung gemacht habe, dass es bequemer (nicht besser) ist, auf der Linie zu bleiben. Das hat sich dann leider festgesetzt und heute fällt mir das Timing extrem schwer, weil mir (trotz 6,5 Jahren Seniorenfussball) eben die wichtigen Erfahrungen aus der Jugend fehlen.
Shay Given
02.01.2013, 14:48
Anadur, ich finde, man muss Flanken abfangen nicht großartig trainieren. Klar, ein gewisser Grundstock sollte da sein (Fangtechnik, Sprungkraft und -technik), aber alles in allem hat glaube ich jeder Kreisliga-Keeper das notwendige Handwerkszeug, um Flanken souverän abzufangen. Das schilderst du ja auch: Im Training klappt es wunderbar.
Was den meisten fehlt ist das richtige Timing und die Fähigkeit, die Situation korrekt einzuschätzen.
Dies lernt man, wie du richtig sagst, nur über Erfahrung. Diese muss der Torwart aber genau dann sammeln, wenn er in der Ausbildung ist. Jedem Torwart im Jugendbereich würde ich daher einen Trainer mit der Einstellung von El-Torros Trainer wünschen. Ich wurde zum Beispiel für jeden nicht erwischten Ball harsch kritisiert, sodass ich für mich selbst die Erfahrung gemacht habe, dass es bequemer (nicht besser) ist, auf der Linie zu bleiben. Das hat sich dann leider festgesetzt und heute fällt mir das Timing extrem schwer, weil mir (trotz 6,5 Jahren Seniorenfussball) eben die wichtigen Erfahrungen aus der Jugend fehlen.
Man kann aber Strafraumbeherrschung durch Trainingsspiele ein bisschen simulieren...
Ja, Torbinho hat ebenfalls Recht, die Erfahrung, vor allem aus den jüngeren Zeiten, ist sehr wichtig, um sich eben "aufzubauen" und als "fertiges Exemplar" eben im den Senioren alles Gelernte im Idealfall zu 100% umsetzen zu können. Strafraumbeherrschung ist eine komplexe Thematik im Torwartspiel und kann nicht in einigen Wochen bzw. Monaten vollständig erlernt werden.
El-Torro
02.01.2013, 14:54
@ torbinho: ich bin sehr dankbar für den Trainer er hat auch nicht jeden Bock kritisiert bzw die Stammtischparolen von sich gegeben im Gegenteil er sagte : ( Vorsicht abgedroschen : lernen durch " Schmerz" bzw. Motivation durch Entsetzen)
... Denn was man nicht vergessen darf man kann es nicht trainieren den jede Flanke ist einzigartig, weswegen die innere Uhr stimmen muss.
nebenbei bin ich auch kein Freund des Leo,Torwart etc rufen beim rauskommen da ich zu oft gemerkt habe das es die eigenen Leute paralysiert und dem Gegner mehr ermöglicht für Bruchteile von Sekunden.
Shay Given
02.01.2013, 15:16
@ torbinho: ich bin sehr dankbar für den Trainer er hat auch nicht jeden Bock kritisiert bzw die Stammtischparolen von sich gegeben im Gegenteil er sagte : ( Vorsicht abgedroschen : lernen durch " Schmerz" bzw. Motivation durch Entsetzen)
... Denn was man nicht vergessen darf man kann es nicht trainieren den jede Flanke ist einzigartig, weswegen die innere Uhr stimmen muss.
Ja, dieses Training ist sehr effektiv, denn, wenn der Torwart keine Fehler machen darf, was lernt er dann aus dem Training.Nur, wenn eben Fehler im Training sind, kann sich der Torwart verbessern, indem er geeignete Lösungen mit dem Torwarttrainer findet, und diese umsetzt. Nur durch Training kann man sein Potenzial ausschöpfen, indem man diese Fehler findet. Wenn der Torwart immer auf der Linie klebt, und nie rauskommt, kann er ja nie wissen, wie weit er herausgehen "darf". Die Grenze muss man für sich selbst rausfinden. So ist es.
Zum "Torwartruf": Naja, ich finde den schon sinnvoll, wenn man den laut genug und auch früh genug macht. Damit kommt es nicht, jedenfalls nicht mehr oft zu Missverständnissen oder Verletzungen, dass der Torwart in den Verteidiger reinkracht...
Aber wenn man ruft, dann muss man raus und klären, jeder Zweifel, jede "Angst", seine Spieler zu verletzen, kann ausschlaggebend für das Erreichen des Balles sein.
Vielleicht haben die Torhüter ja mittlerweile Angst vor dem dämlichen Reporterspruch "Wenn er rauskommt, muss er ihn haben." :D
Shay Given
02.01.2013, 15:56
Vielleicht haben die Torhüter ja mittlerweile Angst vor dem dämlichen Reporterspruch "Wenn er rauskommt, muss er ihn haben." :D
Sorry, eugen, aber das wurde schon weiter oben im Thread besprochen, lese bitte diesen Thread ganz durch...
El-Torro
02.01.2013, 16:33
Zum "Torwartruf": Naja, ich finde den schon sinnvoll, wenn man den laut genug und auch früh genug macht. Damit kommt es nicht, jedenfalls nicht mehr oft zu Missverständnissen oder Verletzungen, dass der Torwart in den Verteidiger reinkracht...
Aber wenn man ruft, dann muss man raus und klären, jeder Zweifel, jede "Angst", seine Spieler zu verletzen, kann ausschlaggebend für das Erreichen des Balles sein.
Meinerseits hast du da recht ich verzichte aber meistens drauf... Aber um meinen alten Trainer nochmals zu zitieren zum Thema rufen : wenn der Schnapper Leo ruft dann räumt ihr dem Zug ( dem Tw ) wie beim Football den weg frei ....;) denn ihr steht ja auch nicht auf den Gleisen wenn er einfährt....
Shay Given
02.01.2013, 16:35
OK, jedem seine Meinung ;) Wenn du es besser findest, dann tue es :)
El-Torro
02.01.2013, 17:30
OK, jedem seine Meinung ;) Wenn du es besser findest, dann tue es :)
War jetzt nicht böse gemeint bzw wollte es nicht schlecht machen, so war es beim alten Team bin seit Oktober in einem neuen Verein der jetzige Keeper macht es zb. mal gucken wie es wird ...
Um o.g Themen nochmals anzusprechen es gibt nix was mehr nervt wie die Kommentare/ Stammtischparolen der ganzen Hobby Tw Experten
Dominik Müller
02.01.2013, 17:54
Ich würde den Thread eher bei den "Allgemeinen Torwartthemen" eröffnen :)
ich war mir nicht ganz sicher wohin das passen könnte;)
Dominik Müller
02.01.2013, 17:54
Mir ist auch aufgefallen, dass die Torhüter bei Flanken und Ecken kaum noch den Fünf-Meter-Raum verlassen. Was haben die Torhüter da früher weggefischt und weggaufaustet und dadurch viele Tore verhindert. Die neuen Bälle können für mich da keine Ausrede sein.
Das ist genau meine meinung
Shay Given
02.01.2013, 17:55
War jetzt nicht böse gemeint bzw wollte es nicht schlecht machen, so war es beim alten Team bin seit Oktober in einem neuen Verein der jetzige Keeper macht es zb. mal gucken wie es wird ...
Um o.g Themen nochmals anzusprechen es gibt nix was mehr nervt wie die Kommentare/ Stammtischparolen der ganzen Hobby Tw Experten
Ja, ich fand es auch nicht böse von dir :D.
Diese Stammtischparolen verallgemeinern alles, indem das Komplexe des Fußball-/Torwartspiels einfach ausgeblendet wird. Z.B. bei "Wenn er rausgeht, muss er ihn haben". Was ist, wenn ein Verteidiger, der, während der Torwart rausläuft, den Ball klärt, obwohl, der Torwart ihn auch selbst geklärt hätte? Wars dann ein Fehler?Oder bei "im Fünfer muss er alles haben". Wenn der Ball hart auf dem kurzen Pfosten, wo 3 Spieler stehen, kommt? Kann der Torwart durch diese Spieler durch, und den Ball davor fangen? Ich glaube nicht. Oder, wenn der Ball als Kerze in den Strafraum 6m vor dem Tor kommt, und der Torwart auf der Linie klebt, obwohl er 3 Sekunden Zeit hatte, um den Ball abzufangen. Der Ball kommt danny volley in den Winkel, ist er wirklich machtlos, weil der Ball 50cm vor dem Fünfer war, aber eine halbe Ewigkeit schwebte?Er war aber nicht im Fünfer, deswegen kann er nichts am Tor machen....Wer das wirklich denkt, hat einfach keine Ahnung vom Fußball und will einfach irgendwas erfinden, um doch etwas schlauer zu erscheinen. Aber da wäre doch eher das Gegenteil der Fall.
Dominik Müller
02.01.2013, 18:03
Ich hatte 2012 im Frühjahr nach einem TWT mit Michael Konsel (wer in nicht kennt mal Onkel Google fragen :p )ein interessantes Gespräch mit ihm bzgl. Flanken und Bälle in den Strafraum.
Er vertritt den Standpunkt in etwa so:
Jeder hohe Ball, sei es Flanke, Freistoß etc. in den Straufraum ist eigentlich ein MUSS für jeden Torhüter. Man sollte also mit einer Selbstverständlichkeit auf jeden Ball "gehen". Dies muss automatisiert und verinnerlicht werden, da sonst die Gefahr des "Nachdenkens" besteht = Zeitverlust und kostet eventuell die Zehntelsekunden, die man dann zu spät sein könnte.
War ein interessantes Gespräch und hat mich darüber auch ein weiteres mal zum Nachdenken gebracht.
Hatte früher auch das Problem einfach zu lange darüber nachzudenken, ob ich nun raus MUSS oder nicht. Dann lief bei mir auch der Film im Kopf ab - Was passiert, wen ich den Ball nicht erwische oder ev. fallen lasse?!?! Dann bin ich der Idiot und wir kassieren ein Gegentor. Das hemmt immens und kostet zu viel Zeit und man bleibt auf der Linie, weil es dann meistens eh schon zu spät ist auf einen hohen Ball zu gehen.
Habe mich damit auch selbst, mit ca. 20 Jahren beschäftigt, und kam zum Schluss: Sche.... drauf und "Risiko", das sind meine Bälle.
Habe es dann nach und nach versucht in den Spielen, als auch Trainingsspielen umzusetzen, ohne zu Überlegen einfach raus und den Ball zu holen. Bin damit gut gefahren und das Gespräch letztes Jahr mit Konsel hat das auch bestätigt.
Jetzt überlege ich keine Sekunde mehr, wenn ein hoher Ball kommt. Es fährt kein Film mehr im Kopf ab.
In "Extremsituationen", also Bälle, die man wirklich nicht erreichen kann, bleibe ich natürlich drin. Diese Situationen erfordern natürlich viel Spielpraxis und Erfahrung bzw. Routine, die kommt dann mit der Zeit.
Spielsituationen lesen und antizipieren zu können gehört natürlich auch dazu.
Daher verstehe ich oft nicht, wenn Profitorhüter zögern, mal rauszukommen. Natürlich kann man meine Spiele in unserer Liga nicht mit denen der Profis vergleichen. Andererseits dafür aber auch nicht meine Torhüterqualitäten mit denen der Profis. :p
Bei mir ist das mit der angst auch da,dass liegt jedoch immer daran, dass ich mit meinen 1.75m als torwart recht klein bin. ich habe immer angst dass ich einfach zu klein bin und deswegen bleibe ich manchmal nur auf der linie. bei solchen situationen retten mich meist nur noch meine reflexe vor dem gegentor
Shay Given
02.01.2013, 18:17
Bei mir ist das mit der angst auch da,dass liegt jedoch immer daran, dass ich mit meinen 1.75m als torwart recht klein bin. ich habe immer angst dass ich einfach zu klein bin und deswegen bleibe ich manchmal nur auf der linie. bei solchen situationen retten mich meist nur noch meine reflexe vor dem gegentor
Aber du hast noch den Vorteil, deine Arme zu nutzen, deswegen kommst du auch über einen 2m großen, der den Ball hineinköpfen möchte.Wenn man davon ausgeht, dass deine Armlänge über deinem Kopf 25cm beträgt :p *spaß*.
Deswegen solltest du keine Angst vor Hünen besitzen, das muss dir klar werden .:)
25_Hart_25
02.01.2013, 18:36
Ja, ich fand es auch nicht böse von dir :D.
Diese Stammtischparolen verallgemeinern alles, indem das Komplexe des Fußball-/Torwartspiels einfach ausgeblendet wird. Z.B. bei "Wenn er rausgeht, muss er ihn haben". Was ist, wenn ein Verteidiger, der, während der Torwart rausläuft, den Ball klärt, obwohl, der Torwart ihn auch selbst geklärt hätte? Wars dann ein Fehler?Oder bei "im Fünfer muss er alles haben". Wenn der Ball hart auf dem kurzen Pfosten, wo 3 Spieler stehen, kommt? Kann der Torwart durch diese Spieler durch, und den Ball davor fangen? Ich glaube nicht. Oder, wenn der Ball als Kerze in den Strafraum 6m vor dem Tor kommt, und der Torwart auf der Linie klebt, obwohl er 3 Sekunden Zeit hatte, um den Ball abzufangen. Der Ball kommt danny volley in den Winkel, ist er wirklich machtlos, weil der Ball 50cm vor dem Fünfer war, aber eine halbe Ewigkeit schwebte?Er war aber nicht im Fünfer, deswegen kann er nichts am Tor machen....Wer das wirklich denkt, hat einfach keine Ahnung vom Fußball und will einfach irgendwas erfinden, um doch etwas schlauer zu erscheinen. Aber da wäre doch eher das Gegenteil der Fall.
Über diese Stammtischparolen kann man ab einem gewissen Grad sowieso nur noch lachen. Die meisten die sowas sagen waren doch selber nicht einmal im Tor. DIe haben gar nicht diese Erfahrungen gemacht wie wir. Ob ich rausgehe oder nicht, da spielen so viele Faktoren zusammen. Strafraumbeherrschung ist für mich die anspruchsvollste Thematik im Torwartspiel. Von außen sieht das doch für die alle einfach aus. Die haben doch gar nicht diesen Entscheidungsdruck in dem Moment "Gehe ich raus oder bleibe ich".
Ich persönlich höre denen fast gar nicht mehr zu da die meisten sowieso 0 Ahnung von der Thematik haben.
Bei der Strafraumbeherrschung denke ich gar nicht nach beim rauslaufen. Wenige Momente Nach dem der Gegenspieler den Ball getroffen hat und die Flugkurve sich gut antizipieren lässt entscheide ich mich ob ich rausgehe oder nicht. Da hilft mein etwas offensiveres Stellungsspiel. Früher war ich grottig in der Strafraumbeherrschung weil ich einfach immer zu lange nachgedacht habe "Was passiert wenn ich den nicht kriege".
Shay Given
02.01.2013, 18:45
Über diese Stammtischparolen kann man ab einem gewissen Grad sowieso nur noch lachen. Die meisten die sowas sagen waren doch selber nicht einmal im Tor. DIe haben gar nicht diese Erfahrungen gemacht wie wir. Ob ich rausgehe oder nicht, da spielen so viele Faktoren zusammen. Strafraumbeherrschung ist für mich die anspruchsvollste Thematik im Torwartspiel. Von außen sieht das doch für die alle einfach aus. Die haben doch gar nicht diesen Entscheidungsdruck in dem Moment "Gehe ich raus oder bleibe ich".
Ich persönlich höre denen fast gar nicht mehr zu da die meisten sowieso 0 Ahnung von der Thematik haben.
Bei der Strafraumbeherrschung denke ich gar nicht nach beim rauslaufen. Wenige Momente Nach dem der Gegenspieler den Ball getroffen hat und die Flugkurve sich gut antizipieren lässt entscheide ich mich ob ich rausgehe oder nicht. Da hilft mein etwas offensiveres Stellungsspiel. Früher war ich grottig in der Strafraumbeherrschung weil ich einfach immer zu lange nachgedacht habe "Was passiert wenn ich den nicht kriege".
Genau so ist es, man sollte nie auf solche Leute hören, finde ich. Sie werden sonst nur verunsichern, mehr nicht.
25_Hart_25
02.01.2013, 19:00
Genau so ist es, man sollte nie auf solche Leute hören, finde ich. Sie werden sonst nur verunsichern, mehr nicht.
Genau sie verunsichern dich. Bringen dich zum grübeln "Habe ich etwa ein Fehler gemacht". Wenn dir mir von draußen sowas reinrufen geht der Satz ins eine Ohr rein und vom anderen wieder raus. Einzig allein spreche ich mit unserem Betreuer während des Spieles über sowas, da er ja mein altter TwT ist.
El-Torro
02.01.2013, 19:28
Um die Sache abzuschließen also die der Stammtischparolenprofis fällt mir nur eine Signatur ein von einem bekannten Mitglied hier etwas angepasst : " Lassen wir es die waren noch nie eine Leuchte" ;);););)
Shay Given
02.01.2013, 19:31
Um die Sache abzuschließen also die der Stammtischparolenprofis fällt mir nur eine Signatur ein von einem bekannten Mitglied hier etwas angepasst : " Lassen wir es die waren noch nie eine Leuchte" ;);););)
Haha xD, der passt wirklich gut :D
Bei Steffen war es halt aus einem anderen Kontext heraus, schätze ich..
Tobias 30
03.01.2013, 16:28
Mir ist in dem Kontext dieser Diskussion noch ein weiterer Aspekt aufgefallen. Vergleicht mal bitte den Körperbau der heutigen Keeper mit dem dieser hier angesprochenen Kahn und Lehmann. Gerade Oliver Kahn war ja nun nicht unbedingt ein Schwälbchen, sondern vielmehr eine imposante muskulöse Erscheinung. Er war da meistens den Angreifern in Sachen Kraft und teilweise auch Masse uberlegen, wodurch er da nochmal deutlich anders agieren kann als ein Mann, der mit ca 75 bis 80 kg durch die Luft segelt.
Wenn Kahn in seiner gewohnten Marnier irgendwo in einen Zweikampf gegangen ist, hat schon mancher Spieler zurückgezogen, aus Angst, den morgigen Tag nicht mehr zu erleben "lach"
Ich denke, dass sich ein allgemeiner Bruch in dem kompletten "Torwartspiel" abgezeichnet hat-früher war die Aufgabe des Torwarts das Tor zu hüten-und nicht etwa, wie heute gepredigt wird, mitzuspielen, punktgenaue Abschläge und Abstöße zu machen, etc. Der Torwart hatte die Aufgabe, alles, was irgendwie auf sein Tor kam, zu entschärfen.
Ich denke, dass aus diesen Neuerungen viel Unsicherheit für junge Torhüter entsteht. Von Profi-Torhütern mal abgesehen hat auch jeder Verein seine eigene Philosophie, bzw. jeder Torwarttrainer: Meiner zum Beispiel legt keinen Wert darauf, dass ich permanent mitspiele oder dass Abschläge und Abstöße punktgenau kommen müssen, etc. Er predigt noch die etwas ältere Torwartschule, aber schaden tut es trotzdem nichts finde ich, da wird jedes Jahrzehnt mal eine andere Sau durchs Dorf getrieben und dass Mitspielen als Torwart bei weitem nicht immer funktioniert, sieht man an Manuel Neuer perfekt-der hat mehr Patzer durch seine "Mitspielende Art" gemacht als manch ein Torwart, der vieleicht ein oder zweimal nicht so schnell draußen war wie Neuer das in fast allen Situationen ist selbst wenn sogar noch Verteidiger da wären, die eingreifen könnten-es hat alles seine Vor-und Nachteile ;)
Was die Flanken angeht-ja es stimmt, dass sich da wie auch in anderen Dingen ein gewisser Umbruch abzeichnet, allerdings denke ich nicht, dass es an dummen Kommentaren von Reportern liegt. Ich denke vielmehr, dass die Rolle des Torwarts mittlerweile vielen Torhütern nicht mehr so ganz klar ist, manch ein Torwart spielt schon den halben Libero-eine Aufgabe, die er meiner Meinung nach einfach nicht hat auch nicht mit einer 4er Abwehrkette. Die Neuerungen im Torwartspiel führen denke ich zu großen Unsicherheiten im Bezug auf die Fähigkeiten und die Rolle des Torwarts-egal ob im Profi-Fußball oder sonst wo :)
neuer Neuer
04.01.2013, 06:50
Ich finde, der TW sollte schon den Ball zumindest in näherer Reichweite des Stürmers beim Abstoß/Abschlag/Abwurf befördern können. Auch sollte er den Ball annehmen, mitnehmen und weiterleiten können. So das der Ball auch ankommt. Mit links und rechts.
Aus diesen Gründen ist die neue TW-Mode gar nicht schlecht im Vergleich zu der vorigen. Damals war es ja oft der Fall, das der TW den ganzen 16er im Griff hatte, aber bei Rückpässen in Bedrängnis gerieten. Dies wurde behoben, wobei leichte Schwächen in der Strafraumbeherschung auftratten. Da man diese Inkauf nahm, da ein Mitspieler mehr als der Gegner ein Vorteil hat. Auch kann man so Offensiver spielen, die Viererkette kann weit vorne stehen und so kompakten Druck auf die gegnerische Defensive aufbauen. Wenn der TW dann lange Pässe abfangen kann, ist es natürlich einfacher den Druck aufrecht zu erhalten.
Dominik Müller
06.01.2013, 18:48
Aber du hast noch den Vorteil, deine Arme zu nutzen, deswegen kommst du auch über einen 2m großen, der den Ball hineinköpfen möchte.Wenn man davon ausgeht, dass deine Armlänge über deinem Kopf 25cm beträgt :p *spaß*.
Deswegen solltest du keine Angst vor Hünen besitzen, das muss dir klar werden .:)
Da haste recht:D Ist eben immer bloß komisch gegen so ein schrank zu fliegen, wenn de weist was ich meine;D
Shay Given
06.01.2013, 20:01
Da haste recht:D Ist eben immer bloß komisch gegen so ein schrank zu fliegen, wenn de weist was ich meine;DJaja, das kenne ich, aber du solltest keine Angst entwickeln, das macht dich nur schlechter. Ich bin auch nicht gerade der Größte (1,77m, bin aber erst 16 :p. Wachse also wahrscheinlich noch)und spiele manchmal gegen 1,90m große Spieler in demselben Alter oder 1 Jahr mehr. Aber es läuft sogar gegen solche Leute gut. Du darfst einfach gar nicht daran denken, dass sie dich irgendwie gefährden könnten. Stelle dir vor, sie sind auch nur Menschen, genauso wie du, was sie ja auch sind :p.
25_Hart_25
06.01.2013, 20:09
Da haste recht:D Ist eben immer bloß komisch gegen so ein schrank zu fliegen, wenn de weist was ich meine;D
In solchen Zweikämpfen darfst du niemals dem Stürmer zeigen, dass du Respekt vor seiner Statur hast. Es hemmt dich in der Situation und wenn der gegnerische Spieler das mitkriegt nutzt er das gnadenlos aus. Du hast sowieso meistens den Vorteil, dass du aktiv zum Ball hingehst also mit Anlauf. Wenn er dich angeht wird der Schiri das sowieso abpfeifen.
Ich war selber bis vor 2 Jahren katastrophal in der Strafraumbeherrschung (typisch türkischer Torwart halt :rolleyes:) doch seit letzter Saison hat sich das drastisch verbessert. Keine Ahnung ob es an meinem damaligem TwT lag oder einfach nur daran, dass ich erfahrener geworden bin und bei diesen Situationen meist kaum noch nachdenke "soll ich raus oder nicht".
HannSchuach
07.01.2013, 08:53
meist kaum noch nachdenke "soll ich raus oder nicht".
Dann hat man meistens schon verloren :)
El-Torro
07.01.2013, 08:58
Ich kann nur etwas aus meinem Feldspieler Intermezzo in der Abwehr sagen , wenn ich einen Stürmer hatte der technisch Super war wendig und schnell habe ich ihm meisten in den ersten 10 min klar gemacht was ihn erwartet egal ob er am Ball war oder nicht... Wie gesagt man muss etwas verrückt sein und vorallem sich den Respekt des Gegenübers verdienen mit sportlich fairen wenn auch harten Mitteln ;)
25_Hart_25
07.01.2013, 11:23
Dann hat man meistens schon verloren :)
Genau so ist es
Dominik Müller
16.01.2013, 20:04
In solchen Zweikämpfen darfst du niemals dem Stürmer zeigen, dass du Respekt vor seiner Statur hast. Es hemmt dich in der Situation und wenn der gegnerische Spieler das mitkriegt nutzt er das gnadenlos aus. Du hast sowieso meistens den Vorteil, dass du aktiv zum Ball hingehst also mit Anlauf. Wenn er dich angeht wird der Schiri das sowieso abpfeifen.
Ich war selber bis vor 2 Jahren katastrophal in der Strafraumbeherrschung (typisch türkischer Torwart halt :rolleyes:) doch seit letzter Saison hat sich das drastisch verbessert. Keine Ahnung ob es an meinem damaligem TwT lag oder einfach nur daran, dass ich erfahrener geworden bin und bei diesen Situationen meist kaum noch nachdenke "soll ich raus oder nicht".
Danke für die Tipps;) ich denke es hat viel mit Erfahrung zu tun
PepeReina25
17.01.2013, 08:16
In solchen Zweikämpfen darfst du niemals dem Stürmer zeigen, dass du Respekt vor seiner Statur hast. Es hemmt dich in der Situation und wenn der gegnerische Spieler das mitkriegt nutzt er das gnadenlos aus. Du hast sowieso meistens den Vorteil, dass du aktiv zum Ball hingehst also mit Anlauf. Wenn er dich angeht wird der Schiri das sowieso abpfeifen.
Ich war selber bis vor 2 Jahren katastrophal in der Strafraumbeherrschung (typisch türkischer Torwart halt :rolleyes:) doch seit letzter Saison hat sich das drastisch verbessert. Keine Ahnung ob es an meinem damaligem TwT lag oder einfach nur daran, dass ich erfahrener geworden bin und bei diesen Situationen meist kaum noch nachdenke "soll ich raus oder nicht".
Haha Typisch Türkischer Torwart, oh man xD
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