Hallo bin als TW Trainer mit der Situation konfrontiert.
die Torhüter haben ein Problem mit dem Einschätzen der Flugbahn
und der Geschwindigkeit von weiten Bällen die auf das Tor zukommen
(speziell auch bei Aufsetzern wie hoch diese Abspringen)
Es handelt dich um Jugendtorhüter der D Jugend
Gibt es Trainingsformen , die dies optimieren?
danke
TW-Mentalcoach
26.11.2013, 17:12
Hallo sepp68,
so realitätsnah wie möglich und trainieren, trainieren, trainieren. Das ist oftmals auch eine Sache der Erfahrung und das können die Jungs sich nur durch permanente Wiederholungen der Aktion holen. Damit du eine Hausnummer hast, in jedem Training sollten die Jungs in dem Alter zwischen 35 und 50 Wiederholungen der Übung vollziehen und das über einen Zeitraum von min. drei Wochen. Dabei kannst du hohe Bälle schießen oder auch werfen, direkt und auch als Aufsetzer, bis die Jungs ein Gefühl für Zeit und Raum bekommen. Genau so wichtig ist dabei deine Geduld :)
Ich kann mich jetzt irren aber ich glaube in der d-jugend können die jungs das so oder so noch nicht von ihrer Entwicklung her. Das kommt erst noch. Ständiges trainieren kann es aber wohl fördern...
TW-Mentalcoach
26.11.2013, 18:02
Das stimmt, das müssen die noch nicht können, aber sie fangen kurz vor C-Jugend schon damit an.
Naja, also das räumliche Orientierungsvermögen ist bis zum 10. Lebensjahr in der Entwicklung. Da ist die Fehlerquote einfach maximal und verschiedenste andere koordinative Fertigkeiten, z.B. die Koppelungsfähigkeit, machen es zudem schwer, sich selbst, den Raum, den Weg des Balles, dessen Geschwindigkeit, den eigenen Weg und die nötige Geschwindigkeit zum Schnittpunkt korrekt zu "berechnen"...
Daher ist in der E-Jugend auch kaum Strafraumbeherrschung möglich. Doch in der D-Jugend sollte sich diese Sache entwickelt haben, sprich hier darf man auf solche Dinge bauen und auch auf rasche Verbesserung hoffen.
Man darf nicht vergessen, diese Systeme lernen durch Fehler! Sprich man muss einfach anfangen.
Ich beschreibe es immer gern mit einem Fahrrad und einer Kurve. Anfangs ist es wacklig, die Kindern haben kaum Balance und Feingefühl, gerade ausgeht, doch mit Lenken geht nicht, diese fallen in der Kurve um, weil diese zu langsam sind.
Das ist der untere "Grenzwert", den der Körper ermittelt. Das Lernen also, wie schnell man mindestens sein muss, damit man in der Kurve eben noch stabil bleibt. Das tut weh und wird so lange passieren, bis eben der untere "Grenzwert" gefunden und erfahren ist. Da muss man immer wieder Tränen trocknen und die ein oder andere abgeschürfte Hautstelle behandeln.
Mit der Übung kommt das wackling aufhört, die Geschwindigkeit steigt. Damit testet der Körper nun aus, bis wohin er gehen kann. Das kann glimpflich ausgehen, weil Angst unterbindet, daß es schneller wird - aber auch Angst kann den oberen "Grenzwert" setzen. Andere sind mutiger, da wird der obere Grenzwert so definiert, indem erneut nachgeschaut wird, aber wann man eben nicht mehr aus der Kurve in die Brombeerhecke rast, oder bei einer Notbremsung am Kurvenrand wegrutscht und auf die Fresse fällt... auch hier wird der obere Grenzwert durch Versuch und Fehler festgelegt.
Damit ergibt sich ein Rahmen! Der gibt an, wie schnell man mindestens sein muss für die Kurve, aber auch, wie schnell man maximal sein darf.
Dies ist der Lernprozess, grob gesagt.
Er gilt auch für Höhe, also Bodenniveau als unterster Grenzwert ist klar, doch die Höhe an sich, die bestimmen Kinder durch lernen und ausprobieren - sie bestimmen aber auch für sich - ganz individuell - durch Erfahren wie hoch diese sich trauen und welche Gegebenheiten vorhanden sein müssen.
Jetzt überlegen wir, welcher Lernprozess für hohe Bälle nötig ist... Da geht es um sich ständig veränderte Parameter.
Wie hoch springt mein Torwart, und springt er morgen noch so hoch? Sprich allein dieser Wert ändert sich und im Wachstum zum Teil über Nacht signifikant.
Der nächste Punkt ist die räumliche Orientierungsfähigkeit. Wie gut kann sich der Torwart im Strafraum orientieren, wie rasch ist seine Auffassungsgabe und seine Positionsbestimmung? Auch dies verändert sich, und muss beim Torwart gefestigt sein...
Koppelungsfähigkeit - kann der Torwart seine Bewegung sauber in Relation zum Ball einsetzen, kann er einen Ball sicher erlaufen, kann er einen Flugball so einschätzen, daß er weiß, wo dieser aufschlagen wird?
Differenzierungsfähigkeit - kann er nun seine Bewegung so fein abstimmen, daß er während des Laufes zum Sprung ansetzt, die Hände hebt und dann trotzdem den Ball in seiner Flugbahn erreicht, weil er die Flugbahn so gut abschätzen kann, daß er hier die Höhe erahnen kann, und seine feinmotorischen Fähigkeiten so einsetzt, daß er den Ball in just diesem Moment erreicht?
Balance - Ist das Balancevermögen des Torwarts in der Lage, den Absprung so zu stabilisieren, daß er in der Luft eine saubere Haltung hat, die nötige Stabilität gegen den Ball aufbringt, damit dieser nicht durch seinen Aufprall ggf. den Torwart aus der Luft wirft?
Man sieht es schon... da ist eine Menge Arbeit drinne und es ist nicht bloß eine Fähigkeit.
Was muss ich also tun? Nunja, erst einmal sollte ich Übungen machen, die rasche Richtungswechsel verlangen, Übungen auf einem Bein, etc. denn dies schult das Balancevermögen.
Übungen, zum Erlaufen eines Balles oder des seitlichen Werfens nach einem Ball aus dem Lauf heraus, dies schult die Koppelungsfähigkeit, weil durch die Orientierung nun die eigene Bewegung zur Bewegung des Objektes in einer Ebene in Verbindung gebracht werden muss, und am Schnittpunkt das Ziel - den Ball zu halten - erreicht werden soll.
Dies schult auch die Differenzierungsfähigkeit...
Dann dreidimensional!
Er Bälle aus dem Stehen, hoch auf den Torwart, die er fangen soll. Gern am Ballpendel, weil hier bewegt sich der Ball nicht und der Torwart kann am stehenden Objekt arbeiten. Das leise Pendeln des Balles macht schon einen Unterschied, so daß erstmals eigene Bewegung und Bewegung des Objekts zusammen kommen muss. Aber noch nicht forcieren.
Dann den Ball schwingen lassen, Torwart steht... er soll den Ball im richtigen Moment anspringen und das Schwingen stoppen.
Jetzt schwingender Ball und laufender Torwart... er soll erneut den Ball zum richtigen Zeitpunkt erreichen und das Schwingen durch berühren stoppen. Rückwärts anlaufen lassen, seitwärts anlaufen lassen.... Pendelarbeit - sehr, sehr wichtig!
Jetzt freie Bälle, erst geworfen, später geschossen, dann frei variiert.
Den Torwart Bälle erlaufen lassen. Nicht springen, nur erlaufen. Dabei soll er die Bälle am höchsten Punkt abfangen, aber nicht springen. Hier lernt er die Flugbahn einzuschätzen... wie weit muss er laufen, wann ist er zuweit gelaufen?
Laufwege ändern, seitlich anlaufen lassen, rückwärts anlaufen lassen... dann eben mit Sprung, um den Ball noch höher zu erreichen...
Stelle dann Hindernisse auf, die den Laufweg beeinträchtigen, Markierungspylone, Stangen, etc. Der Torwart muss da durch und soll den Ball oben abfangen.
Benutze Dummies. Die Torwart.de Dummies sind wärmstens zu empfehlen! Hier kann der Tw auch mal gegen ein Objekt laufen, und den Ball gegen das Objekt sichern.
Level 2: Gegnerkontakt.
Halte einen Ball mit der linken Hand über deinem Kopf auf den Fingerspitzen. Der Torwart soll von deiner rechten Körperseite aus anlaufen, und den Ball oben herunter pflücken. Dabei soll er bewußt Körperkontakt zu Dir suchen, ggf. leicht gegen dich laufen und an deinem Rücken abgleiten... Achte darauf, daß das angezogene Knie des Sprungbeins sich nirgendwo verfängt und den Absprung blockiert und achte ggf. auf ein flaches Profil, damit er einfach und glatt an einem Gegner abgleiten kann.
Variiere erneut die Laufwege...
Klappt dies, benutze einen Dummy. Wie schon gesagt, die Torwart.de Dummies sind klasse. Der Torwart soll bewußt ven Ball gegen den Dummie sichern, also den Dummy zur Seite schieben, diesen anspringen - um eben den Ball über dem Kopf des Dummies zu holen. Nicht fausten, fangen!!!
Benutze nicht bloß einen Dummie, benutze mehrere, variiere hohe und flache Bälle... benutze noch mehr Hindernisse. Stelle den Torwart vor Herausfoderungen.
Level 3: Echte Gegenspieler
Suche mutige und robuste Gegenspieler. Erst einen, dann zwei, später drei oder vier. Wirf oder schieß den Ball, der Torwart soll gegen diese Gegenspieler den Ball sichern....
Level 4: Gegenspieler und Mitspieler
Gleich wie oben, nur jetzt bewegen sich noch eigene Mitspieler zum Ball
Fertig - jetzt wird er im Spiel es kaum vermeiden können - was man aber immer bedenken sollte: Flanken sind in den Spielen eine reine Kopfsache. Selbst wenn es im Training 100%ig ist und optimal klappt, kann es im Spiel aufgrund des Drucks und der Angst, einen Fehler zu machen und damit ein Gegentor zu verschulden, gar nicht funktionieren.
Hier muss man dann Mental an die Sache ran...
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