Bericht: Testspiel, Alemannia Wilster - TuRa Meldorf
Am Sonntag hatten wir ein Freundschaftsspiel gegen die Alemannia Wilster (Verbandsliga).
Nachdem wir nach 40-minütiger Anreise am Spielort angekommen waren, trugen wir unser Equipment zu den Kabinen. Das ist natürlich immer eine anstrengende Sache, da wir allerhand Material benötigen. Aufwärmhütchen, Stangen, Getränge, Trikots, Aufwärmshirts, Kamera und Schreibzeug (Plakat und Notizbücher) erscheinen als nicht viel, jedoch führen wir diese Dinge in einer ungeheuren Menge mit. Nun gut, als wir uns in der Kabine stationiert hatten, ging der gesammte Kader bis auf 2-3 Spieler zur Platzbesichtigung. Die Spieler, die in der Kabine blieben, hingen die Trikots auf und halfen unserem Trainer- und Betreuerteam alles herzurichten.
Am Platz angekommen, bekamen wir einen regelrechten Schock. Stark verrostete Pfosten, ein unebener Platz - eigentlich für Schleswig-Holsteiner Verhältnisse, sehr, sehr ungewöhnlich. Leider war der Platz umzäunt, das Tor zum Platz abgeschlossen und es sollte noch eine Weile dauern, bis der Platzwart kam. Ärgerlich, wir hatten eine genaue Zeitvorgabe bekommen, wie lange wir wegbleiben dürfen. Irgendwas mussten wir uns einfallen lassen. Während wir kräftig nachdachten, um den Zeitplan nicht zu gefährden, lehnte sich einer unserer Spiele gegen das Eingangstor. Plötzlich ging es wie von Geisterhand auf, unbegründetes Gelächter brach aus, was auch einige Spieler zu Boden brachte. Na ja, die Jungs sind mir ja generell sympathisch, aber solche Dinge steigern dann doch irgendwie das Gemeinschaftsgefühl, weiß nicht, aber das macht meine Mitspieler eigentlich aus. Auf dem Platz eiskalt, daneben einfach nur herrlich und angenehm. Na ja, versteht man wohl nur, wenn man live dabei ist.
Danach habe ich mit meinem "Konkurrenten" die Tore und die Strafräume begutachtet und mussten feststellen, dass das überhaupt nicht feierlich war. Der Boden war zudem hart, im Fünfer aber butterweich. Deshalb fiel meine Schuhwahl auf den "Kaiser 5", obwohl die Stollen meine Füße ordentlich belasten werden, wenn ich in den härteren Bereich gehe. Mir war der sichere Halt aber wichtiger. Dann ging es postwendend zurück in die Kabine, die Trikots hingen schon am Haken. Als ich mich zur Kabinentür drehte und mein Aufwärmshirt anziehen wollte, bekam ich einen leichten, wenn auch positiven Schock: Mein Name stand auf dem großen Plakatpapier, welches an der Tür klebte und unsere Startaufstellung symbolisierte.
"Puh", dachte ich nur, atmete tief durch, schaute nochmal in meine Tasche, dann wieder zur Tür. Damit hatte ich nicht gerechnet. Natürlich, ich habe mein Ritual knallhart durchgezogen, meine Musik gehört und auf den letzten Kilometern zum Treffpunkt mein Oliver Kahn Video angeguckt, aber es war ein komisches Gefühl, da eigentlich mein Debüt erst für den Donnerstag geplant war, jedoch entschied mein Trainer kurzfristig, mich für eine Halbzeit spielen zu lassen.
Nach einer Ansprache ging es zum Aufwärmen. Mein "Konkurrent" führte dies mit mir durch. Es lief gut und ich fühlte mich sicher. Komischerweise spürte ich zu keinem Punkt einen besonderen Druck, - im Gegenteil, es war ein tolles Gefühl. Später ging es zurück in die Kabine. Mein Trainer fing mich vorher noch ab und sprach mit mir über das Erlebnis, welches ich gleich erleben werde. Es war schön, nochmal das vollste Vertrauen ausgesprochen zu bekommen. Es folgte erneut eine kurze Ansprache, dann wurden die Trikots übergeschreift und es ging auf den Platz.
Als die Platzwahl vollzogen war, wünschte ich dem Schiedsrichter und gegnerischen Torwart viel Erfolg, ging zu meiner Mannschaft, die schon einen Kreis bildete und schreiten unseren Schlachtruf. Dann kurzes Abklatschen, der Anpfiff ertönte.
Ziel war es in diesem Spiel, möglichst viele Ballkontakte innerhalb der eigenen Hälfte zu erzielen. 15 Stück sollten erreicht werden. Die Gegner interpretierten das als Unsicherheit und versuchten, daraus Profit zu schlagen. Zugegebenermaßen war die Vorgabe nicht einfach umzusetzen, aber es funktionierte, wenn auch nicht immer.
Der erste Angriff kam an mein Tor, der Stürmer überlief unseren Verteidier auf halblinker Position, stand dann praktisch mir gegenüber. Er versuchte, den Ball in das lange Eck zu schieben, aber ich reagierte mit gewohnter Stärke in 1 gg. 1 Situationen und konnte den Schuss, nach Meinung des Teams, glänzend sichern und bewahrte die Mannschaft vor einerm frühen Rückstand. Das war eine schöne Motivationsspritze. Im Verlauf des Spiels wurde viel nach hinten gespielt, sodass ich viele Bälle sinnvoll verteilen musste, was glücklicherweise auch immer gelang. Zwischendurch musste ich zwei nicht wirklich bedrohliche Chancen vereiteln, die sich die Gegner schön erspielt hatten. Dann schossen wir ein Tor.
Dann passierte es doch: Zwei klare Fehler der Verteidiger brachte den gegnerischen Stürmer in Position. Er schoss von der Straufraummitte den Ball ins rechte Eck, ich verpasste den Ball knapp. Klar, das war nicht mein Fehler und der Ball war einfach zu platziert geschossen, aber ich hatte schon das Gefühl, dass ich solche schwierigen Dinger halten kann. Auch wenn mir keiner einen Vorwurf machte, war ich schon enttäuscht, dass das nicht geklappt hat.
Dann war die Halbzeit vorbei, Torwartwechsel. Nach der Halbzeitpause setzte ich mich auf die Bank und genoss die zweite Hälfte. Wir schossen noch zwei Tore und hatten einfach nicht genügend Kraft, noch mehr Tore zu erzielen. Das Spiel endete 3:1.
Danach gab es eine Runde, in der der Trainer erläutert hat, was ihm gefallen bzw. nicht gefallen hat. Danach sollten wir uns selber einschätzen. Mir ist klar geworden, dass ich noch viel im taktischen und fußballtechnischen Bereich lernen muss.
Dann hieß es einpacken, duschen und ab nach Hause. Ich war müde und kaputt, als ich endlich wieder daheim war. Aber es war eine Erfahrung, die ich gerne mitgenommen habe.
LG