Leipzig - Erschreckende Jagdszenen, Schüsse und zahlreiche Verletzte: Wieder einmal ist es am Rande eines Fußballspiels zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen.
Nach dem mehrfach unterbrochenen Pokalspiel des Bezirksligisten 1. FC Lok Leipzig gegen den Landesligisten Erzgebirge Aue II (0:3) am Samstag vor 5000 Zuschauern griffen gewaltbereite Anhänger des Gastgeber-Teams beim Abmarsch in unmittelbarer Stadionnähe die Polizeibeamten an.
Rund 800 Chaoten stürmten auf die Sicherheitskräfte los, warfen gezielt mit Pflastersteinen oder Betonteilen.
Insgesamt wurden 36 Polizisten sowie 6 Zivilpersonen verletzt und 21 Fahrzeuge beschädigt.
Warnschuss eines Zivilbeamten
Die Polizei wehrte sich mit Schlagstöcken und Pfefferspray, nahm bisher fünf Gewalttäter vorläufig fest. Gegen sie wird wegen Landfriedensbruch ermittelt.
Die Kriminalpolizei bildete eine Einsatzgruppe, die auch Videomaterial sichtet. Es wird mit weiteren Festnahmen gerechnet.
Polizist beschossen
Am maroden Bruno-Plache-Stadion, früher Heimstätte des inzwischen insolventen Ex-Bundesligisten VfB Leipzig, spielten sich unfassbare Gewaltszenen ab.
Zwei Unbekannte rissen unter anderem die Tür eines Polizeiautos auf, ein darin sitzender Beamter wurde mit einer Schreckschusspistole beschossen.
"Er fürchtete um sein Leben, konnte nicht wissen, dass es eine Schreckschusswaffe war", sagte Polizeirat Mario Luda.
Lebensgefahr befürchtet
Nach Ausbruch der Gewalttätigkeiten griff zudem eine größere Anzahl von Hooligans zwei eingesetzte Zivilbeamte der Polizei an, diese wurden zu Fall gebracht und dann durch ein "Spalier" skandierender Anhänger getrieben.
Als ein Zivilbeamter durch körperliche Attacken erneut zu Fall kam, wurde er so bedrängt, dass er akute Lebensgefahr für sich befürchtete und einen Warnschuss abgab.
Die Gewalttäter entfernten sich dennoch nicht, erst ein eintreffendes Einsatzkommando konnte den Beamten aus der Bedrohungslage befreien.
Mehrere Unterbrechungen
Kurz nach Anpfiff der Partie, die Anreise der rund 350 Anhänger aus Aue verlief problemlos, musste der Schiedsrichter erstmals wegen gezündeter Feuerwerkskörper aus beiden Fanlagern unterbrechen.
Auch in der zweiten Halbzeit unterbrach der Referee die Partie für acht Minuten, das Spielfeld war von dichten Rauchschwaden umhüllt. Die Polizei, offiziell mit 300 Beamten im Einsatz, musste die Pufferzone zwischen den beiden Fangruppen vergrößern.
Eskalation nach Spielende
Nach Spielende verlief der Abtransport der Gästefans laut Poilzeibericht reibungslos.
80 gewaltbereite Anhänger des 1. FC Lok versuchten allerdings, zum Abfahrtsort der Busse zu gelangen, was die Einsatzkräfte verhinderten.
Wenig später eskalierte die Situation, als sich die Zahl der Angreifer auf rund 800 erhöht hatte. Auch die Polizeipferde und -hunde waren Ziel der offenbar geplanten Angriffe.
Koordinierte Gewalt
"Die Gewaltbereitschaft der Anhänger des 1. FC Lok wurde offensichtlich durch einige Personen koordiniert", heißt es in der Pressemitteilung der Polizei. Mit erschrecken wurden bei der "Treibjagd" gegen die beiden Zivilbeamten auch "normale" Fans des einstigen Europacupfinalisten registriert, die heftige Parolen skandierten.
Der Verein gilt als Sammelbecken auch für rechtsgesinnte Personen. Hinweise auf einen solchen Hintergrund bei den Vorfällen um das Pokal-Viertelfinale am Samstag gab es laut Polzeiauskunft aber nicht.
Quelle:sport1.de