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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Torwarttraining mit Hans Leitert



Steffen
28.05.2009, 20:31
Workshop bei den Stuttgarter Kickers vom 28.5.2009 mit Hans Leitert, der die Kunst des Torwartspiels nach den 7 Prinzipien der Meister

Ein Mann, ein Mythos. Er schreibt ein Buch (http://www.torwart.de/forum/showthread.php?p=761824), welches letztendlich fesselt. Man findet sich darin wieder, aber auch findet man genug, wo man es zwar versteht, aber nicht denkt umsetzen zu können.
Leute, die mit dem Mann gearbeitet haben, die Ihn kennen oder aber auch nur seine Seminare besucht haben, beschreiben Ihn als einen aussergewöhnlichen Menschen, ja es umgibt seine Person eine Aura des mythisch-legendären, in etwas wie Robin Hood, den schwarzen Ritter oder Prinz Löwenherz.

http://www.steffenreichel.homepage.t-online.de/pictures/Fussball/HansLeitert2.jpg

Es ist daher immer Bestreben gewesen, Neues zu erfahren, Neues zu lernen und auch sich weiter zu entwickeln, einfach um hier für mich und die Torleute noch mehr und noch höherwertiges Anbieten zu können.
Hans Leitert, und das macht sein Buch aus, geht vom normalen Buch mit Beschreibung von Technik und Trainingsmethoden nahezu völlig weg. Es ist, als habe man einen ganzen Packen Torhüter durch den Mixer gejagt, mit deren Analysen aufgefüllt und dazu ein halbes dutzend der besten, internationalen Torwarttrainer untergehoben, dies destilliert und die Essenz daraus in das Buch gepackt.
Es ist etwas, wo die Technik völlig aus dem Focus verschwindet und Hans Leitert, er achtet darauf bei den Junioren und Senioren nicht mehr. Er betrachtet dem Torhüter daher nicht mehr um seine Technik, sondern nur noch anhand der Grundpfeiler des Torwartspiels.
Diese Grundpfieler nennt er die 7 Prinzipien, die da sind


Optimale Position und Distanz
Balance
Rechtzeitig fertig
Richtiger Beginn
Schnell und aktiv zum Ball
Furchtlosigkeit
Kontrollierter Focus


Man kann sich also vorstellen, selbst wenn man die Ausführungen im Buch gelesen hat, 100%ig verständlich ist es nicht, selbst wenn es im Buch aussergewöhnlich gut beschreiben ist.
Sein Buch geht über die normale Trainingslehre hinaus, macht dort weiter, wo andere Literatur meist endet.
Kein Wunder also, daß sich dann viele Interessenten zu einem Workshop bei den Stuttgarter Kickers (http://www.stuttgarter-kickers.de) eingefunden hatten. Dennis Rudel hatte zusammen mit den Kollegen des Württembergischen Fußballverbandes dies angeregt und auch das Gelände zugesichert und mit Marcel Schäfer von torwart.de fand sich auch eine Plattform, dies insgesamt zu einem tragfähigen praxisnahen Workshop auszubauen.
Die Anlage der Stuttgarter Kickers im ruhigen Naherholungsgebiet von Stuttgart Degeloch bot daher eine ideale Ausgangslage für einen wunderbaren Lehrgang, der bereits um 10 Uhr mit einer kurzen Vorstellung der Teilnehmer begann.

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So war es kein Wunder, daß Thomas Schlieck und Alexander Bade vom Bundesligisten Arminia Bielefeld den weiten Weg ins Schwabenland gefunden hatten, aber auch vom FC Zürich, vom SC Freiburg und auch Gäste aus Graz waren anwesend.
Dennis Rudel stellt nun 3 seiner Junioren Torleute als Demonstrationspartner ab, damit Hans Leitert auch seine Trainingsmethoden praxisnahe demonstrieren konnte, und er sollte die jungen Männer im Verlauf des Tages hart fordern.
So zog es Hans Leitert rasch auf den Platz, mehr Theorie als die Vorstellung war kaum nötig, um ihm einen Überblick zu verschaffen. Der Anspruch an Ihn war entsprechend hoch er nah die Herausforderung an.

So ging er auch gleich auf die Prinzipien ein, und machte fest, daß die Prinzipien 4 und 5 sich ideal beim Aufwärmen und zum Einstieg eigenen.
Welches er mühelos demonstrieren konnte.

http://www.steffenreichel.homepage.t-online.de/pictures/Fussball/Uebung2.JPG

Schamlos legte er die Schwächen offen und machte klar, warum das auftritt. Deutlich konnte man trotz der unterschiedlichen Techniken der Torleute erkennen, daß Hans darauf keinen Wert legte, sondern zielsicher die Schwachpunkte des Fundamentes freilegte.
Dabei war die Übung mit 4 Stangen vom Aufbau simpel, auch die Anforderung an den Torwart eher gering, und trotzdem zeigten sich hier, nachdem alle von Hans Leitert erklärt bekommen hatten, worauf zu achten sei, klar die jeweiligen Schwächen des Torwart.
Er zeigte im Anschluss auch Methoden, wie man solche Seitenschwächen focusiert ausmerzen kann und den Körper wieder daran gewöhnt, richtig zu beginnen und man so viele Fehler schon im Vorfeld der Technik optimal korrigieren kann.
Im Anschluss ging es auf das tor. Hans Leitert hob hervor, daß er ganz bewußt und gezielt den Torwart mehr und mehr unter Druck setzt, was seine Entscheidungen betrifft. Er übt dabei keinen Druck in Form von Geschwindigkeit oder Belastung aus, sondern allein indem der die Aufgabe so verändert, daß der torwart es immer schwieriger hat, aus der Fülle der Möglichkeiten die ideale Lösung zu entwickeln und sich dafür zu entscheiden.
Er meinte, dies sei das allerwichtigste: Der Torwart müsse eine Entscheidung treffen, und diese im richtigen Moment richtig treffen und das wären die BigPoint. Dies ginge nur mit der nötigen Erfahrung.
Und so setzte er Air Bodys (ttp://shop.torwart.de/tw-trainingshilfen-and-torwart-de-treff/airbody-vollkontakttrainingsgeraet/airbody_browse.php?sid=954101243581906&pos=p3754c0&ret=c0) ein, um bestimmte Strafraumsituationen nachzustellen, aber auch um die Prinzipien und 3 zu untersuchen. Dabei kam auch immer wieder das Prinzip 5 zum Tragen.

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So schaute er sich das Stellungsspiel an, gab Tipps und ließ danach die Torleute in Übungen sich aktiv auf und zum Ball bewegen, um hier das Prinzip 5 zu unterstreichen, aber auch dem Torwart nun die Wichtigkeit aufzuzeigen, daß man an einem Punkt dann bereit zu sein hat, und sich nicht mehr in Bewegung befinden darf. Dies war dann Prinzip 3 rechtzeigt fertig und bereit zu sein. Er verweis auch darauf, daß Prinzip 5 nicht mißverstanden werden darf. Zwar hat sich der Torwart aktiv zum Ball zu bewegen und in den Ball hineinzugehen, doch keinesfalls darf der Torwart die Annäherung und das unter Druck setzen des Stürmers zu übertreiben.
Dies wurde dann bei Übungen im Strafraum klar, wo einfach Position und Distanz wichtig wurden, galt es nun Entscheidungen zu treffen. War eben noch das "Draufschieben" auf den Schützen bei Torschüssen ein probates Mittel zur Torverhinderung, erwies es sich in der Spielnahen Situation als weniger zweckmäßig.
Hier galt es die optimale Position im Torraum zu finden, um sowohl Torwart Eck, als auch Hereingabe oder Torabschluss beim Rückpass sicher zu verhindern.
Bewußt und gezielt forderte er die Torleute heraus und man merkt e deutlich, daß er gezielt die Entschlüsse der Torleute beobachtete und diese auch mehr und mehr in Situationen brachte, wo das finden eines gerechten Entschlusses immer schwerer wurde.

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Im wieder kamen Fragen und diskussionen auf, und Hans Leitert kam an vielen Stellen darauf zu sprechen, daß nicht immer die Technik wirklich wichtig oder essentiell sei, ja man ab einer gewissen Leistungsklasse sogar einen Technikfehler eines torhüters als Trainer hinnehmen und leben muss, weil es den idealen, perfekten Torhüter einfach nicht gibt. Vielmehr sei es genau dann eher wichtig, die 5 Prinzipien der Zielverteidugung verstärkt zu trainieren, um een solche Schwächen gezielt zu verdecken und durch bessere Torwartarbeit diese Schwächen weniger belastend zu machen.
Er mahnte daher, immer wieder an, daß es nicht immer eine Lösung gäbe, sondenr diese einfach immer im Kontext und im Zusammenhang gesehen werden muss, und daher Lösungen sich mit der Situation, wie Distanz, Winkel und anderen Faktoren auch immer wieder verändern, weshalb die Technik, wie das Übergreifen, oder das Aufstehen nach einer Parade oft einfach überbewertet werden.
Wir mussten alle ein wenig grinsen, als er angesprochen wurde auf das Aufstehen, weil der Torwart ja dem Spiel nie den Rücken zukehren sollte.
Hans Leitert meinte:
"Bei einer Übung, wo der Torwart links einen Ball abwehren muss, um sofort rechts einen Ball abzuwehren, stand er immer so auf, das er (sein Torwart) sich dem Tor zudrehte...." es war einfach von der Situation abhängig, denn bei einem Schuss an die Querlatte und Nachschuss auf das Eck wo der Torwart lag, kam dies im Spiel nie zum Tragen, so daß er keine Notwendigkeit sah, dies abstellen zu müssen.

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Trotzdem würden viele Trainer darauf rumhaken, ohne wirklich zu erkennen, ob von Nachteil oder vernachlässigbar. Oliver Kahn habe dies in vielen Spielen sehr zu seinem Vorteil angewandt, und niemand habe Ihn dafür auch nur ansatzweise kritisiert.
So ging es zum mittag, mit dem Verständnis, daß oft vermeintliche Fehler eher aufgrund eines reichen Repertoire an Techniken entstehen, weil der Torwart etwas erahnt oder weiß und daher einen Entschluss fast und eine Lösung entsteht, die vom Ablauf ökonomisch und am zielsichersten sei.
Und dies war und wird nicht immer eine Lehrbuchlösung sein, was Hans Leitert als nicht tragisch ansieht.
Wichtig sei doch, daß die 5 Grundpfeiler gewahrt bleiben, und daher solche kleinen Details nicht ins Gewicht fallen würden.

Nach dem Essen ging es sogleich auch wieder auf den Platz. Nun standen physisches Training auf dem Programm und der Blick darauf, wie geistig belastbar die Torleute, schon aufgrund der harten Einheiten am Vormittag noch waren.
Dies waren nun Übungen zu Prinzip Nummer 2, Nummer 6 und Nummer 7.

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Auch hier konnte man von aussen vermuten, daß es eher einfach Übungen aus dem Vorschulkindergarten waren, doch die geistige Belastung war immens. Dabei war neben einem beständigen Fokus auch immer gefordert, das der Torwart sowohl körperlich aus auch geistig beweglich blieb, um schnell neue Situationen zu erfassen und umsetzen zu können.
Hier wurde neben der Sprungkraft auch die Koordination geschult, die Reaktion und die Stützkraft.
Einfachste Übungen brachten die jungen Torleute der Stuttgarter Kickers an den Rand der Belastungsgrenze... Hans Leitert verstand es, mit wenig Aufwand maximales aus den Leuten ziehen zu können, von aussen oft lustig anzusehen, aber in den Gesichtern der Torleute zeichnete sich ein wahrer Pfad durch die Hölle ab, wobei nur Koordination und Fokus gefragt waren, Reaktion und Balance.
Doch mit wenig Mitteln schaffte er es, auch hier die Wichtigkeit dieser körperlichen Merkmale und geistigen Fähigkeiten aufzuzeigen und zu verdeutlichen.
Wieder wurdne Ausführungen aus seinem Buch deutlicher und verständlicher. Und wieder fand man sich in der Arbeit als Trainer wieder, nahm aber so viel neue Impressionen und Ideen mit, daß der eigene Kopf nicht wirklich ausreichte, all dies zu sammeln und zu speichern.
Es war für mich nicht immer einfach, daß Buch von Hans Leitert zu verstehen. Doch jetzt, wo man es mit seinen Augen gesehen hat, gesehen hat was er meint, wenn er eines der Prinzipien beschreibt und dazu dann entsprechend auch in der Praxis darstellt, erst jetzt versteht man sein Buch wirklich und erkennt den wahren Wert der darin enthaltenen Worte und Gedanken.
Man kann es also nur dann wirklich begreifen, wenn man einfach die Sache klar und deutlich an praktischen Beispielen gesehen und erfahren hat, auch am eigenen Leibe. Hans Leitert ist da sehr direkt und schamlos, aber nur so ist eine Weiterentwicklung auch möglich.

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Wenn ein Spieler oder Torwart ständig nur vor dem Trainer kuscht und durckt, sei dies ein Charakterzug, der nicht wirklich der Weiterentwicklung dienlich sei, so Leitert. Ein guter Spiele müsse immer wieder seine eigenen Fehler aufgezeigt bekomen und auch an diesen arbeiten, nur durch Fehler werde man besser.
Ein gutes Training, so Leitert, müsse 25% Fehler produzieren, damit überhaupt eine Weiterentwicklung möglich sei. Würden nur 4 oder 10% Fehler im Training passieren, die Weiterentwicklung wäre deutlich in Frage gestellt, da diese Fehler kaum zu Gewicht fänden und so die aktive Weiterinwicklung einfach hemmen würden.
Keine Fehler würden eine Stagnierung bedeuten und das wäre in keinem Sinn.
Auch müßten Spieler klar Prosition und Willen haben und dies ginge nur, wenn Spieler selbsttätig denken und selbsttätig auch Entschlüsse fassen, so gilt die stille Akzeptanz das zu tun, was der Trainer sagt, ohne auch nur einen Weg der Diskussion und Meinungsverschiedenheit bei Leitert als schlechtes Zeichen. Eine Mannschaft, die von einem übermächtigen Leitwolf angeführt wird, der kein Widerwort und keine Diskussion zuläßt, wäre also nur zu kurzfristigen Erfolgen "verdammt", längerfristiger Erfolg wäre aber nehezu unmöglich, so Leitert.
so stand dann am Ende auch eine allgemeine Diskussion mit Fragen an Hans Leitert auf dem Programm, denn die jungen Torleute hatten viel ertragen und erlitten, und nun stand das Verstehen auf dem Programm.

Es war eine der aussergewöhnlichsten Diskussion oder Frage und Antwortrunden, die ich je erlebt hatte.
Er hatte immer eine Antwort, hatte immer eine Idee.

Wenn sich dieser Trainer dann auf dem Platz manifestiert, so ist es eine ausgesprochen beeindruckende Persönlichkeit, ein Mann, der im Buch nur halb so beindruckend wirkt, als in Wirklichkeit ist. Seine Erfahrung, seine Ausführung und vor allem seine grenzenlose Denkweise machen Ihn zu einer der aussergewöhnlichsten Torwarttrainer dieser Tage.
Seine Präsenz, seine Leichtfertigkeit, es ist nicht irgendwer auf dem Platz, sondern es ist vergleichbar, als wenn man an der Lampe reibt und der Geist kommt daraus hervor.
Nichts erscheint mehr unmöglich.... ja unerklärlich.

Seine Denkweise geht über eine normale Analyse hinaus, er beleuchtet nicht den Punkt, sondern immer einen Gesamtaspekt und dabei kristallisiert sich immer wieder heraus, daß dies dann auf einem oder mehr diese 7 Säulen, den 7 Prinzipien der Meister ruht.

So war nach dem Ende klar, daß man eine Menge mit nach Hause nimmt, eine Menge auch ins Training mitnimmt, man hat einen neuen Schlüssel, der eine Vielzahl von Schlössern und Türen öffnen kann, und es wird eine Menge Zeit brauchen, all die neuen Räume, Wege und damit Möglichkeiten zu erkunden und zu entdecken, die sich damit anbieten.

Da kann man nur sagen:

Hans Leitert, vielen, vielen Dank!

P.S. Vielen Dank auch an Marcel Schäfer, der diese Impressionen ermöglichen konnte

Keepa
01.06.2009, 22:29
Immer noch kein Kommentar? das gibts ja nicht.....

Ich war auch als Teilnehmer da und ich war der einzgste der noch aktiv die nächsten Jahre spielen will und das Buch nicht gelesen hat :D

Ich werde mir demnächst auch mal das Buch zu Gemüte führen. Ich fande es allerdings sehr schade, dass vor allem die oben genannten "Promis" sich eigentlich garnicht mit eingebracht haben. Da habe ich mir einfach mehr erhofft. Vielleicht habe ich es auch nicht richtig mitbekommen, da ich auch sehr aktiv bei der Praxis mitgemacht habe. Den Rest hat ja Steffen schon ausführlich in seinem sehr tollen Bericht geschrieben.

Paulianer
01.06.2009, 23:20
Ich habe eben erst gesehen, dass Steffen seinen Bericht mittlerweile online gestellt hat. Morgen werde ich den mir mal zu Gemüte führen :)

KielerKeeper
02.06.2009, 08:10
Klasse Bericht Steffen !

Believer
02.06.2009, 15:18
Ein wirklich beeindruckender Bericht. Wenn man diese Zeilen liest, möchte man glauben Steffen sei dem Torwart-Buddha begegnet. Das Buch werde ich mir wohl auch zu Gemüte führen :)
Allerdings (mal kurz abseits vom Thema) liest man mit deinem Text, Steffen, auch über deine Liebe zum Torwartspiel & Trainer-Dasein (auch wenn es gerade etwas, nun ja, "kitschig" ausgedrückt war - ich finde diese Begeisterung toll & finde mich darin wieder, was das Torwart-Dasein betrifft :))

Steffen
05.06.2009, 22:20
Believer,
nein ein Torwart-Buddha oder Torwart-Guru nicht, denn sicherlich: Was Hans Leitert erzählt und erklärt hat, dürfte eigentlich allen Profis bekannt und nicht Neu sein.
Es war nur eben das wie und auch die Verkettung, ja oft auch die Einfachheit der Mittel.

übergreifer
05.06.2009, 23:07
Eine derartige Trainingseinheit hätte ich selbst gerne gesehen. Und was das Buch angeht, mag es sicherlich für einige etwas teuer erscheinen. Das Geld ist es trotzdem wert. Aus meiner Sicht ist es genau die richtige Ergänzung zur anderen, zum Teil ziemlich "dröge" geschriebenen, Literatur. Leitert erklärt hier die grundlegende Sachen im Torwartspiel, zwar auf seine Art und Weise, und trotzdem für jeden verständlich. Ich kann daher Steffen´s Begeisterung absolut nachvollziehen, und das Buch "7 Prinzipien der Meister" weiter empfehlen. Man soll dabei aber kein typisches Trainingsbuch erwartet. Da geht es auch nicht darum möglichst viele Übungen zu erklären, sondern um was ganz Anderes. Der Blickwinkel ist da ein ganz anderer, und nennt es von mir aus sogar Torwartbibel.

Believer
15.08.2009, 21:13
Ich habe mich in das Buch von Hans Leitert einmal hinein gelesen und was soll ich sagen? Ich bin begeistert. Beschämt muss ich zugeben, dass gerade diese Unterteilung der Abwehraktion mir (noch vor dem Camp, wo ich den ersten Kontakt mit diesen Thesen hatte) noch unbekannt war.
Steffen und Übergreifer, ihr habt vollkommen Recht. Es ist die Art der Vermittlung, die dieses Buch zu etwas besonderem macht, denn bereits die Einleitung hat mich mit einem guten Gefühl in dieses Buch hineinlesen lassen. Man hatte von Anfang den Eindruck, dass diese Zeilen von jemandem verfasst wurden, der sich viele Gedanken um seine Torhüter macht, der sich einfach damit beschäftigt - he cares. Das mag nun nichts ungewöhnliches und eine Grundvoraussetzung eines Torwarttrainers sein und doch hat mich diese Einleitung eben wegen jenen Gründen angesprochen.
Außerdem sind die Erklärungen sehr gut und anschaulich geschrieben. Es ist nichts im Vergleich zur 0-08-15 Torwart-Literatur, die bisher durch meine Finger gewandert ist. Ein tolles Buch!
Als mein Trainer mich am Seitenrand fragte, was dies denn für ein Buch sei, antwortete ich ihm (um nicht deine Worte zu verwenden, Übergreifer): "Es ist das Torwartbuch schlechthin." Ist es auch. :)

Steffen
02.10.2009, 07:30
So, Zeit.... mal diesen Beitrag neu zu füllen.
Zeit, die Videos in MP4 zu wandeln, ein paar Dinge rasch zusammen zu stellen und dan bei YouTube einzustellen.

Das Prinzip "Richtig Beginnen"...
<object width="425" height="344"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/5JAY768ngZE&hl=de&fs=1&rel=0&color1=0x006699&color2=0x54abd6"></param><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="http://www.youtube.com/v/5JAY768ngZE&hl=de&fs=1&rel=0&color1=0x006699&color2=0x54abd6" type="application/x-shockwave-flash" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true" width="425" height="344"></embed></object>

Man kann toll erkennen, wie es sich auswirkt, wenn man eben nicht mit dem richtigen Bein beginnt, wenn man nicht den richtigen Fuss, der in Richtung Ball zeigt und geht, bewegt.
Es ist ein Gefühl völlig ausgeliefert zu sein, ein Fehler, der sich über Jahre eingeschliffen hat und den man in Sekunden am eigenen Leib spürt, aber nicht sofort ändern kann, selbst wenn man es noch so will.
Ich habe diese Übung auch gemacht, und völlig versagt. Es war mir unmöglich, selbst einfache Bälle zu halten, so stark war meine Seitenlastigkeit. Von Richtig beginnen konnte nicht mal ansatzweise die Rede sein.
Es war daher gut zu sehen, daß man damit nicht unbedingt alleine war ;)
Aber auch toll zu sehen, wenn man es perfekt richtig macht..

Hans Leitert zum aktiven Torwartspiel:
<object width="425" height="344"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/MpYXHLZJMtI&hl=de&fs=1&rel=0&color1=0x006699&color2=0x54abd6"></param><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="http://www.youtube.com/v/MpYXHLZJMtI&hl=de&fs=1&rel=0&color1=0x006699&color2=0x54abd6" type="application/x-shockwave-flash" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true" width="425" height="344"></embed></object>

Das brannte damals bei mir sehr. Hatte ich einen jungen Torwart, der von mir beständig ermutigt wurde, nicht im Tor zu stehen, sondern mit der Mannschaft mitzuschwimmen, mit der Mannschaft mit zu spielen und so gut es geht den Stürmer auch unter Druck und Zugzwang zu setzen. Er lernte so instinktiv die Methode der Torverkleinerung, ja bis alles brüllte er solle im Tor bleiben.
Da zuvor eine Übung gemacht wurde, die zum Prinzip "Rechtzeitig fertig" gehörte, war diese Frage hier einfach unheimlich wichtig.
Ich habe dies dann auch im entsprechenden Thema (http://www.torwart.de/forum/showthread.php?p=848419) aufgearbeitet.

Ja, und da ein Torwart Ganzkörpertraining braucht, machte Hans Leitert auch Übungen zur Beweglichkeit, zur Koordination, Balance und natürlich auch zur Körperspannung und Körperkraft.
Folterkammer pur, und man darf dem Torwarttrainer der Stuttgarter Kickers hier ein gutes Zeugniss ausstellen, den der Torwart hier hält hervorragend mit und durch, viele Torleute im Amateurbereich sind nach 40 Sekunden nicht mehr in der Lage, sich zu halten.

<object width="425" height="344"><param name="movie" value="http://www.youtube.com/v/YolP_IgzZ6U&hl=de&fs=1&rel=0&color1=0x006699&color2=0x54abd6"></param><param name="allowFullScreen" value="true"></param><param name="allowscriptaccess" value="always"></param><embed src="http://www.youtube.com/v/YolP_IgzZ6U&hl=de&fs=1&rel=0&color1=0x006699&color2=0x54abd6" type="application/x-shockwave-flash" allowscriptaccess="always" allowfullscreen="true" width="425" height="344"></embed></object>

Dies kann man auch mal mit einem Freund ausprobieren, der die Kommandos gibt, und verstehen, was ich mit Folterkammer meine...

Schnapper82
02.10.2009, 07:38
Sehr schöne Videos Steffen.
Ich finde, dass der Keeper in Video 1 einfach nur spekuliert und dadurch dann auf dem falschen Bein erwischt wird. Da fehlt die Lockerheit...so kann man dann nicht reagieren.

Zum Kraft-Ausdauer-Video kann ich nur sagen, dass diese Übungen ein perfektes Training sind. Es macht Spass und bringt einen enorm weiter.
Schön anzusehen ist es, wenn ein Schnapper diese Übungen zum ersten mal macht. :D

Believer
02.10.2009, 13:37
Da kann ich mich lebhaft an das Camp erinnern. Schade, dass wir (ich will nicht unbedingt sagen: wir als Mädchengruppe) so etwas nicht gemacht haben...

Noch eine Frage zum ersten Video, Steffen:

Die Aufgabe war nur: "Halte den Ball"? Ich frage mich nämlich, ob es die geringe Distanz zum Schützen war, die den Torwart 1 im Video so viel spekulieren ließ oder ob es einen anderen Grund gibt, der mit der Stellung der Aufgabe zusammen hängt.

Übrigens: Ein großes Dankeschön für's Posten :)

SV-Goalie95
02.10.2009, 14:24
Ja, das würde mich auch interessieren. Zum Körperspannung und Körperkraft Video. Die erste Übung find ich persönlich nicht so schlimm, hab die selbst schon sehr oft (auch in der Schule) gemacht.

Steffen
02.10.2009, 14:26
Believer,
natürlich war die Aufgabe halte den Ball.
Wie man aber sehen kann, schafft es der zweite Torwart im Video deutlich besser.
Ich bin ja nun ein sehr kritischer Mensch und so habe ich es mir nicht nehmen lassen, meine Handschuhe anzuziehen und das selbst mal zu versuchen.
Believer, ich fühlte mich danach, als wäre ich die größte Flasche am Platz. Hans Leitert erkannte sofort meine Rechtslastigkeit und als es drum ging, halt weder Spekulieren noch sonst etwas.. die kurze Distanz macht einfachunmöglich, daß Du beim falschen Beginn nur den Hauch einer Chance hast und Hans Leitert ist wie ein Schweizer Uhrwerk. Er ist auf den cm präzise, der führt einen dann schon vor.
So als lebhaftes Beispiel, wie es absolut falsch ist.
Danach war der Tag für mich einfach vom Gefühl her erst einmal gelaufen, denn ich fühlte mich bloß lächerlich.
Doch heute weiß ich, daß es sein muss, wenn man begreifen will,was und wie er es tut.
Beide Seiten zu kennen, es ist so unheimlich wichtig.
Believer, macht man es richtig, ist es kein Problem, auch die schwierigen Bälle abzulenken, die leichteren kann man dann sogar sicher festhalten.
Und die Nähe ist notwendig, damit man eben kein "Pfund" auf das Tor schießen muss, und zudem steigert es die Präzision.

Wenn man also Bälle aus naher Distanz macht, ist das ebenso als wenn man aus der Weite ein Klotz abzieht... bei letzterem ist es nur nahezu unmöglich, wirklich die Präzision an den Tag zu legen, die ein Torwart braucht, um etwas zu verinnerlichen.
Daher denkt nicht so viel über die Distanz immer nach ;)
Der Torwart im 1. Video musste spekulieren, denn er hat auch einen Knack, den man schön er kennen kann. Hinschauen...

Nimm dein Leitert Buch zur Hand und studiere mal das Prinzip Nummer 4 Richtiger Beginn ab Seite 35... ist eine Abwandlung des auf Seite 119 vorgestellten Trainingsprinzips.

strigletti
02.10.2009, 17:08
So als lebhaftes Beispiel, wie es absolut falsch ist.
Danach war der Tag für mich einfach vom Gefühl her erst einmal gelaufen, denn ich fühlte mich bloß lächerlich.
Doch heute weiß ich, daß es sein muss, wenn man begreifen will,was und wie er es tut.


Ja Steffen, es tut immer weh, wenn Fehler/Schwächen gnadenlos offengelegt werden. Insofern absoluten Respekt, dass du dich dieser Situation gestellt hast.

Steffen
02.10.2009, 19:04
Ach, strigletti,
ich stelle mich immer solchen Aktionen, denn ich will wissen, was man en Torleuten zumutet.. Es ist Schei..e, auch wenn ich weiß, daß es aufgrund meiner Knieverletzung links wohl so ist, aber trotzdem.
Gnadenlos ist dann, wenn man sich selbst auf Video sieht, das tut nochmals weh... aber inzwischen geht es, man lernt darüber zu stehen, mit der Zeit und den Kilos..

Believer
02.10.2009, 20:51
Ich kann verstehen, warum du die Handschuhe angezogen hast, denn man sieht diese Übung und denkt sich: "Hey, wie kann es so schwer sein diesen Ball zu halten, ohne zu spekulieren?"
Aber es ist ja wie so oft: Es sieht leicht aus, ist aber fast verflixt schwer, wenn man es selbst einmal ausprobiert.
Ich frage mal meinen Torwarttrainer danach, vielleicht hat er Lust so etwas mal in das Training mit einfließen zu lassen (wenn ich endlich mal wieder ran darf :)).
Danke für deine Erklärung.

Steffen
02.10.2009, 20:55
Believer,
spekulieren ist bei der Übung keine Lösung und eigentlich auch "verboten"..
Hans ist so präzise, der nimmt Dich auseinander, wenn Du nur den Hauch spekulierst.
Ein Torwart ist kein Glücksspieler und darf nicht spekulieren.
Hier musst Du reagieren, und das richtig... dann ist es einfach. Ich hatte rechts auch kein Problem, aber links war es mir unmöglich, die Bälle zu halten.

Believer, Du hast eine PN

Believer
02.10.2009, 20:59
Das erinnert mich wieder einmal an meine Camp-Offenbarung (so muss ich es wirklich nennen), wo Mathias Bolz mir vorführte, dass ich extrem linkslastig bin. Im 1 gg 1 spekulierte ich nicht bewusst und doch ging ich meistens (erst recht beim 2 gg 1) nach links oder ließ mich verladen.

Steffen
02.10.2009, 21:06
Und hier hast Du den Schlüssel, das zugrunde liegende Prinzip. Leitert dekt nicht in Technik, er denkt nicht in Bewegungsmustern, sondern in diesen 7 Säulen und wenn man ehrlich ist: Es ist oft einfach die Basis... und diese Basis muss man korrigieren, bevor es an die Technik geht.
Viele TwT machen es unbewußt, auch ich... doch mit Leiterts Erklärungen hat man aufeinmal das Hintergrundwissen und kann viel, viel effektiver arbeiten...

Schnapper82
03.10.2009, 12:42
Ausgeglichen stehen, Gewicht nach vorne und schauen, was passiert.
Eine andere Möglichkeit hat man bei solchen Dingern nicht.
Dann reagieren und schnell tauchen.
Klar, fängt man falsch an, war es das, wie man im Video ja hervorragend sieht.

Hier geht es um die Balance des Keepers...

Steffen
03.10.2009, 23:36
Hier geht es um die Balance des Keepers...

Weniger... Hier geht es echt darum, daß Du mit dem richtigen Bein deine Bewegung beginnst. Hans Leitert konnte das prima kompensieren und wie man das sieht:
Auch die Kollegen der Stuttgarter Kickers, als keine Gurken, hatten mit der im Video so billig aussehenden Übung Ihre Probleme...

das Tier im Tor
04.10.2009, 10:15
Naja, um die Balance geht es sicher trotzdem. Denn wenn die nicht stimmt, ist es absolut unmöglich auf der "starken" Seite (auf der ja die Belastung grösser ist) mit dem richtigen Fuss anzufangen. Drum ist ein vernünftiges Stabilitätstraining auch so wichtig. Denn nur wer muskulär gut ausbalanciert ist, kann wirklich in jeder Situation mittig stehen und in jede Richtung mit dem korrekten Bein reagieren.

Schnapper82
04.10.2009, 10:40
Naja, um die Balance geht es sicher trotzdem. Denn wenn die nicht stimmt, ist es absolut unmöglich auf der "starken" Seite (auf der ja die Belastung grösser ist) mit dem richtigen Fuss anzufangen. Drum ist ein vernünftiges Stabilitätstraining auch so wichtig. Denn nur wer muskulär gut ausbalanciert ist, kann wirklich in jeder Situation mittig stehen und in jede Richtung mit dem korrekten Bein reagieren.

So meinte ich es.
Vielen Dank... ;)

Steffen
04.10.2009, 11:19
Von der Warte ausgesehen mag dies richtig sein, doch das ist bei der Übung leider ein sehr geringer Anteil.
Man kann darüber spekulieren, mutmaßen, daß einzige was da hilft ist:

Es selbst gemacht und gefühlt zu haben

Schnapper82
04.10.2009, 11:27
Diese Übung sollte doch eigentlich zu den Standardübungen eines jedes TWT gehören.
Fängt der Keeper falsch an, bzw. spekuliert, merkt er es, weil er keinen Ball halten wird.

Steffen
04.10.2009, 19:01
Schnapper,
das vielleicht, aber der Punkt ist, daß diese Übung so wie Sie Leitert gemacht hat, einen Level repräsentierte, der einfach just diese Fehler auch reproduzierbar und erkennbar machte... für mich sogar erniedrigend spürbar...

Michel84
08.10.2009, 21:38
Wie weit ist denn der Schütze bei der ersten Übung vom Keeper entfernt?

Steffen
08.10.2009, 22:02
Wie weit ist denn der Schütze bei der ersten Übung vom Keeper entfernt?


Siehe Bild (http://www.steffenreichel.homepage.t-online.de/pictures/Fussball/Uebung2.JPG)

Michel84
09.10.2009, 06:30
Ach,das hab ich ganz übersehen.Danke für die Info:)