Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rotation und taktisches Verständnis
Schnapper82
19.08.2009, 09:08
Dieses Thema ist im Adler Thread aufgekommen und bevor dieser Thread mit allgemeinen Dingen zugemüllt wird, habe ich dieses Thema erstellt.
Hier kann nun über die Entwicklung der Rotation und über taktisches Verständnis etc. diskutiert werden.
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Er hätte direkt nach der Ära Lehmann jemanden benennen sollen als Nr.1 und der Drops wäre gelutscht gewesen. Das sich immer etwas ändern kann auf Grund von Verletzungen oder Formschwächen ist doch klar, aber somit hätte man ein Thema schon einmal vom Tisch gehabt...
strigletti
19.08.2009, 09:28
Ich sehe da eine zweischneidige Entwicklung und diese Entwicklung wurde von Klinsmann mit dem Duell Lehmann/Kahn eingeleitet.
Nur Adler, Enke, Neuer, Wiese (man beachte die alphabetische Reihenfolge:) ) sind nicht Lehmann oder Kahn, die beide schon sehr lange auf höchstem Niveau alles mitgemacht hatten, was dieser Sport zu bieten hat.
Auf der einen Seite spricht jeder vom Vertrauen, das ein Torhüter unbestritten braucht, auf der anderen Seite erwartet man von ihm, dass er nicht nur jeder Drucksituation standhält und sich sogar unter diesem massiven künstlich erzeugten Druck weiter verbessert.
Diese Entwicklung spiegelt sich doch auch hier im Forum wieder; ich brauche nur mal zu sehen, wieviele Torhüter hier rotieren müssen.
Alle Torhüter sollten sich darauf einstellen, dass es in Zukunft fast keine Nummer 1 mehr geben wird, sondern nur noch 2 oder 3 Torhüter, die dann - und das wird der nächste Schritt sein - sogar entsprechend ihrer Stärken und Schwächen, passend zur Spielweise des Gegners aufgestellt werden.
Das wäre der nächste logische Schritt, wenn man sich die Entwicklung des Fußballs ansieht.
Schnapper82
19.08.2009, 09:55
Macht für mich keinen Sinn, aber es könnte so kommen.
Gerade als Keeper muss man sich mit der Abwehr einspielen und auch hier muss eine Art von blidem Verständnis und Vertrauen herrschen.
Sollte man des öfteren wechseln, macht das für mich mehr kaputt, als es bringen würde.
strigletti
19.08.2009, 10:05
Macht für mich keinen Sinn, aber es könnte so kommen.
Gerade als Keeper muss man sich mit der Abwehr einspielen und auch hier muss eine Art von blidem Verständnis und Vertrauen herrschen.
Sollte man des öfteren wechseln, macht das für mich mehr kaputt, als es bringen würde.
Ich stimm dir im Grunde ja zu, Schnapper, aber schau mal, wieviel heute im Feld und damit auch im Defensivbereich rotiert wird. Da hast du doch in fast jedem Spiel andere Mitspieler im Strafraum, besonders bei Vollversammlung.
Schnapper82
19.08.2009, 10:06
Ich stimm dir im Grunde ja zu, Schnapper, aber schau mal, wieviel heute im Feld und damit auch im Defensivbereich rotiert wird. Da hast du doch in fast jedem Spiel andere Mitspieler im Strafraum, besonders bei Vollversammlung.
Im Profibereich mag das auch Sinn machen, da man dort eine höhere Belastung durch Ligabetrieb, DFB Pokal, internationaler Wettbewerb und ggf. Nationalmannschaft hat, aber der Kern einer Mannschaft sollte spielen. Gerade die Schlüsselpositionen würde ich als Trainer nicht gerne wechseln.
Es muss eine gewisse Konstanz erreicht werden und das geht nur durch Spielpraxis.
strigletti
19.08.2009, 10:24
Im Profibereich mag das auch Sinn machen, da man dort eine höhere Belastung durch Ligabetrieb, DFB Pokal, internationaler Wettbewerb und ggf. Nationalmannschaft hat, aber der Kern einer Mannschaft sollte spielen. Gerade die Schlüsselpositionen würde ich als Trainer nicht gerne wechseln.
Es muss eine gewisse Konstanz erreicht werden und das geht nur durch Spielpraxis.
Ich sehe das genau wie du Schnapper, das Problem aber ist doch, dass die Entwicklungen immer von oben nach unten durchschlagen, was leider oft schief geht.
Ausschnitt aus einer Mannschaftssitzung in einem verqualtem Vereinsheim:
Trainer: "Wir stellen um auf Raute im Mittelfeld, Matze zentral vorne, Cat links, Tom rechts...ihr müsst halt dann entsprechend verschieben, ach so und Strulli du spielst auf der sechs"
Matze: "also spiele ich Stürmer?".
Trainer: "Nein, nicht direkt, aber so ähnlich".
Matze: "alles klar"
Strulli: "Coach, wo spiele ich jetzt?"
Trainer (angesäuert):"habt ihr etwa nicht das Bayern-Spiel im Sportstudio gesehen, da hat Lahm das mit der Raute erklärt"
anderer Spieler: "ne, war saufen"
Diese Sitzung fand wirklich statt und die Mannschaft spielt Kreisliga.
[...]Trainer: "Wir stellen um auf Raute im Mittelfeld, Matze zentral vorne, Cat links, Tom rechts...ihr müsst halt dann entsprechend verschieben, ach so und Strulli du spielst auf der sechs"
Matze: "also spiele ich Stürmer?".
Trainer: "Nein, nicht direkt, aber so ähnlich".
Matze: "alles klar"
Strulli: "Coach, wo spiele ich jetzt?"
Trainer (angesäuert):"habt ihr etwa nicht das Bayern-Spiel im Sportstudio gesehen, da hat Lahm das mit der Raute erklärt"
anderer Spieler: "ne, war saufen"
Diese Sitzung fand wirklich statt und die Mannschaft spielt Kreisliga.Das ist erstmal ein Bomben-Gespräch! :D
Und dann:
"ne, war saufen" JAWOLLL!!! :D :D
Ich sehe das ähnlich.
Viele Trainer drehen völlig durch. Suchen den Fehler beim Torwart, warum er die Flanke am Elfmeterpunkt, die der gegnerische Stürmer volley in den Winkel geschruppt hat, nicht abfängt, anstatt mal daran zu denken, dass Raumdeckung in der Kreisklasse Z unangebracht ist.
Schnapper82
19.08.2009, 10:32
Nichts gegen die Kreisliga, aber ich finde, dass Niveau der einzelnen Ligen hat sowieso rapide abgenommen.
Ich sehe das ähnlich.
Viele Trainer drehen völlig durch. Suchen den Fehler beim Torwart, warum er die Flanke am Elfmeterpunkt, die der gegnerische Stürmer volley in den Winkel geschruppt hat, nicht abfängt, anstatt mal daran zu denken, dass Raumdeckung in der Kreisklasse Z unangebracht ist.
Wir haben selbst bei uns im Team noch Leute, die eine taktisches Know How von einem Honk haben. Das ist unglaublich. Da kannst du als Keeper 90 Minuten durchquatschen, damit es klappt.
Trainer setzten selbst in der Kreisklasse voraus, dass Spieler umsetzen, die selbst in der Bundesliga nicht immer richtig gehandhabt werden. Das zeigt im Prinzip, dass sich der Coach nicht mit seiner eigenen Mannschaft beschäftigt und diese nicht einschätzen kann.
strigletti
19.08.2009, 10:35
hast recht Schnapper...
Believer
19.08.2009, 10:59
Was das sinkende Niveau betrifft, gebe ich dir auf jeden Fall recht. Wir haben ja auch gegen zwei qualifizierte Männermannschaften in der Vorbereitung gespielt und da durfte ich einige Erfahrungen mitnehmen...
Was die typische Nummer 1 angeht: Ich kann mir nicht vorstellen, dass es auf dieser Position im Ligabetrieb eine solche Rotation geben könnte. In der Nationalmannschaft ist das nochmal etwas anderes, aber in der Liga strebt man doch eher eine Routine als Russisch Roulette an. Zu mal in den meisten Bundesligaklubs ein deutlicher Leistungsunterschied zwischen Nr. 1 & Nr. 2 erkennbar ist (dabei gibt es sicherlich Ausnahmen, aber in der Regel ist es mMn so). Es könnte diese Entwicklung geben, aber im Moment kommt sie mir im Profisport doch etwas abstrakt vor. Im Breitensport ist das eine andere Sache. Meistens kann man da viel eher zu dem Schluss kommen, dass zwei Torhüter "gleich gut" sind und dann die Rotation in der Saison anordnet (ich spreche aus eigener Erfahrung), aber im Profisport schwankt man so zwischen den Extremen, dass zwei Torhüter auf gleichem Niveau in einem Club selten sind.
zewenkeeper1
19.08.2009, 11:05
Bzgl Bundesligaspielsystem :
unser neuer Trainer moechte gerne in der 2. Mannschaft (Kreisliga D, niedriegste Liga in Rheinland- Pfalz) 4er Kette spielen, Problem nur das nur ein gewisser prozentsatz der 2ten ins Training kommt , also kann es nicht richtig geuebt werden, so haben die Jungs auch am Sonntag 5:2 verloren.
Fuer mich persoenlich ist es in solch einer Liga mit 4er Kette zu spielen voelliger Schwachsinn, weil 1. die Leute nicht ins Training kommen und 2. Mann die Leute dafuer einfach nicht hat.
Aber er geht halt mit dem Trend
Hm wir spielen auch nur Kreisliga B und setzen auf die 4er Kette - mit Erfolg meiner Meinung nach. :O
Aber ich stimme zu, wenn die Spieler nicht ins Training kommen ist sowas natürlich ganz schwer einzustudieren.
Schnapper82
19.08.2009, 11:12
Hm wir spielen auch nur Kreisliga B und setzen auf die 4er Kette - mit Erfolg meiner Meinung nach. :O
Aber ich stimme zu, wenn die Spieler nicht ins Training kommen ist sowas natürlich ganz schwer einzustudieren.
Ist ja auch okay, wenn es klappt, aber nur, weil 4 Leute in einer Reihe spielen, ist das noch keine Viererkette. Da gehört viel mehr dazu.
Des Weiteren denke ich, dass die Spieler halt in einer Liga relativ ausgeglichen sind und somit klappt so ein System dann im Ligabetrieb mit Sicherheit. Spielt man dann im Pokal mal gegen einen höherklassigen Gegner, kann man schnell mal seine Grenzen aufgezeigt bekommen.
[...]Trainer setzten selbst in der Kreisklasse voraus, dass Spieler umsetzen, die selbst in der Bundesliga nicht immer richtig gehandhabt werden. Das zeigt im Prinzip, dass sich der Coach nicht mit seiner eigenen Mannschaft beschäftigt und diese nicht einschätzen kann.Ein befreundeter Keeper spielt Verbandsliga und soll auf biegen und brechen hinten flach herausspielen. Er bekommt jedes Mal Anschiß, wenn er lang schlägt.
Er ist ein Keeper der ganz klar sagt, dass er sich mit dem Ball am Fuß unwohl fühlt. Und trotzdem.
Zudem gibt es in der Liga einfach noch ein paar Truppen, die eher robust spielen und dadurch das ganze "hinten rum spielen" durch blindes raufgehen und grätschen sowieso zum Teufel jagen.
Mal von der Platzqualität, die zwar schon hoch ist, aber jeder Keeper weiß wie das läuft, ganz zu schweigen.
Schnapper82
19.08.2009, 11:18
So etwas kann man gar nicht sagen.
Ist doch Situationsbedingt, wie ich spiele. Naja...das zeigt mal wieder, dass viele Trainer einfach keine Ahnung haben vom TW-Spiel, denn das übersteigt deren Horizont um einiges.
Die kennen nur Phrasen wie, "wenn du rausgehst, musst du ihn haben!", "alles im 5er ist deins!" usw...
Believer
19.08.2009, 11:32
Absolut richtig, leider. Wir spielen auch 4er Kette. In der Verbandsliga und höher gibt es kaum eine Mannschaft, die dieses System nicht bevorzugt. Aber bei uns wird auch während des Trainings sehr viel Taktik vermittelt bzgl. der 4er Kette, so dass an dieser Baustelle intensiv gearbeitet wird. Unser Taktisches Verständnis in diesem Bereich ist daher relativ gut.
strigletti
19.08.2009, 11:32
Nachdem wir nun *Danke Schnapper* einen eigenen Thread für dieses Thema haben, will ich meine Position ausführlicher erklären.
Ich glaube, dass es unbestritten ist, dass Entwicklungen, die im Profibereich geschehen früher oder später in den unteren Ligen ankommen. Zum Teil ist dieser Transfer gut und sinnvoll, teilweise wird aber auch versucht etwas zu übertragen was aufgrund der verschiedenen Voraussetzungen in den Klubs unterer Ligen eigentlich schlichtweg unmöglich ist; das Chaos, das dabei herauskommt kennen wir alle.
Nun aber zum Thema Torhüterrotation:
Wir sehen in vielen Profivereinen die Tendenz, sich immer später auf die Nummer 1 festzulegen, falls man das überhaupt noch festlegen nennen kann. In vielen Fällen ist es ein Spielen auf Bewährung.
Jürgen Klinsmann und sein Tainerteam haben mit dem Konkurrenzkampf vor der WM 2006 erstmals eine Nummer 1 der Nationalmannschaft wirklich in Frage gestellt und mit ihrer Pro-Lehmann-Entscheidung, die Unantastbarkeit des Trikots mit der Nummer 1 auf höchster Ebene beerdigt. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Entscheidung Lehmann oder Kahn spielen zu lassen richtig war.
Löw setzt dies nun konsequent in der Nationalmannschaft weiter um; er nimmt keinerlei Rücksicht auf das Selbstverständniss einen Torhüters, auf die psychologische Bedeutung Nummer 1 zu sein. Klinsmann hat das mit Rensing und Butt ebenso fortgesetzt. Und vor dieser Saison, war die Nummer 1 in mehr Vereinen umstritten als je zuvor und die Unsicherheit unter den Torhütern lässt sich, an einigen Wechseln und Wechselabsichten deutlich erkennen.
Von den heutigen Feldspielern wird erwartet, dass sie Rotation nicht nur aus Belastungsgründen, sondern auch aus taktischen Gründen ohne Murren akzeptieren. Sie wird ohne Rücksicht auf Namen und Ansehen des Spielers, einzig dem taktischen System oder der Stärken und Schwächen bestimmer Gegenspieler folgend vollzogen. Dies betrifft Verteidiger, Mittelfeldspieler und Stürmer, einzig wir Torhüter sind bislang von diesem Prinzip verschont worden. Sicherlich aus gutem Grund, aber die Frage bleibt, wielange wir diese Sonderstellung noch aufrecht erhalten können.
Klar dürfte sein, dass es auf der ganzen Welt keine zwei Torhüter gibt, die über ein absolut identisches Stärke-Schwächen-Profil verfügen und auch noch exakt gleich gut zu einer Mannschaft passen. Es mag viele Torhüter geben, die legt man eine Checkliste mit Punktsystem zugrunde, auf das gleiche Endergebnis kommen, sich dennoch aber im Stärke-Schwäche-Profil deutlich unterscheiden.
Daraus ergibt sich dann, dass ein Torwart besser zur taktischen Spielweise oder zu den Stärken und Schwächen seiner Mitspieler passt als der andere. Viele Konter oder wenig Konter, kopfballstarke Abwehr, viele Flanken, viele Freistösse usw. sind solche Faktoren, die von der Mannschaft ausgehen. Diese Faktoren muss ich bei der Auswahl meiner "gleich starken" Torhüter berücksichtigen.
Nach diesem Gedankengang liesse sich zum Beispiel fragen, warum sollte Löw sich jetzt schon auf eine Nummer 1 festlegen, wo noch nicht mal klar ist, wer davor spielt. Man braucht eben mehrere Defensivspieler, aber nur einen Torwart und so kann ich das genaue Profil des Einzelspielers Torwart erst dann bestimmen, wenn ich weiss wer vor ihm spielt.
Zieht man diese Gedanken weiter, ist natürlich klar, dass genau diese mannschaftsbedingten Faktoren, welche die Aufstellung des einen oder anderen Torhüters bedingen, abhängig vom Gegner sind. In letzter Konsequenz wäre es also durchaus überlegenswert auch im Tor zu rotieren.
Die Gegenargumentation ist immer, das Torwart und Abwehr aufeinander eingespielt sein müssen, das berühmte blinde Verständnis. Aber dieses Argument verliert zunehmend an Bedeutung, da eben immer mehr rotiert wird.
Und wenn ein Torwart hinter wechselnden Vorderleuten spielen kann, kann ich auch den Torwart austauschen, das ändert dann nämlich überhaupt nichts in Sachen Verständnis.
Wir Torhüter sind mit dem Traum der Nummer 1 gross geworden, aus der Kraft dieses Traums beziehen wir die Leidenschaft für unseren schweren Job als Torwart auf dem Platz. Aber zwischenzeitlich heissen wir Torspieler und Spieler gibt es 11 auf dem Platz, wir sind nur noch einer von vielen und somit austauschbar geworden. Aber wir haben einen Weg uns dagegen zu wehren. Wir müssen in allen Teilbereichen des Torwartspiels die besten sein, dann passen wir nämlich hinter jede Mannschaft.....Es wird härter sein denn je, die Nummer 1 zu bekommen, aber der Kampf wird sich lohnen.
Rotation im Tor? Von meiner Seite aus ein ganz klares Nein, wird es nicht geben. Auf Schlüßelpositionen und bei Schlüßelspielern, und dazu gehört der Torhüter nunmal, wird nicht rotiert. Das passiert auch bei den Feldspielern nicht. Schaut euch doch nur mal die Spiele pro Saison eines Gerrads, Lampard oder Rooneys an. Das sieht in der Bundesliga (z.B: Hitzelsberger, Misimovic, Diego, ...) im übrigen genauso aus. Solche Positionen/Spieler rotiert man nur, wenn man muß (Sperren, Verletzungen) oder der Gegner so schlecht ist, dass es egal ist wenn die Nummer 2 auf der Position spielt.
Torhüter sind heute noch genau so fest im Sattel als Nummer 1 wie vor 50 Jahren. Es gibt immer Trainer, die ihre eigene Schwäche mit einem Zweikampf im Tor verdecken wollen oder weil sie neu sind ein Zeichen setzen wollen.
Löw zeigt zur Zeit nur seine Schwäche klare und eindeutige Entscheidungen zu fällen. Er hätte Lehmann bereits nach der WM abschieben müßen und zur EM einen neuen Torhüter zur Nummer 1 machen müßen. Hat er sich nicht getraut und das hat Deutschland einen Titel gekostet. Jetzt nur noch 12 Monate und eine handvoll Spiele vor der WM wird munter im Tor hin und her gewechselt. Das bringt niemandem etwas außer dem Gegner, der auf eine uneingespielte Abwehr trifft. Als wenn sich an der Leistungsfähigkeit der Kanidaten in den nächsten Monaten noch groß etwas ändern würde.
Ein Torhüter und seine Abwehr müßen sich einspielen. Ansonsten wird es immer wieder zu Mißverständnisen kommen. Desto schneller das Spiel wird, desto wichtiger ist diese Eingespieltheit. Da muß man sich eben blind auf die Reaktion meines Mitspielers verlassen können und das geht nur, wenn ich möglichst oft mit diesem Zusammenspiele.
Sicherlich ist es verlockend zu denken: "heute kommt ein Gegner, der viel flankt, also stell ich meinen besten Flankenfänger ins Tor". Nur wer sagt denn das das Spiel dann auch so abläuft?
Der Torhüter, der das beste Gesamtpaket liefert, der der größte Allrounder ist, wird immer die erste Wahl sein, weil niemand sagen kann, was später im Spiel letztendlich gefordert ist.
[...]Der Torhüter, der das beste Gesamtpaket liefert, der der größte Allrounder ist, wird immer die erste Wahl sein, weil niemand sagen kann, was später im Spiel letztendlich gefordert ist."Die Wahrheit is' auf'm Platz."
Bestätigt sich mal wieder.
JSG Titan
19.08.2009, 12:28
Strigletti, ich kann deine Argumente sehr gut nachvollziehen und finde, dein Posting wirkt sehr durchdacht.
Ich denke, eine Rotation im Tor kann man nicht verallgemeinern, sondern müsste wirklich zu einem CLub passen, der 2 gute Torhüter hat (mir fällt jetzt Real Madrid mit Casillas und Dudek ein = Erläuterung folgt).
Ich beginne damit, dass der Torwart in der Mannschaft eine Sonderstellung hat.
Das nimmt ihn für mich aus der Rotation heraus. Der Torwart ist derjenige, der Tore verhindern soll, auf ihn muss sich eine Mannschaft verlassen, die Spieler müssen das Gefühl haben, es gibt da hinter mir jemanden, der einen Fehler von mir ausgleichen kann! Fußball ist ein Fehlersport! So,
die Rotation dient außerdem dazu, Spielern eine Pause zu gönnen. Für die Spieler ist es viel anstengender 20 Spiele am Stück zu machen, als für den Torhüter. Ich denke zwar, dass eine Woche Spielpause genügt, um die Regeneration eines Spielers zu vollbringen, trotzdem kann ein Spieler nicht über die gesamte Saison zzgl internatione Spiele und nationaler Pokal konstant gute Leistung bringen, da der Job eines Feldspielers einfach ermüdender ist, als der des Torhüters.
Du sprichst ebenfalls von einer Sonderstellung eines Torhüters und ich denke, dass die erhalten bleibt. Eine ständige Rotation im Tor wäre für mich bei einer Mannscahft in Besetzung des Tores wie eingehens erwähnt wie bei Real Madrid möglich. Casillas und Dudek sind international erfahrene Torhüter. Wenn also Casillas aus dem Tor rotiert werden würde, müsste ich meiner meinung nach einen Torhüter haben, der den Ansprüchen von Real Madrid genügen kann. Ebenfalls ein erfahrener Mann, der die fehlende Spielpraxis durch seine langjährige Spielerfahrung ausgleichen kann. Daher würde ich im laufe einer Rotation keinen Van der Saar duch einen Kuszack, keinen Cech durch einen Hilario und keinen Enke durch einen Jensen ersetzten. Denn bei den Ersatztorhütern spielt die Mannschaft einfach, aufgrund des Bewusstseins, dass die Nummer 2 spielt, nicht so sicher, wie als wenn der Stammkeeper spielt.
Damit möchte ich sagen, dass bei einer ständigen Rotation, die Feldspieler das bereits erwähnte Sicherheitsgefühl haben müssen, egal welcher Keeper spielt. Ein junges Talent kann dieses gefühl nicht so deutlich wiederspiegeln, wie ein erfahrener Nationalkeeper.
strigletti
19.08.2009, 12:34
Der Torhüter, der das beste Gesamtpaket liefert, der der größte Allrounder ist, wird immer die erste Wahl sein, weil niemand sagen kann, was später im Spiel letztendlich gefordert ist.
Was aber, wenn das Paket gleich gut ist? Der eine gleicht mit starken Reflexen, seinen Nachteil bei den Flanken aus. Dafür hat sein Konkurrent Vorteile bei der Spieleröffnung, wackelt dafür aber regelmässig bei Distanzschüssen usw.
Was aber, wenn das Paket gleich gut ist? Der eine gleicht mit starken Reflexen, seinen Nachteil bei den Flanken aus. Dafür hat sein Konkurrent Vorteile bei der Spieleröffnung, wackelt dafür aber regelmässig bei Distanzschüssen usw.
Da finde ich dann die Reflexe usw. wichtiger! Denn lieber habe ich einen Torhüter, der 10 Abstöße ins Aus schlägt als einen, der 10 Distanzschüsse reinlässt, mal überspitzt ausgedrückt.
Ein Torhüter mag zwar nicht mehr nur Torhüter, sondern Torspieler sein, aber am Wichtigsten bleibt doch, dass er Tore verhindert! Ansonsten wäre es doch mal eine Überlegung, Ribery ins Tor zu stellen;)
Was aber, wenn das Paket gleich gut ist? Der eine gleicht mit starken Reflexen, seinen Nachteil bei den Flanken aus. Dafür hat sein Konkurrent Vorteile bei der Spieleröffnung, wackelt dafür aber regelmässig bei Distanzschüssen usw.
Hast du aber nie, weil zum Paket eben auch die Abwehrspieler gehören bzw. generell mein taktisches Konzept. Hab ich z.B. zwei Kopfballungeheuer als Innenverteidiger, brauch ich keinen Torhüter der jede Flanke abfängt. Er hat also dann das "schlechtere" Paket anzubieten.
Nach dem Gegner kannst du dich immer nur sehr stark begrenzt richten und das ist ja die Vorrausetzung für die Idee einer Rotation.
strigletti
19.08.2009, 12:58
Hast du aber nie, weil zum Paket eben auch die Abwehrspieler gehören bzw. generell mein taktisches Konzept. Hab ich z.B. zwei Kopfballungeheuer als Innenverteidiger, brauch ich keinen Torhüter der jede Flanke abfängt. Er hat also dann das "schlechtere" Paket anzubieten.
Nach dem Gegner kannst du dich immer nur sehr stark begrenzt richten und das ist ja die Vorrausetzung für die Idee einer Rotation.
Da stimm ich dir voll und ganz zu, aber damit stützt du meinen Gedankengang bis zu einem gewissen Grad. Dein Beispiel mit den Kopfballungeheuern gefällt mir gut, weil es verdeutlicht, dass du den Wert des Pakets "Torwart" in Bezug zu den Erfordernissen auf dem Platz setzt.
Ich will dein Beispiel mal aufnehmen: Die Woche darauf ist eines der Kopfballungeheur verletzt, das andere sitzt eine Gelbsperre ab und der Gegner ist bekannt für seine beiden kopfballgefährlichen Stürmer.
Hat unser Torhüter jetzt immer noch das bessere Paket anzubieten?
Schnapper82
19.08.2009, 13:06
Wieso nach dem Gegner richten?
Unser Reflexkeeper pariert halt die Kopfbälle, währen der Flankenkeeper die Flanken verhindert.
So kannst du ja auch weiter durchspielen, dann gehen eben die anderen Mitspieler noch aggressiver drauf und verhindern die Flanken...
Ich verstehe die Idee, die du dahinter hast, aber ich würde mich niemals so sehr nach dem Gegner richten, sondern eher die stärken des eigenen Teams in den Vordergrund stellen.
*seufz* Also die Rotation im deutschen Tor ist im Moment auch etwas, was ich nicht verstehen kann und auch nicht will.
Doch die Grundlegende Idee von strigletti hatte ich auch schon, nämlich das die Entwicklung des Torwarts eher in die Richtung geht, daß es keine gesetzte und feste Nummer 1 mehr gibt, sondern der Posten sich mit der Mannschaft ändert.
Erste Grundzüge davon sind zu entdecken, nur denke ich vielen fehlt der Mut, dies auch zu tun.
Schaut man sich die Sache an, so versuchte Klinsmann schon die Viererkette aufzulösen, und herrje, heute kickt alles Vierkette und die wenigsten können deren Vorteile erkennen und so spielen.
Sind wir aber ehrlich: Nicht jeder Torwart kann hinter einer Viererkette spielen. Ein Oliver Kahn hätte sicherlich mit dem Libero-Vorstopper-System mühelos noch länger durchhalten können, ein Lehmann wäre damit nicht so gut klar gekommen.
Wir beobachten einfach, daß es den perfekten Allrounder nicht gibt und auch nicht geben wird, denn das haben uns die vielen Jahre Fußball gelehrt. Es gibt Ausnahmen, Oliver Kahn war so eine, doch auch dieser Mensch war nun nicht der in allen Punkten perfekte Torwart und ist, fragt man Kritiker, diesem Punkt selten nahe gekommen.
Fragt sich nun: Stelle ich meine Mannschaft und spiele so, daß der Torwart passt, oder stelle ich den Torwart, damit er zur Mannschaft passt.
Ich lasse mal völlig aussen vor, daß viele Spieler einfach Banane sind, um bestimmte Taktische Vorgaben umzusetzen und ich glaube auch, daß viele, auch hier am Forum, kaum zwischen Strategie und Taktik unterscheiden können.
Also, für mich könnte es in einigen Jahren so aussehen, daß man je nach Strategie mit einer anderen Aufstellung, auch im Tor spielt.
Und diese Grundstrategie kann dann bedeuten, daß ich einfach einen Torwart mit einer Abwehr einsetze, die eingespielt sind, die diese Strategie im Besten umsetzen können und damit zum Grundmuster besser passen, als andere.
Spiele ich dann mit einer anderen Grundstrategie, kann es und ich kann es mir so vorstellen, sein, daß nun eine andere Abwehr mit einem anderen Torwart gestellt ist, da diese nun für das veränderte Grundprinzip im Spiel einfach eingespielter und verlässlicher zusammen arbeiten als das Team vorher.
Im US Football ist dieses Grundmuster schon bereits sehr ausgeprägt, da man mit zwei völlig verschiedenen Mannschaften die beiden Grund-Strategien "Verteidigen" und "Angreifen" völlig losgelöst betrachtet und nur ganz wenige Spieler in beiden Mannschaften fungieren könnten, dann aber auch nur unter bestimmten Taktischen Voraussetzungen. Also einen richtigen Allrounder gibt es da nicht mehr, einige, die einen Zug in diese Richtung haben, aber auch nicht immer wirklich eingesetzt werden können.
Sicherlich wird man im Fußball hoffentlich nicht so einen Quatsch machen, aber ich könnte mir vorstellen, daß nun zum Beispiel Thomas im Tor, zusammen mit Mathias als Libero, Mehmet als Linker Verteidiger, Juri als Vorstopper und Otto als rechter Verteidiger ein Team bilden, und hier eine defensive Strategie mit ggf. Manndeckung, aber auch ein klassisches, aus Konterangriffe ausgelegtes Spiel bestreiten.
Alfons im Tor, zusammen mit Sascha links zentral, Silvio rechts zentral, Dogan Rechts aussen und Rudi links aussen stellen dann die Viererkette, deren Aufgabe eher die offensiveren Spielweisen sind, also hier sofort aus der Abwehr schnell nach vorn zu spielen und den One-Touch-Fußball mit Kurzpässen ebenso sicher spielen, wie mit der Raumverteidigung auch sauber unterbinden zu können.
Ich habe also zwei Teams.
Das nun ggf. Dogan auch mal Otto einspringen kann, oder Silvio für Mathias spielen könnte, ist eine andere Sache. Auch Alfons kann sicherlich anstelle Thomas spielen und umgekehrt, doch sind die Gewichtungen und Aufgaben in beiden Teams zum Teil verschieden, daß könnte also sein, daß man hier den einen "Allrounder" aufgrund seiner persönlichen Stärken eher im einen Team einsetzt, den anderen "Allrounder" eher im anderen Team, einfach weil hier die Schwächen der Torhüter nicht so ins Gewicht fallen, wie seine Stärken das Team voranbringt.
Ich mein, man schreibt immer Strafraumbeherrschung. Schaue ich mir das an, so gibt es zur Zeit keinen Torwart, der wirklich immer da im 5er rumher saust und alles an Flanken und hohen Bällen abgreift.
Aufgefallen ist mir das wieder bei Manuel Neuer mit der U21.. Bei vielen Dingen habe ich mich gefragt, warum der Torwart auf der Linie bleibt... doch letztendlich: Er entscheidet und auch Edwin v.d.S., von vielen als der Inbegriff des modernen Torwartspiels gefeiert, ist nicht unbedingt so der "Flankengreifer" wie das viele meiner Meinung nach (miß-)verstehen.
Und trotzdem: Hinter einer Viererkette spielt der Torwart einfach anders und allein wenn er hier große Stärken hat, z.B. beidfüssige präzise Abschläge, gute Anpassungsfähigkeit an Flanken und Konterbälle von der Grundlinie in den Rücken der abwehr, aber auch ein hohes Fußballerisches Grundverständnis und beidfüssige Fußball-Feldspieler-artige-Fertigkeiten werde ich diesen stellen, auch wenn er nicht der Freistoßkiller oder das Reaktionsungeheuer ist.
Spiele ich hingegen altmodisch mit einem Libero, Manndeckung und Vorstopper... dann könnte es sein, daß der Fußballerische Torwart gar nicht so gefragt ist, sondern ein Torwart, der mit langen Abwürfen die aufgerückten Strumreihen überbrückt, aber rasch und gut auf der Linie die direkten Toraktionen des Gegners vereitelt und auch im 1 gg 1 das ausmerzt, was vielleicht mein Libero verbockt.
Auch hier brauche ich einen anderen Torwart als zuvor, ein Allrounder wird irgendwo dazwischen liegen wird. Der kann zwar Beides, doch denke ich, daß man vielleicht irgendwann wirklich den Torwart mit Straterie und damit der Abwehr aufstellt und daher eine 1a und eine 1b hat, und daher einfach das typische Gefüge 1 und Ersatzmann vielleicht sich auflöst.
Jetzt ist das alles zu früh, und bekommt sicherlich weder in der Bundesliga, noch in der Nationalelf jemand hin.
Daher muss man jetzt noch, so wie Anadur es schreibt, den am Besten passenden in die Hütte stellen, den besten Allrounder.
Das ist im Moment noch so, doch wie das in Zukunft sein wird, bleibt abzuwarten.
strigletti
19.08.2009, 13:25
Zitat Steffen:
Jetzt ist das alles zu früh, und bekommt sicherlich weder in der Bundesliga, noch in der Nationalelf jemand hin.
Daher muss man jetzt noch, so wie Anadur es schreibt, den am Besten passenden in die Hütte stellen, den besten Allrounder.
Das ist im Moment noch so, doch wie das in Zukunft sein wird, bleibt abzuwarten.
Ich beziehe mich auch nicht auf das hier und heute, sondern folgende Sätze von mir brachten die Diskussion in Gang:
Alle Torhüter sollten sich darauf einstellen, dass es in Zukunft fast keine Nummer 1 mehr geben wird, sondern nur noch 2 oder 3 Torhüter, die dann - und das wird der nächste Schritt sein - sogar entsprechend ihrer Stärken und Schwächen, passend zur Spielweise des Gegners aufgestellt werden.
Das wäre der nächste logische Schritt, wenn man sich die Entwicklung des Fußballs ansieht.
Ich glaub die Zukunft wird - fußballerisch - zum kot-zen.
Da stimm ich dir voll und ganz zu, aber damit stützt du meinen Gedankengang bis zu einem gewissen Grad. Dein Beispiel mit den Kopfballungeheuern gefällt mir gut, weil es verdeutlicht, dass du den Wert des Pakets "Torwart" in Bezug zu den Erfordernissen auf dem Platz setzt.
Ich will dein Beispiel mal aufnehmen: Die Woche darauf ist eines der Kopfballungeheur verletzt, das andere sitzt eine Gelbsperre ab und der Gegner ist bekannt für seine beiden kopfballgefährlichen Stürmer.
Hat unser Torhüter jetzt immer noch das bessere Paket anzubieten?
Da mußt du aber zwei Punkte unterscheiden. Geht es um die Auswahlkriterien zur Nummer 1 am Anfang der Saison oder darum flexibel zu rotieren um entsprechend auf die Stärken des Gegner zu reagieren.
Sobald du ein Spiel vollkommen verhersagen kannst, kannst du gerne hingehen und entsprechend alle Spieler passend durchrotieren. So kommt halt ein kopfballstarker Stürmer. Und? Selbst wenn unsere beiden Innenverteidger fehlen, so ist unser Torhüter ja immer noch mit dem Rest der Mannschaft eingespielt. Darüber hinaus muß der Stürmer ja auch erstmal brauchbare Flanken erhalten und sich gegen den neuen Innenverteidiger im Luftkampf durchsetzen.
Da gibt es soviele Ungewissenheiten, für die du die Eingespieltheit deiner Abwehr, die Authorität und Ausstrahlung deines Torhüters für einen theoretischen Vorteil aufs Spiel setzen willst.
strigletti
19.08.2009, 13:36
Da mußt du aber zwei Punkte unterscheiden. Geht es um die Auswahlkriterien zur Nummer 1 am Anfang der Saison oder darum flexibel zu rotieren um entsprechend auf die Stärken des Gegner zu reagieren.
Sobald du ein Spiel vollkommen verhersagen kannst, kannst du gerne hingehen und entsprechend alle Spieler passend durchrotieren. So kommt halt ein kopfballstarker Stürmer. Und? Selbst wenn unsere beiden Innenverteidger fehlen, so ist unser Torhüter ja immer noch mit dem Rest der Mannschaft eingespielt. Darüber hinaus muß der Stürmer ja auch erstmal brauchbare Flanken erhalten und sich gegen den neuen Innenverteidiger im Luftkampf durchsetzen.
Da gibt es soviele Ungewissenheiten, für die du die Eingespieltheit deiner Abwehr, die Authorität und Ausstrahlung deines Torhüters für einen theoretischen Vorteil aufs Spiel setzen willst.
Ich will das doch eigentlich gar nicht, aber ich glaube, dass die Entwicklung in diese Richtung gehen wird. Irgendjemand wird in nicht allzuferner Zukunft versuchen, diesen theoretischen Vorteil in die Praxis umzusetzen. Die Idee ist zu verlockend in der Zeit des "Statistik-und Datenbank-Fußballs".
Sobald du ein Spiel vollkommen verhersagen kannst, kannst du gerne hingehen und entsprechend alle Spieler passend durchrotieren.Naja, dann könnte der andere Trainer ja auch wissen, dass Du glaubst, dass er mit Kopfballstarken Stürmern kommt, und die dann in der zweiten Minute auswechseln.
Und dann kannst Du nicht mehr genügend auswechseln, um das ganze System auf den Reaktions-Torwart umzustellen und alles ist hinüber. :D
Die Idee ist zu verlockend in der Zeit des "Statistik-und Datenbank-Fußballs".Du hast Rasen-Schach vergessen... ;)
Kopf-Kino:
Trainer: Ahh, wunderbar. Laut unserer Datenbank führen wir 2:0
Co-Trainer: In Wirklichkeit liegen wir 0:5 hinten.
Schnapper82
19.08.2009, 13:39
Zuviel könnte, wenn und hätte....das ist nix für mich.
Ich bleibe dabei, dass sich ein Coach auf eine feste Nr.1 festlegen muss und diese dann natürlich auch bei einem Patzer weiter das Vertrauen geniessen sollte.
Alles andere ist im Moment noch Zukunftsmusik und kein Mensch weiss, was in der Zukunft passieren wird.
Die Ansätze sind Theoretisch ja nachvollziehbar, aber in der Praxis sieht es anders aus. Noch.
zewenkeeper1
19.08.2009, 14:11
Hm wir spielen auch nur Kreisliga B und setzen auf die 4er Kette - mit Erfolg meiner Meinung nach. :O
Aber ich stimme zu, wenn die Spieler nicht ins Training kommen ist sowas natürlich ganz schwer einzustudieren.
Wir spielen in der Kreisliga B auch mit 4er Kette - aber jetzt mal ganz ehrlich in der D-Klasse - ist das sowas von unnoetig
Ich will das doch eigentlich gar nicht, aber ich glaube, dass die Entwicklung in diese Richtung gehen wird. Irgendjemand wird in nicht allzuferner Zukunft versuchen, diesen theoretischen Vorteil in die Praxis umzusetzen. Die Idee ist zu verlockend in der Zeit des "Statistik-und Datenbank-Fußballs".
Sofern wir nicht massive Regelveränderungen erleben ist Fußball viel zu schnell und chaotisch für solchen durchgeplanten Fußball. Gerade der Vergleich zum American Football, den Steffen erwähnt, zeigt das sehr deutlich. Der Quaterback wird "nie" in die Lage kommen einen defensiven Zweikampf führen zu müßen. Ein Zidane als zentraler offensiver Mittelfeldspieler mußte das dauernd.
Für solches rotieren müßen einige Dinge erfüllt sein.
1. unendliches Wechseln
2. ein absolut statisches System in dem Angriffe klar als solche benannt sind und anschließend nach Abschluß des Angriffs das Spiel lange genug unterbrochen wird um den Wechsel des Systems zu ermöglichen.
3. Der Gegner muß sich genauso unflexibel verhalten
Das alles hast du im Fußball nicht. Es ist zu flexibel. Die erste halbe Stunde drängst du den Gegner in dessen Hälfte und die einzige Gefahr sind lange Befreiungsschläge für dein Tor. Dann kippt das SPiel 5 Minuten und der Gegner hat 4 Ecken in Folge. Den Rest dann gibt es ein Mittelfeldduel mit Fenrschüßen. Nach der Pause dann Flügelspiel des Gegners und Pressing die ersten 15 Minuten. Anschließend zieht er sich an die Mittellinie zurück und läßt dich kommen.
Fußballer müßen flexibel sein, weil sich in jeder Sekunde die taktische Grundeinstellung komplett ändern kann. Jeder Ballverlust erfordert sofort eine neue Ausrichtung aller Spieler. Das ist im übrigen auch die Richtung der Torhüterentwicklung. Weg vom absoluten Linienspezialisten, der die Füße nur zum stehen hat, hin zum Fußballer mit Handschuhen.
strigletti
19.08.2009, 14:48
...
Fußballer müßen flexibel sein, weil sich in jeder Sekunde die taktische Grundeinstellung komplett ändern kann. Jeder Ballverlust erfordert sofort eine neue Ausrichtung aller Spieler. Das ist im übrigen auch die Richtung der Torhüterentwicklung. Weg vom absoluten Linienspezialisten, der die Füße nur zum stehen hat, hin zum Fußballer mit Handschuhen.
Doch wozu gibt es dann Spielsysteme. Warum läuft eine Mannschaft mal im 4-4-2 und mal im 4-2-3-1 auf, jeweils mit Rotation auf verschieden Positionen? Heute prallen zuallerst Spielsysteme aufeinander, die von den Spielern auf dem Platz durchgesetzt werden sollen. Der Kader bestimmt die Spielsysteme (und auch anderstrum: "Neuverpflichtungen die ins System passen"), die gespielt werden können; das für eine Partie ausgewählte Spielsystem bestimmt dann die Mannschaftsaufstellung. Wer sein System durchsetzt hat Erfolg, so lautet die Gleichung, die aufgemacht wird.
Innerhalb eines Systems kann man, durch die jeweilige Besetzung einzelner Positionen, Feintuning betreiben, wenn man sich dadurch eine Überlegenheit erhofft. Läuft es nicht wie erhofft, stellt man dann sogar das System, während des Spiels, um, oder unternimmt Einwechslungen, um das Feintuning zu verändern.
Wenn es also um die Durchsetzung von Systemen geht, dann sind Steffens Gedanken, ganze Defensivblöcke inklusive Torwart systemabhängig zum Einsatz zu bringen absolut folgerichtig.
Doch wozu gibt es dann Spielsysteme. Warum läuft eine Mannschaft mal im 4-4-2 und mal im 4-2-3-1 auf, jeweils mit Rotation auf verschieden Positionen? Heute prallen zuallerst Spielsysteme aufeinander, die von den Spielern auf dem Platz durchgesetzt werden sollen. Der Kader bestimmt die Spielsysteme (und auch anderstrum: "Neuverpflichtungen die ins System passen"), die gespielt werden können; das für eine Partie ausgewählte Spielsystem bestimmt dann die Mannschaftsaufstellung. Wer sein System durchsetzt hat Erfolg, so lautet die Gleichung, die aufgemacht wird.
Innerhalb eines Systems kann man, durch die jeweilige Besetzung einzelner Positionen, Feintuning betreiben, wenn man sich dadurch eine Überlegenheit erhofft. Läuft es nicht wie erhofft, stellt man dann sogar das System, während des Spiels, um, oder unternimmt Einwechslungen, um das Feintuning zu verändern.
Wenn es also um die Durchsetzung von Systemen geht, dann sind Steffens Gedanken, ganze Defensivblöcke inklusive Torwart systemabhängig zum Einsatz zu bringen absolut folgerichtig.
Im Gegenteil sogar. Durch "feste" Systeme und durch die Möglichkeit sich Spieler passend zu seinem System zu kaufen, werden solche Wechsel quasi ausgeschloßen. Man kauft sich ja für seinen Abwehrhühnen keinen 1,50 Zwerg als Ersatz, sondern einen Spieler mit möglichst identischen Qualitäten.
Darüber hinaus werden "Systeme" in Deutschland viel zu eng gesehen. Chelsea lief im CL Halbfinale mit einem theoretischen 4-3-3 auf, spielte praktisch aber fast ein 6-3-1. ManU spielt theoretisch mit einem 4-4-1-1, praktisch aber oft ein 6-3-1-0, weil der Mittelstürmer Rooney sich nicht zu Schade ist 85 Minuten des Spiels als rechter Verteidiger zu verbringen. Das ist allerdings nur ihr Defensivverhalten. In der Offensive wird dann Chelseas 6-3-1 zu einem 2-4-4 und ManU wechselt sehr gerne in ein 2-4-3-1.
Das geht alles nur, wenn ich Spieler habe, die jeder Zeit in der Lage sind fast jede Position auf dem Spielfeld zu besetzen, weil ich nicht ständig meine Spieler auswechseln kann.
Die Spieler und auch wir Torhüter müßen immer flexibler werden, weil das Spiel dieses erfordert. Reichte es früher als Verteidiger seinem Gegenspieler das Bein zu brechen und den Ball ins Aus tretten zu können, sind diese heute die ersten Spielgestalter. EIn Henry grätschte im Spiel gegen Bayern am eigenen Sechzehner einen Gegenspieler ab und leitete damit einen Konter ein.
Das was euch vorschwebt existiert ja in anderen Spielen. Geh mal Eishockey anschauen und siehe dir die unterschiedlichen Angriffsreihen an. Auch im Basketball oder Handball werden teilweise Spieler je nach Spielsituation gewechselt. Ich bin mir auch sicher, das ein van Gaal sicherlich gerne bei gegnerischem Ballbesitz Ribery auswechseln würde um ihn bei eigenem Ballbesitz wieder einzuwechseln. Das geht aber im Fußball, im Gegensatz zu eben allen anderen Spielen in denen so etwas praktiziert wird, schlicht nicht. Du mußt halt den ganzen ABend mit den 11+3 Mädchen tanzen, die du aufstellst. Da wird niemals ein Trainer die Gefahr eingehen Spezialisten für bestimmte Spielsituationen aufzustellen. Er weiß ja garnicht das diese Spezialsituation auftretten werden. Oder noch schlimmer, gerade die Dinge dann gefordert sind, die die Spezialisten am wenigsten drauf haben.
strigletti
19.08.2009, 16:57
Darüber hinaus werden "Systeme" in Deutschland viel zu eng gesehen. Chelsea lief im CL Halbfinale mit einem theoretischen 4-3-3 auf, spielte praktisch aber fast ein 6-3-1. ManU spielt theoretisch mit einem 4-4-1-1, praktisch aber oft ein 6-3-1-0, weil der Mittelstürmer Rooney sich nicht zu Schade ist 85 Minuten des Spiels als rechter Verteidiger zu verbringen. Das ist allerdings nur ihr Defensivverhalten. In der Offensive wird dann Chelseas 6-3-1 zu einem 2-4-4 und ManU wechselt sehr gerne in ein 2-4-3-1.
Das geht alles nur, wenn ich Spieler habe, die jeder Zeit in der Lage sind fast jede Position auf dem Spielfeld zu besetzen, weil ich nicht ständig meine Spieler auswechseln kann.
Du verlangst nach Spielern, die quasi alles können....
Die Frage, ob ein Torwart einem anderen Torwart in allen Belangen überlegen sein kann, lässt sich vielleicht dann mit einem Ja beantworten, wenn einer Championsleague und der andere Kreisklasse spielt, aber ansonsten wird es immer den einen Schwachpunkt geben, der in der ein oder anderen Situation dem System schadet.
Ich mache vielleicht einen Fehler, ich sehe hinter jedem Sportler auch einen Menschen und kein Mensch ist einem anderen in allen Belangen, sofern wir hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, überlegen.
Ich stimme deinen Ausführungen, aber sofort und hundertprozentig zu, wenn wir zukünftig Fussball durch normierte, den gleichen Regeln unterworfene Roboter spielen lassen.
Aber das willst du hoffentlich auch nicht.
[...]
Die Spieler und auch wir Torhüter müßen immer flexibler werden, weil das Spiel dieses erfordert. Reichte es früher als Verteidiger seinem Gegenspieler das Bein zu brechen und den Ball ins Aus tretten zu können, sind diese heute die ersten Spielgestalter. EIn Henry grätschte im Spiel gegen Bayern am eigenen Sechzehner einen Gegenspieler ab und leitete damit einen Konter ein. [...]
Du verlangst nach Spielern, die quasi alles können....
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Ich stimme deinen Ausführungen, aber sofort und hundertprozentig zu, wenn wir zukünftig Fussball durch normierte, den gleichen Regeln unterworfene Roboter spielen lassen.[...]Kann es sein, dass Ihr Euch im Grund einig seid?
Oder zumindest in dieselbe Richtung steuert?
Ich glaube, dass vieles vom "modernen Torwartspiel" überbewertet wird und dass Trends in der taktischen Ausrichtung gewisse Anforderungen an einen Torwart nach sich ziehen.
Momentan befinden wir uns in einer Zeit in der viel Viererkette gespielt wird. Ergebnis: Viele Flanken, viele Pässe in die Tiefe.
Torwartanforderung: Antizipation, Timing.
Bis (gefühlt) 1999/2000 wurde noch viel mit Libero oder zumindest mit einer "konservativen" Dreierkette gespielt.
Ergebnis: Distanz-Schüsse, 1-on-1 aus naher Distanz
Torwartanforderung: Reaktion, Explosivität
Irgendwann in der Vergangenheit (60er/70er) wurde bestimmt widerum anders gespielt.
Ergebis: ??? TW-Anf.: ???
Wir bekommen all das nur auf dem Silbertablett serviert, weil Brot und Spiele mehr denn je beleuchtet werden. Superzeitlupe usw.
Und die "verkannten Genie-Trainer" in der Kreisliga wollen einfach nur modern und cool sein und spielen daher Systeme, die die Liga nicht hergibt.
Und der Torwart muss es ausbaden...
strigletti
20.08.2009, 20:12
Kann es sein, dass Ihr Euch im Grund einig seid?
Oder zumindest in dieselbe Richtung steuert?
Da könntest du schon recht haben, wir unterscheiden uns aber in einem Punkt:
Anadur propagiert einen Spieler vom Typus "eierlegende Wollmilchsau", also Spieler die einfach alles in Perfektion beherrschen, während ich davon ausgehe, dass es diesen Spielertyp nicht gibt und von daher davon ausgehe, dass die Rotation auch im Tor Einzug halten wird. Mal ehrlich, wer kann schon alles gleich gut? Wer hat keine Stärken und Schwächen, sondern in jedem Teilbereich nur Stärken?
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