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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Frauen WM - Schaut ihr es?



Tobias
09.06.2019, 10:29
Schaut ihr die Frauen WM? Wie findet ihr das Niveau bisher der Torfrauen?

twtrainer
11.06.2019, 12:56
Ja, ich schaue mir das an.

Mir ist aufgefallen, dass der Frauenfussball in den letzten Jahren körperbetonter geworden ist. Leider hat sich in manchen Teams die Unsitte des "Ellenbogen-Check" ebenfalls ausgebreitet. Der absichtliche Check sollte m.E. mit "Rot" statt mit "Gelb" geahndet werden. Es stellt in meinen Augen eine Unsportlichkeit dar, bei der man nicht erst auf Nasenbeinbruch oder ausgeschlagene Zähne warten muß.

Aber kommen wir zum Sportlichen. Das Spieltempo hat erfreulicherweise zugenommen. Sehr unterschiedlich ist jedoch das Niveau der Pässe. So fehlte beim Auftaktspiel der deutschen Damen sehr häufig der Druck, weshalb der Gegner häufig leichtes Spiel hatte unsere Mädels erfolgreich beim Angriff zu stören. Sehr viel besser machten es die Mädels aus Frankreich. Dennoch gelang ihnen nur 1 Tor aus dem Spiel heraus und die anderen aus Standards, bei der die gegnerische Zuordnung nicht passte.

Die Qualität der Kommentatoren hatte auch diesmal eine große Streuung. Ich finde, der Hinweis darauf, dass eine Nationalspielerin noch vor 6 Monaten als Kellerin gearbeitet hat fast genauso deplaziert als wenn man Ronaldo`s Tagesleistung mit dem Vorwurf der Steuerhinterziehung kommentiert. Man sollte die sportlichen Leistungen vom Privatleben deutlicher treffen. Der Fussball ist auch so emothional genug und bietet ein breites Feld an Möglichkeiten, die besser ausgeschöpft werden, wenn man nicht jeden hohen Ball damit kommentiert, dass Spielerin X oder Keeperin Y ja nur den Ball bekommen hat, weil sie mit X cm besonders groß oder aber nicht an den Ball kam, weil sie X cm zu klein war. Wenn eine Akteurin besonders gut ist, dann interessiert es mich nicht, ob die Person groß, klein, dick oder dünn ist, weil hiermit das große Leistungsvermögen nicht annähernd beschrieben werden kann.

Almth Schult lieferte ein solides Spiel, hatte allerdings nicht so viel zu tun.

Herausragende Leistungen zeigte die erst 19-jährige Sydney Schneider im Tor von Jamaika. Sie hielt nicht nur einen Elfmeter, indem sie die Ecke frühzeitig erahnte, sondern zeigte sich besonders cool und erfolgreich in den 1 vs 1 Duellen. Es erstaunt besonders ihre Reife im Stellungsspiel der Torraumverteidigung.

Ich würde mich sehr freuen, wenn wir diese Keeperin bald in der Frauen-Bundesliga begrüßen könnten. Allerdings stehen die Zeichen dafür nicht so gut. Denn im Vergleich zu den europäischen Topteams, bei denen Frauen z.T. gut verdienen, werden den meisten Profi-Fussballerinnen hierzulande Ausbildungsverträge angeboten, die ihnen eine berufliche Zukunft nach der Fussballkarriere bieten können.

Wie erfolglos "Ballbesitz-Fussball" ohne taktische Varianten im gegnerischen Drittel sein kann, konnte man gestern beim Spiel von Japan gegen Argentinien beobachten. Japan konnte sich so gut wie keine Torchance heraus arbeiten, weil Argentinien das torgefährliche Zentrum über 90 Minuten sehr konzentriert besetzt hielt. Allerdings fehlte ihnen selbst die Technik, aber auch die Abstimmung in den Laufwegen, sodass sie in ihren Angriffsbemühungen den Ball kaum einmal vor`s gegnerische Tor brachten.

Für mich ist Frankreich der Favorit. Deutschland wird sich noch sehr steigern müssen. Denn die Patzer auf der rechten Abwehrseite wird man sich gegen stärkere Gegner nicht erlauben können. Im Angriff wünscht man sich mal ein erfolgreiches Dribbling, aus der eine unmittelbare Torchance gestaltet werden kann. Hier wurde über die Außenbahnen zu zögerlich agiert. Entweder wurde zurück gepaßt oder ein unpräziser Paß geschlagen. Hinzu kommt, dass das neue Trainerinnen-Duo die Mannschaft noch zu wenig kennen, weshalb ihnen der Mut zu taktischen Veränderungen und kurzfristige Einwechslung von Spielerinnen noch zu fehlen scheint. Doch im Gegensatz zur Trainerin Steffi Jones, der einfach die praktische Trainererfahrung noch fehlte, werden sie die Defizite sehr viel schneller erkennen und die Baustellen nach und nach erfolgreich bearbeiten. Ganz besonders gut gefällt mir beim Trainerteam das ausgestrahlte Selbstbewußtsein, ohne wenn und aber die Dinge anzusprechen und dabei steht`s auch die Fairness im Blick zu haben. Selbst, wenn es dieses mal keine Medaille für die deutschen Mädels geben sollte, kann man darauf aufbauen, dass das neue Trainerteam den Altersumbruch im deutschen Team erfolgreich gestalten wird.

Schließlich noch ein Satz zum Boykott einiger Nationalspielerinnen zur Teilnahme an der WM. Nach meiner Meinung wird man die Unterschiede zwischen der Wahrnehmung des Männer- und Frauenfussballs nicht durch Teilnahmeboykott lösen können. In einigen Ländern bzw. Top-Clubs hat der Frauenfussball bereits in jüngster Vergangenheit an Popularität gewonnen. Dies geschah jedoch durch eine deutliche Qualitätsverbesserung in technischen und taktischen Elementen. Auch konnte man durch verbesserte Konditionen ein höheres Spieltempo über die komplette Spieldauer erleben. Spielerinnen, denen bereits nach 60 Minuten die Puste ausging, wegen Wadenkräpfen das Spiel immer wieder unterbrochen werden mußte, gehören hier der Vergangenheit an.

Leider reagieren einige Verantwortliche aus dem Seniorenbereich auch nicht so darauf, wie man es sich wünscht. Sehr viele Probleme außerhalb der Vorzeigemannschaft des Vereins resultieren leider aus einer nicht ausreichenden Wahrnehmung des sportlichen Unterbaus. Wenn man aber die potenziellen Profis von morgen heute gar nicht wahrnimmt, dass wird eine systematische Weiterentwicklung zum Zufall. Hier braucht es mehr Leute mit Weitblick in mittel- und langfristigen Konzepten, anstatt nur mal mit einem Kommentar kurzfristig die Situation aus eigenem Blickwinkel zu beschreiben.

Aber die WM ist ja erst angefangen. Wir werden vermutlich noch einige Überraschungen dabei erleben?

twtrainer
04.07.2019, 08:33
Viel Licht und viel Schatten!
Noch ist es wohl zu früh für ein Fazit der Frauen-WM 2019. Hochklassige, spannende Spiele gab es wenig zu bestaunen. Manche Teams (aus Asien und Afrika) wußten sich den technisch-taktisch überlegenen Teams nur durch zusätzliche Härte zur Wehr zu setzten. Leider gab es auch Spiele, die die Vorurteile über den Frauenfussball bestätigen. Mag es Zufall sein, dass gerade die Spiele der anderen Gruppen von besonderer Qualität waren. Herausnehmen möchte ich hier die Partien der US-Girls gegen Frankreich und insbesondere gegen England, die in meinen Augen eine sehr gute Werbung für den Frauenfussball darstellten. Die Teilnehmer am Halbfinale: Niederlande und Schweden haben aber denen die Argumente genommen, die meinen, man müsse nur mehr weibliche Mitglieder in die Vereine locken. Nein, aus der Masse allein wird noch keine besondere Klasse. Das zeigt allein schon die Statistik. Während es in Schweden isngesamt 1,01 Millionen Fussballspieler gibt, kicken in Deutschland über 1,1 Millionen Mädchen und Frauen (Details siehe https://de.statista.com/statistik/daten/studie/825/umfrage/aktive-fussballspieler-in-den-einzelnen-em-teilnehmerlaendern/ )


Es scheint aber so, als dass der deutsche Frauenfussball den Kontakt zur Weltspitze, ja selbst zur europäischen Spitze verloren hat. Argumente wie "junges Team muß erst noch zusammen wachsen", "neue Trainer müssen erst noch ihre Spielphilosophie hinein bringen" mögen durchaus zutreffend sein, können jedoch längst nicht erklären, warum andere Nationen unseren Mädels den Rang abgelaufen haben. Da muß man schon etwas genauer hinschauen, um die unterschiedlichen Entwicklungen zu erkennen. In Deutschland ist der Mädchenfussball zumeist in den Schulen entstanden. Doch weil Frauen nach damaliger Meinung viele "Fussballfachleute" ja keinen "richtigen Fussball" spielen können, gab es eigene Frauenfussballvereine. Geografisch sehr günstig dazu gab es Unis mit Sport-Fachbereichen, zu denen Studentinnen wechselten. In den deutschen Profivereinen hat man den Frauenfussball mehr oder weniger ignoriert. Aber selbst dort, wo er sich bereits etabliert hatte, wurden jahrelange Bemühungen mit einem Federstrich zunichte gemacht. Wer erinnert sich nicht an die Abmeldungen der 1. und 2. Frauenmannschaft des HSV aus der 1. und 2. Bundesliga? In anderen Ländern erlangte der weibliche Fussball aber in den großen Profivereinen an Bedeutung. Dort wurden die Talente systematisch ausgebildet.

Bei uns gibt es nicht einmal ein flächendeckendes funktiionierende Scouting von talentierten Mädchen. Aber selbst dann, wenn das Talent festgestellt wird, gibt es deutlich mehr Eltern, die ihre Tochter nicht in der Talentförderung unterstützen. Sie wünschen sich eher, dass es Völkerball oder ähnliches in ihrer Freizeit macht, wo die Mädchen nicht wild herumrennen, sondern in kleinen Grüppchen sich über die Zukunft an der Seite ihre zukünftigen Prinzen unterhalten.
Doch auch innerhalb der Talentförderung gibt es deutliche Unterschiede. So benötigt ein Auswahltrainer im Jungenbereich eine Leistungslizenz, während bei den Mädchen zunächst einmal eine Breitensportlizenz reicht. Während die Jungen am wöchentlichen Fördertraining teilnehmen, gibt es das für Mädchen nur 2 x mtl. außerhalb der Ferienzeiten.

Anders als im Jungenbereich, wo die hochtalentierten Nachwuchsspieler nach ihrer Ausbildung in der Kreisauswahl und dem DFB-Stützpunkt eine weitere Ausbildung in einem NLZ erhalten, ist für viele Mädchen hier bereits Schluß mit einem für ihre Bedürfnisse ansprechenden Fussball. Denn weil ihnen keine millionenschweren Verträge winken, sondern bis auf einige wenige Ausnahmen niemand seinen Lebensunterhalt als Profi im Frauenfussball bestreiten kann, schlagen sie einen anderen Weg ein.

Weil aber auch im modernen Frauenfussball "der Ball vom Kopf in den Fuß gespielt" wird, bedarf es zunächst einmal ein Umdenken bei den Verantwortlichen, damit ein flächendeckendes Ausbildungssystem realisiert werden kann. Man muß aber das Rad nicht neu erfinden, denn es gibt genügend Beispiele im Ausland, wie es funktionieren kann. Denn das Frauenfussball durchaus attraktiv sein kann, das haben nicht zuletzt die amerikanischen Frauen in dieser WM bereits bewiesen!

twtrainer
08.07.2019, 14:39
Wie nicht anders erwartet, konnte das niederländische Team trotz hoher Laufarbeit nicht mit den technisch sehr überlegenen und taktisch z.T. dominierenden Amerikanerinnen nicht mithalten. Zwar gelang es dem weiblichen "Oranjeteam" eine Halbzeit lang die Räume gut zuzustellen, sodass sie zum Ende der ersten Halbzeit sogar eigene Angriffsversuche unternahmen, aber in Halbzeit 2 brach die Mannschaft nach dem Elfmeter ein und überließ den US-Amerikanerinnnen mehr und mehr das Spiel. Denn die Holländerinnen hatten mit Viviane Minema nur eine torgefährliche Frau, während die US-Girls in der gesamten Offenisabteilung Torgefahr ausstrahlten. Leider konnte das Endspiel nicht ganz ans Tempo und die Spannung der vorherigen Spiele mit US-Beteiligung anknüpfen, was in erster Linie an den Niederländerinnen lag, die im eigenen Spiel nur selten gute Raumgewinne erzielte und zu viele Fehlpässe produzierte. Man könnte es allerdings auch so beschreiben, als das die US-Abwehr bis auf einen kurzen Zeitraum in der ersten Halbzeit sicher agierte.

Doch kaum ist die WM vorbei, noch längst nicht alles analysiert, fragt man sich nach den Unterschieden und insbesondere nach dem, was uns Deutschen weiterhelfen könnte? Wie konnte es sein, dass uns selbst europäische Länder sportlich beim Frauenfussball abgehängt haben? Warum können die US-Girls in fast allen Disziplinen den anderen Nationen voraus? Was muß geändert werden?

Fast alle "Schnellschüsse" landen beim Geld, was der weibliche Fussball benötigt, um sich über professsionellere Rahmenbedingungen einen Zugang zum echten Profitum im Frauenfussball zu schaffen. Denn wenn man mehr trainieren kann, dann sollte man auch besser spielen können oder?

Um sich einen ersten Eindruck über den amerikanischen Fussball zu verschaffen, kann dieser Link helfen: http://www.maivon.com/de/news/college-fussball-den-usa-die-besten-frauenteams
Doch hierrin werden lediglich die Sonnenseiten beschrieben. So müssen von den Eltern der amerikanischen Stependianten manchmal 5-stellige Kautionen hinterlegt werden. Denn wer die Bedingungen dort nicht erfüllt, der "fliegt"! Aufgrund des Fehlens flächendeckender Vereins- und Liga-Strukturen müssen die Highschool- und Collage-Mädels am Wochenende lange Reisen inkauf nehmen. Ist man nicht "erste Wahl" heißt es auf den harten Matrazen der Gasteltern zu schlafen.

Ein weiteres Merkmal des amerikanischen Sports ist die geringe staatliche Unterstützung. Fast alles kommt aus der Wirtschaft und die entscheidet, was damit geschieht! So entscheidet man sich in einigen Schulen/Unis nur deshalb für den Fussball, weil die Ausrüstung in anderen Sportarten teurer ist.

Es gibt auch dort eine Lizenztrainer-Ausbildung. Für die niedrigste Lizenz genügt ein Wochenende, die mittlere Lizenz 1 Woche und die höchste Lizenz wird nach 1-monatiger Ausbildung erteilt. Doch sieht man es dort eher so wie eine Führerscheinprüfung, wo man erst durch ausreichend Praxis über die gewünschten Qualitäten verfügt, während hier z.T. die "Lizenz- und Vereinsmeierei" wahre Blüten treibt.

Doch gegenüber den (noch) wenigen Vereinen in Europa bringt der Schul- und Unisport, der in den USA zum Teil mangels Alternativen ein hohes Ansehen genießt, am Ende aufgrund des hohen Aufwands mehr Talente hervor als hier.

Zwar gibt es ein gesetzliches Diskriminierungsververbot gegen die unterschiedliche Förderung von Männer und Frauen, was sich auch auf den Sport bezieht. Aber so manch ein NBA-Spieler verdient allein mehr als eine ganze Frauenmannschaft.

Es gibt z.T. sehr große Unterschiede. Aber es kommt nicht darauf an, etwas schnell zu kopieren, um rasch sportlich erfolgreich zu sein, sondern dauerhaft erfolgreich wird man wohl nur dann, wenn man kapiert, was andere besser machen und daraus eigene Konsequenzen zieht.

twtrainer
15.07.2019, 10:38
WM-Analyse
Martina Voss-Tecklenburg fasst ihre Analyse wie folgt zusammen: <cite>"Die USA hat tatsächlich nochmal gezeigt, dass der athletische und physische Fußball gepaart mit mentaler Stärke das richtige Ergebnis gebracht hat. Sie haben immer auf ein Hindernis reagieren können. Man hatte immer das Gefühl, die glauben an sich." </cite>Die mentale Stärke sei "unfassbar" gewesen."

An anderer Stelle heißt es: "<cite> "Man hat gemerkt, dass der Frauenfußball sich extrem entwickelt hat" ..."</cite><cite>Wir gehören nicht mehr zu den Allerbesten, das müssen wir uns so eingestehen - unser Vorsprung aus der Vergangenheit hat sich in einen Rückstand gewandelt. Wir wollen mit den Frauen zurück zur Weltspitze, das ist unser Anspruch."</cite>

Auf die Frage, wie es weitergehen kann, findet man folgende Antwort: <cite>"Die Engländer haben uns überholt durch die finanzielle Power der Premier-League-Klubs der Männer. Sie haben uns als ihre Vorbilder angesehen und mal ein paar Jahre richtig ernst gemacht"</cite>

Auch die im Vergleich zu anderen Top-Vereinsmannschaften zeigt sich ein kontinuierlicher Qualitätsverlust an. "Die Zeiten, dass deutsche Vereine ein Dauerabo auf die Endspielteilnahme besitzen, sind vorbei. Als bisher letzter deutscher Klub gewann der 1. FFC Frankfurt 2015 die weibliche Königsklasse. "

Als Kernpunkt zur Rückkehr an die Weltspiele meint man:<cite>"Der langfristigen Entwicklung des Frauenfußballs hilft es nicht, wenn er nur als ‚Anhängsel‘ des Lizenzfußballs - ohne strategische Ausrichtung und ohne klare Positionierung innerhalb des Vereins - wahrgenommen wird"</cite>

Ich denke mal, dass deckte sich zum größten Teil mit der wahrgenommenen Kritik am deutschen Team. Allerdings gibt es hier noch vieles aufzuarbeiten. Denn zu einer ehrlichen Analyse hätte es auch gehört, dass das deutsche Team lediglich in der Offensive hier und dort Glanzpunkte setzen konnte. Im Mittelfeld mußte schon Alex Popp aushelfen. Die technischen Fehler in der Defensive waren kaum zu übersehen. Hier nützt allein der Siegeswille nichts, wenn die (technischen) Mittel fehlen. Die athletischen Defizite wären sicherlich noch deutlicher bei einem Duell gegen England oder den USA zutage getreten. Aber sie wurden ja auch so erkannt.

Wir haben im Vergleich zu anderen Ländern leider keine flächendeckende Talentförderung. Schon in den Kreisauswahlen erhalten die Jungen 1 x wöchentlich ein umfangreiches Technik-Training. In manchen Kreisen bekommt man so gerade mal aus 3 Jahrgängen ein Team zusammen. Weil es sich hierbei nicht um homogene Fördergruppen handelt, kann hier lediglich nach Zufallsprinzp eine positive Prognose erstellt werden.

Es fängt schon damit an, als dass es gar keinen C-Juniorinnen-Leistungsfussball auf Verbandsebene gibt, sodass die wenigen Mädchen-Nachwuchs-Teams in den Jungenstaffeln spielen. Jedoch ist auch dannach nicht für eine kontinuierliche Förderung gesorgt, weil der Sprung in die U 17 für eine Reihe von U 15 Spielerinnen zu groß ist und sie nahezu ein komplettes Jahr verlieren, weil es so gut wie keine U 16 Mädchenteams gibt.

Hat man den guten Anfang verpasst, dann wird es im Laufe der Zeit immer schwieriger die Defizite die individuellen Defizite in den Bereichen Technik, Athletik und Taktik aufzuarbeiten. Die Siegermentalität ergibt sich schließlich aus dem Bewußtsein der Stärke. Aber das sind dann die letzten paarr Prozent, die nur dann nützt, wenn vorher eine gute Ausbildungarbeit geleistet wurde. Hier gilt es von anderen zu lernen und endlich auch den Mädchen eine vergleichbar gute Ausbildung zukommen zu lassen, wie sie bei den Jungen schon seit vielen Jahren gewährleistet wird.

Mit Schwarzmalerei ala "Dortmund und Schalke" machen nicht mit, kommt man m.E. nicht weiter. Man kann keinen Verein dazu zwingen, wenn dort keine Einsicht über die Notwendigkeit einer starken Mädchen- und Frauenabteilung vorhanden ist. Dies könnte sich ändern, wenn auch in Deutschland ein ähnlich attraktiver Frauen-Profi-Fussball gezeigt wird wie in den Ländern, in denen der Frauenfussball schon diese starke Vereinsposition erworben hat. Dazu genügt bereits ein Blick über die Grenzen, wo er eine weitaus größere Zuschaueranzahl in die Stadien lockt. So schauten über 60.000 Zuschauer beim Derby zwischen Atletico Madrid gegen FC Barcelona zu. Beim Topduell des FC Bayern gegen Wolfsburg kamen gerade einmal 2155 Zuschauer. Schon daran erkennt man, dass es auch um andere Faktoren wie eine bessere Vermarktung geht. Denn ohne die nötige finanzielle Unterstützun ist eine professionellere Frauen-Fussballabteilung nun mal nicht möglich.

Da gibt es noch viele Stellschrauben, an denen gedreht werden muß, will man wieder den eigenen Ansprüchen genügen, zur Weltspitze zurück zu kehren.

Allmuth Schult ist da sicherlich ein gutes Beispiel, wie man mit akribischer Arbeit über Jahre hin weg sehr gute Leistungen erzielen kann. Aber leider gibt es diese Beispiele noch zu wenig. Denn für viele hochtalentierte Mädchen gibt es nur die Chance einer dualen Ausbildung für einen konventionellen Beruf neben dem Fussball. Bei den Jungen fällt die Profi-Entscheidung fast immer unmittelbar nach dem Schulabschluß. Weil man seine Zeit aber nicht doppelt verplanen kann, sind die Mädchen klar im Nachteil, denn selbst unter den Profis gibt es hierzulande kaum Spielerinnen, die allein vom Fussball leben können.