
Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer
Trainer oder Spieler? Ein Frage der eierlegenden Wollmilchsau
von
am 17.11.2010 um 09:17 (3975 Hits)
Die eierlegende Wollmichsau, das geflügelte Wort... Es ist etwas, was laufen kann ,was frisst, egal was es findet. Man kann es schlachten und Schnitzel und Steaks daraus gewinnen, ebenso wi einen tollen Schinken.
Es gibt aber auch Milch, woraus man Butter und Käse herstellen kann, Joghurt und Quark. Damit es richtig nützlich ist, trägt es ein dickes Fell, woraus man eine super flauschige Wolle für die Winterpullis herstellen kann und damit es rund ist, legt das Tier noch Eier, damit man morgens die mit Butter bestrichenen Brote auch mit ein wenig Eier und Speck genießen kann.
Rundum: ein Tier für alles, 400% Nutzeffekt, bei nur einer Einheit Platz und futter.
Und der Torwarttrainer?
Nun, wäre er ein Pferd, hätte man diesen längst erschossen. Ferse entzündet, zu fett und träge... eigentlich, er ist zu nichts nutze und er bekommt es auch zu spüren.
Denn seit Jahren ist die Situation im Verein latent, daß meistens kein 2. Torhüter vorhanden ist. Die Torleute im Verein, die sind gut genug und verzichten gern auf das Training. Trainieren müssen doch nur die, die es nötig haben oder? Die, die was drauf haben, die müssen doch nicht mehr trainieren, versteht sich doch, klar!?
Nun, so trainiere ich meistens mit der Nummer Eins und Nummer Eins nur deshalb: Es gibt keinen anderen, der auch nur peripher an seinem Status sägen wollte/würde. Alles was im Gespräch war snd Torleute, die Nummer Eins sind oder sein wollen, sich also nie hinter einer Nummer eins einreihen wollten und was aus Jugendbereichen angesprochen wird, daß ist für die Klasse eh zu gut, da muss man schon mal 400 Euro "Festgehalt", Siegprämie und Auflaufprämie auf den Tisch legen... Fragt man nach einem Jahr, so kommen ausreden, warum man bei Schalke 04 oder Bayern München dann doch nicht den versprochenen Profivertrag bekommen hat, aber logisch, der Preis ist von 400 Euro jetzt auf 500 Euro, weil man so begehrt ist, gestiegen.
Also auch hier: Da findet sich nichts...
so steht der Torwarttrainer oft im Tor. Gerade jetzt, auf dem Kurzflor Kunstrasen, der zwar optimal gesandt ist, spürt man dann am Abend doch alles. Nichts ist mehr rund, nichts ist mehr flexibel. Zwar sind da immer noch keine blauen Flecken oder Prellungen, aber die muskulären Verspannungsschmerzen sind doch mehr als deutlich. Was zum Glück dann nur fehlt, ist der Anruf der örtlichen Seifenfabrik, wann man diesen doch eigentlich nur noch dem Tode entgegen siechenden Kadaver endlich der Restverwertung zuführen möchte.
Verdammt, vor 20 Jahren fühlte sich das alles anders an...
Doch ich bin ehrlich: Ich sehe mich als Trainer... sicher, ich bin zu Fett, keine Frage. Der Kalorienkonsum ist eindeutig zu hoch, aber es schmeckt. Es ist nicht Bier, es ist Cola und Limonade, Kakao und Milch. Dazu dann anstelle ein Schnitzel sind es drei und einen Steig SpareRips kann man auch mühelos futtern. Kein Wunder also, woher Trommel und Volumen kommen, die Seifenfabrik freut sich, denn umso weniger Fett muss man dem Ansatz kostenpflichtig zuschlagen.
Zudem: Ein Torwart muss Bewegungen abrufen. Schnell, präzise und immer wieder. Es muss sich einschleifen. Man muss sich an das Bewegungsmuster gewöhnen und dann dran bleiben. Dabei darf Schweiß fließen, es müssen Fehler da sein und man muss die Bewegungen in millionen Variationen und Situationen einsetzen und anwenden, damit diese dann auch wirklich, wirklich rund läuft. Dazu braucht der Torwart einen Trainer, der dieses Handwerk versteht... und ich spüre im Moment selbst, wie sehr ich einen Trainer bräuchte.
Denn wenn ich im Tor stehen soll, und sei es nur im Training, damit es mich zufrieden stellt und meinem Anspruch an Torwart auch nur im Ansatz gerecht wird, erwarte ich ein wenig Reaktion, rasch und auch die typischen Bewegungsmuster. Doch dies alles ist nicht.
So ist allein die Frage des Spielertrainers meiner Mannschaft schon 'verletzend', wenn er fragt, ob ich zum Abschlussspiel mich ins Tor stellen könnte. Er kann im Feld den Anforderungen noch genügen, ich in keinster Weise.
Ich fühle mich fett, alt und unwohl... es tut danach immer alles weh und mir fehlt, was vielen Torleuten fehlt: Gutes Training, welches mich für diese Belastung wieder fit macht... da ich aber Trainer bin, bleibt mir niemand und nichts, um dieses Ziel zu erreichen.
Ich kann es nicht sen, die eierlegende Wollmilchsau... und daher, wenn man es sein soll, es wird nicht gelingen. Denn dieses Tier, es gibt es einfach nicht.
Wäre ich ein Pferd, mein Cowboy hätte mich längst erschossen....