
Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer
Der Sundowner - Torwart.de Camp 2013 - Freitag Abend
von
am 02.07.2013 um 20:24 (2198 Hits)
Es war eine lange, lange Anreise. Der Ferienbeginn schickte eine Woge an Verkehr voraus, und vor Stuttgart kam dann das Chaos. Aber wir, schlau, fuhren dann Zuffenhausen raus, leider war dann die B10 in Zuffenhausen vom Wochenend und Feierabendverkehr völlig dicht. Und das dann kurz vor Camp Beginn.
Es nervt und wenn ich was schrecklich finde, dann ist es Stau. Vor allem, wenn ich Hunger bekomme. Mich störte im Vorfeld schon, wir nicht mit dem eigenen Auto anreisten, sondern mit einem Leihwagen - und hier war der Kofferraum deutlich überladen. Auch was mich störte, aber ich war ja an dem Schlamassel auch noch schuld. Anstelle 17 Uhr erreichten wir Ruit um 17:15 Uhr, parken - der Rest muss warten.
Wir waren nicht die einzigen, die fehlten. Auch andere waren nicht pünktlich und dann waren hier auch so viele neue Gesichter... war das Camp schon so etwas wie eine kleine, eigene Familie. Jetzt blickten viele Augen auf einen, die man nicht kannte. Wer ist wer? Wen kannte man vielleicht schon aus dem Forum, und wer war wer?
Das ist für einen Trainer schon ein wenig mulmig, eigentlich kennt man die Leute, doch man kennt diese nicht wirklich...
Kurze Begrüßung, kurze Vorstellung - die Vorspannung bleibt. Erst einmal essen... SixPack hat begonnen.
Wir immer ist Essen gut, die Zimmer passen... jetzt geht es aber los. Uhlsport ist da. Ich mag diese Firma. Adidas, ich bin ehrlich, damit verbinde ich Sportschuhe und da sogar richtig gut. Okay, auch Trainingskleidung. Puma, daß ist wie Adidas, nur eben war es zu meiner Zeit günstiger und man war nicht ganz so cool. Trotzdem auch hier, Schuhe und Trainingskleidung. Nike? Das gab es zu meiner Zeit nicht und wenn, dann als Basketballstiefel oder extrem teure Joggingschuhe... aber Fussball? Nö... Blieb als Torwart nur Reusch. Doch Reusch kennt man auch und insbesondere aus dem Wintersport. Aber zu meiner Zeit auch als Hersteller hochklassiger Torwarthandschuhe. Der direkte Konkurrent dazu war dann Uhlsport. Uhlsport war hier der direkte Reusch Konkurrent und stand ausschließlich für sehr gute Torwarthandschuhe, zum Teil auch innovativer Ideen. Torhüter wie Frans Hoeck oder Uli Stein trugen Uhlsport, reusch dann Andreas Köpke, Toni Schumacher oder Eike Immel. So war und ist für mich der Uhlsportvortrag zu den Handschuhen immer ein großes Interesse, ich empfinde es aber immer befremdlich, wenn die Hersteller die Fingerschutzsysteme anpreisen wie saures Bier, weil von den 'richtigen' Torleuten es keiner tragen will - und als Tw Trainer empfehle ich es auch nicht.
Egal, trotzdem ist es immer toll, hier mal zu erfahren, die der Hersteller so denkt…
Dan ging es in die Einheiten. Meine Einheit beschäftigt sich mit Fallschule und es ist erstaunlich, wie wenige Torleute überhaupt mal den Gedanken daran verschwendet haben, WAS kommt DANACH wenn ich einen Ball in den Händen habe, und der Körper abgesprungen war…. Newtons Schwerkraft ist doch klar.
Sicher, Gravitation ist eine pure Theorie. Eigentlich weiß man darüber gar nichts. Doch nichts desto trotz: Die Gravitation beweist tagtäglich, jede Sekunde Ihre Existenz… indem etwas zu Boden fällt, oder eben nicht schwerelos im Raum herumgondelt…
Die Frage, wie fällt man eigentlich, ich glaube diese hat kein Tw je seinem Trainer gestellt… und ich bin echt darüber bestürzt. Bälle halten um jeden Preis.
Im Kampfsport undenkbar. Wer nicht fallen kann oder dieses praktisch übt, der kommt nicht weiter. Nur wer fallen kann, lernt die Tachi- waza, die Standtechniken. Er lernt keine Würfe und könnte so keine Prüfungen ablegen, und auf Prüfungen ist im Judo die Fallschule elementarer Bestandteil, der geprüft und auch kontrolliert wird.
Als Torwart? Nix Null.
Also sind wir gerollt, vorwärts langsam, schneller und im Sprung. Seitlich langsam und auch bis in den Sprung. Auch rückwärts, einfach für die Beweglichkeit - und das Gewöhnen an den Boden und eine Abrollbewegung.
Der Abend endete wieder in einer Diskussion.
Ich finde diese Diskussionen müssig. Ob ein Torwart etwas können muss, oder nicht - dies ist mir zu banal. Er soll bitte möglichst viel und breit ausgebildet sein. Er soll möglichst intuitiv viele Dinge anwenden können und dank eines großen Repertoire selbst entscheiden, was er wann und wie ausführt.
Witzigerweise kritisiert man es noch an diesem Abend, also von der Grundstellung her - läßt es dann später, wie noch zu lesen sein wird, bei einem Welttorhüter durchgehen. Sorry, ich finde, daß ist etwas, was ich dann messen mit zweierlei Maß empfinde.
Da so etwas unendlich ist, war ich dann auch erschrocken, als die Uhr 1:15 zeigte - Zeit für das Bett.
Leider konnte ich die Nacht nicht sonderlich gut schlafen, was zum einen an vielen Gedanken, Impressionen und Ideen lag, aber auch daran, daß ich den Sundowner schreiben wollte, und es nicht geschafft hatte. Denn das Netzteil des Computers war das nächste, was aufgab und somit war der Rechner nicht einsetzbar. Ärgerlich.
Viele Gedanken und Formulieren sind daher schlicht auf der Strecke geblieben, doch rolle ich immer wieder auf dem Thema herum, daß es viele Trainer gibt, aber nur wenige wirklich Lehrer sind. Ich glaube, es ist verdammt schwer, denn Übungen ausführen lassen und ein paar Dinge korrigieren ist einfach, doch die Dinge wirklich nachhaltig und begleitend zu verbessern, individuell für einen Torhüter - daß ist schwer. Das kann kein Lehrgang vermitteln, kann kein Gedanken Austausch beibringen. Das kann man nicht in einem Buch nachlesen oder in einem Video ausdrücken. Das ist eine Fähigkeit die man erlangen muss. Ich kenne sehr viele Tw Trainer, viele sind sehr, sehr gut… aber ich kenne nur wenige, die wirklich den Begriff Lehrer verliehen bekommen könnten.
Oft aber denke ich, daß da vielleicht zuviel Passion drinne steckt und viele das gar nicht wollen. Die brauchen und suchen einen Trainer, aber keinen Lehrer. Jemand der schnell ein paar Übungen durchzieht, die das Gefühl vermitteln besser zu werden und auch die kleine körperliche Aspekte ohne viel zutun verbessern. Jemand der eben Durchsatz erzeugt und mit schnellen Erfolgen glänzen kann, anstelle jemand, der wirklich individuell an etwas arbeitet.
Oft ist es dann der Grund, warum ich dann am liebsten alles hinschmeißen möchte - weil es versteht ja eh keiner. Es versteht keiner, was man erreichen möchte und wieviel man dafür tut - und und es versteht keiner, wie man an den Dingen arbeitet. Das kann man nicht in 20 Minuten vermitteln, es geht einfach nicht. Es braucht Zeit… viel Zeit. Zeit die viele Trainer gar nicht haben, und ich, ich möchte diese mir nehmen. Doch oft stelle ich mir die Frage, ob es das auch Wert ist und ob es überhaupt anerkannt und auch respektiert wird.
Und just solche und ähnlich Gedanken rasen dann durch den Kopf und man denkt darüber nach, da ein guter hochprozentige Sundowner vielleicht einem den Schlaf beschert hätte.