RSS-Feed anzeigen

Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Medizinisch: Das Schultereckgelenk - und die Spengung desselbigen

Bewerten
Nunja, immer wieder sind Sportler, vor allem Torleute davon betroffen. Machen wir es doch damit hier mal ausführlicher. Und ja, es ist ein reines Copy und Paste des gleichen Beitrags im Forum, nur hier ist es schneller auffindbar - und für Beiträge und Fragen dieser Art im Forum besser zu finden und zu verlinken.
Daher also, Kopieren und Einfügen - Blog erstellen und es passt.

Die Sprenung des Schultereckgelenks.
Nach Tossy gibt es drei Stufen, nach Rockwood sind es sechs Stufen.
Bei Tossy I gibt es keine Instabilität, der Bandapprat ist nur gedehnt, höchsten kleine Anrisse des Bandapparates. Dies entspricht auch Rockwood I
Tossy II hingegen beschreibt gößere Einrisse oder auch Teilrupturen des Bandapparates, welches mit Rockwood II gleichfalls klassifiziert wird.
Tossy III beschreibt den Komplettzerriss des Bandapparates, wobei hier oft zu einer Operation geraten wird. Diese Klassifizierung entspricht Rockwood III, wobei hier von einem Hochstand des Schlüsselbeins, dem Klaviertastensyndrom gesprochen wird und die eigentliche Schultereckgelenksprengung kennzeichnet.

Rockwood IV bezeichnet nun eine horizontale Verschiebung des Schlüsselbeinendes, bei Rockwood V ist der Schlüsselbeinhochstand extrem, daß nun sogar Muskeln in Mitleidenschaft gezogen sind, die einen solchen Hochstand des Schlüsselbeins bewirken.
Bei Rockwood VI hingegen ist das Schlüsselbbein eingedrückt und abwärts verklemmt, diese Stufen sind daher eine genauere Beschreibung einer vollständigen Schultereckgelenksprengung.

Man merkt, für den Allgemeinen Verstand braucht man nur die Einteilung nach Tossy, Rockwood ist nicht zwingend von Bedarf, ausser um die Verschiebung des Schlüsselbeins bei heftigen Verletzungen genauer zu klassifizieren. Zudem gibt es nach Rockwood auch noch Zwischenstufen, die aufgrund MRT Befunde die genauen Bänderschäden angeben, was aber für den Patienten weniger wichtig ist, als für den Chirurgen.
Zudem muss man hier sagen, daß es genug Menschen gibt, die bei einer Schultereckgelenksprengung von einer Fraktur sprechen, doch sind hier die Knochen nicht gebrochen, sondern die Halt-gebende Bandstruktur des Schultergelenks betroffen, so daß man bei Fachleuten von Bänderrissen, also Rupturen spricht.

Schauen wir uns daher das Schultereckgelenk mal genauer an.

Klicken Sie auf die Grafik für eine größere Ansicht 

Name:	Schultereckgelenk_klein.jpg 
Hits:	2083 
Größe:	58,5 KB 
ID:	11692

Wie wir nun erkennen können, sitzt das Schultereckgelenk zwischen dem Schlüsselbein, dem Rabenschnabelfortsatz des Schulterblatts und des Schulterdach.
Gehalten wird es dabei von drei, eigentlich vier Bändern. Dem Ligamentum acromioclaviculare zwischen Schlüsselbein und Schulterdach, dem Ligamentum coracoacromiale zwischen Rabenschnabelvorsatz und Schulterdach, sowie dem Ligamentum coracoclaviculares zwischen Rabenschnabelfortsatz und Schlüsselbein. Das Ligamentum coracoclaviculares besteht dabei aus dem vorderen Ligamentum trapezoideum und dem hinteren Ligamentum conoideum. Das Ligamentum trapezoideum hält dabei das Schlüsselbein im sicheren Abstand zum Rabenschnbalevorsatz und verhindert dessen Hochstand, das Ligamentum conoideum verhindert ein seitliches Abgehen des Schlüsselbeins richtung Brustkorb, zusammen mit dem Ligamentum coracoacromiale wird so wirkungsvoll der Hochstand des Schlüsselbeins verhindert, wobei das Ligamentum coracoacromiale eher das Schulterdach hält, welches aber durch das Ligamentum acromioclaviculare auch indirekt auf das Schlüsselbein wirkt.

Durch Stoß, seltener durch eine falsche Bewegung können nun Fehlstellungen auftreten.
Da sich Bänder nicht wirklich dehnen lassen, muss im Falle einer sogenannten Bänderdehnung immer von Teilrupturen ausgegangen werden, weshalb die Behandlung mittel Schonung und ggf. stützender Orthesen in den meisten Fällen mit Ruhigstellung und Bewegungstherapie in gleicher Dauer erfolgt, wie bei einer sicheren Ruptur.
Bei Tossy I kann daher oft das Ligamentum conoideum eingerissen oder völlig gerissen sein, der Verletzte merkt dies oft nicht, da hier nur bei bestimmten Bewegungen ein Schmerzreiz auftritt.
Bei Tossy II hingegen ist von einem Riss des Ligamentum coracoacromiale auszugehen, wenn das Schulterdach etwas erhöht ist, ist hingegen das Schlüsselbein hinter dem Schulterdach geschwollen und leicht erhöht, so ist von einer Ruptur des Ligamentum coracoclaviculares auszugehen, oder das Ligamentum acromioclaviculare ist gerissen, was einen Spalt zwischen Schlüsselbein und Schulterdach entstehen läßt, deren Kanten deutlich werden. Auch ein deutlicher Schlüsselbeinhochstand, bedingt durch den Riss der Ligamenti coracoclaviculares und Lig. coracoacromiale sind möglich.
Tossy III beschreibt nun den vollständigen Riss aller drei genannten Bänder, wobei es zu einem deutlichen Hochstand des Schlüsselbeins kommt. Da dieses durch die Muskeln der Schulter noch gehalten wird, läßt es sich wie eine Klaviertaste niederdrücken und federt dann wieder in die Hochliegende Fehlstellung zurück. Ebenso ist der Riss des Ligamentum acromioclaviculare deutlich, da die Kante zum Schulterdach offen ist.
Abhilfe schafft hier in vielen Fällen nur eine Operation.

Was wird gemacht?
Nun, im Falle von Tossy I wird selten etwas gemacht, in den meisten Fällen wir konservativ behandelt, sprich das Gelenk sollte geschont werden. Kühlung gegen die Schwellung und oft Gabe von Schmerzmitteln. Der Heilungsprozess erstreckt sich über 3 bis 5 Wochen hin, wobei bei bestimmten Bewegungen auch noch später ein Schmerzreiz auftreten kann.

Da bei Tossy II nun bereits Bänder in Mitleidenschaft gezogen sind, wird oft bei Heranwachsenden das Gelenk durch eine Operation wieder fixiert, um Fehlstellungen im Alter zu unterbinden. Bei ausgewachsenen kann operiert werden, in der Regel wird aber konservativ behandelt. Hier kommt eine Ruhigstellung über einige Wochen in Frage, wobei die Ruhigstellung für physiotherapeutische Übungen aufgelöst werden kann.

Bei Tossy III wird zumeist die Operation empfohlen. Zwar ist diese Verletzung aus konservativ behandelbar, nur ist durch eine leichte Verlängerung der Bänder immer ein leichter Hochstand von Schlüsselbein und Schulterdach zu bemerken.
Konservative Methoden beinhalten spezielle Orthesen, die den Arm still legen und damit eine Neutralstellung des Schultergelenks bewirken. Gerade bei eher einfachen Verletzungen ist dies eine gute Methode, zumal sich die Orthesen leicht an und ablegen lassen.
Es ist aber auch möglich, durch Tape das Schultereckgelenk in Normallage zu fixieren. So kann das Schlüsselbein gezielt repositioniert werden, ebenso die Bewegung eingeschränkt oder komplett abgeschaltet werden.
Vorteil des Tapings ist, daß es je nach Heilungsfortschritt individuell neu angepasst werden kann und zu physiotherapeutischen Maßnahmen einfach abgenommen wird um danach neu angebracht zu werden - jeweils individuell.
Bei einer Operation gibt es mehre Möglichkeiten, in der Regel aber wird eine Platte auf dem Schlüsselbein angeschraubt, deren abgeknickter Fortsatz dann unter dem Schulterdach eingehakt wird, so daß Schlüsselbein in die Normallage gebacht wird.
Eine andere Methode ist das Einstiften des Schlüsselbeins in den Rabenschnabelfortsatz mittels flexiblen Streben und Halteplatten.
In beiden Operationsfällen ist nach ca. 3-4 Wochen eine erneute Öffnung nötig, um die fixierenden Fremdkörper aus dem Schulterbereich zu entfernen. Nach der ersten Operation erfolgt in der Regel eine vollständige Ruhigstellung von 3 Wochen, da das Gelenk nicht gut bewegt werden kann - Physiotherapeutische Maßnahmen sind aber möglich und werden empfohlen, wobei das Gelenk unter Aufsicht bewegt wird - entsprechend der Operationsmehtode.
Nach Entfernen der Halteungen im Schultergelenk erfolgt zunächst eine Ruhigstellung zur Wundheilung, danach sofort Bewegungstherapie mit Tragen einer Orthese zur Entlastung.
Nach 5 bis 6 Wochen ist in den meisten Fällen die vollständige Belastbarkeit wieder hergestellt und nach einer entsprechenden Aufbauzeit kann ein Sportler wieder das Gelenk auch im Wettkampf belasten.

Vorbeugend sind alle Maßnahmen der Beweglichkeitssteigerung. Ein flexibles Schultergelenk ist harmonischer und gibt auch in ungünstigen Fällen nach, ohne die haltenden Strukturen zu überlasten. Dies gilt aber nur, wenn zugleich die muskulären Strukturen der Schulter gekräftigt und gedehnt sind. Auch nach einer Schulterverletzung ist daher wichtig, den Schultergürtel aktiv zu bewegen, zu dehnen und die Muskelgruppen des Schulterbereiches gezielt zu kräftigen.
Viele der Übungen sind gut mit einer Kurzhantel zu machen, gehen aber weiter als simple Shouldershrugs. Hier braucht es meistens einen Profi, ein guter Atlethik Trainer oder Physio haben hier meisten optimale Tipps auf Lager, um eben gezielt diesen Bereich muskulär aufzubauen, um diesen zusätzlich zu stabilisieren und zu schützen.

Nach einer Schultereckgelenksprengung sollte man überlegen, wie es zu der Verletzung gekommen ist. Beliebt sind Abwehrmaßnahmen im Luftkampf, wo der Gegner den Torwart unterlaufen hat und der Torwart seinen Fall nicht mehr 100%ig abfangen konnte und daher auf die Schulter stützt, meist mit einer starken Erschütterung bzw. Krafteinwirkung auf das Schulterdach.
Besonders beliebt sind aber auch gleitende Verletzungen, wenn Stöße frontal auf den Oberarm und Schulter einwirken oder auch bei einem Stoß oder Schlag gegen den Ellenbogen aufwärts in das Schultergelenk über den Oberarmknochen.

Nicht behandelte und auskurierte Schulterverletzungen im Schultereckgelenk können die Schulter langfristig destabilisieren und zu weitreichenden Bwewgungseinschränkungen, wiederkehrenden Verrenkungen und Steigerung von Auskugelfällen des Oberarms führen.
Gerade Torleuten ist geraten, sich einer sauberen und sicheren Falltechnik zu befleissigen, um gerade Verletzungen im Schulterbereich einzudämmen und zu verhindern.


Übrigens:
Nach einer Schultereckgelenksprengung sollte man im Tw Training zunächst mit Techniktraining beginnen und dann auch zusehen, daß man seine Fang- und Falltechniken systematisch aufpoliert und kritische Teile davon vielleicht abändert. Aufgrund des Schmerzreizes und der Schutzreflexe gelingt es hier einfacher, vorhandene Bewegungsmuster aufzubrechen und mit neuen, besseren Mustern zu verschmelzen, bzw. zu ersetzen.
Allein geht dies in vielen Fällen nicht, hier braucht es einen Trainer und die nötigen, unablässigen Korrekturen.

Kommentare