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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Torwart.de Workshop mit Alexander Bade und Sven Hoffmeister

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Torwart.de Workshop mit Alexander Bade (1. FC Köln) und Sven Hoffmeister (FSV Mainz 05), Köln, 8.10.2016



Morgens im 6:30 Uhr begann die rasande Fahrt mit dem ICE nach Köln, durch eine stockfinstere Feueresse aus Tunnel und Lärmschutzwänden ging es mit 300 Sachen in die Morgendämmerung, denn um 9 Uhr sollte der Workshop beginnen. Es war einer der tollen Workshops aus der torwart.de Reihe, wo Torwarttrainer der Bundesliga Vereine Ihr Konzept und zu einem Thema eine Demo-Trainingseinheit vorstellen konnten, inklusive Gespräche und Diskussionen. Dies ist vielleicht eine der besten Methoden des gegenseitigen Austausches und auch Versuch, des gegenseitigen Verstehens unterschiedlicher ansätze und Philosophien. Torwartspiel ist kein Standard, findet aber Einfluss. Hans Leitert, Thomas Schlieck, Eberhard Trautner, Jörg Daniel, Andreas Köpke, nur um einige Namen zu benennen haben das Spiel auf der Position im Fussball irgendwo geprägt und damit Trainer Gedanken, Ideen und Möglichkeiten mit auf den Weg gegeben. Die Torwart.de Workshop Reihe schließt hier eine Lücke, zeigt diese immer wieder interessante Einheiten, um so neue Ideen, Philosophien und Möglichkeiten interessierten Trainern mit auf den Weg zu geben.
Ich war mit den öffentlichen Verkehrsmitteln angereist und beschritt den Weg vom Klettbergpark zum Geisbockheim so wie vielleicht hunderte Jugendspieler vor mir, ein Weg, der auf der Karte länger aussah, als er in Wirklichkeit war.
So fand man Zeit, noch vor dem ersten Seminarteil ein paar Hände zu schütteln und bekannte Gesichter zu begrüßen. Besonders freute ich mich, daß Sven Hoffmeister, der mich auf meinem Basiskurs des hessischen Fussballverbandes als Dozent begleitet hatte, sich an mich erinnerte und mich begrüßte. Es ist schön, wenn das so ist....
Sascha Bradt aus Duisburg war unter den Terilnehmern, die Torwartschule Rhein-Main mit einem ganzen Aufgebot, ebenso wie Thomas Scheben mit seiner Torwartschule. Guido Keuenhof, ein Weggefährte des Torwart.de Camps ebenso wie Christian Golfmann. Benjamin Loose vom HSV, mit dem ich den Leistungskurs in Ruit besucht hatte, war auch wieder dabei, ebenso Christian Bösch aus dem fernen Zürich.
War das vorherige Seminar ein wenig förmlicher gewesen, ging es jetzt in Köln wieder familär zu, eine Atmosphäre, die wesentlich besser wirkte, als die förmliche Atmosphäre in Karlsruhe - aber was sind subjektive Eindrücke? Thomas Schlieck, vormals Tw Koordinator bei RB Leipzig jetzt bei Borrusia Dortmund war ebenso unter den Teilnehmern wie ein Abgesandter aus Leipzig, der dem neuen Tw Koordinator Eberhard Trautner zu berichten hatte.
Marcel Schäfer, Inhaber von Torwart.de eröffnete dann auch pünktlich den Workshop, begrüßte die Teilnehmer und stellte die Tagestermine kurz vor. Er übergab dann an Alexander Bade, der auch gleich eine Überraschung für die Praxiseinheit ankündigte. Dann ging er über zum Theorieteil, wobei hier das Leistungszentrum des 1. FC Köln mit seiner Torwartausbildung vorgestellt wurde. Ein wunderbarer Film der Deutschen Fussball Liga berichtete über das Zentrum, die Anlagen, aber auch über die Probleme. Denn das Geisbockheim leidet unter Platzmangel und damit auch schlicht mangelhaften Standards, verglichen zu anderen Leistungszentren. Enge Kabinen, unzureichende Krafträume, veraltete sanitäre Anlagen und insgesamt zu wenig Platz. So nickten viele Amteur Tw Trainer mitfühlend, als Alexander Bade die Umstände erläuterte, daß man für alle Mannschaft im Winter nur einen Kunstrasen zur Verfügung habe, so daß hier schlicht nicht immer optimal gearbeitet werden könnte, worunter insbesondere oft das Tw Training aufgrund Platzmangel zu leiden habe.
Er erläuterte dennoch das Prinzip der Tw Ausbildung, erklärte die Schritte ab der D-Jugend, wo man in Köln mit der Tw Ausbildung begann. Dies unterlegte Alexander Bade dann immer mit kleinen Videoclips, wo man Impressionen des Trainings erhaschen konnte.
Nach dem tollen Vorstrag und Vorstellung des Konzepts des 1. FC Köln ging es in eine kleine Kaffeepause und dann in die Fritz-Kremer-Arena, das Stadion direkt am Geisbockheim.
Ein paar Dummies und dann die Überraschung: Thomas Kessler, der neu verpflichtete Torwart des 1. FC sollte nach langer Verletzungspause jetzt die Praxiseinheit zum Thema "hohe Bälle fangen, fausten mit Spieleröffnung" begleiten.
Über Thomas Kessler hatte man in der vorherigen Runde schon gesprochen, denn Alexander Bade hatte natürlich erläutert, wie wichtig Nachwuchsarbeit beim 1. FC Köln ist und wie stolz man darauf ich, erfolgreich Eigengewächse in die Bundesliga überführt zu haben - worunter auch Timo Horn als aktiver Torwart der Bundesliga Mannschaft zählt. Natürlich wurde daher das Thema "Konkurrenz" ein wenig diskutiert, un Alexander Bade macht unmissverständlich klar, daß man Thomas Kessler unter der Prämisse verpflichtet hatte, daß dieser weiß, daß Timo gesetzt ist und daran auch so rasch nicht gerüttelt wird. Trotzdem hat man Thomas Kessler geholt, einfach um einen Routinier im Team zu haben, aber auch jemand, der den Verein 1. FC Köln im Herzen trägt, in der Kabine mit führt und dies auch der Mannschaft als einer der älteren Spieler vermitteln kann. Konkurrenz steht daher nicht als leistungsfördernd, wie es andere sehen, auf der Agenda von Alexander Bade, sondern er hält den sportlichen Druck, den sich die Torleute allein machen völlig ausreichend, ohne das ständig der gesetzte Torwart in Angst leben muss, wegen eines Fehlers getauscht zu werden. Er legt aber viel Wert auf einen sportlich kollegialen ja familären Umgang, wobei er meint, eine gewisse Distanz sei für Ihn unabdinglich und sollte gewahrt werden.
Daher war es auch interessant, denn Thomas Kessler wärme sich komplett allein auf, ohne Anleitung von Alexander Bade. Dieser begründete es auch sogleich damit, daß die Torleute eigen sind und jeder es gern ein wenig anders haben möchte - und daher diese Zeit den Torleuten überlassen ist.
Dann begann er mit einfach Passübungen, Ball- and Mitnahmeübungen um deutlich zu machen, daß trotz aller Routine diese Dinge immer und immer wieder nachgeschärft werden müssen.
Eine Übung zur Ballan- und Mitnahme mit dem Spiel eines langen Balles schlossen diesen Teil ab.
Nach ein paar lockeren Bällen zum Erlaufen wurden die Dummies umgestellt - und es begannen einfach Fangübungen zu hohen Bällen. Das korrekte Anlaufen, Einsatz des korrekten Sprung und Schwungbeins, die korrekte Handhaltung und Handführung waren wichtig und wurden hierbei beleuchtet.
Diese Übungen wurden dann variiert und mit Abwürfen kombiniert, bevor man dann zum Fausten überging, wo das beidhändige Fausten gegen die Dummies und Einhändige Fausten im Raum praktiziert wurde. In der Kombinationsübung wurden nun Bälle in den Strafraum gespielt und Thomas Kessler musste wieder seitliche Ziele aus der Hand anspielen.
Die Zeit verging wie im Flug und am Ende standen Alexander Bade und Thomas Kessler den Teilnehmern Rede und Antwort. Gefragt wurde nicht nur nach der Beziehung Tw Trainer und Torhüter, sondern auch nochmals um die Konkurrenzsituation und Thomas Kessler machte unmissverständlich klar, daß er bestimmt nicht irgendwelche negativen 'Gefühle' oder Intuitonen an Timo Horn übermittelt, denn dieser würde die Mannschaft weder beeinflussen, noch stellen, sondern je weder Frust, Agressionen oder sonstige der Unzufriedenheit geschuldeten Emotionen sollten daher dem Trainer, der die Mannschaft stellt, übermittelt werden - nicht aber dem Torwart Kollegen. Daher herrscht im Team Ruhe und diese ist wichtig für die Spieltags- und Trainingsarbeit.
Das Thema Material wurde eher am Rande angeschnitten, hierbei wurde die professionalle Zusammenarbeit mit dem Handschuhausrüster Uhlsport hervorgehoben, und natürlich wurde auch ein Sammler Paar signiert, ein Sondermodell in den Farben Rot Weiß... Dabei beklagte sich Thomas Kessler, daß er dieses so nicht tragen dürfte, ein unmissverständlicher Wink an den Ausrüster, hier vielleicht doch in der Farbpalette etwas zu ändern und die Vereinsfarben auch in den Handschuhen wider zu spiegeln.

Die Mittagspause wurde zum angeregten Meinungsaustausch genutzt, wobei eine kleinigkeit aus Pasta und leichtem Hühnchen den Nachmittag mit Energie versorgte.
Nach einer Verdauungskaffee ging es gleich in die Nachmittagseinheiten mit Sven Hoffmeister.

Sven Hoffemister schilderte nun wie Alexander Bade mit Folien und kleinen Video Clips die Gegebenheiten bei FSV Mainz 05, beleuchtete das Jugendkonzept. Er erklärte die Ausbildungsschritte und stellte das Tw Trainer Team vor. Dabei war der Unterschied des Leistungszentrum mit seinem nahezu ebenengleichen Aufbau und kurzen Wegen nur zu deutlich zu den eher verwinkelten Gegebenheiten in Köln.
Das Erbe von Jürgen Klopp aber auch Thomas Tuchel wurde zu deutlich, weil Videoanalyse und Videoarbeit im Training bei Mainz sehr favorisiert und tief in die Methodik verankert sind, ebenso wie man technisch sehr im Detail arbeitet, was Sven Hoffmeister an einem Video Beispiel von Baumann anhand der Armhaltung verdeutlichte.
Die Frage und Antwortrunde blieb ein wenig trockener und zurück haltender, denn die offensichtlich akribische Arbeit bei FSV Mainz 05 beeindruckte viele Teilnehmer. Ein wenig in Frage gestellt wurde das Prinzip von Mainz, im Umkreis viele Perspektivspieler abzugrasen und dann in einen sehr breiten Kader zu integrieren, ohne das hier besonders viel Spielpraxis vermittelt werden könnte, anstelle in Kooperation mit den Vereinen die Entwicklung der Spieler zu begleiten. Dieser Punkt wurde von Sven Hoffmeister erläutert, einfach aufgrund der Detailarbeit wolle man hier nicht diese Arbeit anderen überlassen, denn bestimmte Fehler würden sich später nicht wieder abgewöhnen lassen.
In der Kaffeepause wurde wieder diskutiert, dabei aber auch über die unterschiedlichen Philosophien diskutiert, gerade bei den Torwarttrainern der Anrainer zu Mainz 05

Auf dem Platz hatten sich nun Jannick Theißen und Marvin Oberhoff aus der U19 des 1. FC Köln eingefunden, die nun mit Sven Hoffmeister einen unbekannten Tw Trainer vor sich hatten, der zum Teil völlig anders arbeite. Trotzdem arbeitete er nicht so akribisch, denn er erklärte, daß es nicht seine Aufgabe wäre, die Torleute zu verbessern, sondern die Übungen vorzustrellen. Er würde nicht in die Arbeit des 1. FC Köln eingreifen.
Er begann daher nach dem Erwärmen, welches er wieder den Torleuten individuell überlies mit den Trichterübungen. Seine Einheit hatte mit Zielverteidung in der Rückwärtsbewegung zu tun.
Daher waren Techniken zu flachen Bällen in der Angriffsbewegung (Prinzip Hans Leitert - schnell und aktiv zum Ball) sehr wichtig, wobei der Tichter diese Übung ein wenig überspitzen sollte, damit diese sich besser einprägt.
Von flachen ging es dann zu halbhohen Bällen im Trichter, dann die ersten Bälle aus einer Vorwärtsaktion in die Rückwärtsbewegung serviert, all das war noch eher ein 'Einstimmen' in die nachfolgende abschließende Form. Dabei wurde auch klar, warum Übergreifen sinnvoller sein kann und daher geübt und beherrscht werden muss.
Es folgte eine Überleitende Übung zur Abdruck und Hechten... dabei wurde wieder mal klar, was Drei Meter Fuffzisch sind.... und schon war es Zeit für die abschließende und eigentliche Übung.
Bälle wurden in den Raum gespielt und der Torwart aus einer offensiven Position sollte nun prüfen, ob er die Bälle abläuft und im Ballangriff lösen kann, oder sogar vor dem Stürmer erlaufen kann - oder ob er sich zurück ziehen muss, wobei die Gefahr eines Lupfers oder Abschlusses in recht ungünstiger Position gegeben war. Hier konnte man dann erkennen, wie wichtig das Prinzig "Optimale Position und Distanz" sowie "Rechtzeitig fertig!" für das Torwartspiel waren und sind.
Mutiges und entschlossenes Spiel sowie das eigene Einschätzen in Raum, Zeit und Weg waren wichtig, welches von den beiden U19 Keepern sehr gut gelöst wurde.
Am Ende waren die Torspieler recht ausgelaugt, was nicht an der Intensität der Einheit lag, sondern eher am Ehrgeiz und den vielen Laufwegen in höchster Geschwindigkeit mit meist explosiven Abdrucksituationen...

So war das Ende mit einer eher kleinen Fragerunde abgeschlossen, wobei eher kleinere Fragen gestellt wurden, weniger das Thema direkt diskutiert werden musste. Teilnahmebescheinugungen wurden ausgeteilt und dann wurde verabschiedet.

Man trennte sich daher auch recht zügig, denn z.B. die Schweizer Kollegen hatten einen atürlich langen Reiseweg. Trotzdem waren diese mit neuen Ideen und Informationen vollgepackt.
Für mich war hingegen Zeit angesagt, denn rund 3 einhalb Stunden hatte ich Zeit bis zum Zug, lief daher Gedankenschwanger zur Haltestelle zurück, fuhr in die Innenstadt, wo ich dann nach Glockengasse 4711, Domplatz, und Rheinufer in den ICE Sprinter nach Frankfurt einstieg.
Erneut ging es durch die Dunkelheit, wobei ich immer noch die Eindrücke des Tages für mich sortierte...
Schade, daß keine Verantwortlichen der Verbände und auch des Deutschen Fussballverbandes teilgenommen hatten, ebenso es ein reiner Männertag war - Frauen fehlten vollständig als Teilnehmer.

Ich werde nun das Fotomaterial sichten und auf Facebook teilen, das Videomaterial überführen, sichten und schneiden - dann einen Schnitt auf YouTube hochladen.
Der Upload ist beendet, über eine Stunde ist das Video lang... so habt Ihr wirklich einen kompletten Überblick über die Einheiten auf dem grünen Rasen der Fritz-Kremer-Arena in Köln, und ja, es ist ein 720p Video, so daß ihr wirklich mit einer guten Qualität versorgt seid:

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