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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Vom Herz der Kata

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Kennt Ihr Kata?
Kata sind Bewegungsformen, die unumstößlich im Kampfsport förmlich fest und unerschütterlich festgeschrieben sind. Ja, letztendlich bemüht man sich, diese Formen der Bewegungen so auszuführen, daß diese uniform sind, also dem Wortlaut der Ausführung bis ins kleinste Detail entsprechen.
Trotzdem schleichen sich Variationen ein... dies sind dann Henka.. in vielen Kampfsportarten sind diese unzulässig und Variationen werden nicht toleriert.
Dennoch soll der Sportler das Herz der Kata erfahren... damals als Japan die Kriegskünste, die das Land über Jahrhunderte geformt hatte, abschaffen wollte und es auch tat - damals stellte die Kata die einzige Möglichkeit dar, bestimmte Dinge in Konserven zu packen. Denn man durfte dies in anderer Form nicht mehr ausüben und praktizieren - doch die Kata schuf eine Möglichkeit.
So sind Kata erhalten geblieben. Verloren ging aber leider oft, das Herz der Kata. Denn es ist nicht die Makellose Ausfürhung, die stylistische Bewegung in der Reinheit, sondern die Idee dahinter.
Wenn es eine Form oder Idee gab mit dem Schwert in einer bestimmten Bewegung 5 angreifende Gegner auszumanövrieren und unschädlich zu machen, so durfte man dies in den Dojo mit Holzschwertern üben, doch mit der Meiji Zeit (1868 bis 1912) endete dies... oft blieben nur die reinen Bewegungen, die dann später noch etwas überstilisiert als Kata in diverse Kampfsportarten überführt worden sind... z.B. als Relikte der Vergangenheit, wie die Goshin Kata, wo Formen vorkommen, die dem eigentlich Judo als Sportler strikt verboten sind.
Oft werden diese Kata dann gegen moderne Waffen vorgeführt, z.B. gegen Schusswaffen, wo bereits etliche Tests und Versuche ergeben haben, daß diese so nicht ausgeführt werden können - doch erscheint es vielen unwirklich und fremd, wenn diese dann gegen Schwerter oder Dolche ausgeführt werden sollen, also nimmt man dann doch wieder Faustfeuerwaffen, oder Baseballschläger.
Verloren gegangen ist das Herz der Kata.
Denn letztendlich lag hinter einer Kata immer eine Idee. Dieses Kokoro no Kata reprästiert eine erfolgreiche und mehrfach auf dem Schlachtfeld angewandte Form, die das Überleben sicherte.
Doch nur wenige verstehen dieses Herz, denn das Herz, also die Idee dahinter, sie ist nicht übertragen worden.
Und Kata finden wir in vielen Sportarten: Festgeschriebene Bewegungsabläufe. Ich als Heizer einer Dampflok kenne nun die Bewegung der Schaufel vom Stichblech des Kohlentenders zur Feuertür - es ist eine feste und standardisierte Bewegung, doch das Herz der Kata, die Idee dahinter ist schlicht, daß man so am Besten und ermüdungsfreisten die Kohle gleichmäßig über den Rost verteilen kann.
Hier kommt die Henka... denn der junge Heizer versteht es nicht, er übt und wird viele, viele Fehler machen. Er wird durch die Henka, die Variation erfahren, daß diese Ihn nicht zum Ziel bringen. Er wird durch das Üben der Bewegungen immer und immer wieder, langsam sich der eigentlichen Form annähern und alsbald das Herz der Form verstehen... Fragt man Ihn nun, so kann er es nicht erklären, aber er wird auch, aufgrund dessen daß er anders körperlich gebaut ist, nie 100%ig die Form ausführen, wie ein anderer... Er wird also nicht mit der Kata an sich leben, sondern mit einer eigenen, nur für sich gültigen Henka... und diese Henka wird Ihm auch dann zur Seite stehen, wenn mal nicht klappt, eine Notlage eingetreten ist und alles schnell gehen muss.. diese persönliche Form, in der das Herz der Kata lebt und wie eine Blume blüht, wird dann das Unmögliche war machen...
Wisst und versteht Ihr jetzt, warum wir als Torleute immer bestimmte Bewegungen immer und immer wieder trainieren - warum es aber bitte kein dogmaischens Festhalten an Bewegungen geben darf?
Ihr müßt das Herz der Kata finden...



Wen ich dann immer daran denke... wie lange betreue und begleite ich nun schon die Blaue Mauer im Fussballtor.... er findet intuitiv so oft das Herz der Kata und diese blühen oft wie eine wilde Wiese. Trotzdem nutzt es nichts.
Ich kann mich noch gut erinnern, als er in der F Jugend auf dem Turnier von den Eltern hinter dem Tor belächelt wurde - weil er der Kleinste war. Man meinte, hier wäre der Erfolg sicher. Man müßte ja nur die Murmel so locker zwei drei Mal hoch unter die Querlatte nageln und dann wäre der Gegner im Sack. Die Eltern instruierten die Kinder und auch der gegnerische Trainer übernahm vieles...
Das Spiel auf dem Turnier begann, doch vor dem Tor herrschte Flaute, denn anstelle das der Torwart auf der Linie klebte, wirbelte das blaue Trikot, welches dem Torspieler seinen Namen gab, durch den Strafraum, wie ein Tornado. Kaum hatte der Stürmer den Ball im Strafraum angenommen, war das Blaue Trikot zur Stelle, kaum hatte er die Position zur Flanke erreicht und passte den tödlichen in den Rücken der Abwehr, war das blaue Trikot schon am Ball... Das vorherige Sinnen und Denken der Eltern hinter dem Tor wandelte sich. Man bemerke, daß dieser Torwart anders war - und musste feststellen, der Grund warum genau dieser im Tor war, ist nicht die phsysikale in Zentimetern messbare Größe, sondern eine eher unwirkliche Reichweite und Präsenz der Person im blauen Trikot... Das Spiel ging trotzdem verloren, kein einziger Treffer viel aber aufgrund mangelnder Centimeter, so daß der junge Kerl am Ende mit Anerkennung förmlich von den Eltern respektvoll verabschiedet wurde.
Jetzt in der D-Jugend wurde er für eine Mannschaft des jüngeren Jahrgangs gebeten zu spielen. Er kam 5 Minuten vor Spielbeginn und weil er niemand von der Mannschaft kannte, zog er sich blitzschnell um und bekam ein Blitzprogramm. Seine Mannschaft mehr als nervös. Fragen: Kannst Du das überhaupt? Trainer, gab es keinen größeren? Bist Du richtiger Torwart? Soll ich nicht lieber ins tor gehen?
Auch der Gegner sah den neuen Torwart sehr misstrauisch an, denn was sich da so rasch warm machte, das konnte nichts sein... eine Notlage, ein Notnagel, aber bestimmt kein Torwart.
Das Spiel begann auch recht zerfahren, doch nach den ersten beiden 1 gegen 1 Situationen, wo das Blaue Trikot zuschlug, wie eine Gabunviper lähmte den flinken Sturm, denn das deutliche und präsente Angreifen des Balles bei schnellen Vorstößen mit den Händen schockierte die Stürmer, zudem war der Torwart auch ausserhalb des Strafraumes zu finden. Schlug Bälle weg, ja verstand sich sogar auf die "Grätsche" oder auch"Slide Tackle" wie der Engländer es nennt... kurzum, wo noch Misstrauen war, hörte man plötzlich auf das blaue Trikot, welches wieder im Strafraum wirbelte.... Die Abwürfe kamen an, die Abschläge und Abstöße fanden die Ziele und das Spiel konnte mit schnellen Vorstößen plötzlich den Gegner in ungeahnte Bedrängnis bringen und das führte auch mit zum Endergebnis von 4:0...
am Ende des Spiel wurde der Trainer, während der kleine Aushilfstorwart schon wieder sich neben dem Tor umzog, bedrängt, daß man diesen Torwart doch behalten möge...
Jetzt Punktspiel von gestern. Das Warmmachen des Torwarts wird selten beobachtet. Ausser von mir. Die Blaue Mauer kennt sein eigenes Programm und zieht es mit einem Spieler allein durch und bestimmt, was wann und wie gemacht wird.
Das Warm machen des gegnerischen Torwart ist wie immer: Ein paar Schüsse in die Hände, dann wird vom Trainer ein wenig auf das Tor geschossen. Es ist absolut kontrovers zu dem, wie sich die Blaue Mauer warm macht... man sieht keine Technik, keine Fertigkeit, sondern mehr oder minder immer die Floskel "Hau den Ball weg!" und der Torwart bewegt sich daher auch so im Tor. Betätigt sich schlagend, boxend und ballabprallend im Tor.... das blaue Trikot hinten wirkt dann eher wie ein Ballmagnet. Schüsse vor die Füsse, werden gesichert, Schüsse in die Ecken werden gegriffen und gesichert, Bälle auf den Körper werden gesichert... selbst Flanken werden gesichert...
Das Spiel beginnt und die gegnersiche Mannschaft sind erneut überzeugt, daß die Größe des Torwarts mangelhaft ist. Erneut zieht das physikalische Atribut alle Aufmerksamkeit auf sich... Die Frage warum genau der Kleiste der Mannschaft im Tor steht, stellt sich gar nicht - dabei ist es doch offensichtlich, daß der Kerl trotz seiner Größe wohl im Tor steht, weil es dafür sicherlich klare Gründe geben muss - Gründe, die man beim Warm machen hätte schon sehen können.
Ja, und so kommt es wie es kommen muss... der Torwart wird nicht aufgrund der Größe überwunden, sondern weil er sich nach einem Foulspiel - das der Schiedsrichter nicht erkannt hatte- nicht erneut in den Ball werfen konnte, den er schon zwei Mal zuvor pariert hatte.... trotzdem löst diese Szene erste Aufmerksamkeit aus, doch ganzt auf der Seite des Torwarts ist man dann, als ein Distanzschuss vom Torwart in einer Hechtparade um den Pfosten gedreht wird... Das er zuvor schon mehrfach sein Können bei weniger spektakulären Aktionen unter Beweis gestellt hat, wirkte nicht so überzeugend, wie diese Parade... und die Eltern des Gegners fragten sich plötzlich: "Warum haben wir so einen Torwart nicht!"
Dabei liegt die Antwort auf der Hand: "Er war Euch doch zu klein!"
Kommt er irgendwohin, das physikale Atribut zählt... und wird auch nicht weggewischt. Kommt dann auf einmal eine Leistung, erst dann weicht man vom Attribut ab - doch wehe die Leistung stimmt nicht, dann sehnt man den großen Riesen herbei.
Wann hört man endlich auf, Fussballer allein nach physikalischen Attributen zu beurteilen, anstelle nach Fertigkeit und Leistungen?
Ja schlimmer noch, aufgrund dieser physikalischen Attribute wird sogar wissentlich und willentlich verunglimpft. Trainer sehen den Torwart, es steht zur Halbzeit 0:0 und diese machen die Mannschaft damit heiß: "Der Typ im Tor ist doch eine Null. Viel zu klein, habt Ihr mal gesehen? Der ist wie so ein kleiner Affe, der keinen Ball festhalten kann - da müssen wir doch nur schießen!"
Dann wird geschossen und das Blaue Trikot zeigt, warum es im Tor steht. Keiner der Schüsse findet sein Ziel und der "Affe, der keinen Ball festhalten kann" sichert sogar Schüsse und nimmt jegliche Wiedereinschusschance im Keim den Raum. Im Gegenstoß taumelt der eigene Torhüter bei einem Distanzschuss mit einer mangelhaften Technik zum Ball, der Ball prallt ins die Mitte und wird ins Tor geschoben... Warum, Ihr Trainer, müßt Ihr immer den Respekt missen lassen, anstelle das Grundregel des Kampfes zu beherzigen, daß man seinen Gegner zu respektieren und zu ehren hat?
Statt dessen zieht man asoziale Fussballer heran, die dann aufgrund physikalischer Attribute andere angreifen.

Auch hier haben Trainer das Herz der Form nicht erkennt, noch verstanden - und niemand hat es Ihnen erklärt. Erschreckend.... warum urteilt man so? Ist es der Sache würdig?

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