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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Der Hecht im Karpfenteich

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Oft ist man unterwegs, schaut sich hier was an oder sieht dort zu... Meistens aufgrund Interesse. Ich zum Beispiel dann besonders gern in alten Wassermühlen oder eben Dampfeisenbahnen. Aber auch beim Thema Kampfkunst schaue ich mir gern mal was an, oder besser rede mit den Leuten. Es sind einfach andere Ansichten und Blickweisrn, ja andere Erfahrungen.
Eine Anekdote aus meiner jungen Zeit als Heizer war die Tor von Bad Mergentheim nach Crailsheim. Junge, junge das geht strack bergan. Weil am Vortag schon eine Lok hier die eingleisige Strecke dicht gemacht hatte, stellte man uns einen erfahrenen Heizer des Bw Crailsheim zur Seite.
Der machte auch erst einmal Feuer. Bei uns gilt, das man nicht mehr als drei Schippen auflegen soll. Der gute Kollesch versenkte aber erst einmal 25 munter in der Feuerkiste.
Normalerweise schüttelt sich der Kessel und dann gibt's kein Halten mehr... Doch hier: Alles ruhisch! Nach so 5 Minuten geht wieder die Klappe auf und erneut baggert er mächtige 15 Schippen auf das Feuer, das schon fast zu Tür rauskrabbelt. Trotzdem verhält sich der Kessel lammfromm ohne auch nur heftig zu Qualmen oder Überdruck zu bekommen. Ungläubig schaue ich zu, ich kann's gar nicht fassen. Wir donnern los und 20 Munuten schaut der ältere Herr aus dem Fenster wären der Zeiger bei Spitzendruck klebt und die Lok volle Leistung geht - gewusst wie...

So geht es mir auch beim Tw Training. Oft traue ich meinen Augen nicht, was ich da sehe. Ja oft schüttel ich den Kopf.
Doch es bleibt, aufgrund der Erfahrung immer die Frage nach dem warum und wieso.
So bringt es mich nicht weiter mit Oliver Kahn eine Autogrammstunde zu haben, oder Roman Weidenfeller die Hand zu schütteln - mir sind die Trainer dahinter wichtiger.
4 Stunden waren wir bei Eberhard Trautner zum Seminar, doch die vier Stunden waren Blödsinn gegen die kleine Diskussionrunde und Gesprächsrunde danach. Da kullerten Tage später noch Fragen durch meinen Kopf. Es ist mir daher unheimlich wichtig geworden, von diesen Leuten zu lernen, aber auch deren Meinung zu meinen Gedanken zu hören. So habe ich Frans Hoeck verpasst, dafür Roland Goriupp und Hans Leitert genossen. Letzterer hat mich so tief beeindruckt, ich zehre heute noch davon!
Natürlich gab es auch andere, wie Kurt Kowarz oder Rainer Berg, Christian Lasch oder Mathias Bolz. Da sind Leute wie Horst Neubauer, Norbert Lorz, Thomas Schlieck oder Dennis Rudel...
Überall Impressionen und Gedanken, oft ein Haufen Fragen.
Was jedoch oft bleibt, ist die Erkenntnis, das nicht gilt und nichts zählt. Wie auf der Dampflok scheint das Abstruse verboten und plötzlich ist dieses verboten geglaubte Mass der Dinge. Es bewegt einen zutiefst, erschreckt und bevor es sich gesetzt hat, das Fragen Verstehen helfen würde, ist es auch schon vorbei...
Erkenntnis ist allein, das kein Dogma oder Prinzip allein einen weiter bringt, sondern viel mehr die Erkenntnis, das genau diese eisernen Prinzipien eher ein Hindernis sind.
Der Deutsche hingegen braucht Regeln, er braucht Struktur und feste Vorgaben. Schaut man sich jedoch die Torleute an, alle nach diesen Vorgaben trainiert und gedrillt, so ist es eher wie eine Wildblumenwiese - scheinbar ohne Ordnung und ohne Plan. Trotzdem folgt diese Wildblumenwiese auch nur dem Grundprinzip, dass nur Bestand haben kann und wird, was dort erfolgreich wachsen wird.
Das Gleiche gilt für das Fußballtor, wo auchnur gedeiht, was Erfolgreich ist. Sprich eine Technik die Oliver Kahn tat, wird einem anderen Torwart nicht helfen. Sie wird nur dann fortbestehen, wenn ein Anderer diese auf sich und seine Fertigkeiten anpasst.
So nutzt jedes Dogma und "so sollst du es machen nichts" - nein. Ein Torwart muss daher sein, wie ein gut sortierter Werkzeugkasten. Und der Trainer darf diesen nicht bloß mit dem nötigsten ausrüsten, vielmehr muss er veständig das Sortiment erweitern. Denn nur so schafft er neue Anreize und Erfahrungen.
Genau diese Erkenntnis vermittelte mir Hans Leitert. So gilt es, vieles auch mal zu hinterfragen und oft muss man auch anderes zulassen, ja sogar fördern, möchte man den Torwart besser machen. Hans Leitert nannte es Kompensieren und er hat Recht. Denn was bringt es, wenn mein Torwart einen technischen Fehler hat, aber dieser zu keinem Nachteil führt, weil er dies - oft recht ungewöhnlich - zu kompensieren weiß? Ich darf es nicht ändern, denn es könnte den Torwart verschlechtern, eher muss ich vielleicht die für mich korrekte Form zusätzlich anbieten und trainieren, aber die Macke zulassen und die Kompensation verbessern. Für viele Tw Trainer ein Paradoxum, ein Unding und doch der korrekte Weg! Wichtig ist, das diese Macken keine Schwächen sind und werden, keine Fehlerquelle oder schlimmer Grund für Gegentore darstellen - wenn dem so ist, muss ich als Trainer etwas ändern, sonst nicht
Und so versuche ich immer, Neues zu lernen, bestehendes zu hinterfragen. Oft sind die Antworten komisch, aber für mich Gold wert. Wie die Sache mit dem dogmatischen Schräg in den Ball gehen... hinterfragt und diskutiert man es mit anderen Twt, so bekommt man nicht selten einen anderen Blick dafür. Wichtig ist nun nur: bringt es einen weiter? Wenn es hilft, den Torwart zu entwickeln ist es okay... Wenn nicht, vergesse ich es nicht, aber wende es nicht zwanghaft an.
Und oft ist es das ungewöhnliche, das scheinbare Chaos, welches Bestand hat - getragen von einer tiefen uns oft nicht immer sofort verständlichen Ordnung

Auch lernt einen nun dieses beständige Hinterfragen und Sprechen mit anderen Twt, daß es eben nicht eine Technik gibt, sondern eine Vielzahl von Wegen und Möglichkeiten, die alle erfolgreich sind, aber hinter diesen grundlegende Prinzipien stecken. Und selbst diese Grundlagen der Bewegung und Biomotorik sind nicht allein, bauen diese doch auch auf Pfeilern auf, die das Fundament von allem sind. Einige davon sind so essentiell, daß Hans Leitert diese sogar für die 7 Grundlagen an sich hält.
Man lernt so schnell, daß es nichts bringt, die Torhüter zu verwöhnen oder gar zu schonen. Man muss schonungslos Fehler provozieren, um den Lern und Verbesserungsprozess des Torwarts zu erhalten und sogar diesen zu steigern. Denn man lernt nur aus Fehlern. Das Sehen und Erkennen solcher Fehler wird daher eine wichtige Fertigkeit, die man als Trainer entwickeln muss.
Und irgendwann hat man keinen Favoriten mehr unter den Torleuten, sondern eigentlich möchte man aus drei oder vier Torleuten einen einzigen Torwart machen, der einfach ideal ist...
Doch die Erfahrung lehrt auch, daß dies nicht funktioniert... also muss man den Torwart finden, der am Besten in die Mannschaft passt..

Aktualisiert: 16.11.2011 um 19:21 von Steffen

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