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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

God of War

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sicherlich, nicht jeder kennt das Computerspiel, wo ein Spartaner sich anschickt die Titanen zu bezwingen um selbst der Gott des Krieges zu werden, weshalb er Aries 'tötet'... So sind Titanen ständig Wegbegleiter des Spielers, mal Hilfe, mal Hindernis, mal Schauplatz des Abenteuers weil der Spieler auf deren Rücken ein paar von Hades Untoten bezwingen muss... Betrachtet man hingegen die Mythologie korrekt, so sind die Titanen irgendwo die Bausteine des Olymp, sie sind nicht der alleinige Ursprung, aber ohne diese würde es die Mythologie so gar nicht geben.

Oliver Kahn war auch jemand, der eine Mythologie begründete. Er wird als Titan bezeichnet, also etwas ursprüngliches, riesiges, unendlich mächtiges... und doch jetzt, nach seiner Zeit im Tor, er ist alles, vor allem aber Mensch.
Mir war es nie so bewußt, wenn doch Oliver Kahn meine Generation war. Sein Leben prägte und begleitete meine Aktive Torhüter Karriere, auch wenn ich Oliver Kahn nicht wirklich als Torwart mochte. Wohl weil ich damals kein Freund des FC Bayern war und doch: Ständig höre man von Ihmm, wurde verglichen. Stein, Illgner, Köpke und andere, sie waren weniger präsent wie Oliver Kahn.
Kein Wunder, denn seit 1994 spielte er in diesem Verein und das über 10 Jahre lang auf einem Weltklasse Niveau. Er reit sich damit in die Klasse von Edvin van der Sar oder Gianluigi Buffon ein, wobei Buffon sicherlich Oliver, so leid es mir für die Italienischen Fans tut, nie das Wasser reichen konnte. Sein Aus kam nicht wegen seiner Leistung, nein, daß Fussballspiel veränderte sich und Oli, er wollte in dieses System nicht mehr so wirklich passen.
Jetzt, wo ich selbst Torwarttrainer bin, stoße ich immer wieder auf Oliver Kahn. Seine Spuren sind tief eingeprägt in die Geschichte des Torwarttrainings und des Torwartspiels. Er wird heute gern als negatives Beispiel angeführt, was hat er nicht alles falsch gemacht. Was sagte aber nach Oliver Kahns Ausscheiden Sepp Maier mal dazu? "A Torwart, der hält den Ball mit die Händ und ned mit dem Oarsch!" Bestimmte Betrachtungsweisen sind da vielleicht gar nicht mal so falsch, wenn man sich Oliver anschaut, und ich glaube auch heute noch ist es vielen TwT egal, wie der Torwart mit der Handan den Ball gelangt.. unwichtig, ob sein Po dann ach München oder Bagdad zeigt, er links oder rechts abgesprungen ist, er hat den Ball gehalten.
Trotzdem, genau dieser Satz ist auch der Widerspruch so Olivers 10 Regeln:

  1. Talent ohne harte Arbeit ist, letztendlich, wertlos!
  2. Der Wille versetzt Berge, aber nur wenn die Leidenschaft stimmt!
  3. Der Wille treibt mich an, mich zu disziplinieren und zu perfektionieren
  4. Wer besser sein will als der Druchschnitt braucht dafür ein gewisses Maß an Bessenheit
  5. Großen Erfolgen gehen meist oft große Niederlagen voraus
  6. Niemals ausgeben, auch wenn es ausweglos erscheint
  7. Der Weg zum Ziel liegt oft dort, wo die Angst sitzt.
  8. Wo es keine Angst gibt, gibt es keine Herausforderung!
  9. Fehler dienen dazu, sich weiter zu entwickeln, Perfektion als Prozess zu begreifen.
  10. Das Streben nach Perfektion beeinhaltet auch die Einsicht, Fehler zu machen


Er wollte sich perfektionieren, doch letztendlich hatte er in augen vieler viele Fehler. Doch vielleicht waren genau diese Fehler das, was Ihn ausmachte. Sein beständiges arbeiten an der Perfektion, die er nicht erreichen konnte, führte zu einer solch aussergewöhnlichen Kompensierung der Schwächen, daß ein so hoches Leistungsniveau nicht nur erreichen, nein, es auch halten konnte.
Und wenn ich jetzt Oli so mitbekomme, er gewinnt für mich mehr und mehr an Sympathie, denn zum ersten Mal sehe ich da nicht den Torwart, sondern den Mensch Oliver Kahn - intelligent, bewandet absolut nicht affig. Doch, die Person und der Torwart Oliver Kahn werden für mich inzwischen immer wichtiger. Vieles ist da, was sich z.B. mit Aussagen von Hans Leitert in Deckung bringen lassen, auch wenn Oliver es so vielleicht nicht repräsntiert hat. Aber nun, da er weg ist, beständig darauf rumzu haken, was er nicht konnte und was er alles falsch gemacht hat, halt ich für grundweg inkorrekt. Er hat über 10 Jahre lang den Job als Torwart nicht nur erfüllt, sondern er hat diesen neu und anders definiert. Nur weil inzwischen andere Defrinitionen angelegt werden, ist es damit nicht schlechter, sondern mit den neuen Definitionen muss das erst einmal wieder jemand so machen, diese Leistungsklasse erreichen und über ein Jahrzehnt halten. Diese Definition, die wird sich nicht ändern, und vielleicht kritisieren dann die Leute immer noch, müssen aber feststellen, daß auf dem Niveau nur schwer anders zu arbeiten ist, als es Oli getan hat. Vielleicht muss man über die Art auf dem Platz nicht diesne Weg so beschreiten oder diskutieren, aber die Leidenschaft, die darf schon sein. Vielleicht ist auch Zeit, sich über Perfektion neu zu unterhalten, denn die Definition des Oliver Kahn, sie wiegen schwer, sie wiegen, weil diese von jemand aufgestellt wurden, der Erfahrung darin hatte.
Nein, Oliver versucht nicht, Lehrer zu sein, versucht nicht Wissen zu vermitteln, er gibt eher Einblicke in sein Leben, seine Gefühlswelt und die Welt des Spitzentorhüters. Das kann und muss man nicht nachmachen, es ist zu individuell das diese Kopie, dieser abklatsch auch nur einen Teilerfolg bringen würde, aber man muss bereit sein einen Weg zu gehen. Bereit sein, seinen Weg zu definieren und durchzuziehen. Vielleicht auch gegen Widerstand auch gegen Anfeindungen - aber wenn man aufgibt, wird man verlieren. Der Beste z usein heißt, anders zu sein als die restlichen, die zu uniform sind, als daß man hier einen Besseren bestimmen könnte. Oliver Kahn war anders, anders als andere Torleute.
So wie Titanen alle anderes waren, gehörte Oliver in einen elitären Kreis. Heute als Torwarttrainer stelle ich immer wieder fest, wie sehr er doch das Torwartsein und Torwartspiel prägte, durch seine Art und seine Weise. Ich als Torwarttrainer wurde, Olivers torwarttraining prägte. Sicher, auch ich musste umdenken: hier und dort, dies und das... trotzdem: Oliver blieb, auch wenn ich nicht zugeben wollte und konnte, immer prägend.
Heute, wo er nicht mehr ist, es ist leicht zu zweifeln und in Abrede zu stellen... leicht in den Krümeln zu wühlen. Ich als Torwarttrainer aber messe mich oft an seinen Leistungen und stelle mir vor: Wenn man so einen Torwart trainieren müßte, welchen Anforderungen und Ansprüchen man da genügen müßte.
Und ich ertappe mich, daß auch ich Besessen bin, leidenschaft habe und irgendwo alles bin, nur eben nicht gleich... ich beginne in der Hinsicht auch da Oiliver dankbar zu sein, für diese Dinge.
Heute Abend ist das erste Spiel der Vorbereitung und meine Passion beginnt wieder, auch wenn deren mehrere Teufel in mir wüten...

Kommentare

  1. Avatar von Stetti
    Schöner Blogeintrag, Steffen!
    Gibt übrigens auch einen Film namens "God of War" - sehr zu empfehlen!