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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Der Sundowner - Torwart.de Camp 2013 Samstag

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Oh Mann, der Wecker klingelt zu früh. Es ist definitiv zu früh und es regnet. Es ist zudem alles andere als warm. Der Morgen fühlt sich einfach völlig ungemütlich an, und genau diese Stimmung bleib den Tag übers erhalten.
Die erste Einheit nach der Fallschule. Es ist nun eine reine Übung zum Thema Sprungkraft. Ob das die Teilnehmer verstehen? Mir geht es nicht um eine Technik, mir geht es nicht um den richtigen Abdruck um schräg nach vorn oder ähnliches. Ganz schlicht, mir geht es ums springen.
Der Regen hat uns binnen Minuten durchweicht. Doch meine Übung bringt die Teilnehmer binnen Minuten auf Temperatur. Schnelle Sprünge über kleine Hürden, hohe Sprünge über große Hürden – zum Abschluss dann der einbeinige Abdruck.
Viele meinen, Gerald Ehrmann Gedächtnis Training, doch gehört simples Sprungskrafttraining noch heute zum Tw Training in das Konzept der Physis. Für mich persönlich lacht man zuviel über Gerald Ehrmann, vor allem weil man seine persönliche Haltung und Meinung zu den Themen, die man kritisiert nicht kennt. Aber es ist leicht über jemand zu lästern, leichter, als zu versuchen, dessen Philosophie und Denkansätze zu verstehen. So bleibt zur Hürdenübung auf wenig zu sagen, außer, daß egal was gemacht wurde, es gut war. Denn beim Sprungkrafttraining geht es um den Sprung an sich, wie erwähnt. So achtet man Null auf Auftaktbewegung, auf Körperhaltung – aber auch nicht auf die Landung. Es ist weder technisch orientiert noch ist es sinnvoll, da allein die Wiederholungsrate zählt. Es kommt auf die Explosivität an, so daß diese Übungen möglichst rasch zu durchlaufen sind.
So hält man den Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus möglichst knapp und erlangt so kurze, kräftige Sprünge beidbeinig.
Der einbeinige Abdruck kommt dann nicht aus der Bewegung, wie eigentlich im Spiel, sondern aus dem Stand. Hier hält man die Grundstellung und Vorspannung aufrecht, was erneut die Muskulatur stresst, und auf Kommando müssen die Bewegungen mit Nachstellen, Einfedern, Abdrücken automatisch ablaufen. Hier werden Nervenimpulse gefeuert, daß hier die Muskulatur bis über 100% abgeben muss und darf – wenn man es richtig macht. Okay, hier ist Camp, da habe ich nicht so den Anspruch, es ist eher ja zum Verständnis: Erst fallen lernen, dann Sprungkraft erreichen, dann hechten lernen, dann übergreifen, dann übergreifen im Rückwärtslaufen… ich habe auf 3 Einheiten eingedampft und auch zeitlich mit nur 20 Minuten weit unter dem, was üblich ist.
Trotz der Witterung sieht der Platz an meiner Stelle nach dem Mittag klasse aus, keine braunen Stellen, ich bin stolz auf mich.
Es gibt ein kleines Demotraining als Einleitung, es geht um das Passspiel des Torwarts, nach einem Rückpass zur Spieleröffnung oder ähnliches mit schlichten und einfachen Übungen – für eine Mitmacheinheit ist das klasse. Ich habe hier die Zeit, meine Station aufzubauen, die Bälle aufzupumpen – denn diese Dinge sind mir nicht fremd und auch der Unterrichtsstil ist mir sehr bekannt.
So geht es jetzt ans Hechten, aber im Rückwärtslaufen. A.schlochbälle wie ein Trainerkollege erklärt.
Aber ich versuche auch hier aufzuzeigen, wie man es trainiert und wie man sich Brücken bauen kann, um diese Bälle zu halten. Ich lasse zuerst einmal die Grundsätze klären, denn das Wie und Warum sind wichtig, die Einheit legt also hier schon Wert auf bestimmte Technische Details – braucht daher Korrekturen und viel, viel erzählen. Bei Regen nicht immer toll, aber zum Glück, es gibt auch immer wieder trockene Momente. Trotzdem, der kühle Wind läßt einen frösteln.
Wir laufen daher schräg an und versuchen nun die Bälle am höchsten Punkt mit Übergreifen zu verlängern – und so die Bälle in der Bogenflugbahn schlicht ein Stück zu verlängern, damit diese nicht ins Tor fallen, sondern bestenfalls über die Querlatte gehen. Hier fällt auf, wie schwer es ist. Die Technik des Hechten seitlich und das Übergreifen sind für die meisten Teilnehmer nicht problematisch. Problematisch wird es nun, wenn man sich anders zum Tor bewegen muss. Es ist echt eine Monsteraufgabe, wird aber mehr und mehr von den Teilnehmern umgesetzt, oder auch in Alternativen Lösungen der Situation – wie schneller laufen, Ball fangen und weil man nicht rechtzeitig vor dem ins-Tor-laufen zum Stehen kommt, den Balls ins Seitenaus werfen – umgesetzt. Nun kommt man gerade vor dem Tor ins Rollen und erreicht damit den Zweck, weil nun muss der Torwart Entscheidungen treffen… er muss antizipieren und ggf. seine Bewegung so anpassen, daß es trotzdem reicht. Schwer.
Nach dem warmen Duschen und Aufwärmen kommt dann ein wenig Video Analyse. Hier schaut man sich kleine Videos an, die während des Trainings gemacht wurden und kritisiert die Teilnehmer, was an den Bewegungen besser zu machen wäre.
Dies endet dann mit dem Betrachten und Diskutieren von Welttorhüter Buffon im Spiel gegen Brasilien auf dem Confederations Cup… aber für mich wird es nicht so spät. Ich bin leicht verfroren, und zudem noch sehr müde.
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