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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Der Schinder und sein Hannes

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Es ist zum Kotzen. Samerberg.. wo zur Hölle ist das? Ich sitze im Auto, sollte seit 10 Minuten dort sein und mein Atlas kennt das Kaff nicht. Warum auch Atlas, man verläßt sich auf die Hochmoderne Technik, das Navigationssystem. Doch dieses Dreckding hat auf einmal den Geist aufgegeben - schwarzer Bildschirm, es geht weder an noch tut sich sonst etwas an der Büchse. Tot... mein Freund Garmin hat mich verlassen.

Ein Glück, daß rettende Telefonat lotst mich dann doch zum richtigen Haus. Ein Haus mit drei Eingangstüren, doch an keiner eine Klingel. Erneutes Telefonat und oh was Wunder - es gibt eine vierte Türe, dort auch eine Klingel. Ein Hesse in Bayern, man spürt deutlich - bestimmte Gepflogenheiten hier, da braucht man ein wenig, um es zu verstehen.
Auch das viele Strassen hier bessere Feldwege sind und mein Navi mich oft Wege schickt, für die man besser ein Gefährt aus Lauingen an der Donau bräuchte, macht mir schmerzhaft bewußt, daß ich hier ein Fremder bin.

Der Platz zu dem mich Nico führt, liegt auch abseits des Ortes, eigentlich mitten im Feld. Ein Deja vu meiner eigenen Kindheit förmlich. Dennoch, Torwarttraining- Es ist feucht, aber wir sind guter Dinge.
Grundlagenarbeit steht an und wir beginnen mit dem tiefen Umarmungsgriff.
Auch wenn ich nicht Hans Leitert bin, wird schnell klar, warum hier Defizite herrschen: Beide Torleute setzen immer nur einen Fuss vor, drehen das Knie ein und baggern den Ball. Schüsse nun, die leicht versetzt vor den Körper kommen, bekommen diese nur auf einer Seite, auf die andere Seite kommen beide gar nicht.
Ich versuche, daß die Torleute den Fehler selbst entdecken. Mehrfach schieße ich und Nico, trotz aller Bemühungen, hat keine Chance, den Ball zu sichern, dabei ist er so nahe.
Nico flucht und ich erlöse endlich... wir beginnen bei Adam und Eva... Von den Knien arbeiten wir uns Stück für Stück in den Stand und sind nach 40 Minuten endlich soweit, daß wir sagen können: Beide haben begriffen, warum es ein Fehler ist, nur einen Fuss nach vorn setzen zu können und das starke Eindrehen des Knies nicht immer Vorteile bringt. Die Bälle, scharf geschossen werden von Beiden nun zügig gut gesichert, der erste Erfolg stellt sich ein.
Seitlich Fallen, erneut fallen beide Torleute zwar rund, aber nicht völlig korrekt. Wir arbeiten erneut an den Grundlagen.
Schrecken, als ich beide auf den Asphalt der nahen Strasse führe und diese auffordere zu fallen. Ungläubige Blicke, zu mir, zum Boden, wieder zu mir... Fallen? Auf Asphalt?
Die Blaue Mauer grinst nur im Rücken der beiden Torleute sieht man diese nur nach einem imaginären Ball hechten. Sie weiß, daß es geht, wenn man es richtig macht.
Also macht der TwT es vor, in fällt. Schnell, präzise und so wie es sein soll. Immer noch ungläubige Blicke...
Dann traut sich der erste und begreift: Richtiges Fallen tut nicht weh, auch wenn der Untergrund mal kein Rasen ist, der sonst wie ein Teppich sich vor den beiden Torleuten ausdehnt.
Wir kehren zurück auf den Rasen.
Das Fallen wird besser und die Reaktion ist rascher, zudem sind beide nun in der Lage auch härtere Schüsse sicher und kontrolliert zu halten.
Knapp 2 Stunden, es dämmert schon, als wir abbrechen.

Zwei Tage später setzen wir einen drauf. Nico ist diesmal allein.
2 Stunde Vollgas, immer beäugt von Mannschaft und Trainer hole ich die grobe Bürste heraus. Wir beginnen mit schnellen Bällen auf die Seite. Wir rufen rasch nochmals den Dienstag ab, wobei wir die seitlichen Bälle mit Tempo machen.
Dann gehen wir ans Hechten- Nico ächzt und flucht erneut, doch ich bin erbarmungslos. Sein Ausruf: "Da komme ich doch gar nicht hin" widerlege ich mit ein paar Stangen. Er erreicht flott und rasch den geworfenen Ball, doch den vermeintlichen weiteren Ball, wenn er hier nur ein wenig anders vorgeht, ist auch dieser in der Reichweite.
Wieder schraube ich zurück, es geht in die Knie und von dort mit voller Hubkraft Richtung Ball. Logisch: Defizite in Kraft und Technik machen sich hier nur deutlich bemerkbar. Allerdings, für Krafttraining bleibt uns in diesen Einheiten kein Raum.
Es sind Kleinigkeiten und dennoch, wir feiern auch hier erste Erfolge und Nico spürt: Der Weg ist richtig, man muss Ihn nur gehen.
Wir gehen an die Flanken... Nico bekommt es nicht geregelt: Flanke von rechts, mit dem linken Bein abzuspringen.
Mit einer simplen Übung kommen wir der Sache näher: Ich halte einen Ball hoch und Nico muss diesen aus dem Lauf heraus von meiner Hand holen. Keine Aufgabe, da die Höhe gering ist (2250 mm ist keine Höhe!) aber aus dem Lauf heraus den Ball ergreifen und um den TwT herumgleiten - es bedingt mit dem richten Bein abzuspringen und auch das Knie korrekt anzuziehen - dabei mit den Händen denn Ball ergreifen.
Absolute Grundlage und eine Lieblingsübung der Blauen Mauer, die hier rasch demonstrieren möchte, wie es korrekt geht (aber aufgrund des Alters aber auch nicht fehlerlos ist )
Nico tastet sich heran und begreift den Bewegungsablauf... die herein geschlagenen Flanken offenbaren aber nun, daß er hier noch viel viel arbeiten muss, um den Bewegungsablauf zu verinnerlichen und zu automatisieren.
Nach erneuten 2 Stunden brechen wir ab, es ist genug.
Nico hat aber schon gefragt, ob im nächsten Sommer erneut ein Termin bei "torwart.de - mobiler Torwarttrainer" frei wäre...

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