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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

2 Uhr 7 - und Erinnerungen

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Heute wäre eigentlich Torwarttraining gewesen. Es muss ausfallen, schließlich ist WM und das Spiel der eigenen Nationalmannschaft darf man nicht verpassen, zudem: Krank geschrieben bin ich... Ich sitze hier, weil ich mal wieder völlig nass geschwitzt aufgewacht bin... der Infekt geht, aber es kostet Kraft. Zum Glück ist es nicht ansteckend. nichts schlimmes, aber man muss es im Auge behalten... Ich sollte heute mich ein wenig belasten, um zu sehen, ob Husten kommt, Bronchien und Lunge reizlos bleiben. Ja, zum Glück, daß war vor drei Tagen nicht der Fall. Ausgestanden? Sagen wir so: Es ist deutlich am Abklingen. Gut so... morgen dann hoffentlich nicht zu aufregend
Trotzdem:
Erinnerungen... ein junger Torwart, wechselte von meinem Ex-Verein zu dem Verein, wo ich im Moment auch als TwT mitmische. Ein guter Mann, durch den Trainer von meinem Ex-Verein förmlich vergrault und verscheucht. Jetzt blüht er auf.
Wenige Wochen Torwarttraining sind vergangen, sichtbar, wie er sich steigert und wächst. Dritter ist man geworden, vielleicht nicht optimal, aber zwei anderen großen Vereinen darf man sich geschlagen geben, von den vier Großen...
Trotzdem: Er saugt begierig das Training auf, gewinnt Sicherheit. Im Training, er agiert sicher zum Ball, kontrolliert diesen und sichert Ihn mit Gelassenheit und Sicherheit...

Doch im Spiel, ich bin entsetzt. Schon beim Warm machen. Anstelle wie im Training den Ball zu sichern, schlägt er nach dem Ball, versucht diesen Ab- und Wegzuklatschen, anstelle den Ball an sich zu ziehen und sicher zu haben. Er kann es doch... Sicher, es ist Ihm nicht bewußt.
Ich korrigiere es vorsichtig, will keine Aufregung.
Im Spiel hingegen, er ist relativ sicher und verhindert die Gegentore, dank auch der aufmerksamen und sicher operierenden Abwehr, die das scheinbar schon kennt: Erneut klatscht er den Ball weg, anstelle diesen zu sichern.
Die Video Kamera läuft...

Der Vater des jungen Torwart sieht das Video und ist entsetzt, aber ich kann Ihn beruhigen. Es ist normal für ein Kind, nicht zu wissen was passiert. Der Fokus, er liegt auf dem Spiel, nicht auf der Technik, so weiß er nicht, was er tut. Man muss das Kind vorsichtig damit konfronieren.
Wir ziehen uns zurück, der Trainer hat keine Bedenken als ich den Torwart heraus ziehe. Die Videos laufen an, nur er und ich.
Deutlich können wir die Bewegungen erkennen, wie er den Ball von sich wegschlägt, anstelle diesen an sich heran zu ziehen. Er wird leise... meine Frage, warum er sich nicht vertraut, er kann diese nicht beantworten. Ich frage, ob meine Schüsse im Training härter wären, als die der gegnerischen Stürmer. Er grinst und meint, daß meine schlimmer wären. Nun grinse ich und sage: "Aber diese hältst Du fest. Warum dann diese hier nicht.. ist es Angst?" Er zuckt die Schultern.
Nein, angst sicher nicht, aber Angst, zu versagen ist auch eine Angst. Dabei muss man versagen, möchte man besser werden. Man muss Fehler machen, um daraus zu lernen und zu optimieren.
Hier werden Fehler gemacht, sie liegen nun offen. Wir werden daran arbeiten.. nicht heute, nicht morgen, aber immer mal wieder. Es ist wichtig, jungen Torleuten im Spiel bei zu stehen, diese zu führen und anzuleiten, denn wie sollen Sie es sonst lernen. Man muss sie motivieren und aufbauen, jedes Tor ist ein Stich ins Herz. Oft muss man Tränen abwischen, in den Arm nehmen und trösten. Muss da sein, muss Halt sein und muss erklären, dass darunter nicht Liebe, nicht Respekt oder Wertschätzung leiden. Man muss nicht kritisieren, Sie sind selbst oft schlimmer zu sich, als es die Eltern oder Zuschauer sein könnten, so muss man diese vor sich selbst schützen. Man muss die negativen Erlebnisse verdrängen, muss die Positiven zurück holen und neu erstrahlen lassen.
Leider muss man auch die Eltern oft deckeln, die Kinder beschimpfen oder zu sehr kritisieren, bei vielen Trainern ist es hoffnungslos, deren pädagogischer Führungsstil mag für Erwachsene zutreffend und in Ordnung sein, bei Kindern ist er vernichtend. Auch hier muss man Vertrauen schaffen, Halt geben und ggf. Schutzwall sein. Man muss da sein, erklären, vermitteln und auch oft aufzeigen, daß es nicht lohnt, den Torwart zu töten...
Jetzt liegen Fehler offen, ein junger Torwart hat sich zum ersten Mal selbst gesehen.. Wie wird nun die Reaktion sein?
Warten wir auf die Rückrunde...

2 Uhr 26 - Der Artikel ist geschrieben und enthält etwas anderes, als ich eigentlich schreiben wollte.
Doch meine Melancholie und der Anflug einer Depression ist dahin. Doch ich denke oft an Robert Enke... still und introvertiert, nicht laut und cholerisch wie ich. Trotzdem:
Wo und wer bin ich, was habe ich erreicht? Oft quälen diese Fragen... vor allem dann, wenn andere erzählen. Ein paar tausend Euro hier, ein paar Tausend Euro dort. Sicher, Sie haben einen Job, den ich nicht haben möchte, trotzdem..
Als ich als junger Mann mit 24 auf einem Lehrgang in Herrenhausen war, da gingen wir ins Steakhouse essen. Es kam das Gespräch auf die Entlohung und als ich erzählte, wie das bei mir aussieht, zog mein 40 jähriges Gegenüber meinen Bon zu sich heran und meinte:
Junge lass mal. Ich bekomme das auf Spesen. Und wenn ich ehrlich bin, wir machen den gleichen Job, aber heute Abend kostet Dich das nichts...
Das Bedauern über meine Entlohnung stand in seinen Augen, aber auch das Unverständnis.
Heute, ich kenne die Vor und Nachteile meines Jobs, doch immer mal wieder packt es mich. Tausend Euro hier, tausend Euro dort...
ich war zu meiner Hochzeitsreise in Walt Disney World.. 10 unvergessliche Tage, ich schwor, mit meinen Kindern zurück zu kehren, einfach, damit sie erleben konnten, daß man wirklich in Träume eintauchen kann. Wer dies nicht erlebt hat, kann es dort. Völlig von der Aussenwelt abgeschottet taucht man ein in eine Realität, die es gar nicht gibt... doch man taucht ein und die Leute verstehen diesen Job und machen Ihn gut. Sie erkennen deine Träume und lassen diese real werden.
Heute schaue ich zurück in die Erinnerungen, deren Bilder vor einigen Jahren bei eine Wasserschaden zerstört wurden... ich kann also nicht mal meine Erinnerungen teilen, die Bilder, es gibt diese nicht mehr.
Wie gern würde ich, doch ich kann nicht.. es fehlen die bekannten tausenden Euro...
Ich habe es im Kampfsport weit gebracht, nie hätte ich dies geglaubt und meine Eltern, die haben es schon gar nicht gedacht. "Nie hält er das durch!" waren die Worte meiner Mutter, die schon einst Abends, vor meiner Verletzung am linken Knie zu meinem Vater sagte, als sie mich im Bett wähnte: "Also, ich glaube nicht, daß er das im Tor packt. Er wird nie ein richtiger Torwart und damit muss er sich abfinden!"
Und doch, ich habe im Kampfsport durchgehalten, im anderen Fall weiß ich es nicht, Verletzungspech kam dazwischen.
Ich müßte nun nach Japan fliegen um dort weiter zu kommen, direkt von den Großmeistern lernen.. doch Japan ist teuer. Oft wird gesagt, da muss man was machen, da muss doch was gehen.. Logisch ginge da was, 4 Jahre kein Familien Urlaub, vier Jahre keine Arbeiten und Probleme im Haushalt, dann ginge es.. für mich. Doch was wäre mit meiner Familie? Zurück lassen?
Diese sollen auf Urlaub verzichten, damit ich weg kann?
Nein, ich stehe zurück, für das wunderbarste in meinem Leben, meine Familie. Ob sie es weiß, ob Sie es merkt?
Ich denke schon... selbst wenn ich nun tausende Euro hätte, um nach Japan zu kommen, so quält mich der Gedanke, ob ich dies machen sollte, oder ob ich lieber mit den Kindern zurück in die Träume tauchen sollte. Mit Haien schwimmen, mit Delphinen Ball spielen, mit Dinosauriern gruseln, mit Orangenhainen picknicken und den wildsten Achterbahnen dieser Erde fahren.. Was wiegt mehr?
Es sind Erinnerungen, die wir teilen.. Erinnerungen, die uns gemeinsam immer wieder Momente neu erleben lassen und Erinnerungen, die uns verbinden.
Ich schaue auf meine Hände, es ist kein Gold was glänzt. Mein Ehering, er ist Erinnerung. Doch diese Erinnerung verbindet mich mehr mit meiner Frau, als alles andere auf dieser Welt. Mehr noch, die Erinnerungen, die wir zusammen erlebt haben..
Oft sind es Erinnerungen, die dann die Melancholie oder depressive Stimmung aufkommen lassen. Gerüche, Geräusche oder auch ein bestimmtes Lied im Radio - Erinnerungen kommen und man hadert.. Robert Enke, vielleicht war es bei Ihm ähnlich..
2 Uhr 42... ich habe geschrieben, über Erinnerungen... ein paar tausend Euro sind viele dieser Erinnerungen wert... bei anderen sind diese paar tausend Euro nur ein Stück moderne Untrhaltungselektronik. Mich machen diese paar tausend Euro depressiv und melancholisch, weil ich den Wert der Erinnerungen kenne und auch weiß, daß einige Erinnerungen nur ein paar Dollar wert waren, aber inzwsichen mehr wiegen, als ein paar tausend Dollar. Es sind Erinnerungen, die Wert haben und von Bestand sind... nicht Metall am Finger, nicht die Elektronik der Medienwelt..
Und daher, ein paar tausend Euro, sie machen mich oft depressiv und melancholisch, weil ich wüßte, wie viele Erinnerungen man damit für seine Kinder und die gesamte Familie bekommen könnte.
Wir teilen Erinnerungen...
Und es sind Erinnerungen, die oft das Herz eines Menschen herunter ziehen, es schwer machen, daß manche nur noch einen Ausweg sehen - Erinnerungen an Robert Enke, der sicherlich auch von seinen Erinnerungen manchmal gequält wurde...

2 Uhr 46 ... ich denke ans Camp und spüre auch hier: Es sind die Erinnerungen...
Trotzdem, ich reibe mein linkes Knie aufgrund einer Erinnerung an das Camp im letzten Jahr, hoffentlich verstehen nun einige Leute, die sich nun auch erinnern, warum ich oft ein wenig anders bin... und warum es oft so schwer ist, mir etwas zu schenken.. Erinnerungen, man kann diese nicht für einen anderen Menschen kaufen und verschenken... Erinnerungen muss man erleben, ggf. gemeinsam...

Aktualisiert: 18.06.2010 um 10:35 von Steffen

Stichworte: erinnerungen, gedanken Stichworte bearbeiten
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Kommentare

  1. Avatar von Basco
    Das habe ich gar nicht mitbekommen, dass es Dir so mies geht! Wünsche Dir auf diesem Wege gute Besserung!!!
  2. Avatar von Steffen
    Ach Basco, eine Bronchitis kann jeden mal befallen, daß ist nicht schlimm Mein Problem ist, daß ich nur sehr zögerlich Fieber bekomme. Also wenn ich mal Fieber habe, dann sollte man mir aus dem Weg gehen, weil ich dann völlig ungenießbar bin Typisch Mann eben