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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Der Sundowner - Torwart.de Camp 2013 Ebbo-Tag

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Die Überschrift spricht für sich. Doch der Reihe nach. Wie sonst auch klingelt der Wecker vor dem Aufstehen und der gestrige Tag… die Muskeln wollen nicht wirklich, weil die Kälte hier und da einfach Verspannungen ausgelöst hat. Trotzdem, raus – schnell frisch machen, anziehen. Frühstück!
Das heißt frische Croissants, Sonntagsbrötchen, Eier, und andere lukullische Genüsse. Ich spare mir die Croissants und nehme lieber Brötchen, dafür frischen Kakao.
Zum Glück, auch anderen sieht man an, wie intensiv das Training in Ruit ist. Doch, wirklich! 8 Stunden Vollgas, 4 x 5 je 20 bis 25 Minuten Input unterschiedlicher Art und Weise – das ist Höchstleistung für Kopf und Körper. Denn wo man eben noch springen musste, muss man nur 20 Minuten später kurze schnelle Spurts hinlegen, wo man dann gerannt ist, muss man nur knapp eine halbe Stunde später Reaktion beweisen. Weder Kopf noch Körper haben aufgrund der Vielfalt wirklich Erholung – so etwas gibt es nicht mal bei den Profis.
Aber das macht es einfach…. Ein Camp Mitglied wird vermisst, und ein Veteran, der als Zimmergenosse dabei war, suchte 2 Stunden vergeblich nach diesem. Als sich zum Trainingsbeginn der Verdacht erhärtet, daß er aufgrund Schlafmangel die Heimreise nach Berlin angetreten ist, sind wir erleichtert. Ein Problem, welches man weder jetzt noch in Zukunft lösen können wird. Ich bin selbst davon betroffen, denn auch ich schlafe unruhig und in fremden Betten durchaus laut – sprich ich kann in einer Nacht 5 ster Holz machen, inklusive Entasten und Stubbenfräse! Das weiß ich und warne meist meine Zimmergenossen.
In Grünberg hatte ich daher mal ein Doppelzimmer als Einzelzimmer, zwar mehr aus Zufall als aus Absicht – aber ich war wegen meiner Zimmergenossen nicht unglücklich darum.
Eigentlich wollte ich am Ballpendel arbeiten, doch leider ist kein Hausmeister zu finden, der einen Schlüssel hat, also improvisiere ich. So muss ich das Ballpendel machen. Es geht mir ums Fausten. Eigentlich wollte auch hier Mathias eine Einheit tun, doch hat er sich wie so oft, um entschieden und bleibt bei seinem Schwerpunkt… Ich hingegen hatte Pendelball, Gewichtsball und Planung im Kopf und darf nun innerhalb Minuten meinen Programmpunkt umwerfen. Das Schlimme ist, ich bin es aus meiner Arbeit als TwT sogar gewohnt, rasch was neues zu machen oder etwas zu entwickeln. Also ziehe ich meinen Dummy in eine freie Fläche. Aus dem Platzwartlager habe ich mir etwas Markierungsfarbe besorgt und kann so auf dem Rasen eine Markierung aufgetragen.
Nun konnte es los gehen. Fausten… wann und wo?
Leider kam ich nicht dazu, mal die Torleute schauen zu lassen, in welcher Höhe man die Bälle abgreifen muss. Denn 2,44 Meter ist schon recht hoch und es gibt wenige Spieler, die hier einen klaren Kopfball spielen können oder könnten, jedenfalls im Amateurbereich.
Hier hätte ich gern den Ball mal auf die Höhe gehängt und dann die Torleute versuchen lassen, den Ball zu köpfen…. Aber auch drückend zu köpfen, also nicht bloß mit dem Kopf den Ball streifen oder berühren, sondern richtig den Ball ins Pendel drücken. Im Folgenden hätte ich dann gezeigt, wie einfach diese Bälle im Sprung zu greifen sind und wie leicht es daher ist, die Bälle zu holen, weil man doch nicht so eine große Sprungkraft braucht, wie viele Torleute annehmen. Leider hat sich das nicht ergeben, da das Pendel fehlte. Das ein Profi die Bälle auf 3,2 Meter oder 3,5 Meter Höhe holt, ist eine andere Diskussion, aber im Amateurbereich ist solch eine Greifhöhe eher selten.
Zumal beim Fausten dann diese Höhe signifikant niedriger ist, denn hier ist der Ball auf Kopfballhöhe und muss direkt vor dem Spieler weggeschlagen werden, entweder indem man beidhändig in die Flugbahn springt und den Ball in einer räumlichen Distanz zum Gegenspieler faustet, oder dann eben einhändig meist in einer sehr nahen Distanz zum Gegenspieler. Oft hat man hier Körperkontakt. Also halte ich den Ball fest und lasse die Torleute den Ball trocken anspringen und fausten. Es ist heftig, weil man anstelle beim Fangen, z.B. Ball von rechts, eben nicht seitengleich mit dem Rechten Bein abspringt, sondern hier Ball von Rechts im Beispiel mit dem Linken Bein abspringen muss – und dann mit der Rechten Hand den Ball aus der Flugbahn schlägt. Dabei darf man weder einen Schwinger noch einen Haken benutzen, sondern es ist eine möglichst gerade Schlagbewegung der Hand, die über die zurückgezogene Schulter den Schwung holt und dann von schräg unten nach schräg oben gerade am Kopf vorbei ausgeführt wird. Man trifft auch nicht mit den Fingerknöcheln, wie viele denken, sondern mit der Fläche der ersten Fingerglieder – völlig anders als ein Boxer zeigt zudem die Handfläche nach oben. Der Ball wird dabei leicht von unten getroffen und durch die Bewegung möglich schräg aufwärts aus seiner Tangierenden Flugbahn in Richtung Mittellinie in den Raum geschlagen.
Boah, wie schwierig daß für viele ist, mit der schwachen Hand zu schlagen – zumal scheinbar bisher wirklich sich kaum jemand damit befasst hat. Persönlich will ich lieber sichere Torleute, also ist Fangen das Programm – doch finde ich, daß Fausten gehört nun einmal zur Raumverteidigung dazu, es ist so etwas wie das 1 gegen 1 im Luftraum, nicht einfach, aber es kommt nun einmal vor. Doch hier muss der Ball gehalten von meiner Hand gegen den Fangzaun geschlagen werden und mit ein wenig Übung, gelingt es einigen schon bald, den Ball auch darüber zu befördern. Das ist dann schon sehr gut. Doch jetzt nehmen wir den neuen Torwart.de Dummy dazu. Ich werfe den Ball gegen den Dummy, die Spieler laufen hinter dem Dummy an und müssen den Ball vor dem Aufprall auf den Dummy wieder seitlich gegen den Fangzaun wegschlagen. Problem ist nun, man muss den Dummy anspringen, aber eher um diesen drumherum kommen. Man springt also links ab, zieht das rechte Bein hoch und gleitet um den Dummy herum, um dann rechts den Ball zu fausten.
Die meisten kommen zu weit um den Dummy herum und treffen daher den Ball nicht, es kostet Überwindung, einen Gegenspieler und sei er aus Plastik und aufgeblasen eng und mit Kontakt zu umgleiten. Aber mit etwas Übung gelingt es dann.
Leider kommen nur 2 Gruppen durch, dann ist das Demo Training mit Eberhard "Ebbo" Trautner. Eberhard ist ein absoluter Fachmann, aber auch jemand, der die Dinge hinterfragt. Jemand, der die Dinge ansieht, ausprobiert und dann für sich und die Torleute das Beste herauszieht und ins Training integriert, aber auch der Dinge der Vergangenheit nicht wegwirft, sondern auch auf den Prüfstand stellt und schaut, ob diese nicht auch heute noch Vorteile bringen.
Sein Tw Spiel gliedert er in vier Zustände ein, die er dann Schwerpunktgerecht trainiert:

  • Tor-/Zielverteidigung - Torschüsse aus allen Lagen halten und abwehren
  • Raumverteidigung - Pässe ablaufen, Flanken abfangen, etc.
  • 1 gegen 1 Situationen - die Mischung aus Tor/Zielaktionen und der Raumverteidigung
  • Spieleröffnung - Abwerfen, Abstoß, Abschlag, Abrollen, Passspiel…


Zum Torwart.de Camp hatte er mit seinem Sohn Tobias Trautner sich dem Thema 1 gegen 1 angenommen und hierzu eine vollständige Reihe ausgearbeitet. Für die Teilnehmer war es schon interessant, aber für mich als Tw Trainer ein absoluter Leckerbissen. Vieles davon bestätigte meine Arbeit, anderes hatte ich so bisher nicht trainiert, aber den Sinn der Übungen erkannt und damit natürlich gleich 'geklaut'. Das war kein Demo Training, das war ein vollständiger Lehrgang, bei dem Teilnehmer des Camps mitmachen konnten.
Eberhard benutzte das Tor nur als Fangnetz, daß eigentlich Tor steckte er mit Stangen ab.
So startete er aus dem Laufen heraus mit einfachen Bällen zum Ansaugen, dann aus dem Laufen flach vor die Füsse, dann Laufen und seitliches Tauchen, oder Laufen und seitliches in den Ball schieben.
Dan halbhoch im Kippbereich, sowie dann gemischt, flach und halbhoch im Nah und Kippbereich. Später dann mit Richtungswechsel und Anlaufen.
Dann Abwehren aus dem Sitzen, wobei die Bälle erst in Körpernähe zu fangen waren, dann in Reichweite der Arme nur durch Abwehren mit einer Hand abzulenken waren. Dabei wurde klar, daß beim Beidhändigen Griff der Körper sich drehte und damit die Abschirmende Körperfläche durch Verdrehen des Körpers minimiert wurde, daher sollte nur einhändig abgewehrt werden um dieses Drehen des Körpers zu vermeiden.
Tobias bewies hier, wie gut er diese Einheiten beherrschte und welche aussergewöhnliche Körperspannung nötig war, um nicht zu kippen oder nach hinten zu fallen. Bei dieser Übung markierte ein Hütchen die Sitzposition und die Stangen hinten wurden auf die Handreichweite umgesteckt.
Erneut wurden die Stangen umgesteckt und nun ging es aus dem Kniestand mit dem gestreckten Fuss die untere Ecke zu schließen und mit dem gleichen Arm den Ball zu fangen und zurückzuwerfen. Langsame Bälle, für die richtige Technik. Dies wurde dann auch aus dem Schießen heraus gemacht, später dann mit der Reaktion auf den Schussfuss, wobei linker Schussfuss, rechte Seite schließen bedeutete und rechter Schussfuss bedeutete, mit der linken Körperhälfte in die Streckung zu gehen.
Dann kam das schnelle annähern, zu einem Schuss, wobei die Mitte zu schließen war, damit der Torwart nicht getunnelt wurde, dabei die Haltung des Oberkörpers vorwärts und die Hände nahe dem Boden wichtiger Punkt waren. Tobias zeigte in der extrem tiefen Torwarthocke hier seine Perfektion in der Übung und stelle seine Klasse deutlich unter Beweis.
Dann eine Übung zum Ballangriff, sowie dem Blocken mit den Händen. Eberhard Trautner stand mit dem Rücken zum Tor und auf Bereit von Tobias warf er einen Ball, der war nun entweder im flachen Ballangriff zu holen, bevor Eberhard diesen erreichte, oder aber sicher zu im Ballangriff mit den Händen zu blocken.
Dann die Übung zum Ballangriff und wegziehen. Dabei ging es darum, wenn der Torwart den Ball nicht erreicht, daß er dann Hände und Füsse wegzieht, damit der Stürmer keine Chance hat, einen Strafstoß zu provozieren.
Eberhard erläuterte dann die Zonen, von Stehen, Kippen und Abdrücken, das Verhalten in verschiedenen Winkelsituationen.
Zusammen mit den Trainern erläuterte er dann noch weitere Situationen, wie den Ballangriff, wobei der Ball weit am Torwart vorbei gespielt wurde und wann es da besser war, nach dem Angriff direkt mit dem Stürmer zu laufen um den Abschluss zu verhindern und wann es besser war, den Weg zum Tor zu suchen und die Zielverteidigung anzugehen, weil man hier die bessere Torverhinderungsmöglichkeit hat.
Letztendlich hätte man sich hier gewünscht, "Ebbo" hätte hierzu ein paar vorgefertigte Notizzettel und eine kurze Abhandlung an die Trainer verteilt, weil - das alles hätte man sich aufschreiben und merken müssen, vor allem die Erläuterungen und Ausführungen.

Tja und weil allein diese Einheit deutlich länger war, als gedacht, musste und wurde hier abgebrochen, trotzdem stand Torbis Trautner im Kreis der Spieler und stellte sich den Fragen der Teilnehmer, die Trainer des Camp standen eher bei Eberhard Trautner und diskutierten hier die Techniken des Eins gegen Eins ausführlich. Dabei wurde auch durch Eberhard auch neutral abschließend das Buffon "Problem" gelöst und damit auch diese Diskussion von neutraler Seite geklärt.
Spät wurden so die Zimmer geräumt und die Wagen beladen, spät das Mittagessen eingenommen und die Teilnehmer recht knapp verabschiedet… doch die letzte Einheit mit Eberhard Trautner, sie war allein das ganze Camp wert.

So fuhr auch ich mit vielen Gedanken nach Hause… und jetzt beim Durchforsten der Bilder fallen mir Gedanken und Ideen ein… und eine, sie wird wohl als virtuelles Tw Training verwirklicht werden.
Bleibt abschließend nur zu bemerken: Danke an Torwart.de - es war einfach wieder einmal klasse.

Schon jetzt zähle ich die Tage zu Torwart.de Camp 2014 "Seven Up", welches dann sicherlich auch unter den 7 Prinzipen der Meister nach Hans Leitert begleitet wird, vielleicht sogar wieder durch einen "Ebbo Lehrgang" abgerundet wird.
Schon mit den wenigen Stunden nach dem Camp vermisse ich es, die Trainer, die Teilnehmer, die Atmosphäre… ich vermisse es und sehne mich zurück nach Ruit - zum Torwart.de Camp

Kommentare

  1. Avatar von TORb
    Wow ich bin jedes mal erneut begeistert, wenn ich sehe, welch eine Arbeit du dir für dieses Forum machst. Ich freu mich schon auf die Bilder und Videos
  2. Avatar von Steffen
    Naja, Bilder und Videos sind dieses Jahr nicht prickelnd... denn meine Kamera hat Samstag Mittag den Geist aufgegeben und war seit dem nicht mehr zum Leben zu erwecken. Bilder gibt es also, aber die Auswahl ist eher begrenzt, zum Großteil undeutlich und auch verzogen - Elektronik und Wasser war nicht so gut.
    Bei den Videos ist es ähnlich, nur daß hier Tropfen auf der Linse den Autofocus müde machten, und daher die Vidoes undeutlich und unscharf zum Teil sind...
    Marcel Schäfer dürfte mit seinem Equipment dieses Jahr, weil professioneller, eine bessere Ausbeute gemacht haben.
  3. Avatar von heartkeeper
    Ja, ich schließe mich dem Lob an.Hab alles nochmal beim Lesen durchlebt.In mir brennt´s was das Fausten anbetrifft. Da ich persönlich zuwenig Biss hatte dem Ball ins Gesicht zu schlagen. Eben wie du beschrieben hast. Hab ihn eher immer nur sanft abgeklatscht, was die Torgefahr ja nicht gerade erleichtert. Aber jetzt, jetzt will ich da ran mit Rasche und Courage Jetzt muss ich aber noch bis Anfang September warten, wenn die Spiele wieder los gehen.
    Der Ebbo war klasse!Praktisch, sachlich und doch offen.