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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Von Blauen Mauer, Erwartungshaltungen und zerstörten Träumen

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Nun, so gibt es für die meisten von uns als Torleute in der Winterpause Hallenturniere. Diese sind ja ganz nette Abwechslungen, vor allem wenn die Platzverhältnisse wie in den letzten Tagen nicht wirklich vorteilhaft waren.
Für Kinder und Jugendliche hingegen gehören eine Vielzahl von Hallenturnieren zum sportlichen Alltag des Winters - leider mit dem Problem, daß viele Vereine dann in wenigen Wochen auf dem normalen Feld wieder Erfolge sehen wollen, durch das unsägliche Hallengekicke die Kinder aber die Weite des Platzes, die Räumlichkeit und die langen Wege schlicht verlernt haben. Anstelle nun für die vielen Tage der Winterpause möglichst eine Vielzahl von Freundschaftsspielen auszumachen, tendieren die Vereine oft dazu, die Kinder für einen Nachmittag in die Halle zu schicken.
Dabei ist ein solcher Nachmittag, zwischen 10 Minuten Belastung und dann oft 30 bis 40 Minuten Pause völlig am Alltag der Kinder vorbei. Das ist erträglich, wenn es die Ausnahme ist - doch wenn Wochenende für Wochenende ein Turnier ansteht, lassen sich die Kinder nicht mehr so gut motivieren. Ein sauberes Freundschaftsspiel - gern auch zwei an einem Tag, wären in Kinderaugen sicherlich die bessere Alternative.
Ist man dann doch in der Halle den ganzen Winter unterwegs, müssen sich alle darauf einstellen, daß Spiele auf dem Großfeld träger und vor allem nicht so ablaufen, wie zum Ende der Vorrunde! Denn die Kinder brauchen länger, um sich von der kleinen Halle und den kurzen Laufwegen wieder auf die langen Laufwege und den großen Raum des Spielfeldes wieder zu gewöhnen. Dies wird in vielen Vereinen unterschätzt.

So ist auch die Blaue Mauer von dieser Unsitte des derzeitigen Vereines betroffen. Ständige Hallenturniere und wenige Trainingseinheiten machen dem kleinen Torwart das Leben recht schwer. Die Blaue Mauer ist ein Torhüter der mit Leidenschaft zur Position im Tor steht. Okay, er ist gern dafür zu gewinnen, auch mal im Feld zu spielen - und gerade in der Halle wo die Laufwege kurz sind, spielt er gern mal im Feld, weil er schneller und wendiger ist als die meisten der Spieler. Er mag nicht der überragende Fussballer sind, Techniker leider schon gar nicht, aber er hat dabei viel Spaß.
Leider war dies am Wochenende nicht der Fall!
Wir waren eingeladen auf ein Hallenturnier und hatten krankheitsbedingt viele Absagen. So bestand die Mannschaft fast ausschließlich aus offensiven Spielern, oder Spieler, die eher in der Offensive eingesetzt werden. Dies machte sich bemerkbar, doch das Fehlen der Stammspieler war auch das Problem, daß das Spiel insgesamt weniger flüssig und zügig wirkte, sondern schlicht träge, abgehackt und extrem fahrig. Viele Fehlpässe und mangelhafte Laufbereitschaft führten dazu, das uns nahezu jeder Gegner dominierte.
An sich ist dies eine Situation, die ich als TwT sehr gerne mag, weil so viele Toraktionen förmlich provoziert werden. Man sieht Stellungsspiel, Technik und andere Aktionen sehr gut. Auch Spielaufbau, sowie andere Aktionen der Spielvorbereitung werden so intensiv und in rascher Folge aufeinander immer wieder abgerufen.
Für ein Freundschaftsspiel ist dies durchaus gewünscht und erträglich - in einem Hallenturnier ist dies vernichtend!
So hatten wir gegen starke Mannschaften kaum die Chance, über die Mittellinie zu gelangen, ja aus dem Abwurf oder Abstoß entwickelte sich sofort die nächste Toraktion, so daß die Mannschaft förmlich in der eigenen Hälfte eingeschnürt war. Es ist für einen Torwart ein deprimierendes Gefühl, das der eigene Abwurf förmlich zur Vorlage des Gegners wird - weil der eigene Spieler den Ball nicht unter Kontrolle bringt und eine eigene Aktion einleitet.
Schlimmer dann, wenn Spieler dabei sind, die Auswahl spielen und nach 2 Spielen jammen und klagen, selbst aber ebenfalls keine Akzente oder Erfolge verbuchen können und nur weil diese Auswahl spielen meinen, die eigene Leistung sei ausreichend - obwohl dabei NULL Tore (7 Meter zählen nicht) und NULL Vorlagen dabei herausgekommen sind.
Somit stand die Blaue Mauer in allen 6 Spielen - also 60 Minuten unter Dauerfeuer. die meisten Toraktionen führten dabei zu Treffern, weil die Abwehr eigentlich nicht anwesend war.
Natürlich sind immer wieder Paraden dabei, wo eine aussergewöhnliche Klasse aufblitzt, doch das haben alle Torleute in diesem Alter. Sicherlich eines ist aber zu erkennen: Eine gewisse Konstanz. Bestimmte technische Abläufe sind inzwischen eingeschliffen und technisch schon sehr sauber - Perfekt geht nicht. da kann man als Trainer sehr zufrieden sein. Mit anderen Punkten hingegen ist man dann eher weniger zufrieden, zumal sich dann immer mal wieder Dinge einschleichen, die man nicht so tolerieren darf/sollte... Das man es in diesem Alter trotzdem ab und an muss, keine Frage...
Allerdings hatten wir auf dem Turnier mehr mit mangelhafter Motivation zu kämpfen, als mit anderen Problemen. Denn es ist auch für den Kleinsten und leidenschaftlichsten Torhüter schnell ein Problem, wenn er mit aller Passion immer wieder 100 Prozent abliefert, während seine Abwehr tut als hätte man den Gegner mit 20 Toren Plus im Griff. So war die Blaue Mauer schlicht nach den Vorrundenspielen kaum zu motivieren, sich erneut in die Schiessbude zu stellen, denn so fühlte er sich und kämpfe dort schon mit den Tränen.
Seine Erklärung war nachvollziehbar. Warum sollte er sich reinstellen, wenn kein andere läuft und arbeitet und was macht es für einen Unterschied ob letzter oder Vorletzter?
Dabei genießt er es sichtlich, wenn andere Torleute beim warm machen Ihn um seinen TwT beneiden, aber auch aufgrund der technisch guten Bewegungsabläufe anerkennend getuschelt wird... aber er hasst es, wenn dies nicht zum Tragen kommen kann, weil schlicht nichts zusammen geht.
Er war auch am Abend nicht bereit, die Spielszenen zu diskutieren oder zu bewerten, was er sonst gern tut. Erst einen Tag später hat er sich dann endlich aufgerafft und sich dem Schrecken nochmals gestellt. So wurde es diesmal ein Video auf YouTube, wo diesmal die Blaue Mauer selbst entschieden hat, welche Szenen im Vidoe zu finden sind, und welche nicht.
Aus den insgesamt über 90 Minuten Material sind somit nur knapp 2 Minuten ausgewählt worden - diesmal nicht so, sondern schlicht durch die Blaue Mauer selbst - ein Novum. Die Szenen sind zusammen gestellt, weil er sich in diesen Szenen am Besten wieder findet, oder weil er diese Szenen für Ihn am wichtigsten empfand. Allerdings haben wir die Szenen nicht wirklich diskutiert oder besprochen, er hat sich diese angesehen und und erstmals nur gesagt, was er haben möchte und was ganz bestimmt nicht. Auch die Zeitlupen sind nur an den Stellen eingefügt, wo er es wollte - nicht wo es vielleicht wichtig war.
Denn in der Regel betrachten wir uns diese Filme am Rechner langsam und in Ruhe - doch von Ruhe war diesmal keine Spur. Das Wille, es zu verdrängen und zu vergessen war höher, als sich den vielleicht zu erkennenden Fehlern und technischen Nicklichkeiten - woraus wir Schwerpunkte für das Tw Training ableiten - zu stellen.
Nun, nach Betrachten der rund 45 Minuten des verwertbaren Materials des letzten Turniers war es eine für mich sehr verständliche Reaktion. Denn es ging mal gar nichts zusammen. Bezeichnend dafür die Ecke, die man bei 0:48 im Video sieht.. die Blaue Mauer ist mit dem Stellen der Abwehr fertig, als die Abwehr sich von allein umstellt - und die Kritik der Trainer zum wiederholten Mal ungehört bleibt.
So schließt jeder Gegner gern Tore...
Und letztendlich gab es solche und ähnliche Szenen genug, kein Wunder wenn der junge Torwart nach seiner Abwehr jammert.

Hier wurde nur zu deutlich, daß ein Torwart - egal wieviel Potential dieser hat - ohne seine Abwehr nichts ist. Der Torwart kann und wird das Spiel nicht entscheiden. Steht die Abwehr, kann auch ein weniger guter Torhüter durchaus zu einer Größe werden, denn dank der Abwehr passiert nicht viel, so daß man mit Stellungsspiel und dem Quäntchen Glück viel kompensieren kann. Fehlt jedoch die Abwehr, steht der Torhüter, unabhängig seiner Klasse zwangsläufig in der Schießbude.
Und kein Torwart der Welt stellt sich gern ins Tor, wenn vor die Spieler zusehen, während hinten die Spieler ausmachen, wer den Ball über die Linie schiebt.

So hatten wir gestern nach dem Spiel 4 recht gefällige Spieler, den das Abschneiden am Arsch vorbei ging und einen Torwart, der weinend hinter seinem Tor saß.
Da half alles trösten nichts... unter Tränen der Verzweiflung und des Zorns schnappe er sich seinen Rücksack und war in Rekordzeit geduscht und umgezogen. Ich glaube, es war ein Tag, wo er sich schämte das Vereinslogo zeigen zu müssen, wo er sich schämte in diesem Verein zu sein.
Auch der Schiedsrichter, der Ihm Mut zusprach, weil die Blaue Mauer über die Grenzen bekannt und durch das virtuelle Torwarttraining auch diesem schon ab und an geholfen hatte - es nutzte nichts. Dieser Tag ist ein Tag, der wieder mal zu Rückschlägen zu buchen ist.
Gelobt und trotzdem verloren - und kaum jemand versteht, wie sich der torwart fühlt. Alles sagt es wäre nicht schlimm und es ist falsch!

Es ist wohl schlimm

Man ist bei anderen Vereinen weggeschickt worden, weil der Trainer keinen Wert auf Torleute legt - was zu Unverständnis führte - und die alte Mannschaft jetzt ohne richtigen Torwart spielt... aber gewinnt, weil die Gurke im Tor durch die klasse Abwehr kompensiert wird.
Angebote anderer Vereine, die gibt es nicht, auch wenn die Blaue Mauer sich freuen würde, käme da mal etwas! Er würde sich gern mal mit anderen messen, ob nun dabei ein Nein oder ein Ja heraus kommt, völlig schnuppe. Aber sich mal auf neutralem Boden messen, daß ist sein Geschmack.
Fussball Camp beim FSV - Er genoss die Einheiten mit dem U23 Torwarttrainer, auch wenn er bemägelte, daß man ihn hätte ruhig härter und intensiver rannehmen können... einzig das "Fliegen" hat er genossen, weil er endlich mal durfte und es nicht verboten war...
Er hätte sich um ein Angebot zum Probetraining gefreut... doch die Vereine halten sich hier sehr bedeckt.
Kein Wunder, daß dann Vereine im Umkreis von Offenbach, Dietzenbach, Rodgau und der gleichen die Jugend zusammen sortieren, weil im eigentlich Einzugsgebiet man oft nicht wirklich nachschaut - dabei geht es doch jetzt los. Und da stört es die Blaue Mauer ungemein, wenn man dann auf einem Turnier sich nicht mal vor den Klassenkameraden beweisen kann.
Denn das der eigene TwT lobt und motioviert, daß ist okay... doch die Blaue Mauer ist inzwischen soweit, daß er auch gern mal Zuspruch und Lob von anderen hätte - und nicht immer im Morrast der Allgemeinhudelei unter gehen will. Vor allem nicht, wenn man in 6 Spielen nur eingeseift wurde, sich förmlich ohne Gegenwehr hat abschlachten lassen.
Es wiegt schwer und tut weh... auch heute noch.

Da blättert man schon mal die "Stellenanzeigen" durch oder träumt von einem anderen Sportanzug, mit einem anderen Wappen darauf - wo eben die Spieler auch mit der Passion und Leidenschaft Fussball spielen...

Kommentare

  1. Avatar von xirram
    Ich frage mich manchmal auch, wo sind die Torwartscouts, einer der die Feinheiten im Torwartspiel sieht und das Potential beurteilen kann?
    Ich kenne nur die Scouts, die die Spieler beobachten und wenn der Tw einmal ein überragendes Spiel macht, oft aber mit der falschen Technik, dann evtl. in den Fokus rückt. Ich sehe in dieser Richtung kein Land. Im Torwartscouting liegt leider noch viel im Argen!