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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Ich habe mir in die Hose gemacht...

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Also, wenn's läuft, dann läuft's!
Ich mein ihr kennt dieses Hochgefühl, wenn man etwas tut, es Früchte trägt und die ganzen positiven Emotionen und Rückmeldungen Euch auf einer Woge positiver, toller Gefühle förmlich schweben lassen? Kennt Ihr diesen Rausch, wenn Ihr in einem Spiel seit, und eine großartige Aktion nach der anderen Euch förmlich unbezwingbar werden läßt? Wenn Ihr dann im Tor seit, berauscht von den eigenen Hormonen und am liebsten den Stürmer anbrüllen möchtet: "Schieß doch, ich halte eh alle!" und der Stürmer schon allein durch diese Ausstrahlung beeinträchtigt ist und am liebsten seinen Schuh fressen möchte, weil Ihr schon wieder einen 100%igen, ach was 10000%igen um den Pfosten gedreht habt? Wenn Euch die schiere Verzweiflung der anderen und das Gefühl, daß es einfach läuft, wie im Rausch sein läßt?
Klar kennt Ihr das... und nicht bloß von da...
Denkt doch mal, eine Verabredung... Sie/Er sieht toll aus und die erste Begrüßung läßt nicht Schmtterlinge im Bauch flattern, sondern es ist, als würde ein ganzes Glas voller wilder Libellen in Euch wüten, so erschüttert werdet Ihr vom Eindruck und euren Gefühlen. Ihr geht weg und die erste Berührung, im Kino, bei einem netten Abendessen - es ist als würdet Ihr die Fahrleitung der Eisenbahn berühren, ja als würde Euch der Blitz einer der übelsten Gewitterwolken treffen... doch es ist kein Schmerz im eigentlichen Sinne, sondern es ist ein Schock, ein Erstarren, ein Moment fern von Raum und Zeit... und nur Ihr erlebt diesen.
Der Abend, er läuft einfach, die Achterbahnfahrt der Gefühle, sie nimmt kein Ende und als Ihr Euch mit einem zarten, leisen, vorsichten ersten Kuss verabschiedet und nun beide wisst, daß Ihr zusammen gehört und sein wollt - ihr kennt es, das der Weg nach Hause einem Schweben gleich ist, Ihr nicht schlafen könnt, weil ich das Gefühl habt, auch nur einen Moment zu verpassen... Kennt Ihr das?
Klar, wir kennen es.

Doch als Trainer? Kennt Ihr die Momente als Trainer?
Nun... vielleicht nicht. Das wahrscheinlich weil Ihr nicht Trainer seit, oder es so noch nie erlebt habt. Beides nicht schlimm. Doch ich darf diese Momente kennen.
Da hast Du eine Torfrau und bist stolz auf diese, weil sie im Training sich einsetzt, sich einbringt und sich entwickelt. Du arbeitest verbissen, Sie ebenso. Es ist diese miteinander, dieses Harmonisieren im Tun... Erste Früchte zeigen sich und es beginnt zu laufen.
Dann kommt der Spieltag und plötzlich ist deine Torfrau unter Feuer. Doch einem übermächtigem Dämon gleich, steht sie im Tor, wankt nicht und fällt nicht. Die anrollenden Wogen der angriffe, sie können Ihr nichts anhaben und Ball um Ball wird geklärt. Sie ist der Leuchtturm in der Abwehr, alles orientiert sich an Ihr, sie feuert die Mannschaft an und der Gegner - er beginnt zu verzweifeln. Egal was passiert, immer ist irgendwo eine Hand oder ein Fuss dazwischen, der Ball geht einfach nicht ins Tor. Was beim Torwart da passiert, ich hab's ja oben geschildert.
Doch was glaubt Ihr, wie es nun im Tw Trainer aussieht?
Den dürft Ihr an der Aussenlinie mit dem Lasso einfangen, so geht's im Moment in dem ab - DAS kann ich Euch sagen. Der ist berauscht, wie jemand, der rein zufällig in die Drogenhölle von Amsterdam gefallen ist, nur einen Kakao trinken wollte - und allein vom Dunst der Spelunke so berauscht wird, daß er den Kakao im Zustand völliger Schwerelosigkeit einfach assimiliert, als trinkt
Der mag ruhig an der Aussenlinie sitzen, doch innerlich ist er einfach überdreht. Der Zustand ist ähnlich dem, als wenn man verloren hat, weil beim Torwart nix geklappt hat und ein Bolzen nach dem anderen für Gegentreffer sorgte. Im letzten Fall möchte man sich betrinken, weil es nicht zum Aushalten ist, im ersten Fall möchte man sich ebenso betrinken, doch weil es vor Glück kaum auszuhalten ist. Nein, keine Sorge, es tut nicht weh, nur - so dermaßen überdreht, so dermaßen überzogene Gefühlsausbrüche sind rationell schwer zu verarbeiten. Letztendlich, bei Glücksgefühlen muss man dann ebenso vorsichtig Auto fahren, wie unter Alkoholeinfluss. Echt jetzt, man ist so vollgepumpt mit Endorphinen - DAS ist Drogeneinfluss. Und je krasser diese Eindrücke sind, desto schlimmer ist der Flash den man hat.
Nun, einige Leute kennen es, wenn diese einen Marathon laufen. Da kommen die ersten Schmerzen und mit dem reinen Willen bezwingt man den Körper, der nun körpereigene Schmerzhemmer ausschüttet, die den Opiaten sehr nahe stehen. Das betäubt und man läuft auf einmal leichter und lockerer - und dann kommen die Endorphine... dann läuft man nicht mehr, man schwebt. Der Grund, warum viele dann immer und immer wieder laufen - sie würden laufen, auch wenn es den Tod bedeutet, einfach weil diese abhängig geworden sind. Abhängigkeit der eigenen Rauschmittel, die der Körper selbst ausschüttet - und vielleicht eine Erklärung für die Selbstkasteiung in den Fitness-Studios und auf den Waldwegen, aber auch eine Erklärung, warum es dann so übertriebe, ja chronische Verletzungsprobleme gibt.
Die Handlung war nicht rational, sie war - ja wie bei einem Abhängigen auf Entzug, der für einen Schuss nahezu alles tut... auch hier, rationell ist nicht. Zu sehr ist man aufgeputscht und mit eigenen Hormonen völlig zugedröhnt.
Die Gefahr darin sieht kaum jemand:
Was passiert danach?
Oft versucht man nun, den Torwart noch besser noch stärker zu machen - am Besten so rasch es geht, damit eben wieder diese tolle Gefühle hervorgerufen werden. Die Methoden werden dann oft zweifelhaft und unsicher, aber man tut wie ein Spieler alles darum, damit es passiert - und wie ein Spieler ist das Risiko hoch, sich zu verzocken.
Schon deshalb muss man als Trainer dann runter kommen, sich beruhigen und vielleicht das gute Spiel ausklingen und nachwirken lassen. Ja, man muss sich selbst zu einem Entzug bewegen, den man selbst und aktiv tut. Man muss erkennen, daß was geschehen ist, außergewöhnlich war. So wie ein Sonnenaufgang auf einem Berggipfel. Man kann andere Sonnenaufgänge auf dem selben Berggipfel immer und immer wieder erleben, nie aber den selben Sonnenaufgang nochmals. Somit ist der Eindruck einzigartig - wie eben das Spiel des Torhüters. Es ist und bleibt einzigartig.
Dies muss man lernen und verstehen - und so sehr man es versucht, es wird nicht wieder kommen. Jedenfalls nicht so. Man muss das anders akzeptieren. Man muss verstehen, dass das was man erlebt hat, unwiederbringlich ist.Es gibt es nur ein einziges Mal und läßt sich auch nur in der Erinnerung wieder nachempfinden - aber nie nach erleben.
Torwart.de Camp - für viele ein einschneidender Eindruck.... doch auch hier, es sind tolle Tage, daß Highlight im Jahr für viele der Torwart.de Gemeinschaft. Doch wenn nach dem Camp Bilder und Videos zu sehen sind - es sind Erinnerungen, Bruchstücke... sie rufen beim ein oder anderen etwas hervor, vorallem aber bei den Teilnehmern. Einem Aussenstehenden sind die informationen kaum informativ und zum Teil nichts sagend. Das liegt daran, daß was diese Aufnahmen ausmachte, einfach erlebt werden muss - wird es nicht erlebt, so ist es vorbei und nicht nachzuerleben.
Aber auch für die Teilnehmer - der Moment ist vorbei, es gibt ein paar Erinnerungen und Empfindungen - aber der Moment ist unwideruflich vorbei - abgeschlossen, abgehakt. Es kommt auch nicht wieder. Doch das macht Torwart.de Camp aus. Es ist ein einmaliges Erlebnis und nie, wirklich nie glich ein Camp dem anderen. Was war, es kommt nicht wieder. Vielleicht wiederholen sich bestimmte Formen, bestimmte Inhalte - aber es wird nie gleich sein. Der Moment, er ändert sich von Mal zu Mal... und es ist gut so.
Schon von deshalb ist Torwart.de Camp schlicht jedesmal ein einzigartiges Erlebnis...

Doch ich schweife ab.
Zurück zu den Torspielern und dem Glücksgefühl. Oft arbeitet man verbissen an bestimmten Dingen - und dann auf einmal, bricht es hervor. Und auch dies löst eben bestimmte Glücksgefühle aus.
Da arbeitet man am Eins gegen Eins... am eben stehen bleiben, an Fussabwehr und schneller Reaktion. Vor allem die Blockstellung, sie muss passen, sie muss kommen, wenn der Schuss kommt - nicht zu früh, nicht zu spät. Aber sie muss auflösbar sein, ebenso rasch und schnell, damit man auf Veränderungen reagieren kann, Abpraller oder durch den Strafraum trudelnde Bälle erlaufen oder mit dem Ballangriff sichern kann. Dies ist wichtig.
Auch werden Flanken immer wichtiger. Und das ist ein Problem was viele von uns kennen: der geworfene Ball oder die geschlagene Flanke, daß ist alles kein Problem und wird mühelos verarbeitet. Da kann man Dummies aufstellen, Hütchen, Stangen oder Stacheldraht, man kann den Strafraum verminen oder mit Stolperdraht vertäuen... das klappt wunderbar, der Torhüter bewegt sich blind um die Hindernisse und sichert die Bälle. Doch kaum kommt ein bewegliches Hindernis dazu, ist als habe man alles vergessen - ja schlimmer, umso mehr Hindernisse man hat, desto mehr vergisst der Torwart - bis er letztendlich auf der Linie klebt, wie von unsichtbarem Klebstoff fest auf der Linie gehalten.
Da gibt es Tw Trainer, die dann erzählen, daß man es umgehen kann, indem man immer und immer wieder mit Dummies trainiert... meine Erfahrung lehrt mich: Es passiert nicht.
Trotzdem muss man hohe Bälle immer und immer wieder anbieten, aber man muss auch immer und immer wieder mit beweglichen Hindernissen arbeiten. Also man muss es im Training mit Spielern machen und man muss es gezielt üben. Der Fokus muss dabei Torwarttraining sein, also die Bälle müssen in den Bereich geschlagen werden, wo der Torwart im Ernstfall die Bälle auch sichert. Es darf nicht auf Torerfolg gespielt werden, sondern auf Erfolg für den Torhüter - und der Torhüter braucht Ansporn, Aufgabe und immer wieder Ermutigung.
Dann ist es wie beim Eins gegen Eins - das unablässige Training - irgendwann denkt der Torhüter nicht nach und bewegt sich selbsttätig.
Das ist ungefähr so wie beim Radfahren - anfangs will das gar nicht klappen, doch dank Stützräder wird es immer besser und besser - dann der große Tag, die Stützräder sind weg und dann soll es funktionieren. Ich gebe zu, ich war dafür nicht geduldig genug.
Doch es hat letztendlich geklappt, es geht ohne Stützräder. Doch damit nicht genug, denn nun geht es erst richtig los: Geschwindigkeit, eigene Bewegung und Wegstrecke müssen in eine Relation gebracht werden - ein Kind lernt so, daß es sich orientieren muss. Kinder lernen das schnell, aber bekommen just diese Sachen nicht hin - Unfälle passieren, immer und immer wieder, weil eben das räumliche Orientierungsvermögen und die Koppelungsfähigkeit nicht wirklich ausgebildet sind - das ganze System lernt noch. Ein Wahnwitz nun ein Kind auf den Strassenverkehr los zu lassen, oder mit hoher Geschwindigkeit durch Leute rasen zu wollen... das führt einfach zu unwiderruflichen Problemen und damit Unfällen. Dies kann man vermeiden, indem man die Reize reduziert. Weniger Hindernisse, mehr Raum, so kommt alles einfacher zusammen. Da das System lernt, lernt es von allein - und der Drang der Kinder nach Lernen ist groß. Wettrennen, etc. all dies wird gemacht und bringt damit das eigene Tun, eine Distanz und ein Ziel in eine Relation und das Orientierungsvermögen lernt. Es lernt Kurven einzuschätzen, lernt auch Balance zu koordinieren und damit die Geschwindigkeit und Kurvenlage zu optimieren... wurde durch die Kurve gekrochen, ist es bald schon ein durch die Kurve fliegen, was an Waghalsigkeit erinnert. Natürlich wird die Warnung ignoriert, bis die Physik der Sache Grenzen setzt, der Weg durch die Kurve in der Brombeerhecke oder schlicht im Acker endet... doch auch dies muss passieren, damit das System lernt. Vom Minimum und Vorsicht, steigerte es immer und immer weiter, bis zum oberen Fehlerpunkt.. es übersteuert und kennt damit die obere Schlussmarkierung, es setzt sich selbst Grenzen. Irgendwann setzt die Vernunft Grenzen, doch hier muss man auch die Älteren ermutigen, und auch hier anregen, die Grenzen immer wieder auszuloten - allerdings im Rahmen der Vernunft. Sprich, wenn ich "rausfliege" sollte möglichst nichts passieren.
Vom Radfahren zum Autofahren und ein Appell an die Jugend: Denkt mal darüber nach - und dann überlegt, dass auch hier das System neu lernen muss. Übherlegt bitte, ob es das wert ist, daß ihr die obere Markierung des Systems wirklich zur Versuch und Fehler bestimmen lassen wollt, und wenn ja, ob die normale Landstrasse dafür geeignet ist, oder besser ein anderer Ort, vielleicht mit einem Trainer besser ist.
Zurück also zum Torwart: Auch hier lernt das System... die Bälle werden höher, die Reichweite im Strafraum ebenso... doch irgendwann ist es zu weit draußen und auch zu hoch... auch das muss das System lernen und ist für den Torwart essentiell.
Und dann schraubt man es hoch, denn mit beweglichen Hindernissen wird der Punkt Höhe und Reichweite einfach immer wieder zum Knackpunkt. Das System lernt, bis eben zum Versagen. Es lotet deutlichst seine oberen Grenzwerte aus - und das soll es gefälligst tun.
Ihr dürft damit auch nie aufhören - ihr müsst es immer wieder machen, bis zum Ende des Wachstums... erst dann schleift sich das System ein, wenn am ende Sprungkraft maximum erreicht ist und auch das Orientierungsvermögen einfach die äußeren Punkte der Reichweite bestimmt hat. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg... Ebenso im Eins gegen Eins... auch hier gilt es: Welche Reichweite kann ich gehen, ohne überlupft zu werden? Wie nah muss ich herangehen, damit ich den Ball abwehren kann? Wie nah darf der Stürmer kommen, damit ich einen Ballangriff versuche? Wann kann ich gleich einen Ballangriff starten? Stimmt auch das Stellungsspiel, decke ich das Tor ab, oder ist eine Stelle des Tores ungedeckt? All dies hängt mit dem räumlichen Orientierungssinn zusammen, aber dann auch damit, wie nun die anderen koordinativne Fähigkeiten, wie eben Koppelungsfähigkeit, Balancevermögen, Reaktionsfähigkeit und das Umstellungsvermögen, ausgebildet sind - und hier dann zusammen spielen. Beginnt man hier nicht früh mit den Reizen, und läßt das System ungezwungen lernen - dann muss es dies später nachholen - und das ganze System muss erneut durch die Lernprozesse gehen, also untere und obere Grenzwerte ausloten und festlegen - sprich erlernen. Ein E-Jugend Torhüter, der bisher nie Tw Training bekommen hat und im Eins gegen Eins bisher nie wirklich sich versucht hat, der soll plötzlich in der D-Jugend Aktionen tun, die das System und Zusammenspiel der einzelnen koordinativen Fähigkeiten schlicht überfordern. Ein Grund, warum viele Torleute oft nicht mehr lernen, als das "reinschmeissen" oder "reinrutschen" - der klägliche Versuch, mit viel Tempo und hohem Risiko irgendwie die Situation zu klären. Auch das mit den Füßen in den Gegner grätschen, weil bei Kopf voraus zuviel Angst da ist, ist sicheres Zeichen dafür, daß der Torwart nicht den Hauch Ahnung hat, wie er mit der Situation umgehen soll. Er verhält sich daher instinktiv - und der Instinkt schützt den Kopf.
Da nutzt es nichts, immer wieder die Koordinationsleiter auszulegen... denn das wird irgendwann erlernt sein und ist dann auch fertig, doch das räumliche Orientieren und die Handlung in komplexen, sich zudem veränderten System wird damit nicht ausgebildet... vielleicht macht es die Muskulatur schneller, läßt durch die Rhythmusfähigkeit den Spieler zudem schneller laufen, schult auch die Balance und Koppelung... aber Strafraumbeherrschung ist das komplexe System eines großen Raumes, der überblickt, eingeschätzt und das eigene Tun in diesem Raum in die Relation zu anderen, sich bewegenden Objekten gebracht werden muss.
Im Eins gegen Eins ist es ähnlich, nur spielt es sich nicht in der Luft, sondern am Boden ab - von der Technik mal ganz zu schweigen. Hier wird einfach das Leitert'sche Prinzip "Optimale Position und Distanz" zum wichtigsten und fundamentalsten Punkt der Ausbildung, ebenso wie das "Rechtzeitig fertig!" Das muss man einfach verinnerlicht und muss dem Trainer, aber auch dem Torwart klar sein.
Beim Eins gegen Eins darf ich nicht mehr in Bewegung sein, wenn der Schütze das Standbein neben den Ball setzt, ich muss fertig sein. Bei der Flanke muss ich zum richtigen Zeitpunkt am Absprungpunkt sein, ich muss als zum richtigen Moment den Absprung einleiten - um den Ball zu erreichen. Dazu muss ich die korrekte Position und Distanz haben, nicht bloß zum Tor, sondern auch zum Ball. Beim Eins gegen Eins ebenso. Ich muss entscheiden, wann ist der Stürmer nahe genug, daß er mich nur noch anschießen kann und wann kann er noch manövrieren? Auch hier ist die Position und Distanz essentiell, vor allem auch zum Tor, daß ich eben immer möglichst so stehe, daß ich das Tor optimal und möglichst vollständig abdecke.
Und daher, hier sind so viele Faktoren im Spiel - das System lernt und lernt. Ich als Trainer muss die Reize setzen und immer wieder neu einfordern. Ja, ich muss das System in komplexe und schwierige Aufgaben setzen, damit es lernt. Ich darf sogar nahezu unlösbare Aufgaben stellen, denn das System muss seine oberen Grenzen ebenso ausloten, wie die unteren... das System der koordinativen Fähigkeiten arbeitet nur im Verbund, nicht einzeln. Eine Übung mag für die eine Fähigkeit gut sein, für die andere ist es Mumpitz. Hier muss ich Aufgaben stellen, die die Systeme im Zusammenspiel fordern... und wenn das System erste Früchte trägt, dann muss ich den oberen Anschlag verändern und das System wieder dazu bringen, sich neu auszurichten - bis es eben alle Grenzpunkte erfahren und erlernt hat. Das ist ein lebenslanger Prozess - den im Alter können obere Grenzwerte sich plötzlich nach unten verschieben, weil bestimmte körperliche Gegebenheiten sich verändert haben - das System muss neu lernen.

Und nun stellt Euch vor, daß Ihr beim Training zuseht - und plötzlich im Eins gegen Eins der Torwart eine wahre One-Man-Show abzieht. Nicht immer gelingt es, aber die meisten Aktionen sind sauber, sind sicher. Die Technik passt, die Bewegung passt, die Entscheidungen sind in Ordnung - und er hat auf einmal Kontrolle. Ja, da sind Sie wieder, die Hormone. Plötzlich zittert man, man federt mit den Beinen, man bekommt glänzende Augen... ja es ist wunderbar. Die ganze Arbeit der Strafraumkontrolle, die ganze Arbeit in der Technik - auf einmal trägt es reife Früchte.
Wie kann so ein Abend schöner werden, als im Abschlussspiel, wo plötzlich eine Flanke geschlagen wird - und man sieht die Bewegung, man hört den lauten Ruf "Torwart!" und der Torwart holt den Ball sicher...

Dann darf man glänzende Augen bekommen, und es kann sogar passieren, daß man einfach so ergriffen ist, vom Moment, daß man sich förmlich in die Hose macht vor Glück!!!

Trotzdem ist der Moment vergänglich - und dieses Schreiben hier soll einfach belegen, daß ich mich damit auseinander gesetzt habe - und nun wieder beginne, die entsprechenden Grenzen zu verschieben, damit das System sicherer wird - aber auch neue Reize zum Lernen bekommt. Es gilt nun nicht zu stabilisieren, sondern auch das System mit Reizen zu perfektionieren!

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