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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Draussen ist's kälter als Nachts!

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"Was ist der Unterscheid zwischen einem Krokodil?" lautet eine beliebte Frage in Trivial Pursuit, dem Ratespiel, aber auch im spannenden Quizduell welches viele inzwischen Spielen. Zum Millionärsquiz hat es die Frage nicht geschafft und der klare Geist stellt sich sofort die Frage: "Zwischen was?" Zwischen Krokodil und zwischen was?
Doch das ist nicht die Antwort, noch gibt es eine Hilfe und die Antwort "Je grüner desto schwimm" ist ebenfalls alles andere als aussagekräftig... und trotzdem offenbart diese Frage und die Antwort alles, was man wissen muss. Es geht nicht um eine logische Antwort, sondern die Antwort selbst impliziert genug Fragen, und ist Demonstration für unnützes Wissen. Datenmüll nennt es der Computerfachmann - und unser Kopf ist voll davon.
Voll von Müll und Wissen, was wir nie wieder gebraucht haben, oder je brauchen werden. Trotzdem ist das Wissen eingelagert worden, und merkwürdigerweise, gerade die Frage oben und deren Antwort prägt sich tief in das Gedächtnis ein.
Wäre die Frage logisch und im Zusammenhang, würden wir die Antwort erschließen - und sicherlich beides vergessen... so aber ist es unvollständig, daß weil die Frage allein unvollständig ist, bleibt auch die nicht in sich schlüssige Antwort gespeichert. Es ist eine Demonstration, wie unser Kopf funktioniert. Die Speicherung erfolgt nicht nach Sinn und Schlüssigkeit, sondern eher nach abstrakt und fragmental. Gelinde gesagt chaotisch.
Wir lernen also nicht strukturiert, sondern eher in Fragmenten und eindrucksvollen Bruchstücken.
Daher graben sich auch Fragmente in unsere Erinnerung ein, die förmlich gewaltig sind, aber kaum Ende noch Beginn wirklich wiedergeben, aber in sich den Schlüssel der Erinnerung tragen - wir tragen den eindrucksvollsten Moment, oder den sagen wir abstraktesten Moment in unserer Erinnerung - und just dieser prägt sich ein.
Wir alle kennen Winnetou und Old Shatterhand - beide geprägt durch die Filme der Rialto Filmeproduktion. Doch dies ist meist nur das Fragment, welches hängen geblieben ist, die komplette Story bekommen wir meist nicht zusammen. Denn diese ist in den Filmen schon in sich nicht gerade schlüssig und die Bücher haben zum Teil mit den Filmen gar nichts gemein... und trotzdem: Die Figuren haben sich eingeprägt, sind als Fragment vorhanden. Lesen wir nun Winnetou, tauchen diese Fragmente der Geschichte auf und verknüpfen sich, die Geschichte wird gespeichert, weil wir ein Bild, ein Fragement passend haben, welches hier zu den Informationen verwoben wird...
So verknüpfen wir nicht bloß simple Dinge, nein, auch komplexe körperliche Abläufe können wir dank solcher Fragmente wesentlich besser erlernen, weil der Bewegungszyklus einen Anker hat, um den dann die Bewegung gesponnen wird.
Problem dabei ist dann leider oft, daß der Anker vielleicht nicht passt oder an sich das Problem darstellt - und damit die Bewegung immer imperfekt sein wird.
Jemand muss daher diesen Anker perfekt legen - nur haben wir das oft nicht in der Hand. Oft ist der Anker schon gegeben, bevor das Bewegungslernen beginnt, wir haben also keinen Einfluss. Oder der Anker wird mit einem Moment gesetzt, der als Fragment den größeren Eindruck hinterlassen hat - und schon spinnt sich die Bewegungsprozedur um diesen Punkt.
Wir sind nicht immer in der Lage, diese Anker zu versetzen... wir müssen daher oft kompensieren, weil der Anker nicht auflösbar ist, aber eine Änderung zwingend ist. Hier müssen wir Arbeit investieren, denn ggf. muss hier ein zusätzlicher Anker geschaffen werden, damit dann der alte Anker aufgrund nicht Gebrauch schlicht vergessen wird... aber nur so geht es.


Ankerpunkte sind auch die wichtigen Dinge der Wahrnehmung. Wir haben gelernt Dinge wahr zu nehmen. Wir nennen etwas rot, weil hier etwas Licht in den Wellenlängen oberhalb 600 Nanometer reflektiert, und wir diese Reflektion wahrnehmen - als rot.
Auch die Wahrnehmung von uns selbst ist gestört. Wir sehen unser Bild zwar im Spiegel, doch wird diese Wahrnehmung durch Bilder getrübt, die wir im Kopf als Fragmente gespeichert haben. Wir definieren uns als Dick, Dünn, Schlank oder schick, aufgrund des Vergleiches des Bildes, welches wir im Kopf haben und der Reflektion dessen, was wir im Spiegel sehen. Doch just hier kommt die Krux, denn es ist allein unsere Wahrnehmung, ein anderer, sieht uns ganz anders als wir uns selbst sehen.
Viele von uns sehen die Dicke von nebenan einfach als häßlich an, weil deren Körperfülle dem Ideal, welches wir im Kopf haben - und unsere Wahrnehmung beeinflusst - als nicht dem Ideal entsprechend einstufen. Wir sehen daher nicht die Person wie diese ist, sondern wir nehmen diese aufgrund bestimmter Vergleiche wahr.
Andere sehen vielleicht die Körperfülle, betrachten diese Person aber als sehr, sehr angenehm. Nicht weil diese Körperfülle hat, sondern weil die Person an sich toll ist. Sie ist nett, zuvorkommend, freundlich, hat ein heiteres Gemüt und daher ein sonniges Herz. Diese Ausstrahlung überdeckt nun andere Vergleiche so, daß wir diese Person zum Teil sogar als attraktiv und anziehend wahrnehmen - und andere sich fragen, warum dies so ist.
Der Grund, warum wir zum Teil auch Farben anders wahrnehmen - weil wir einen Eindruck als Vergleich, als Anker im Kopf haben und dann die Reflektion an sich mit diesem Anker vergleichen. Daran machen wir etwas fest.
Um nun bei der dicken Person zu bleiben, die von Leuten als unattraktiv empfunden wird, stellen wir fest, daß Kinder hier unabhängiger der Körperstruktur denken und auch handeln. Hier wird nicht der Körper wahrgenommen, sondern der Anker viel mehr auf Gemüt, Stimmlage und Benehmen gerichtet, als auf bestimmte Körpermaße. So verschiebt sich diese Wahrnehmung aber im Laufe der Zeit, sprich der Grundanker wird nicht aufgelöst, aber durch andere Anker, die wir bekommen und uns beeindrucken, anders definiert. Der Athletische Körperbau rückt meist hier in den Vordergrund, definiert einen Anker, dem wir nacheifern und mit dem Attribut Attraktiv versehen. Der Anker verschiebt sich nicht, aber die Wahrnehmung wird auf einen anderen Anker verlagert, der alte Anker verliert an Gewicht. Später dann, entdecken wir auf einmal, daß der tolle Körper nicht glücklich macht, daß der Körper nicht immer hält, was wir uns versprechen, sondern oft eine Hülle ist, die hohl ist... und so kommt es, daß viele von uns plötzlich Partnerschaften eingehen, die andere Attribute körperlich aufweisen, als wir gemein mit attrakiv assoziieren. Hängt damit zusammen, daß hier neue Anker gesetzt wurden, die dem alten, ursprünglichen Anker näher sind, der ehemalige und ursprüngliche Anker bekommt mehr Gewicht und die Sichtweise, ja Wahrnehmung verschiebt sich erneut.
So nehmen wir auch bestimmte Dinge der Torwarttechnik wahr. Wir haben dabei Anker gesetzt. Viele von uns setzen diese Anker inzwischen nicht mehr aufgrund eigener Erfahrung. Wir setzen diese Anker oft aufgrund Erlebnisse oder Schulungen, wo ein gewisser Aha Effekt eingetreten ist. Und schon setzen wir einen Anker.
Viele von uns lassen nun den Anker so, halten an diesem fest. Nun, wie oben zu lesen, sollten wir dann am Anker der kindlichen Wahrnehmung festhalten, die losgelöst der körperlichen Attribute erfolgt, doch wir tun es nicht.
Warum tun wir es dann bei Ankern der Bewegungslehre?
Nun, wir stellen diese zu selten auf die Probe. Viele von uns sind einfach nicht in der Lage, die essentiellen Dinge vorzuleben und zu verdeutlichen was diese gern haben möchten. Sie erklären es. Doch wir lernen durch bewegte Bilder.
Es dauert dreimal so lange, Bewegungen zu entwickeln, die wir nur erklärt bekommen, anstelle Bewegungen, die wir sehen und kopieren. Wir lernen in der Grundlage durch sehen und kopieren, und diese kopierte Bewegung kann dann durch Erklärungen verfeinert und stabilisiert werden.
Wie gehemmt ist wohl die Anlage von Ankern der Bewegung, wenn wir nur etwas erklärt bekommen? viele Trainer hingegen, sie machen nicht mehr vor. Sie erklären und erwarten, daß es Jugendliche, vor allem Kinder verstehen.
Ja schlimmer noch, viele Trainer haben selbst ein Wissen, welches diese durch Zusehen gewonnen haben, aber selbst die Bewegung nicht ausführen können oder selbst die Bewegung nicht erfahren haben.
Hier sieht man Trainer, die komplett inkorrekt zum Ball agieren, die komplett inkorrekt sich zum Ball bewegen, sei es mit dem falschen Fuss abspringen, sei es falsche Handhaltung oder auch inkorrekte Körperhaltung. Problem ist: Sie haben es nicht gelernt und stehen plötzlich in der Verpflichtung, es nun tun zu müssen. Welches Vorbild sind diese Trainer nun?
Ein D Jugendlicher erfährt durch dieses Beispiel völlig inkorrekte (!!) Vorbilder und setzt damit völlig inkorrekte Anker.
Schaut Euch doch mal die Torleute vieler D-Jugenden an, wie viele von diesen immer noch (!!) auf die Knie fallen und den Ball in der Mitte vor dem Gehänge sichern, anstelle einen klaren Umarmungsgriff anwenden zu können, schlimmer im Damenfussball, wo dieses Verhalten bis in die höchsten Jugendmannschaften der U15 anzutreffen ist.
Das Problem ist, daß diese nie diese Technik sich ansehen und dann aneignen konnte, sie wurde nie wirklich vorgemacht...
Sich also in eine Diskussion zu erheben, welche nun die endgültige oder einzig wahre Technik ist, ist schlicht Bullshit. Erst einmal muss man überhaupt von der Mutter alle Übel wegkommen, nämlich von gar keiner Technik, hin zu einer Technik.
Als ich mit Kampfsport anfing, waren für mich die Hände das wichtigste. Meine ganze Wahrnehmung beschränkte sich auf das, was man mit den Händen tut.
Merkwürdigerweise zieht sich dies wie ein roter Faden durch alle Bewegungen, dabei ist dies der grobe Fehler der Wahrnehmung selbst. Nehmen wir mal ein wesentlich abstrakteres Beispiel.
Auf der Dampflok bekam ich mal die Schaufel in die Hand gedrückt und dann... nunja. Der Fokus lag klar darauf, Kohle in das Loch zu bekommen - was ich erfüllte, aber (!!) das eigentliche Ziel, die Kohle an die korrekte Stelle zu bringen in einem Raum, der die Größe eines Kinderbadezimmers hat - das war dann etwas, was ich auf alles Versuchen nicht hinbekam.
ein alter Heizer sagte darauf hin einmal zu den Leuten, die es versuchten: "Wollt Ihr Kohle schippen, oder wollt Ihr tanzen!?" Dieses Fragment ist mir bis heute im Kopf geblieben und es drückt mit wenigen Worten aus, was wirklich wichtig war. Der Anker, der vorher auf Hände und Schaufel lag, wurde nun aus dem Blickfeld auf die Füsse gelenkt, und siehe da, hat man die korrekte Position und den korrekten Stand, ist das mit der Schippe gar nicht mal so schwer....
Im Aikijutsu sieht man den Tori, so heißt der Ausführende, wie er Uke, so heißt der Fallende, mit wenigen Bewegungen durch die Luft schleudert. Man beobachtet und beobachtet, dann versucht man es selbst und... es funktioniert nicht. Man trifft seinen Gegenüber, daß es scheppert, doch anstelle das dieser durch die Luft segelt, bekommt er höchstens einen blauen Fleck und ist stinkesauer. Dabei hat man mit der Hand... genau.
Wahrnehmung - Ankerpunkte - Hände?! War da nicht was?
Richtig! Lenkt man den Blick weg von den Händen des Lehrers auf dessen Füsse wird man gewahr, wo das wahre Geheimnis liegt... Maai, Kime, Kuzushi... alles liegt in den Füssen und deren Bewegungen. Es sind nicht die Hände, es ist nicht die geheimnisvolle Schlagtechnik, nein... die Füsse und wie diese nun den Körper bewegen... Letztendlich muss man also langsam beginnen und anstelle die Hände im Fokus zu haben, lenkt man die Wahrnehmung bewußt auf die Füsse. Position, Distanz, Rhythmus, Abfolge, Energie, Balance... es steckt in den Füssen. Korrigiert man es, gelingt es nach uns nach wie von allein. Da man nun die Bewegung verinnerlicht hat, lenkt man die Aufmerksamkeit wieder auf die Hände - und Uke segelt durch den Trainingsraum, donnert auf das es scheppert und man ist verdutzt: "Aber ich habe doch gar nichts gemacht!"
Oh doch! Du hast endlich mal deine Wahrnehmung auf das gerichtet, was essentiell war... das was hinter all dem steckt, woraus es seine Energie zieht...
Ist denn nun, was wir Wahrnehmen die Wahrheit, oder nur eine Reflektion der Wahrheit?
Oft hören wir, ja Jörg Daniel sagt, Torleute sollen diese und jene Technik haben... sprich man nun Jörg Daniel gezielt darauf an, so stellt man fest, daß dies nur die halbe Wahrheit ist.
Hier hat also jemand ein Fragment gespeichert, ein Fragment, welches sich wunderbar als Ankerpunkt eignete, aber er hat vergessen, um diesen Ankerpunkt auch den Rest anzulegen. Jetzt muss man also diese Wahrheit hinterfragen... das Problem ist hier schlicht immer die Wahrnehmung.
Wir nehmen eine Blüte als weiß wahr, eine Biene hingegen, die Ultraviolettes Licht erkennen kann, sieht eine wunderschön blau gemusterte Blüte. Wir nehmen den Käfer nur aufgrund seiner Bewegung wahr, die Spinne in Ihrem Tunnel unter der Erde hingegen weiß durch ein geschicktes Netz aus Signalfäden exakt, wo der Käfer ist. Wir sind die der Dunkelheit völlig blind, die Fledermaus hingegen kann sich per Echolot nicht nur exakt orientieren, nein, sie fliegt sogar schnell, als wir laufen könnten. Der Baumpython sieht die Maus aufgrund der Wärmesignatur, wo wir nicht mal die Maus in der Finsternis erkennen würden, die Eule hingegen hört die Maus - und bekommt ein dreidimensionales Schallabbild, sie hört also auch die Entfernung der Maus Milimeter genau!
Oh, wie imperfekt sind wird doch...
Wir halten die Tarnung des Chamäleons für perfekt, missverstehen jedoch, daß kein Chamäleon wirklich sich auf den Hintergrund anpasst - dies kann nur der Krake, der mit seiner Umwelt verschmilzt, wie der Ninja mit den Schatten der Nacht.
Trotzdem dieser Perfektion ist keiner der Tiere perfekt, sie sind nur individuell. Sie sind Spezialisten und auf bestimmte Dinge so dermaßen eingerichtet...
Nehmen wir die Grubenotter, den Baumpython, die Fledermaus und die Eule in den Vergleich.
Jeder von Ihnen ist ein Nachtjäger, jeder von Ihnen perfekt. Doch können wir sagen, daß die Grubenotter der Fledermaus überlegen ist, nur weil das Grubenorgan der Grubenotter die empfindlichste Wärmesicht ermöglichst, so sogar einzelne Adern unter dem Fell erkennen lassen würde? Kein bisschen, denn die Fledermaus benutzt die Echolotortung - ein Spektrum welches die Grubenotter nicht wahrnimmt. Stößt die Grubenotter z.B. bei der Pirsch ein Steinchen um, hört es die Maus und vielleicht ist das der Moment, wo die Grubenotter um die Beute kommt... die Schlange hat das Geräusch nicht mal wahrgenommen, sie hat also nicht gemerkt, daß diese sich selbst verraten hat.
Im Wald mag der Baumpython unheimlich sein, erkennt er die Maus aufgrund der Wärme, die diese abstrahlt in stockdunkelheit haargenau. Die Eule hingegen nimmt dafür jeden Schritt wahr und weiß genau, wo sich die Maus befindet. Den Rest, den die Eule nun sieht, reicht aus, um nicht im Wald mit etwas zu kollidieren und um ihre eigene Wahrnehmung nicht zu stören, als auch die Maus nicht zu warmen, gleitet die Eule völlig lautlos durch die Luft. Sie hört daher auch das Kriechen der Schlange.
Ist die Eule damit besser? Nein, die Eule hat nur eine andere Herangehensweise, denn die Schlange erkennt die Eule, weil diese die Luft schmecken kann, und den Duft der Eule wahr nimmt, bevor diese in Reichweite ist.
Wir sind also in unserer Wahrnehmung ebenso auch nur beschränkt. Und die Wahrheit setzt sich daher aus der Wahrnehmung zusammen - sie ist also bloß eine Interpretation.
Somit ist jeder Anker den wir setzen, auch nur eine Interpretation dessen, was nach unserer Wahrnehmung der Wahrheit am nächsten kommt. Schon dies sollte nun ab absurdum geführt haben, daß wir auch nur behaupten dürfen, die Wahrheit zu kennen.

Wir sehen daher einen Torwart und eine Technik. Können wir nun wirklich sagen, er sei imperfekt? Nein! Wir nehmen etwas wahr, was nach unserer Wahrnehmung und Interpretation nicht passt. Ein anderer sieht es vielleicht wieder ganz anders.
Daher ist es immer gut, wenn wir zu zweit, zu dritt oder sogar noch mehr auf eine Sache schauen.
Der eine achtet mehr auf die Füsse, der andere auf die Augen und wieder einer auf die Hände. Keiner davon hat Recht, aber jeder für sich trägt dazu bei, daß wir das Gesamtbild anders wahrnehmen - wenn er sich erklärt.
Das ist bei der Videoanalyse sehr wichtig! Ich nehme wahr, daß der Torwart den Ball gehalten hat. Der ein oder andere spult nun vor, wo dies nicht funktioniert hat... dabei muss man gerade hier zurück spulen. Man muss nun die Füsse beobachten... was bewegt sich, wie bewegt es sich, wohin bewegt es sich... nur die Füsse.
Dann kommt die Hüfte, auch hier muss die Bewegung betrachtet und zusammen gefasst werden. Dann kommen die Hände und zum Schluss Schultern und Kopf...
Dann habe ich ein Bild der Bewegung, etwas was ich vorher nicht gesehen habe, wird nun gewahr. Bewegen sich Füsse und Hände harmonisch und zusammen?
Bewegungsanalyse ist ein großes Thema - oft reicht es aus, wenn man hier nur kleine Mittel benutzt, und kleine Änderungen macht. Bei anderen Vereinen sitzt man im Team zusammen und beobachtet, wobei man dann die Bewegungen komplett aufschlüsselt und deren Zeitverlauf untersucht. Oft zieht man dann sogar einen Ergotrainer hinzu, der dann mit Übungen hier bestimmte Koppelungen und Koordinativen Bewegungsmuster intensiver schult, oder schulen muss. Dies kann z.B. im Rahmen des Rehatrainings wichtig werden.
Doch auch hier ist die Wahrnehmung wichtig, denn ich muss wahrnehmen, was sich verändert hat. Es braucht dafür ein gut geschultes Auge und gerade bei Video Analysen können solche gesondert geschulten Augen sehr, sehr wichtig werden.
Denn oft ist was wir wahrnehmen, nur die halbe Wahrheit, weil wir zum Teil bestimmte Bewegungen oder Bewegungseinschränkungen so nicht wahrnehmen, diese aber die Bewegung im Ganzen signifikant beeinflussen, ja sogar einschränken.
Dies muss ich wissen und ich muss es sogar erkennen, möchte ich hier eine Bewegung beurteilen. Sonst beurteile ich die Bewegung inkorrekt - aufgrund meiner beschränken Wahrnehmung, und interpretiere diese falsch... dies kann wieder zu ankern führen, die dann inkorrekt verknüpf werden - ein Teufelskreis. Sehe ich es dann häufiger und nehme die gleichen Dinge war, interpretiere ich erneut meinen Wahrnehmungsfehler in diese Bewegung hinein - und werde daher glauben, das von mir postulierte Problem habe manische Ausmaße.
Hier hilft es, die Dinge auch mit anderen Augen zu sehen, oder zumindest die Wahrnehmung zu verändern.

Doch Wahrnehmung ist nicht Bewegungsbegrenzt.
Was höre ich? Nun, es ist einee Luftbewegung, die eigentlich lautlos ist. Aber, wenn diese auf bewegliche Membranen trifft, so erzeugt diese eine Schwingung.. diese Schwingung wird dann in elektrische Signale umgewandelt, die als Nervenreize das Gehirn erreichen.
So ist etwas, was wir im Frequenzbereich um die 10 kHz hören schrill, ein Berrreich von rund 100 Hertz dagegen dumpf. So interpretieren wir hohe und tiefe Töne, wohl gemerkt interpretieren wir. Für einen Hund hingegen ist zum Teil ein Ton mit 100 Hz nicht hörbar, dafür hört der Hund 50 kHz... wie mag sein Eindruck einer Orgelsonate von Beethoven sein? Oder wie klingt für diesen das schwere Rumpeln des Güterzuges auf der Bahntrasse?
Oben angemerkt habe ich, daß Eulen nicht nur Ultraschall hören können, sondern dreidimensional hören, sprich aufgrund der minimalen Zeitunterscheide, welche die Geräusche zu den verschiedenen Punkten der Ohren am Kopf der Eule benötigen, ergibt sich ein räumlicher Klangeindruck. Wir können die Querflöte im Orchester oft nur links oder rechts lokalisieren, aus weiter Distanz sogar fast gar nicht mehr. Die Eule kann diese Position milimeter genau bestimmen.
Sie hat also eine völlig andere Wahrnehmung und wie mag nun für die Eule das Orgelkonzern klingen?
Elefanten brummen mit sehr tiefen Tönen, das meiste ist für den Mensch nicht hörbar. Doch der Infraschall überträgt sich Kilometerweit... wie mag es sein, wenn man Gespräche über Kilometer als leises Flüstern hören könnte?
Wir interpretieren daher die Welt, nach unseren Sinneseindrücken, aber vor allem nach dem, wie wir festgestellt haben, daß es für uns selbst ist. Ein Blinder z.B. interpretiert Farben anders als wir sehenden, ja, interpretiert sogar das Orgelkonzert deutlich anders, als wir..
Trotzdem behaupten wir, das unser Sinneseindruck maßgeblich ist - sind wir da so sicher? Ein Blinder schüttelt sich bei dieser Maßlosigkeit schlicht vor lachen. Seine Welt ist völlig verschieden von unserer, auch wenn die Welt an sich die selbe ist... doch seine Ankerpunkte der Wahrnehmung sind so unterschiedlich, es ist als wären es unterschiedliche Welten - doch es ist die Interpretation der Sinneseindrücke, die die Wahrnehmung so verschieden macht.
Doch der Blinde ist nicht allein!
Ein Kind nimmt die Welt ebenfalls völlig anders wahr, als wir Erwachsenen es tun. Wo wir im Gebüsch nur eine dunkle Stelle erkennen, sehen Kinder deutlich zwei Augen. Und sie nehmen diese Augen bewußt und völlig klar und deutlich war. Dies kann man nicht wegdiskutieren!
"Du siehst Gespenster!" ist daher nicht abwertend, nein, es ist für Kinder die Realität. Wo der Stürmer eben noch einen Kopf kleiner war, mutiert er plötzlich im Eins gegen Eins zu einem überdimensionalen Monster, welches mit dem Gebrüll des Tigers auf den Torwart zurollt. Der kleine Bolzplatz mit den lärmenden Kleinkindern im Hintergrund verschmilzt zum Statio del Oro wo das Endspiel der einzig wahren und gültigen Meisterschaft ausgetragen wird und die tobende Menge einen Hexenkessel ausmacht. Der Ball verwandelt sich im Flug zu einem Kometen, der wie die Sonne glühend mit einem alles verbrennenden Feuerschweif auf die Kinder zugerast kommt... Welch ein Held, mag sich also diesen Dingen stellen?
Wir diskutieren es zu rasch weg, doch für Kinder ist es, so schräg es klingen mag, die absolute Realität - die uns Erwachsene ungläubig die Stirn runzeln läßt, die wir läpisch abtun oder zerreden. Doch es ist ein Problem der Wahrnehmung. Wir sind nicht mehr in der Lage, die Welt so wahrzunehmen und verstehen daher die Kinder nicht... nun überlegt, welchen Einfluss es hat und hätte, könnten wir die Welt so wahrnehmen, und den Kindern in dieser Welt dann die nötigen Dinge angedeihen lassen, in deren Sprache mit deren Bildern!
Das große Geheimnis von erfolgreichen Trainern ist oft, just dies aufzunehmen und diese Wahrnehmung zu erhalten, dann lernt es sich besser - und es werden entsprechende Anker nahe dem angelegt, was später wichtig ist. Auch wenn später nur noch Fragmente übrig sind, der Anker sitzt und wenn er später entdeckt wird, fällt es leichter, hier neue Muster daran festzumachen.

Was bleibt nun? Schlicht die Feststellung, daß man die Wahrheit oft gar nicht erkennt, weil man selbst nur eine Wahrnehmung hat und diese durch gesetzte Ankerpunkte vielleicht eine Interpretation hervorruft, die alles andere als korrekt oder nahe dran ist.
Was hilft hier?
Nun schlicht die Kommunikation... hier muss man mit anderen sprechen und gemeinschaftlich arbeiten, diese sehen und hören lassen, und deren Meinung aktiv einfordern, um die eigene Wahrnehmung zu unterstützen, zu verbessern und auch ggf. neue Erkenntnisse zu gewinnen.
Viele sind aber verdammt stur in der Richtung - ich nehme mich bewußt nicht aus. Daher schreibe ich diese Zeilen, auch als Mahnung mich und meine persönliche Wahrnehmung, die nur eine von vielen ist.
Doch wir definieren uns selbst über unsere Wahrnehmung. Nehmen wir uns korrekt wahr? Sicherlich nicht... auch hier tu es Not, unsere Wahrnehmung von uns selbst ab und an neu zu bewerten und ggf. gerade zu rücken... oft ist nämlich auch durch Einflüsse von aussen unsere Wahrnehmung schlechter, als es in Wirklichkeit ist - nur wir erkennen es nicht, da wir die Ankerpunkte auf negative Punkte gesetzt haben, anstelle auf positive Punkte.
Hier lohnt es, neue Anker zu definieren und diese reich zu verknüpfen.
Und dies ist auch wieder etwas, wo Kommunikation nicht schadet - oft muss man bestimmte Dinge auch mal direkt und unverblümt aussprechen.

Und nun kommt die alles entscheidende Frage: Perfektion! Was ist den Perfektion?
Es ist also eine Art der Wahrnehmung, auf welche wir eine bestimmte Form der Definition angewandt haben.
Der Krake wirkt mit seiner Farbveränderung perfekt getarnt, aber nur nach unseren Maßstäben. Die Eule hört perfekt, aber nur nach einem bestimmten Maßstab.
Der Wanderfalke hat die perfekte Form im Sturzflug, nach unseren Maßstäben... all diese Maßstäbe sind Definitionen für unsere Wahrnehmung. Ein Pinguin schaut sich den Wanderfalken sicherlich an und denkt sich "Warum zur Hölle?" weil ein anderer Maßstab, eine andere Definition benutzt wird.
Ein Chamäleon wird von uns als perfekt getarnt angesehen, ein Baumpython kann darüber nur lächeln.
Die gesamte Perfektion nach unseren Maßstäben ist oft in gewisser Weise imperfekt.

wir sehen also eine Bewegung, wir denken und erachten diese als Perfekt, doch nach welcher Definition und nach welchen Maßstäben? Nun auch hier, unsere Wahrnehmung bestimmt die Ankerpunkte und damit die Definitionen - und diese sind plötzlich auch wieder os individuell wie ein Fingerabdruck!
Somit bleibt auch hier alles imperfekt - und Perfektion wird auf einmal etwas, was es gar nicht gibt. Das einzige was perfekt ist, ist die Illusion im Glauben an das Perfekte.
Was also ist zu tun? Nun, wir müssen lernen, daß Perfektion nicht möglich ist und wir daher Perfektion nur durch Kompromisse und Kompensationen erreichen können. Sprich, ich muss bestimmte Fehler hinnehmen, sofern deren Auswirkungen das Ziel der Aufgabe und Bewegung nicht verschlechtern. Dann bleibt mir nichts, als das ich diesen Anker benutze - und durch andere Anker so stabilisiere, daß diese Imperfektion durch Kompensation eine vollständige und allseits tragfähige Lösung ergibt. Dann bestimmt nicht der Weg das Ziel, sondern ist das Ziel der Weg.
Auch taktische Dinge, die wir sehen... oft lehnen wir etwas ab, weil die Wahrnehmung unsere Definition der Perfektion schlicht nicht zusammen gehen - hier müssen wir also dann auch kompensieren, das Beste mögliche herausholen - aber es wird imperfekt bleiben, auch wenn das Ziel an sich damit gut und sicher erreicht wird.
Aber es ist eben imperfekt.

Wir müssen einfach lernen, daß alles Leben keinesfalls perfekt ist, noch die Natur selbst in Perfektion lebt und gedeiht. Gerade die Imperfektion läßt immer neue Blumen und Entwicklungen entstehen, die sich besser anpassen und perfekter erscheinen, vom Ursprung aber verglichen imperfekter sind, als alle anderen.
In dieser Nicht-Perfektion liegt der Schlüssel zum Erfolg, der Schlüssel, Erfolg zu haben, der Schlüssel, daß unmögliche zu erreichen.
Er liegt also oft weniger in dem Zwang, die Perfektion zu erreichen, als in der Kompensation der Fehler und damit dem 'Erhalt und Pflegen' der Fehler, damit diese kein Hindernis darstellen, die Zeil sicher zu erreichen.
Ist daher das Streben nach Perfektion wirklich die korrekte Form der Definition, oder auch der Wahrnehmung - oder ist es auch die Imperfektion mit dem Maximum der Kompensation?
Vermutlich ist es eher das letztere, denn die Perfektion liegt in unserer Wahrnehmung und in unserer Definition - nicht aber im Grund der Sache.
Also muss ich mit der Imperfektion leben und dann helfen, die nötige Kompensation zu schärfen, damit das Ziel, die Aufgabe möglichst optimal erreicht werden kann.
Schaffe ich dies, wiegt der Fehler nicht - und damit wird er kein Nachteil und bedeutet keine Gefahr.
Er, der Fehler ist also bekannt, aber durch die Kompensation kann er zugelassen sein, weil er keine Auswirkungen hat, er muss daher nicht abgestellt werden, sondern kann als Bestandteil des Systems gepflegt werden.

So, und weil ich diese Gedanken nun, weil das ganze System ja imperfekt ist, endlos weiterspinnen könnte, entdecke ich, daß die Unendlichkeit (Zahl pi, Wurzel 2) und andere Dinge scheinbar zeigen, daß Imperfektion und Unendlichkeit in der Natur Methode haben... also höre ich hier auf und gebe mich der Unendlichkeit der Gedanken hin, seien diese noch so imperfekt... denn ich, ich bin es auch.
Und das, das ist gut so.

Aktualisiert: 21.02.2014 um 11:57 von Paulianer

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Kategorien
Torwarttraining , Gedanken , Gedanken und Erlebnisse