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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Frankfurt City - untamed and hard as iron.

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Was soll man schreiben als Überschrift. Würde ich passendes Schreiben, müßte ich dies in Bezug zu Robert Enge setzen. Das will ich nicht. Ich möchte nicht so tun, als verstünde ich den Mensch, den ich nicht kannte, sondern die den Fussballer, den Nationaltorhüter. Und trotzdem, kann ich einiges nach vollziehen, kann bestimmte Dinge nachfühlen und auch aus anderer Perspektive sehen.
Wer schon mal an der Kante des Abgrundes gestanden hat, der kennt das Gefühl. Es ist, als würde einen eine unheimliche Macht in die Tiefe ziehen, man möchte sich auf den Boden legen, ja am liebsten jemand haben der einen hält, damit man nicht in die Tiefe stürzt.
Doch es gibt so Tage, so Situationen, da ist diese Kante etwas anderes. Da st ein Schritt über die Kante hinaus ein Schritt in die Freiheit. Ein Schritt in ein anderes Leben, vielleicht ein neues Leben.Finsternis umgibt einen oft und egal wie viele Leute um einen sind, man ist leer und ist allein. Man ist völlig verlassen und einsam. So ist der Schritt über die Kante nicht ein Schritt in den Abgrund, er ist ein Schritt auf einem unsichtbaren Weg über den Abgrund hin zu einem Ausweg, einer Flucht aus dem Diesseits.
Dabei kreisen die Gedanken um solch einen Schritt um die unterschiedlichen Methoden, und je schlimmer der Zustand, desto grausamer erscheinen die Methoden, die mit dem wohl grausamsten Schritt in die andere Welt, mit dem Gang ins Wasser gipfeln. Viele junge Liebespaare, die einander nicht lieben durften sterben mit dem letzten Kuss unter Wasser, krampfen sich aneinander und verweigerten das Atemholen… mit dem Einzug moderner Verkehrsmittel schritten nun plötzlich die Fahrt in den Tod näher, wo jemand mit 200 km/h gegen einen Brückenpfeiler rast, unangeschnallt versteht sich. Andere, die nehmen keine Rücksicht auf andere und fahren in den Gegenverkehr, andere laufen auf den Gleisen dem nahen Zug entgegen und werfen sich so mit einem Schlag in die andere Welt, eine Art rascher Katapultstart. Wieder andere schlucken Gift um mit Wahnvorstellungen oder einem tiefen Schlaf in die andere Welt über zu gehen.
Viele fragen sich, warum tut er das? Es gibt selten sogar Anzeichen für dieses Denken oder Handeln wollen. Die Leute, sie sind wie Leute von nebenan. Sie lachen, sind lustig und wirken fröhlich, doch immer wieder greift die Finsternis nach der Seele. Es sind Ängste und vor allem Selbstzweifel. Unsere Gesellschaft fördert solche Ängste und Selbstzweifel. Um heute etwas zu sein, genügt es nicht jemand normales zu sein. Man muss herausragen, gegenüber anderen: Den Kollegen, Nachbarn und oft sogar in der Familie. Man muss etwas sein, um existieren zu dürfen. Es ist ein unheimlicher Druck, der hier entsteht und dieser verstärkt die Finsternis in den Herzen dieser Menschen.
Wir sehen dieses Leiden nicht, zudem gibt es wenig, was sofort hilft. Das Selbstwertgefühl ist verletzt, oft nicht mehr wirklich vorhanden. Da die Aussenstehenden es nicht bemerken, ist vieles, was diese als richtig empfinden und am anderen kritisieren wie ein Dolchstoß, ja ein neues Bandmal auf nackter Haut des Selbstwertgefühls. Oft sind diese Menschen dann von Ehrgeiz getrieben, ja fressen sich förmlich selbst auf, in dem Willen und dem Bestreben, doch noch heraus zu ragen, machen es damit aber für Sie selbst nur noch schlimmer. Sie stellen sich dann sogar durch dieses Handeln oft ins Kritikzentrum und ziehen damit das, was dem Selbstwertgefühl nur noch mehr schadet, genau ins Ziel. Ihr Handeln sorgt nicht für Anerkennung oder positive Aufmerksamkeit, nein, es wird als unrichtig oder störend empfunden, als nicht passend und nicht konform. Es entstehen Aussenseiter, deren Aussenseitertum man gar nicht erkennt oder spürt. Sie sind innerlich ausgeschlossen und ausgegrenzt.
Und dieses oft beständige allein sein, in der Kritik stehen und beständige für die Personen selbst nicht genug Wert geschätzt werden führt dann letztendlich oft zu einer Ausweglosigkeit, die keiner wirklich erkennen will oder erkennen kann - und damit für die betroffenen Personen zur Entscheidung des letzen Ausweges aus dieser beständigen Zwanghaftigkeit oder Aufgeschlossenheit. Dem letzten Schritt, dem Mut der Mutlosen. Dabei gehört selten wirklich Mut dazu, sondern eher eine völlige Verzweiflung und fehlender Halt in der Gesellschaft. So ist die Hand, die der Engel des Todes reicht, oft das, was diese Leute mit dem Seufzer der Erleichterung annehmen - und daher eigentlich keinen Mut brauchen. Ja, viele sind sogar wie auf eine Reise darauf vorbereitet und gehen diesen Weg völlig bewusst und erleichtert an.
Es ist allerdings so, daß wir diese Finsternis im anderen, ja unserem Gegenüber oft nicht sehen und erkennen - umso wichtiger ist, daß wir öfters beginnen, den anderen Wert zu schätzen. Unsere Gesellschaft lebt von negativer Kritik, sie weidet sich am Leid und erfreut sich an Häme… doch wäre oft positive Kritik, gemeinsames Teilen bestimmter Gedanken, offen und ehrlich - anstelle nur immer das Gemeingedankengut aus und anzusprechen - ein Ausweg für viele dieser Menschen.
Nur, warum tun wir es nicht? Ist es vielleicht unsere eigene Finsternis, die uns daran hindert?

In Gedenken und Gedanken an Robert Enge - ein Torwart, der heute in diesem wichtigen Spiel das Tor gehütet hätte und vielleicht endlich Anerkennung und Lohn für all die Qualen geerntet hätte.
Danke Robert, einfach mal nur so: Danke.

Übrigens: Diese seelische Krankheit, man nennt diese Depressionen... und einen depressiven Menschen erkennt man nicht einfach so... er muss zulassen, daß man es erkennt, denn er ist gewohnt, sein Leben hinter einer Maske zu führen.
Bei Robert wußten es auch nur wenige, und dies sollte uns Mahnung sein.
Stichworte: depression, robert enke Stichworte bearbeiten
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Kommentare

  1. Avatar von skaggerak
    Danke