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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Within the spirits of the mountains

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Urlaub, Prien am Chiemsee.
5.15 Uhr, der Wecker klingelt... nichts was Leute mit Urlaub in Verbindung bringen würden und doch, notwendig. Verschlafen schält sich alles aus den Betten, ein schnelles Frühstück, rasches anziehen. Leise wird Gepäck ins Auto getragen und die Maschine gestartet.
Wenige Minuten später ist die Autobahn erreicht, es geht das Inntal hinunter nach Kufstein. In Innsbruck strömen 9 Kilo hochwertiges Erdgas in den Tank, der Fahrer bekommt einen Kaffee, der Beifahrer ein RedBull.
Wenig später passiert der rote Hochdachkombi die Mautstelle der Brennerautobahn. Die morgentlich Stimmung ist diesig und nicht gerade verlockend, doch stabiles Wetter ist angezeigt, Grund genug, diesen Termin zu wählen. Kein Verkehr auch an der Mautstelle in Sterzing, wir passierten die ehemaligen Landesgrenzen am Brennerpass völlig ungehindert. Brixen zieht vorbei und herrliches Wetter erhellt das Etschtal.
Bozen Nord raus und nun die Passstrasse hinauf. Welschnofen, Deutschnofen durch, kaum Verkehr um 8 Uhr morgens.. 8.40 Uhr erreichen wir den Karerpass. Wolken verhüllen den Rosengarten und den freien Blick auf die Rotwand, das Ziel heute.
Es ist kurz nach 9 Uhr, als wir auf 2125 Meter Höhe an der Paolina Hütte aus dem Lift steigen und uns auf den Weg zum Vajolonpass machen. Es ist kalt, von Hochsommer ist hier oben nichts zu spüren.

Nervosität an der ersten Stelle, Schnee im Vajolonpass und die erste Leiter, kalt ziehen die Wolken vom Tal durch den Pass - es zieht und ist ungemütlich. 2550 Meter über Normal Null, der Einstig ist erreicht. Helme, Klettergurte, Seile Karabiner werden angezogen
256 Höhenmeter geht es den Nordgrat hinauf zum Gipfel, der Weg ist nicht unbedingt beschwerlich, eher einfach. Dennoch, die Wolken können nur ungenügend den gähnenden Schlund der nahezu glatten Vorderseite der Rotwand verhüllen. Das monotone Klicken der Karabiner in der Sicherung wird zur Routine, die Blaue Mauer erklimmt mit einem Lächeln der Zuversicht Meter und Meter.
Gegen 13 Uhr ist es geschafft. Summit - der Gipfel der Rotwand - 2806 Meter über Meereshöhe. Die Wolken, die vom Tal heraufziehen reißen jetzt immer mal wieder auf, blauer Himmel, Sonne und herrliche Aussicht.

Brotzeit am Gipfel. Auch Caro, die zu Anfang schwer nervös war, schlägt sich nun nicht nur wacker, nein, sie ist wieder völlig Herr Ihrer selbst.
Der Anstieg beginnt über die steile Hochwiese auf dem Rücken der Rotwand, bevor der gesicherte Steig beginnt und uns Stück für Stück tiefer zur Wandkreuzung bringt. Die schwierigste Stelle.
Die Kluft im Einschnitt zwischen der Rotwand und der Teufelswand, hinauf zum Fensterlturm wird von einer steilen Wand blockiert, die gesichert mit wenigen Tritten und Eisen überwunden werden muss.
Wir die Blaue Mauer die nötige Reichweite haben, die Griffe und Tritte zu erreichen?
Wir starten, nachdem eine Gruppe von der Rotwandhütte kommend Richtung Rotwandgipfel gekreuzt hat in die Passage. Die Blaue Mauer ist hochkonzentriert und steigt zügig voran. Ein schon seit Jahren lockerer, aber trittsicherer Stein läßt bei Ihr das Herz kurz schneller schlagen, doch Entspannung - 10 Minuten später ist es geschafft - Problemlos ist diese Passage überwunden. Caro nimmt diese Stelle ohne Hilfe mit Bravur und klebt wie ein Gecko am Fels, durchsteigt die komplizierte Stelle allein und ohne Hilfe rascher als erfahrene Hasen. Sie spielt ihre Gelenkigkeit aus und schiebt sich einer Krake gleich um die Felsen und Vorsprünge.
Über die Hochweise umrunden wir nach dieser anstrengenden Stelle den aufragenden Fensterlturm, die Teufelswand im Rücken.
Hinein geht es nun in den steilen Abstieg zur Rotwandhütte auf 2285 Meter hinab.
Eine letzte Leiter in der Spalte am Fensterlturm

Blaue Mauer nimmt die Stelle als erster und bleibt stecken. Seine Reichweite ist zu gering, um die Karabiner in die nächste Sicherung einhängen zu können. Nervöse Diskussionen, Caro übernimmt die Führung und steigt in die Spalte. Selbstsicher und von Nervosität keine Spure will Sie Ihren Bruder retten. Doch dieser nicht dumm, verkeilt sich in der Spalte und erlangt sich die nötige Freiheit, die Sicherung doch umhängen zu können, er kann nur nicht die Tritte benutzen, um abzusteigen, ohne sich selbst im Gurt aufzuhängen oder damit leicht zu stürzen. Kurzes überlegen, dann klemmt er einen Arm auf das Stahlseil und gleitet daran hinab wie auf einem Treppengeländer und verkündet, zum Unbehagen der Mutter, dies oft genug zu Hause an der Steige gemacht zu haben, trotz Verbots.
Hier war es nun hilfreich, so daß diese Stelle überwunden ist. Der Abstieg geht nun über die Hochwiesen am Rücken der Masaré Spitzen hinab zu Rotwandhütte

Es ist geschafft, nur leider hüllt sich König Laurin in tiefe Wolken und ein fenres Donnergrollen mahnt uns, nicht zu Verweilen, sondern anstelle der Siegermilch, doch lieber den raschen Weg zum Luft anzutreten.
Wir umrunden die Ausläufer der Masaré Spitzen an deren Südflanke, wo einst der gesicherte Steig begann und steigen dann über den Höhenwanderweg zu Paolina Hütte ab... Der Lift bringt uns rasch zu Tal, ein Abenteuer ist überwunden...

Als Trainer ist abgehakt: Mut, Entschlossenheit, Kondition, Kraft und Koordination...7 Stunden und 35 Minuten haben wir gebraucht - in jungen Jahren sind wir den Steig in unter 5 Stunden 'gegangen', doch jetzt und heute? Eine gute Zeit. keine Frage. wir sind alle zwar körperlich angegriffen und ermattet, doch so voller Endorphine, daß wir davon nichts spüren.

Kommentare

  1. Avatar von Oksanka
    Das ist einfach toll, dass ihr so 'nen Urlaub macht. Anstatt sich irgentwo auf Mallorca zu grillen bekommt man so viel Abenteuer im Leben und das mit 'ner gewissen physischen Belastung. Grade für Kinder 'ne superschöne schulfreie Zeit. Wenn mein Marcel dafür groß genug ist würd ich so was auch gerne unternehmen, aber... Unser Papa ist zu faul dafür. Leider...
  2. Avatar von Steffen
    Oksanka,
    jeder macht Urlaub wie es Ihm gefällt und mein Urlaub ist halt was anderes, als für andere Leute. wir sind Aktiv-Urlauber, wo die Entspannung nicht zu kurz kommt, aber auch das Erlebnis, daß andere, was man aufgrund Beruf sonst nicht machen kann, im Vordergrund steht.
    Somit sind Urlaubsberichte meiner Kinder in der Schule meist etwas, was kaum jemand anderen zu Wort kommen lassen würde, weil so viele Eindrücke da sind, daß anderen Kindern der Mund offen bleibt...

    Und trotzdem bleibt genug Zeit, um mal einen Tag am bayrischen Meer baden zu gehen, oder Abends noch im Stau des Beilhack-Wehres baden zu gehen...
    Aber unvorstellbar für uns ist es, den Tag nur zwischen Bett, Liegestuhl und Buffet zu verbringen... das wäre für uns kein Urlaub, sondern blanker Horror.
    Doch: Jedem das seine!