Selbstkritik. Wird es ein Problem?
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am 22.07.2010 um 22:01 (9798 Hits)
Ich konnte es heute wieder kaum abwarten zu spielen. Ich saß zu Hause und packte meine Tasche ein, zwei mal neu. Hatte ich auch wirklich alles eingepackt? Ich setzte mich ins Auto und fuhr zum Spiel im Nachbardorf. Der Gegner hieß heute Beckum und sie traten mit der 2. Mannschaft an - an und für sich müssten wir gewinnen. Doch zu früh gefreut.
Am Sportplatz angekommen standen schon ein paar Mitspieler am Rand und schauten sich das laufende Spiel an und je mehr ich am Rand stand umso unwohler wurde mir. Ich machte mir Gedanken was die Zuschauer denken wenn ich als Torwart rumschreie oder was sie denken wenn ich einen Fehler mache. Doch nach dem Aufwärmen ging es mir wieder besser. Ich fühlte mich gut und hatte den Kopf frei und die Zuschauer sowie die Presse spornten mich nur noch mehr an. Wir hatten mehr Ballbesitz, schoben den Ball schön hin und her, doch man merkte das anstrengende Training vom Vortag und die dauerhafte Belastung beim 5. Einsatz in folge in den Beinen der Spieler. So kam es nach ungefähr 10 Minuten zu einer eigentlich ungefährlichen Flanke. Ich kam raus und wollte den Ball abfangen doch ein Abwehrspieler hielt den Fuß rein und lenkte den Ball unglücklich an mir vorbei ins leere Tor. Das Spiel nahm weiter seinen Lauf. Wir hatten den Ball. Wir hatten die Chancen. Doch wir nutzten sie nicht. Zuviel festlaufen und zuwenig Laufarbeit. Weiter kam nichts in der ersten Halbzeit auf mein Tor, aber da ist ja noch eine zweite Halbzeit. Mit nicht mehr ganz freiem Kopf - das dumme Eigentor, was zum Großteil meine Schuld war, weil ich rausgekommen bin und nichts gesagt habe, saß nun wieder deutlich im Kopf - ging es wieder auf den Platz. Wir hatten wieder den Ball spielten gutes Pressing doch dann kam wieder ein Ball. Ein langer Ball von links quer nach rechts in den Strafraum - ich hätte ihn locker Fangen können wenn ich etwas gesagt hätte. Doch ich blieb stumm und lies meinen Mitspieler den Ball zur Ecke köpfen. Der Eckball wird ausgeführt, landet mitten im 16er und ein allein gelassener Gegner köpft den Ball locker und flockig unten links ins Eck. Wieder ging es in meinem Kopf umher "Hättest du den Ball nicht zur Ecke gehen lassen dann...". Aber das Spiel ging ja weiter... und es ging weiter mit voller Offensive unsererseits. Ich stand mehr zwischen 16er und Mittellinie als im 16er. Musste Bälle die zurück gepasst wurden an die Außen verteilen und hab immer aufmerksam mitgespielt. Wir hatten Chancen doch wie in der ersten Halbzeit wurden diese nicht genutzt oder das Aluminium war im weg. Dann kam aus dem Nichts mal ein langer Ball auf die rechte Seite für die Gegner und ich konnte mich auszeichnen und einen Schuss aufs rechte Eck parieren.
Die Zeit verstrich und die Niederlage war schon besiegelt - und es kam nur noch eine, aber entscheidende Aktion für den Gegner. Es begann die letzte Spielminute. Ein langer Steilpass nach links in den 16er. Ich komme raus und treffe den Gegenspieler mit dem Knie. Ein Piff und so kam es zum 3. Elfmeter in meinem 3. Spiel und diesesmal war ich wieder in der falschen Ecke. Direkt danach war Abpfiff und ich ging wutentbrannt in die Kabine - es konnte nur besser werden.
Ich brauch für solche Spiele wohl sehr lange um sie zu verarbeiten und zu "verkraften" und ich suche immer die Fehler - meist in mir. So auch heute. Jedes Tor geht auf meine Kappe in meinen Augen. Beim ersten hätte ich etwas sagen müssen. Beim zweiten hätte ich es nicht zur Ecke kommen lassen dürfen und beim dritten - ja etwas explosiver herauskommen, dann hätte ich den Ball und nicht den Spieler getroffen (was nebenbei auch noch meine erste gelbe Karte gegeben hat). So freu ich mich garnicht mehr auf den Urlaub in Österreich, in den ich morgen fahre, sondern möchte lieber Sonderschichten schieben und mit ins Trainingslager. Alleine weil mein Konkurrent nach seiner Fingerverletzung nächste Woche das Training wieder aufnimmt und ich denke, wenn ich weiter so spiele - auch wenn mir die Erfahrung fehlt und Fehler passieren - das er sicher zu Beginn der Saison die Nummer 1 sein wird. Und so sitze ich hier und suche die Fehler bei mir und mach mir Gedanken über meine Leistungen und ob ich diese für die 1. Mannschaft ausreichen werden... Selbstkritik ist nur in einem gewissen Maße gut und ich mach nun erstmal den Kopf frei im Urlaub.