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TuS07_RB

Selbstkritik. Wird es ein Problem?

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Ich konnte es heute wieder kaum abwarten zu spielen. Ich saß zu Hause und packte meine Tasche ein, zwei mal neu. Hatte ich auch wirklich alles eingepackt? Ich setzte mich ins Auto und fuhr zum Spiel im Nachbardorf. Der Gegner hieß heute Beckum und sie traten mit der 2. Mannschaft an - an und für sich müssten wir gewinnen. Doch zu früh gefreut.
Am Sportplatz angekommen standen schon ein paar Mitspieler am Rand und schauten sich das laufende Spiel an und je mehr ich am Rand stand umso unwohler wurde mir. Ich machte mir Gedanken was die Zuschauer denken wenn ich als Torwart rumschreie oder was sie denken wenn ich einen Fehler mache. Doch nach dem Aufwärmen ging es mir wieder besser. Ich fühlte mich gut und hatte den Kopf frei und die Zuschauer sowie die Presse spornten mich nur noch mehr an. Wir hatten mehr Ballbesitz, schoben den Ball schön hin und her, doch man merkte das anstrengende Training vom Vortag und die dauerhafte Belastung beim 5. Einsatz in folge in den Beinen der Spieler. So kam es nach ungefähr 10 Minuten zu einer eigentlich ungefährlichen Flanke. Ich kam raus und wollte den Ball abfangen doch ein Abwehrspieler hielt den Fuß rein und lenkte den Ball unglücklich an mir vorbei ins leere Tor. Das Spiel nahm weiter seinen Lauf. Wir hatten den Ball. Wir hatten die Chancen. Doch wir nutzten sie nicht. Zuviel festlaufen und zuwenig Laufarbeit. Weiter kam nichts in der ersten Halbzeit auf mein Tor, aber da ist ja noch eine zweite Halbzeit. Mit nicht mehr ganz freiem Kopf - das dumme Eigentor, was zum Großteil meine Schuld war, weil ich rausgekommen bin und nichts gesagt habe, saß nun wieder deutlich im Kopf - ging es wieder auf den Platz. Wir hatten wieder den Ball spielten gutes Pressing doch dann kam wieder ein Ball. Ein langer Ball von links quer nach rechts in den Strafraum - ich hätte ihn locker Fangen können wenn ich etwas gesagt hätte. Doch ich blieb stumm und lies meinen Mitspieler den Ball zur Ecke köpfen. Der Eckball wird ausgeführt, landet mitten im 16er und ein allein gelassener Gegner köpft den Ball locker und flockig unten links ins Eck. Wieder ging es in meinem Kopf umher "Hättest du den Ball nicht zur Ecke gehen lassen dann...". Aber das Spiel ging ja weiter... und es ging weiter mit voller Offensive unsererseits. Ich stand mehr zwischen 16er und Mittellinie als im 16er. Musste Bälle die zurück gepasst wurden an die Außen verteilen und hab immer aufmerksam mitgespielt. Wir hatten Chancen doch wie in der ersten Halbzeit wurden diese nicht genutzt oder das Aluminium war im weg. Dann kam aus dem Nichts mal ein langer Ball auf die rechte Seite für die Gegner und ich konnte mich auszeichnen und einen Schuss aufs rechte Eck parieren.
Die Zeit verstrich und die Niederlage war schon besiegelt - und es kam nur noch eine, aber entscheidende Aktion für den Gegner. Es begann die letzte Spielminute. Ein langer Steilpass nach links in den 16er. Ich komme raus und treffe den Gegenspieler mit dem Knie. Ein Piff und so kam es zum 3. Elfmeter in meinem 3. Spiel und diesesmal war ich wieder in der falschen Ecke. Direkt danach war Abpfiff und ich ging wutentbrannt in die Kabine - es konnte nur besser werden.

Ich brauch für solche Spiele wohl sehr lange um sie zu verarbeiten und zu "verkraften" und ich suche immer die Fehler - meist in mir. So auch heute. Jedes Tor geht auf meine Kappe in meinen Augen. Beim ersten hätte ich etwas sagen müssen. Beim zweiten hätte ich es nicht zur Ecke kommen lassen dürfen und beim dritten - ja etwas explosiver herauskommen, dann hätte ich den Ball und nicht den Spieler getroffen (was nebenbei auch noch meine erste gelbe Karte gegeben hat). So freu ich mich garnicht mehr auf den Urlaub in Österreich, in den ich morgen fahre, sondern möchte lieber Sonderschichten schieben und mit ins Trainingslager. Alleine weil mein Konkurrent nach seiner Fingerverletzung nächste Woche das Training wieder aufnimmt und ich denke, wenn ich weiter so spiele - auch wenn mir die Erfahrung fehlt und Fehler passieren - das er sicher zu Beginn der Saison die Nummer 1 sein wird. Und so sitze ich hier und suche die Fehler bei mir und mach mir Gedanken über meine Leistungen und ob ich diese für die 1. Mannschaft ausreichen werden... Selbstkritik ist nur in einem gewissen Maße gut und ich mach nun erstmal den Kopf frei im Urlaub.
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Kommentare

  1. Avatar von Believer
    Das ist auch besser so. Wenn ich eins gelernt habe, dann, dass Frusttraining oder übermotiviertes Training aufgrund von Leistungsschwankungen oder schlechten Spielen überhaupt nichts bringt.
  2. Avatar von skaggerak
    Mir geht es ähnlich mit der Selbstkritik und ich denke da sind wir nicht die einzigen hier.
    Mach den Kopf frei und werd ruhiger, dass kommt mit der Zeit und dem Alter!
    Ich glaube der Urlaub ist jetzt gar nicht mal so schlecht für Dich. Viel Spaß!
  3. Avatar von Chalkias
    Steigere dich da bloß nicht hinein. Es ist weder deine Arbeit, mit der du deine Brötchen finanzierst, noch is es eine wichtigere Tat, als dass der spaß untergeordet wäre. Machst du Fehler hilft auch oft schon ein schmunzeln, denn letztendlich weißt nur du wo deine Defizite liegen, also arbeite daran.

    Natürlich will man als Torwart fehlerfrei aufspielen, manchmal auch der Held der Partie sein. Dennoch kenne ich keinen Torwart der keine Fehler macht - was wäre auch unser Torwartspiel ohne Fehler, die uns unterlaufen? Fehler gehören doch erst zu unserem Torwartspiel. Selbstkritik ist völlig daneben. Vielmehr sollte man die Fehler abhaken und anfangen befreit daran zu arbeiten.

    Du könntest es auch mit einer Klausur vergleichen. Solange ich völlig befreit bin, werden nur die klaren defizite klar, sobald ich jedoch verunsichert bin und vor Angst aus Fehlern im Selbstmitleid versinke, werde ich Fehler machen, die nichts mit meinen eigentlichen Fähigkeiten zu tun haben werden.
  4. Avatar von Adi-keeper
    Erinnert mich irgendwie an unser erste Testspiel letzte Woche. Kaum was zu tun. Wir haben die Chancen. Nur harmlose Bälle halten und schön mitspielen. Wir ahtten Alu_Pech und die haben 2 ..100 Prozentige Chancen jeweils eins gg eins und beide male hab ich verloren da fragt man sich auch hättest du länger gestanden oder wärst du schneller wieder hochgekommen.
  5. Avatar von Schnapper82
    In Phasen, wo es nicht gut läuft, fahre ich mittlerweile das Training runter.
    Wenn es gut läuft, dann intensiviere ich das Training.
    Selbstkritik ist gut, aber man braucht auch jemanden, mit dem man sprechen kann!