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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Campo di Tannwaldo

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Kennt Ihr das auch? Feldspieler diskutieren immer (!!) über die Größe es Platzes. Das ist also förmlich mannschaftsbebundenes Vergleich des männlichen Begattungsorgans. Ich könnte mich kringeln immer. Das gipfelte dann soweit, daß ich dann in der Rückrunde nachts zu Hause sass und über Google Earth verschiedene Stadien ausgemessen habe. Ich mein, wenn ein Thomas Sobozik erklärt, das in Barcelona der Fussballplatz der größte der Welt wäre, dann will man das genau wissen. Nach Barcelona fahren kann man nicht, also schaut man unter Wikipedia nach und findet heraus: Camp Nou - Spielfläche 105 x 68 Meter. Klasse, bei Google Earth kann man messen: 104,6 x 67,5 Meter - passt.
Nur wenig weiter ist dann das alte Stadion in Barcelona, schnell mal gemessen: 104,9 x 65,2 Meter - hoppala.
Allianz Arena Google Earth gemassen: 104,87 x 69,27, laut offizieller Website Platzgröße: 105 x 68
Egal wohin man blickt, egal welches Station, selbst das Azteca Stadion in Mexiko Stadt: 105 x 68
Witzig: Bei den Gemeinden und Kommunen kann man oft auch die Sportanlagen abfragen und auch dort sind Platzgrößen angegeben, oft eben dann bei vielen Rasenplätzen der großen Sportanlagen im Standard 105 x 68 Meter.
Tja und nun kommt der Feldspieler in den Sportplatz an der Obeliskenschneide oder Sportanlage am Tannenwald. Das wirkt klein und eng... doch der Platz: 105 x 68 Meter, internationaler Standard.
Als ich das erzählt habe, man hat mich ausgelacht doch der Name, Campo di Tannwaldo setzte sich in den Köpfen fest.
So spielt oft Größe und die Wahrnehmung der Räumlichkeit uns einen Streich und viel davon ist subjektiv.

Tja, und so ist es etwas anderes, als wenn man auf der Sportanlage Am Tannenwald spielt, oder wenn man in den Campo di Tannwaldo fährt...

Jedenfalls hatte ich zum Ende der Sommerferien die Idee für die Kinder noch mal richtig was zu machen. Bei Rot Weiß Frankfurt ist theoretisch auch alles Material vorhanden, doch das ist es ein Gerangel um Schlüssel, Platz und all so ein Mist, daß ich gesagt habe:
Machen wir einen Vormittag Torwarttraining. So habe ich Zeit auch mal was ausführlich zu erklären, mal genauer und besser auf die Jungs einzugehen und die haben sicherlich Ihren Spaß.
Machen wir es im Campo di Tannwaldo, dort haben wir Ruhe und ich habe Zugriff auf das Material.
Schlüssel besorgt und dann mit dem E2 und dem E1 Torwart von Rot Weiß Frankfurt sich im Campo di Tannwaldo getroffen, 10 Uhr morgens. Mit den Eltern ausgemacht, daß wir bis 13 Uhr trainieren und dann ging es schon los.
Was für eine Welt, wenn man Hürden da hat, Slalom-Stangen, Medizinbälle, Markierungspylone, Hütchen in allen Farben aber auch sch mal 20 Derbystrar Striker Size 5 Light nehmen kann. So kann man nur sagen: Ausbildungen bei den Kindern beginnt auch mit Material und dem Zugriff darauf, da kann sich der 'große' Verein vom 'Kleinen' Verein was abschneiden.
Also rauf auf den Rasen, der wie ein Teppich im Wald liegt, völlig ungestört, die Kühltasche mit Wasser und Limonade dabei. Gleich mal drei Übungen aufgebaut und los. Aufgewärmt, ein wenig Gymnastik und dann los: Flache Bälle für en tiefen Umarmungsgriff - erst mal wieder reinkommen nach 5 Wochen Trainingspause. Schnell finden sich die Beiden wieder ein und sichern die Bälle, was Ihnen leicht fällt, die 5er Leicht Bälle bringen nicht die Wucht mit, wie ein 5er Derbystar APS. Egal, wir haben aber Bälle ohne Ende, und allein das ist klasse.
Durch die Slalomstangen und seitlich, yeah... es ist nicht leicht, aber es geht.
Dann habe ich kleine Hürden aufgebaut, seitlich durch die Hürden ist koordinativ anstrengend, also los und dann noch einen Ball halten - es wird kompliziert. Ich variiere die Übung ein wenig, nur indem ich Hürden in der Höhe verändere und sofort sind die Jungs wieder völlig raus, die Bewegung ist identisch, doch der Eindruck ein anderer: Bewegungskollaps..
Die Zeit vergeht wie im Fluge, immer wieder zapfen die Jungs Wasser und vernichten Liter um Liter, dazwischen auch immer wieder mal ein Schluck Limonade, die Energie muss ja woher kommen.
Ein paar Hütchen und nun immer wieder schnell seitlich zum Ball agieren und dabei schön nach vorn in en Ball 'reingehen', es erfordert Mut, Entschlossenheit und das Vertrauen in die eigene Technik. Mein erwachsener Torwart kann die Übung nur halb so gut wie die Jungs.
Anstelle zwei Durchgänge machen wir auch mal 4 auf der schwächeren Seite und die Torleute sind hoch zufrieden.
Wir kippen einen Bierzelt Garnitur Tisch um, nageln Heringe in den Boden und bauen so eine Rückprallwand... jeder 10 Leben, 10 Bälle - Feuer frei.
Für dieses Spiel ist jeder bereit, nochmals 10 Leben zu riskieren, schließlich prahlt man gegenseitig mit den verbliebenen Leben.
Trotz Pausen, die Konzentration läßt nach und wir arbeiten auf 13 Uhr hin, doch drei Übungen gehen noch:
Ich baue das "Second Goal" auf.
Jeder 10 Bälle... durch das zweite Tor darf er nicht durch, gegen den Angreifer muss man 1 gegen 1 gehen und ins Kurze Eck keinen reinlassen. Für die Kinder kaum etwas, was sie beherrschen werden, doch sie sind mit Eifer und Spaß dabei... die eigene Entscheidung, härter als ein Tor kann kaum eine Konsequenz zeigen, vor allem wenn der Trainer auch noch die Torleute 'verlädt'... Nachdem diese Übung auf beiden Seiten absolviert wurde, ist der Torhüter eigentlich fertig, doch auf besonderen Wunsch machen wir noch 1 gegen 1 extra.
Hier halten wir uns Ewigkeiten auf, vor allem weil auf einmal einer zuviel gefressen hat und nun das Gesicht macht, das ein Tiger vor Angst in die Windel machen würde.. so geht er auch hin. Tim Wiese in der Größe von Ein Meter Vierzig... mit Volldampf raus, voll in den Mann reinrutschen und den Ball sichern, wenn der Gegner dabei einen Salto macht, Wurscht. Wir belassen es dabei, die Konzentration ist einfach unten und Frust muss man nicht generieren, Verletzungen erst recht nicht provozieren.
Etwa 20 Meter vom Tor stelle ich nun einen Markierungpylon auf und lege erneut 10 Bälle vor das Tor... Auch dem Camp hatten die Erwachsenen schon Probleme, doch nun die Kinder... Es ist ein Ansporn.
Zielabstoß. Vom Boden so nah wie möglich an das Hütchen.
Die Anderen stehen in der Nähe des Ziels mit kleinen Hütchen und markieren, wo der Ball aufgeschlagen ist.
Plastisch und deutlich erlebbar wird dem Torwart bewußt und klar, das es nicht damit getan ist, denn Ball nach von zu bolzen. Zwei Runden, alle sind fertig, aber trotzdem: Die Sache mit dem Abstoß war nun nochmals ein Ding, wo man für sich selbst erfahren konnte: Es ist mehr, als rohe Kraft oder Gewalt.
Kurz nach 13 Uhr beende ich es... alle sind völlig runter, aber aufhören? Jetzt wo es Spaß macht?

Kinder... Training kann so einfach und so toll sein.
Stichworte: camp, e-jugend, trainingslager Stichworte bearbeiten
Kategorien
Torwarttraining , Fussball

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