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Dennis1991

Freiwillig ins kalte Wasser

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Ich spiele seit mittlerweile 3 Wochen in der zweiten Mannschaft eines Regionalligisten und möchte Euch in diesem Blog an meinen Erfahrungen teilhaben lassen. Ich fing nach 5 Jahren Pause mit jungen 18 Jahren bei den Senioren wieder an.

Gestern saß ich im Zug und hörte "You'll never walk alone", um mich auf das Training einzustimmen und mich "heiß zu machen". Gedanklich bin ich dann bei genialen Spielszenen und Paraden - ich lasse nur noch einen Gedanken zu: "Du kannst den Ball halten."
Ich brauche das, denn aufgegeben wird nicht - egal wie hart der Schuss, egal wie platziert, jedes Tor ärgert mich - denn wenn sich die Spieler nach einem Tor von dir wegdrehen, ist man einfach der Arsch und der Arsch will niemand sein. Es zerrt an den Nerven, eine solche Anspannung habe ich vorher noch nie erlebt. Es ist nun seit Trainingsbeginn so, dass ich eine 7 Tageswoche habe, die mich im "Crashkurs" nach oben bringen soll und mich doch jeden Abend wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

Unsere Mannschaft besteht nach vielen Neuzugängen nun größtenteils aus sehr erfahrenen Spielern, viele haben Landesliga, einige auch Regional-/Oberligaerfahrung - alle spielen seit Jahren aktiv.

Es ist unglaublich anstrengend, denn man selbst ist im Vergleich zu diesen Spielern unerfahren. Manchmal fühlt man sich als kleines Kind, ein kleines Kind, dass ankam und dachte es kann etwas, um dann all seine Defizite zu sehen (menschlich und fussballerisch).

Ich habe nicht gedacht, dass es so ruppig und schnell bei den Senioren zu geht. Meine letzten Erfahrungen habe ich bei den D-Junioren gesammelt, es ist absolut kein Vergleich. Aber es lohnt sich, denn jedes Training ist eine Belohnung. Man muss täglich 150% geben , nur um es nicht in einem Desaster enden zu lassen. Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit und man darf hinter sich greifen.

Bevor ich gleich mit den gestrigen Trainingserfahrungen anfange, möchte ich euch den aktuellen Wochenplan vorstellen.

Montag:
18:00 - 20:00 Torwarttraining
Dienstag:
19:00 - 21:00 Mannschaftstraining
Mittwoch:
Mentaltraining (Konzentration, Entscheidungsfreudigkeit, usw.)
Donnerstag
19:00 - 21:00 Mannschaftstraining
Freitag
18:00 - 20:00 Torwarttraining
Samstag
11:00 - 13:00 Spielvorbereitung (Torwarttraining - hier gilt: es werden nur die Schwächen trainiert, aber so, dass man motiviert wird - Fortschritte sieht. - Nicht anstrengend, aber unglaublich motivierend und baut das Selbstvertrauen auf)
Sonntag: Spieltag

Im Dunkeln - oder warum spielen ohne Flutlicht manchmal sinnvoll sein kann.

Aufwärmen (~15 Minuten)

1. Trainingseinheit: freies Spiel auf abgestecktem Feld ohne Tore, max. 3 Ballberührungen
2. Trainingseinheit: 5 vs. 2 auf 7x7m.
3. Kurze Laufeinheit
4. Trainingsspiel (kleines Feld, große Tore): Wir spielten nur auf einer Seite mit Flutlicht, sodass auf der rechten Seite meines Tores für einen etwas Nachtblinden Torwart ziemliche Dunkelheit herrschte. Natürlich merkten, dass die Spieler sehr schnell und ließen mich fix alt aussehen. Hohe Bälle bei denen man sich verschätzt, Flanken die aus der "Nacht" kamen, uvm. - alle meckerten, weil ich in den ersten 15 Minuten wirklich bescheiden aussah.
Nun gut, die nächste Zeit lief es dann aber und ich musste nicht mehr hinter mich greifen. Ihr werdet nun vielleicht denken: Warum hat er nichts gesagt? Ich habe etwas gesagt, wurde aber dann schnell zum schweigen gebracht: "keine Ausreden", "papperlapapp, musst du trotzdem haben". Auf der Rückfahrt war ich ziemlich aufgewühlt, habe aber irgendwann gemerkt: Du weißt was Du kannst, wenn Du den Ball nicht richtig siehst, dann weißt Du das am besten. Also dem Trainer bescheid gegeben: Nächstes mal bitte mit richtigem Flutlicht, ich kann sonst nichts sehen - nach anfänglichem zögern stimmte er zu. Jetzt heißt es zu überzeugen, jeden Tag aufs neue. Das Training von gestern ist abgehakt, heute Abend geht es wieder von neuem los. Gedacht wird nicht von Spiel zu Spiel sondern von Tag zu Tag.

Menschlich lernt man sehr viel bei der Sache, ich bin seit Trainingsbeginn sehr viel offener geworden. Gehe mehr auf Menschen zu, jammere weniger, rede mich nicht mehr bei Fehlern raus. Ich bin alles in allem weniger verkrampft. Ich freue mich seitdem sogar, wenn ich meine Defizite spüre - denn das treibt einen doch irgendwie an, wenn man merkt: hier geht noch was, da geht noch was. So kommt es, dass sich irgendwie sogar die Freundin und mein Umfeld über den Sport freut.

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