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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Von grünen Rasen, runden Bällen und Blauen Mauern

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Die Überschrift hätte eher die Rückkehr der Jedi Ritter heißen müssen, denn letztendlich gestaltete sich das Spiel der E2 Jugend heute wie ein Kampf an der Grube des Sarlacc. Ist man unterlegen, so die These der Jedi, greift man in Unterzahl an, was die Streitmacht der Gegner auf die Mitte und nach innen verlagert. Doch gab es keine Grube des Sarlacc, noch gab es Jedi Ritter, es gibt keine Streitmachten noch einen Krieg der Sterne...
Es dreht sich mehr um runde Bälle, die den 14 Spielern das Leben schwer machen. Denn Samstag morgen herrscht Krieg. Krieg um Punkte, Krieg um Siege. Es sind Vereine, die sich im Krieg befinden und der Krieg wird selten nur auf grünen Wiesen und an grünen Tischen geführt, sondern auch ausserhalb. Eltern bekriegen sich mit Worten, Trainer und Schriedsrichter... doch um was? Oft geht es um die goldene Ananas, und eigentlich nur um das Ego. Was sind das also für Eltern, die Ihre Kinder in solche "Kriege" schicken?
Und man muss sich nur mal an den Spielfeldrand stellen, wie dort zum Teil die Eltern die gegenerischen Spieler niedermachen, verbal angreifen und so mehr dem eigenen Ego nachgehen, als wirkliche 'Supporter' ihrer Kinder zu sein. Da wird nicht motiviert, sondern weil man das eigene Kind schon nicht kommandieren darf, wird dann der Gegner angemacht
Toni, geht doch mal da hin, der kann doch nichts
Boah, eh.. wieder der 8er der kann nur treten
der Zweier, der ist so doof wie Brot, da ist Zuschauen schon Körperverletzung
Und so musste die E2 heute auch auf dem grünen Kunstrasen ran. Diese Mannschaft besteht nahezu ausschließlich aus Spielern des Jahrgangs 2001 und der Gegner heute, durch die Bank besetzt mit Spielern des Jahrgangs 2000. Alle gut einen Kopf höher und körperlich robuster...
Schon seit Jahren ist dieser Verein im Kreis bekannt und eigentlich ist es immer recht rauh dort. Die Eltern stehen direkt hinter dem Tor und viele Kommentare, auch gegen oder zum Schiedsrichter sind furchtbar...
So traten wir mit einer leicht ersatzgeschwächten Truppe an, weil im Sturm, als auch in der Abwehr tragende Spieler verletzungsgeschwächt oder verletzungsbedingt fehlten.
Wacker ging daher die Mannschaft zu Werke, trotzdem der Gegner ließ keinen Zweifel daran aufkommen, wer nun wirklich der Hausherr war. Der Gegner war überlegen, allein körperlich. Spielerisch nicht unbedingt, Fehler gab es auf beiden Seiten, doch allein die körperliche Überlegenheit führte zur sichtbaren Spielfeldkontrolle der Hausherren.
Wie damals beim Pfingstturnier gegen den KSV Klein-Karben gab es auch hier beim Einlaufen Irritationen: Was macht der kurze Blonde im Tor? Warum stellen die keinen "Großen" rein? Haben die keinen "Anderen"?
Nunja... die Feldüberlegenheit der Hausherren führte auch rasch zu den ersten Chancen, doch eines war da... Ein Blaues Trikot. Es war eine fast unüberwindliche Mauer. Halb-Links kommt der Gegner zum Torabschluss, doch anstelle Innenpfosten/Tor im langen Eck schiebt sich eine Hand mit Uhlsport Fangmaschine Handschuhen hinter den Ball und dreht diesen um den langen Pfosten zur Ecke. Die Ecke, eine hohe, helle Stimme erklingt: "Torwart!!" Zwei kleine Hände recken sich zum Himmel, greifen den Ball und sichern diesen... keine Unsicherheit, absolute Kontrolle.
Ein Fehler links aussen, der Stürmer bricht durch und kommt zum Abschluss, doch wie von Geisterhand schieben sich zwei behandschuhte Hände hinter den Ball und ein blaues Trikot liegt im Weg. Der Ball ist wieder gesichert, trotz des harten Schusses. Erneut bricht links der Stürmer durch, ein langer Ball und ein blaues Trikot weht wie von einer zornigen Sturmböe getragen auf den Ball zu. Ein Schlag, ein Knall, der Ball wird vom blauen Trikot förmlich "geschluckt". Leider grätschte der Spieler in diesen Ball und so musste das erste Mal an diesem Tag eine Träne weggewischt werden und der Oberschenkel mit Eis gekühlt werden. Trotzdem: 1 gegen 1, und Ball ganz sicher geholt. Nicht geklärt, Ball gehalten. Ein Fehler des rechten Abwehrspielers, 2 Meter vor dem Tor, der Gegner kommt an den Ball, auch zum Beinaheabschluss, würde da nicht wieder ein blaues Trikot im Wege stehen und den Ball sicher im Gestocher unter sich begraben. Das zwischenzeitliche 0:1 durch den eigenen Sturm kann diese Blaue Macht im Trikot über 15 Minuten halten - Halbzeit. Zeit Wunden zu lecken und den Oberschenkel nochmals zu kühlen.
2. Halbzeit, der Trainer hat 3 Ersatzspieler gebracht, die jedoch die Abwehr nicht entlasten, so muss erneut das Blaue Trikot mehrfach sich dazwischen werfen.... immer wieder links brennt es, der Abwehrspieler kann seine Gegner nicht halten, doch das Blaue Trikot besteht erneut das 1 gegen 1. Auch rechts kann er zweimal sicher eingreifen und daher diese Situationen sicher klären, nicht einmal kommt der Ball aus, nicht einmal klatscht er den Ball bloß ab, so daß der Verteidiger klären muss... 30 Minuten kann diese Blaue Mauer im Tor fast allein den Rückstand verhindern. Doch ein Querschläger in die Mitte führt aus 8 Meter zu einem herrlichen Volleyschuss durch den gegnerischen Stürmer zum verdienten Ausgleich der Platzherren.
Eigentlich hätte dies so bleiben können, denn man wehrte sich wacker, doch die Einschläge kamen näher. Freistöße brachten die Gefahr, doch war der eine über das Tor, der andere von der Mauer geblockt recht ungefährlich von aussen, kam nun ein Freistoß von zentral auf das Tor. Das Blaue Trikot hatte schon abgehoben, ein herrlicher Flug, der durch den Gegenspieler jäh unterbunden wurde. Er drängte den Torwart ins Tor, verhinderte eine saubere Landung, aber umso schlimmer, daß dieser den Ball erreichen konnte. Eigentlich ein klares Stürmerfoul am Torwart, denn den Torwart ins Tor schieben, ohne den Ball zu berühren, ist im Torraum 'verboten'.. doch der insgesamt eher schwache Schiedsrichter vom Traditionsverein erkannte dies nicht und das Tor galt. 3 Minuten musste der kleine Torwart behandelt werden, der sich durch diese Aktion den Rücken gezerrt und ein Knie geprellt hatte.


Die Verletzungsfolgen dieses Fouls: Deutlich sieht man, wo der Ellenbogen eingeschlagen ist, als der Stürmer den Torwart ins Tor und zu Boden schob...

Trotzdem, der kleine blonde Torwart, zu Anfang belächelt, hatte sich aber bei einigen Anhängern der gegnerischen Mannschaft Respekt und auch Achtung erarbeitet. Über 40 Minuten verhinderte er die Niederlage, stabilisierte die Abwehr und die restlichen 10 Minuten konnte er zusammen mit seiner Abwehr eine höhere Niederlage verhindern. Denn bei einer Unsicherheit, wo er unter einer Flanke hindurch segelte, die er ein wenig unterschätzt hatte, klärte der kleinste Feldspieler auf der Linie souverän zur Ecke und half seinem Torwart aus der Patsche.
Es wächst etwas... es wächst eine Mannschaft. Und was man hier erfahren konnte, wenn man das Spiel gesehen hatte war, warum so mancher Gegner von einer "Blauen Mauer" spricht - teils enttäuscht, teils voll Hochachtung... und auch viele Trainer sind danach überzeugt: Allein die Größe macht es nicht, es gehört mehr dazu.

Aktualisiert: 02.10.2010 um 19:14 von Steffen (Bild eingefügt)

Stichworte: blaue mauer, spielbericht Stichworte bearbeiten
Kategorien
Fussball , Gedanken

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