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Believer

Von diesen Spielen...

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Da hatte er schon Recht, der Robert.
Es gibt diese Spiele, in denen du als Ersatztorwart nur verlieren kannst.

Ein solches Spiel durfte ich heute erleben.
Es ging im Berliner Pokal gegen einen Verbandligisten aus Steglitz. In der Vorbereitung 09/10 hatte uns dieses Team in einem wirklich schlechten Testspiel mit 1:2 besiegt.
Seit dem war der Trainer gegangen. Man hatte das Gefühl, dass es an System in diesem Team fehlt.
Kurzum: Heute sollten sie wirklich kein Gegner sein. Für uns.

Würde das Spiel normal laufen, so hätte ich mit den Händen vielleicht einen oder zwei Ballkontakte und der Rest meines Jobs beschränkte sich dann auf Rückpässe, Spielaufbau und Situationsentschärfung, wobei letzteres auch eher selten vorkommen würde. Ich würde also am Spiel teilnehmen, mir vornehmen die Rückpässe in einen souveränen Spielaufbau umzuwandeln, in brenzligen Situationen den Ball ablaufen und dann immer mal wieder die Arme hochreißen, wenn wir ein Tor schossen.
Nach dem Schlusspfiff würde ich dann nach Hause fahren, zum Training morgen erscheinen und mich für das nächste Wochenende wieder für die Ersatzbank vorbereiten. Eine andere Möglichkeit würde es da nicht geben.

Im anderen Szenario lassen wir uns vom Gegner überrumpeln, spielen fahrig. Ich schließe mich dieser Fahrigkeit an, wir bekommen ein paar miese Gegentore und gewinnen am Ende glücklich mit ein, zwei Toren Vorsprung. Am Ende würde ein schlechtes Spiel bleiben, die erleichterten Gesichter, dass wir es gerade noch umgebogen haben und ein Torwart, der ein paar Gegentore in einem vermeintlich leichten Pokalspiel kassiert hat.
Auch dort endet mein Weg nächstes Wochenende auf der Ersatzbank.

Wie ich es drehte und wendete, einen Vorteil konnte ich mir aus diesem harmlosen Pokalspiel gegen einen unterklassigen Gegner, den wir eigentlich mehr als dominieren sollten, nicht ausrechnen.

Ein deutliches Signal in diese Richtung gab es dann auch schon vom Co-Trainer bei der Verteilung der Trikots. Am Entscheidungstag der Kaderplanung bezüglich der Torhüter wurde uns erklärt, man handle und entscheide nach Wochenform. Keiner könne sich zurück lehnen, sonst würde der Andere schnell davon profitieren. Heute würde also ich spielen - aus multiplen Gründen - und wollte mir gerade die Eins nehmen, als mich der Coach zurück hielt. Er bat mich, heute trotzdem mit der 12 zu spielen.
Es hätte nichts sein können, kein Hintergedanke, eine reine Formalität, aber mich traf diese Aussage ein wenig. Später sollte ich sehen, dass meine Konkurrentin doch noch vorsorglich zum Anpfiff erschien, umgezogen. Das Trikot war also für sie vorgesehen gewesen...

Umziehen, Aufstellung verkünden, taktische Einweisung, dann ging es rauf auf den Platz.
Zur Erwärmung schnappte ich mir eine Auswechselspielerin. Bälle halbhoch auf den Mann, zentral flach, flache Bälle seitlich. Flanken. Rountine. Sauber.
Doch schon beim Torschuss merkte ich wieder einmal, dass ich im Moment einfach nicht weiß, was ich von meiner Leistung halten soll.
Langsam. Behäbig. Ein Ball fliegt oben Richtung Dreiangel. Ich stehe und sehe ihn im Netz einschlagen.
Ein Gedanke: Man, wärst du gesprungen, dann hättest du ihn sicher gehabt.
So geht es mir in letzter Zeit oft. Im Training in den letzten zwei Wochen stand ich selten im Tor. Dabei ist das doch so dringend notwendig, gerade wenn man in der Trainingswoche erfährt, dass man am Wochenende spielen wird. Kein einziges Mal nennenswert im Tor. Das nenne ich eine Vorbereitung vom Feinsten.

Nach dem Schusstraining ging es in die Kabine. Musikalische Einstimmung auf das Spiel. Alles gut, ganz ruhig, du kannst das alles. Einfach einen sicheren Eindruck vermitteln, blöde Aktionen abhaken. Immer weitermachen, sagte ich mir.

In der ersten Halbzeit schossen wir 2 Tore. Ich verhielt mich hinten defensiver als sonst. Der Respekt vor der Situation kettete mich an meinen Strafraum. Ein verunglückter Rückpass, der mir zwar schlecht zu gespielt wurde, aus dem ich dann aber auch gar nichts mache, bleibt. Ich kann mich allerdings fangen. Die restlichen Spieleröffnungen laufen flüssig. Eine Flanke muss ich abfangen, sicher. Allerdings von der Gegnerin niedergestreckt. Warum fehlt da die Entschlossenheit, warum kann ich sie nicht umrammen, so dass nur sie und nicht wir beide am Boden liegen?
Ich übe zu wenig Flanken und Ecken, denke ich wieder einmal.

So ging es in die Halbzeit. Kein einziger abgewehrter Ball. Wie erwartet. Wir passen uns dem Niveau des Gegners in der 2. Halbzeit nicht mehr an, spielen besser, lassen den Ball laufen. Gleich die erste gelungene Situation führt zum 3:0. Danach erhöhen wir kontinuierlich bis zum 6:0. Ich freue mich über die Tore. Da waren noch 20 Minuten zu spielen.
Diese Zeit wurde unsere Abwehr ein paar Male von einem gegnerischen Angriff gestürmt. Durch Wechsel und Umstellungen fehlte die Sicherheit und Aufteilung der ersten Halbzeit. Ich versuchte mein Bestes sie zu ordnen. Immerhin kamen die Hinweise an. Insgesamt befand sich der Gegner nur 2 mal gefährlich vor meinem Tor. Beide Male wurde in letzter Sekunde geklärt. Der einzige nennenswerte Versuch des Gegners ist ein trudelnder Ball aus dem Gewühl einer Ecke heraus, den eine Abwehrspielerin auf der Linie klärt. Ich musste nicht eingreifen.

Nach dem Spiel kam dann die Ernüchterung. Und jetzt?
Mein Torwarttrainer ist immer noch verletzt. Im Training läuft es immer noch schlecht. Mein Weg führt nächstes Wochenende immer noch auf die Bank.

Es war eben eines dieser Spiele...
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Kommentare

  1. Avatar von zewenkeeper1
    Besser kann man die Gedanken einer No.2 nicht beschreiben.....
  2. Avatar von Paulianer
    Es sind jedoch auch genau diese Gedanken, die einem das Leben schwer machen und verkrampfen lassen. Mit diesen Gedanken wird man nie zu seinem Glück finden.