
Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer
Von Adlern, Bussarden und fliegenden Kühen Teil 1
von
am 15.10.2010 um 11:55 (8011 Hits)
Nöö, ums vorweg zu nehmen: Wer jetzt denkt, da kommt was zum Thema Fussball, der irrt sich und sollte besser gleich einen anderen Eintrag lesen. Hier geht es um das Berufleben und vor allem im fliegende Dinge.
Stuttgart 21 ist dick im Rennen und auch anderswo, wie beim Neubau des Flughafens Berlin fragen sich die Leute, ob man diese verarschen will. Schlicht gesagt, ich bin gegen Stuttgart21. Mir ist dabei Banane was Stadt und Komune aus dem "erhaltungswürdigen" Bahnhof machen, ich sehe es aus der Position des Betriebseisenbahners.
Ein ähnliches Projekt hatte man mal für Frankfurt vorgesehen, doch nachdem man es mal "durchgespielt" hatte, hat man es sein lassen und statt dessen die Neubaustrecke ohne Frankfurter Hauptbahnhof nur über Frankfurt Flughafen geführt, den Hauptbahnhof über ein Gleisdreieck angebunden basta.
So kann man mit einem Sprinter zackig und ohne Verkehr auf der Schnelltrasse von Stuttgart aus kommend über Ffm-Flughafen direkt weiter in Richtung Köln dübeln. Warum hat man nicht den Hauptbahnhof untertunnelt, wie geplant? Nunja, da waren zunächst die Kosten... Logisch veranschlagte man auch dort erst einmal nur rund 4,5 Milliarden Euro Steuergelder für den Bau. Das war kein Grund. Der Grund war dann, daß einfach die Anbindung an die vorhandenen Regionalbahntrassen der S-Bahn, des kommunalen Nahverkehrs und auch der Regionalbahnen der Bahn nicht mehr so einfach würden. Zudem bemerkte man rasch, daß wenn man tunnelt, die Neubaugelände um Güterbahnhof und auch Messegelände in die Planungen mit einbezogen werden müssten, was nicht ging, denn man kann erst sauber abschätzen, wie gut der Tunnel sein muss, wenn alles steht. Macht man es vorher, wird der Tunnel oft ein mehrfaches teurer und diese Mehrkosten wollte keiner zahlen.
Aufmerksam sollte man nun mal den Punkt Eisenbahnbetrieb verfolgen, der Frankfurts Durchgangstunnelbahnhof zum kippen brachte:
Frankfurt ist ein wichtiger Knotenpunkt im Rhein-Main-Gebiet. Hier starten nicht nur Züge, hier enden auch Züge. Neue Züge werden zusammen gestellt, oder auch Züge geteilt und neu verteilt... all dies bedingt, daß ein Zug im Bahnhof anhalten muss - soweit klar - doch dann muss mehr passieren. Bei einer Zugteilung muss man die Passagiere entweder auf zwei neu bereitgestellte Züge umsteigen lassen, oder aber man muss Zugteil eins mit einer neuen Lok aus dem Gleis abfahren lassen, dann Zugteil zwei mit einer weiteren Lok in eine andere Richtung loszuckeln lassen. Version 2 wird heute nicht gemacht, sondern wenn dann steigt man um. Also muss man ggf. von einem Zug, der durch Frankfurt durchfährt, wie ein ICE zum Beispiel, auf einen anderen Zug, der durch Frankfurt durchfährt oder von dort losfährt, umsteigen. Bei einer Zugteilung bleibt allerdings der Zug in Frankfurt stehen, er endet dort. Die Passagiere steigen aus und müssen nun in zwei andere Züge, die in Frankfurt starten, umsteigen. Zugteilung, Alltag bei der Bahn.
Nun stehen im Hauptbahnhof 24 Bahnsteigsgleise zur Verfügung und für Notfälle gibt es drei Behelfsbahnsteige. Unterirdisch laufen auf 2 Gleisen Richtung Innenstadt und zwei Gleisen aus Frankfurt raus - vier Gleise insgesamt - alle S-Bahn Linien hier durch. Nur die S-Bahnen, die nicht (!!) weiter in Richtung Innenstadt fahren, wie bestimmte Züge zum Flughafen oder Verstärkungszüge, halten oben auf den sogenannten Fernbahnsteigen. Reise steigen also in Frankfurt aus, und gelangen über den zentralen Zugang zum Tiefbahnhof sofort zum Regionalen S-Bahn Verkehr. Reisende, die aus der Region mit der S-Bahn angereist sind und weiter entfernte Ziele nun bereisen möchten, steigen hier direkt in zum Fernbahnsteig auf, und finden dort bequem den zugehörigen Bahnsteig.
Man merkt schon: Eisenbahn, dasß ist eine große Sache und hat mit vielen vielen Zugbewegungen zu tun.
Stuttgart 21 ist anders! Hier laufen alle Gleise zentral auf einen Bahnhof zu, egal ob S-Bahn oder ob ICE.
Es gibt 8 Gleise, insgesamt, also vier Bahnsteige. Teilen wir dies durch zwei, so erhalten wir vier Eingehende und vier Ausgehende Bahnsteige. Nennen wir diese Eingangsgleise E1 bis E4 und die Ausfahrtsgleise A1-A4
Spielen wir nun mal eine Zugteilung für Stuttgart durch:
Zug eins fährt ein, belegt damit Gleise E1
Bereitgestellt sind nun Zug auf A1 und Zug auf A2.
Die Passagiere müssen nun den Zug verlassen und umsteigen und wenn der Zug leer ist, muss dieser Gleis E1 verlassen.
Wenn alle umgesteigen sind, verlassne die Züge A1 und A2
Soweit so gut, doch was ist, wenn ich nun auf Gleis E1 und E2 den ICE Verkehr und den IC/RE Anschlussverkehr habe? Denn es kommt oft genug vor, daß Reisende in Stuttgart vom ICE auf einen anderen Schnellzug umsteigen müssen, weil diese z.B. in Richting Bodensee/Schweiz anders weiter reisen, als die Route des ICE? Okay, dann haben Gleis E1 und E2 Priorität.
Meine zugteilung fährt daher nun auf Gleis E3 ein... alles wie gehabt...
Doch was ist mit den S-Bahnen, oder den Regionalbahnen... Das wickle ich über Gleis E4 ab, kein Problem.
Nun, dann gehen wir jetzt mal an einen Hauptbahnhof... wir stellen fest: Verspätungen sind an der Tagesordnung. Egal ob 5 Minuten oder 15 Minuten, immer mal wieder muss ein Zug auf einen anderen warten, oder ein Zug kommt verspätet an, verpasst damit sogar Anschlüsse. Was allerdings auffällt: Es ist eigentlich kein Problem, wenn ich Platz genug habe. Doch bei Stuttgart 21 bekomme ich ein Problem:
Der ICE kommt 5 Minuten zu spät, der IC nach Zürich muss daher kurz warten. Meine zugteilung auf E3 blockiert nun ebenfalls das ein Einfahrgleis, während die Ausfahrt auch nur noch zwei Gleise hat, weil ich zwei durch die Zugteilung blockiere... alles was nun einfahrend ist, zwängt sich durch E4 durch, was einen immensen Stau bedeutet... hat nun eine S-Bahn, oder Regionalbahn Verspätung, was durchaus vorkommt, dann verstopft E4 und ich muss ggf. A3 und A4 als Alternative nutzen, was die Ausfahrt anderer Züge aus dem Bahnhof behindert, da die Züge kreuzen müssen... ich produziere also Verspätungen. Jede Menge und mein Bahnhof ist verstopft!
Anstelle Komfort schaffe ich ein Nadelöhr... es bringt also keine Beschleunigung des Verkehrs, es bringt eine Verzögerung.
Was kann ich tun? Logisch: Zugteilungen vermeiden oder VErlegen... Also fährt alles durch Stuttgart nur noch durch... Verlust von Knotenpunktcharakterisik. Fange ich damit an, lege ich später auch den Regionalverkehr um, um Stattgart21 zu entlasten, und ich habe damit einen fast ausschließlichen Fernbahnhof, mit einer mangelhaften Anbindung an andere regionale oder leicht überregionale Züge. Charakterisik ist dann eher wie der Flughafenbahnhof in Frankfurt - der allerdings kann den Knoten Hauptbahnhof Frankfurt nie ersetzen.
Man sieht aus Eisenbahnbetriebstechnischer Sicht, ist Stuttgart 21 sehr, sehr fragwürdig, weil es keine Pufferzonen gibt. Im Kopfbahnhof lasse ich zu Zugteilung einfahren und kann diese ein Gleis, z.B. 24 zwei Stunen blockieren lassen: Das Gleis wird selten benutzt und genau dann habe ich den Platz. Die Reisenden steigen um und ich blockere mein Bahnhofsvorfeld so gut wie gar nicht und schon gar nicht einen wichtigen Bahnsteig. ICE hat Verspätung? Kein Problem, dann fährt der eben anstelle auf 8 oder 9 eben auf 12 ein, blockert damit nicht die anderen ICE auf 8,9, 10 und 11, die Gleise bleiben auch frei und ich erzeuge erneut keinen Stau, den IC auf Gleis 7 kann ich dort festhalten, und den Moment länger warten, bis meine Reisenden von 12 auf 7 gekommen sind, denn er blockiert keinen anderen, und wenn, dann leidte ich den IC Rasender Roland eben auf Gleis 14 um, und kann diesen ggf. sogar zeitgleich mit dem IC auf gleis 12 ausfahren lassen, so daß die Verspätung das auf Gleis 12 wartenden Zuges niemand stört.
Das geht, wenn ich Platz habe... Stuttgart21 hat alles, nur keinen Platz und auch keine Pufferzonen, um Züge auszuziehen, zu teilen oder bereitzustellen... Stuttgart21 ist für mich ein fragwürdiges Projekt und ich bin gespannt, wie man später den Fahrbetrieb dort abwickelt und ich hege große Sorgen, daß die großen Versprechen gehalten werden können.
Denn letztendlich: Es geht nur um eine Fahrzeitverkürzung auf der ICE Trasse um rund 1 bis 3 Minuten, die durch den Durchgangsbahnhof gespart werden... sind ein bis drei Minuten solche Löcher wert, oder hätte man es nicht anders, besser lösen können?
Siehe Teil zwei