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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Von Adlern, Bussarde und fliegenden Kühen Teil 2

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Tja, wie wir gesehen haben: Vieles scheint toller als es ist. Warum kommt es dann, wie bei Stuttgart 21 überhaupt zu solchen, ich sage mal Projektdefiziten?
Ich sage ja nicht, das der Bau von Stuttgart21 keine Vorteile hätte, sondern ich hege nur begründe, auf Erfahrung basierende und in Gesprächen mit dem Fahrenden Zugpersonal begründe Zweifel an der wirklichen Durchdachtheit dieses Projekts und vor allem an den Vorteilen, die man sich daraus erhofft.

Schauen wir uns doch mal an, wie ein Projekt gemacht wird. Nehmen wir ein mittleres Unternehmen. Es gibt die Fachabteilung, die einen Bedarf an die Service Abteilung stellt. Der Antrag der FA kommt also an die Führungsebene der SerAbt und dort entscheidet man über diese Sache. Gibt man dem Antrag der FA nach, so bildet sich ein Projektteam in der SerAbt, die das Projket ermittelt, den Umfang klärt und möglichst die Wünsche der FA in eine Planung und einen Vorschlag umsetzt. Das sind viele, viele Sitzungen, viel Gerede und letztendlich schließt es damit ab, daß die SerAbt einen Projektvorschlag an die Führungsebene der SerAbt übergibt.
Stellen wir uns also vor, die FA hat eine Kluft zu überbrücken und zugleich einen Bedarf an 40 Litern Milch pro Woche, der durch die SerAbt entsprechend über eine Installation zu erbringen ist. Das Projekt wird angenommen und im Projektteam lange, lange erörtert. Natürlich möchte die Fachabteilung keine Komforteinbußen und möglichst auch klare und gesicherte Leistungen.
Naja, das Projektteam entschließt sich also, 2 Adler und eine Kuh zu verbauen. Die Kuh gibt sicher genug Milch, um die geforderten 40 Liter pro Woche zu erfüllen und etwaige Mehrmengen können einfach, sicher und kostenneutral entsorgt werden, oder aber an andere FA zur Weiterverarbeitung überführt werden. Zudem entschließt man sich, 2 Adler zu montieren. So kann die Kluft sicher überbrückt werden, und ein Adler kann ggf. sogar zwei Mitarbeiter befördern, ohne Komfort und sicherheitseinbußen. Der zweite Adler ist Reserve, sollte es doch mal dazu kommen, daß dringende Kluftüberbrückungen gemacht werden müssen und zeitgleich mehr als drei Leute zu befördern sind. Zudem ist ein Adler und eine Kuh auf Lager, es müßte also nur ein Adler nachbeschafft werden, was die Beschaffungskosten senkt.
Das Projekt wird der Führungsebene vorgestellt, diese ist zufrieden, geht nun zur nächsten Führungsebene, die dies mit der FA klärt.
Drei Wochen später klingelt das Telefon. Chef ruft an und teilt dem Projektleiter freudig mit: "Ihr Projekt war ein voller Erfolg! Bitte zwei fliegende Kühe installieren!"
Der Projektmanager ist entsetzt... von fliegenden Kühen hat keiner gesprochen, ist nie kommuniziert worden. Er stellt dies im Gespräch dar und geht von einem "bedauerlichen Missverständnis" aus. Der Chef sieht es ein und verspricht, mit der nächsten Führungsebene es nochmals zu klären.
Einige Tage später e-Mail direkt aus der höheren Führungsebene: "Sachlage geklärt, danke für Ihre Informationen. Fachabteilung einverstanden - zwei fliegende Kühe installieren"
Projektleiter geschockt, er ruft nun seinen Chef, erklärt nochmals, was erarbeitet wurde, daß es keine fliegenden Kühe gibt. Man beschließt, die nächste Führungseben zusammen aufzusuchen. Termin steht, man trifft sich in der Runde und der Projektleiter erklärt, daß es keine fliegenden Kühe gibt, daher Kuh und zwei Adler der Projektvorschlag war, der sogar mit reichlich Reserven ausgelegt ist.
die Führungsebene nickt, versprich es dringlich mit der FA zu klären.
Einige Tage später miss der Projektleiter zur höheren Führungsebene. Das Projekt ist so nicht tragbar, zu teuer...
Gut, zurück an die Planung. Sitzungen, Klärungen und letztendlich ein paar Wochen später, das überarbeitete Projekt, welches vorsieht, anstelle der teuren Adler nun zwei Bussarde zu installieren. Diese können nur einen Mitarbeiter befördern, doch für den eventuellen Fall steht ein Bussard in Reserve, auch wenn Bussarde nicht so zuverlässig sind, wie Adler.
Anstelle der Kuh wird nun ein Jungrind installiert, mit einer durchschnittlichen Leistung von 20 Liter pro Woche. Da aber selten 20 Liter pro Woche benötigt werden, wie die FA zugibt, reicht es aus, einen Milchbehälter mit 10 Liter neben die Kuh zu stellen, um einen Mehrbedarf ggf. aus diesem Puffer zu decken. Davon ist zwar nichts an Lager, aber man kann es kostengünstig über lokale Vertriebswege beschaffen.
Projekt wird also vom Projektleiter wieder an dessen Chef übergeben, vorgestellt. Dieser trägt es nun zur höheren Führungsebene, die damit nun zur Fachabteilung geht. Einige Tage später dann die Nachricht aus der Chefetage:
"Projekt angenommen, Kosten ausreichend minimiert, bitte eine fliegende Kuh installieren!"
Dem Projektleiter reicht es, er geht in die höhere Führungsebene, seine eigene Chefetage auslassend - sehr zum Missfallen seines Chefs - um diese Sache nochmals zu klären. Erneut geht er von einem Mßverständnis aus, die auch die höehere Chefetage in der kürze der Zeit des Gesprächs einräumt und verspricht, es nochmals zu klären.
Einige Tage später Anruf aus der eigenen Chefetage: "Das Projekt wird fremd vergeben. Die höhere Chefetage läßt sich nicht so bloßstellen. Wenn der Kunde eine fliegende Kuh haben will, dann bekommt er dies."
Natürlich ist die höhere Führungsebene und der Chef die nächste Zeit nicht mehr gut auf den Projektleiter zu sprechen, warum auch, er hat doch alles vermasselt.
Naja, einige Wochen später ist die Fremdfirma von SuperProjektConsulting im Haus und stellt das Projekt vor, welches Sie aufgrund der Vorgaben entwickelt haben. Es sieht vor, zwei Kühe zu installieren und zwei Adler zu montieren. Stirnrunzelnd fragt die höhere Führungsebene, warum man nicht nur eine Kuh benutzen könnte, was die Firma SuperProjektConsulting mit Redundanz erklärt, denn eine Kuh ausfiele, bräche der gesamte Produktionszyklus zusammen, nicht mal geringste Mengen könnten so erbracht werden und daher würde man eine zweite Kuh dringend empfehlen, zumal die Überschussproduktion kostenneutral entsorgt, oder wertsteigernd verarbeitet werden könnte. Das sieht die höhere Führungsebene ein, die Fachabteilung ist begeistet, hingegen fragt die höhere Fürhungsebene, warum den nicht wie gefordert man "fliegende Kühe" installiert hätte.
Der Projektmanager von SuperProjektConsulting lächelt und zeigt auf einer tollen Folie: "Nun, wenn ich fliegende Kühe installiere, muss ich zwingend Transporthubschrauber und das Steuerungskit Pilot mit installieren. Allein der Kostenpunkt Transporthubschrauber schlägt, je nach Kapazität mit dem über 100 fachen Preis für einen Adler zu Buche, ohne die Wartungskosten für das Lizenzpflichtige und intensive Wartungsprogramm. Auch das Steuerungskit Pilot habe Kosten, die mit rund zwei Vollzeitarbeitskräften in Rechnung gestellt würden, zudem würde dieses Steuerungskit immer mal wieder ausfallen, teilt wegen Wartung, Störung oder Updates, so daß hier ggf. zwei Steuerungskits verbaut werden müßten, was dem Kostenanteil wie vier zusätzliche Vollzeitmitarbeiter gleichzusetzen wäre. Dies stünde in keinem Verhältnis und daher habe man sich entgegen des Kundenwunsches aus Kostengründen für die günstiger und zudem flexiblere, leicht erweiterbare und zudem in selbstinitiative steuerbare Variante mit zwei Kühen und einem Adler entschieden. Dabei wären die Einsparen so phänomenal, im Vergleich zu zwei fliegenden Kühen, daß man mühelos noch hätte einen Adler und eine Kuh aufstocken können, dies aber aufgrund der Überdimensionierung bei jetzt schon optimal ausgefüllter Redundanzen und Puffervoluminae nicht im Projekt weiter verfolgt habe!"
Die höhere Führungsebene ist beeindruckt, die Fachabteilung noch mehr und das Projektleiter von SuperProjektConsulting fügt seinem Projektmanager bepflichtend zu:
"Das ist aber nicht alles. Wenn Sie damit nicht zufrieden sind, so kann das jetzt geplante Projekt im Nachhinein immer noch mit Hubschrauber und Steuerungskit Pilot nachgerüstet werden, um eine oder durch weiteres Aufrüsten zwei fliegende Kühe zu erhalten. Der Abverkauf der Adler ist in solch einem günstigen Verhältnis auch später gegeben, daß ein nachträger Umstieg immer noch zu realisieren ist und daher das Projekt in keinster Weise auch nur einschränkt ist - es ist nur eine Frage der Kosten!"
Dies löst nun fast bei allen Standing Ovations aus, der Prjektmanager beruhigt die tobende Menge und schließt mit den Worten:
"Solche Mitarbeiter braucht man, um erfolgreich solche Projekte abschließen zu können!

So wurde durch SuperProjektConsulting Firma zwei Kühe zum Sonderkostenpreis und zwei Adler zum Vorzugspreis beschafft und installiert, das Projekt wurde groß in den Mitarbeiterinformationsmaterialen beworben und vorgestellt, die Firma SuperProjektConsulting hoch gelobt.
Bei der SerAbt steht der Haussegen schief, der Chef wiederholt nur zu gern, wie sehr man doch gern so fähige Mitarbeiter wie von extern hätte und im Lager warten weiter eine Kuh und ein Adler auf den Einsatz...



Übrigens: Wenn Ihr nun eigenen Projektarbeiten merkwürdige Gleichheit und irgendwo merkwürdige Ähnlichkeiten auffallen, dies ist durchaus gewollt und beabsichtigt, allerdings sich alle Namen, Bauteile und Bezeichnungen frei erfunden...
Und nun stellt euch vor, wie das bei Großprojekten abläuft und dann wundert Ihr Euch nicht, warum bald Flugzeuge über dem Wannsee in Berlin Schleifen drehen und ein Naherholungsgebiet der Großstadt zunichte gemacht wird - insbesondere warum einige Leute geschickt Dinge verschweigen, oder zumindest so umschreiben, daß es nicht auffällt - bis es zu spät ist.
Stichworte: projektarbeit, projekte Stichworte bearbeiten
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