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Believer

Saisonrückblick 2009/2010 - Am besten einfach das Buch zu schlagen... (Teil 1)

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Warum schreibt jemand, dessen Mannschaft eigentlich noch das entscheidende Saisonspiel (Sonntag, 12 Uhr - Abstiegsfinale) bevorsteht schon jetzt einen Saisonrückblick?
Diese Frage ist denkbar einfach zu beantworten:
Nach dieser langen Saison, den Schwierigkeiten und Hindernissen ist mir das Ergebnis des Sonntagsspiels fast egal. Zwar wäre es schon schön, wenn mein Team am Ende der Saison nicht absteigen und ich damit nicht den zweiten Abstieg in 2 Jahren "feiern" müsste, aber wirklich entscheidend ist es für mich nicht.
Der Grund dafür liegt auch nicht in meiner Entscheidung den Verein zu wechseln. Nein, viel mehr sind die Ursachen, die uns bzw. mich in eine solche Lage gebracht haben der Grund für meinen Entschluss zu gehen.
Das Motiv also, warum ich relativ gefühllos zu dem Spiel am Sonntag um 12 Uhr fahren, meine Beine auf die Eisbox legen und dort wahrscheinlich 90 Minuten der Beobachtung verbringen werde, dürfte euch nach den folgenden Zeilen klar sein.

Im Zurückblicken denke ich, dass das Camp 2009 in Ruit eine ganz entscheidende Komponente war. Nicht nur der Fakt, der direkt auf der Hand liegt (klingt jetzt etwas verwirrend, macht auch nur für manche Sinn), sondern auch die Dinge, die ich aus Stuttgart mit nach Berlin nahm, halfen ungemein - Spaß, Zuversicht, Input... So vieles. Ohne diese positiven Erfahrungen hätte diese Saison sicherlich ganz andere Spuren hinterlassen...

Fangen wir also von vorn an:
Im März 2009 wechselte ich vom FFC Berlin 2004 zum 1. FC Union Berlin. Diesen Schritt hätte ich auch ohne den Rauswurf meines Trainers durch den Vorstand getan, mit dem seit einem Gespräch über meine Wechselgedanken auch Konflikte bestanden - nur eben später. So absolvierte ich schon Mitte der Rückrunde mein Probetraining bei Union, trat aber aufgrund der Sperre, die mir drohte, erst fristgerecht zum 1. Juli 2009 ein. Ich erhoffte mir von diesem Schritt ein Stück mehr Professionalität, mehr Förderung und die Möglichkeit meine sportlichen Grenzen auszutesten, denn immerhin spielte zu diesem Zeitpunkt die Mannschaft der 1. Frauen noch in der 2. Bundesliga und bot so eine tolle Perspektive. Doch kaum war ich im Verein eingetreten, häuften sich dort die Probleme. Als hätte ich eine Seuche an mir zu haften, fand ich dort bald Bedingungen vor, die ich eigentlich in meinem alten Verein zurück gelassen haben glaubte. Der Trainer der ersten Frauen verabschiedete sich zum Saisonende wie auch der Trainer der zweiten Frauen, der meine sportliche Hoffnung und mein sportlicher Förderer über die 2 Monate gewesen war. Auch die langjährige Torwarttrainerin, die bisher die Torwärte manchmal bis zu 3 mal die Woche trainiert hatte, nahm ihren Hut.
Zunächst dachte ich, dass diese Umstrukturierung für mich nur gute Seiten haben konnte. Immerhin würde ja dann ein offener Konkurrenzkampf zwischen allen 4 Torhüterinnen statt finden, in dem keiner die "Union-Karte" - wie ich sie damals nannte - ausspielen konnte. Doch ich sollte mich gründlich täuschen - wie so oft in dieser Saison.

Den neuen Trainern für die 1. und 2. Frauen folgte kein Torwarttrainer, so dass wir bis fast September warten mussten, bis endlich eine Interimslösung gefunden werden konnte, die sich dann auch nicht als "Lösung" im herkömmlichen Sinne erweisen konnte. Sie spiegelte vielmehr die pure Verzweiflung und Naivität wieder, die in den Strukturen herrschte - leider. Man verließ sich auf einen großen Vereinsnamen, der die neuen Spielerinnen, von denen reichlich gebraucht wurden wegen massenhaft verzeichneter Abgänge, geradezu magisch anziehen sollte. Dazu kamen die Versprechen, die die eine oder andere gegeben haben sollte ect. pp. Zum Schluss wurde man für diese Einstellung bestraft, in dem man mit schwach besetzten - sowohl von der Leistung als auch von der Dichte her - Kadern in die Saison starten musste.

Außerdem blieb der erhoffte offene Konkurrenzkampf aus. Sowohl bei den Feldspielern, als auch bei den Torhütern. Man hatte geradezu das Gefühl, dass Listen geschrieben wurden, auf denen dann die Kader der Mannschaften für die kommende Saison verewigt wurden. Zu dem von allen Spielerinnen erwarteten gemeinsamen Trainings- und eben auch Probeeinheiten kam es nie. Niemand - erst recht nicht die Neuen - bekam die Chance sich zu zeigen, obwohl der Trainerwechsel auf beiden Ebenen alle Beteiligten darauf mit der Nase hätte stoßen sollen!

Für mich persönlich begann die Saison, wie sie dann auch verlaufen sollte. Ich kam hochmotiviert mit einer Woche Verspätung - Urlaub in China - in die Vorbereitung, konnte jedoch nicht einmal 4 Wochen trainieren, bis mich die erste Verletzung dieser Saison plagte. Eine Schultergeschichte, die mir gut bekannt war. Aber ich schraubte mein Programm nicht runter. Die Zeit, die ich nicht im Tor stand, wollte ich wenigstens außerhalb des Strafraums doppelt so hart trainieren. Ich fing mit dem "Core Performance"-Programm ergänzend zum Feldspielertraining, an dem ich nun teilnahm, an. Als meine Schulter gerade ausgeheilt und ich glücklich wieder ins Training eingestiegen war, folgte das nächste Horrorerlebnis. Im Abschlussspiel der Einheit, das ich auf dem Feld absolvierte, zog ich mir einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu.
Das Problem bei diesen extrem ehrgeizigen Menschen, wie ich einer bin, ist, dass sie nicht wissen, wo der Wille aufhören und die Vernunft anfangen sollte. Das ist wohl die schmerzhafteste Lektion, die mich diese Saison gelehrt hat. Ganz begriffen habe ich sie aber noch nicht, wenn das überhaupt möglich ist.
Diese Verletzung zog mich dann wieder fast 8 Wochen aus dem Spiel, so dass ich die ersten Saisonspiele nur von der Bank aus betrachten konnte. Der Konkurrenzkampf mit meiner Torwartkollegin hatte sich so fast von selbst entschieden, obwohl unser Trainer noch angekündigt hatte, dass er diese Saison ein Wechselspiel - jeder 3 Spiele - durchführen wolle, weil er sich einfach nicht entscheiden könne, wer von uns die Bessere ist.

Ich kam also erst am 01.11.2009 nach mehr als zwei Monaten nach Saisonbeginn zu meinem ersten Spiel für den neuen Verein. Wir verloren glorreich mit 1:2 und ich zitterte mich förmlich durch das Spiel - bezogen auf die Strafraumbeherrschung. Im weiteren Saisonverlauf lässt sich fast so etwas wie eine Ironie feststellen, denn immer, wenn ich verletzt war, war zufällig meine Torwartkollegin einsatzbereit und anders herum. Es dauerte jedoch keine 4 Saisonspiele, bis mich zwar eine kurzfristige aber dennoch eben wieder eine Verletzung um ein weiteres Spiel brachte - Halsmuskelzerrung. Wer holt sich denn so etwas schon, wenn nicht ich in dieser Saison? Es war zum Haare raufen. An diesem Spieltag, dem 21.11., kapitulierte dann auch meine Torwartkollegin nach langem Kampf gegen anstatt für ihren Rücken und verabschiedete sich mit diesem Spiel erst einmal für ein halbes Jahr.
Ihr seht: Zu einem richtigen Konkurrenzkampf kam es nie.

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