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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Lampe hin oder her...

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Licht an, Licht aus - was macht es für einen Unterschied? Dort wo Licht ist, ist Schatten, und nichts kann ohne das andere sein.In völliger Dunkelheit gibt es keine Schatten, oder nur Schatten, dafür gibt es keine Konturen, keine Kanten... In voller Helligkeit gibt es keine Dunkelheit, damit keine Konturen, keine Kanten.. erst das Wechselspiel von beidem macht aus, was für uns Wirklichkeit ist.
Wechselspiele der Gefühle sind es, die uns überhaupt gewahr werden lassen, daß wir Gefühle haben... wie könnten wir Schmerz empfinden, wüßten wir nicht, was Schmerz ist, aber auch, was Wohlbefinden ist... Wie könnten wir Hass empfinden, wüßten wir nicht, was Liebe ist?
Wie kann man Wut haben, ohne Leidenschaft zu kennen? Wie ginge Hingabe, ohne Macht?
Wechselspiele sind es und sie bewegen einen. Man wird oft hin und her geworfen, von diesen Emotionen - doch trotzdem müssen wir auf dem Kurs bleiben.
Der gestrige Abend wiegt schwer und auch die Eindrücke des heutigen Jugendturniers sind wieder da... was tun?
Stellen wir die Blaue Mauer auf die Linie, damit vielleicht die hohen Bälle nichts ins Tor gehen, oder lassen wir Ihm weiter die Freiheit, auch solche Tore zu bekommen, wenn er dafür andere Chancen erstickt, die kein anderer erdrückt?
Es ist die ewigliche Frage des Prinzips: Weidenfeller oder Neuer? Lehmann, oder Kahn?
Halten wir fest: Es gibt keine Lösung, da bin ich mir sicher. Dortmund hat es vorgemacht und ist mit einem eher klassischen, reaktiven Torwart Meister geworden. Man braucht also nicht zwingend einen Lehmann oder Neuer, die oftmals ein Vabanque Spiel eingehen müssen, um eine Situation zu lösen.
Und doch gilt im Moment just der letztere Torwart als Ideal. Doch dieses Ideal impliziert nicht, daß ein Torwart so sein muss, um es zu Titel und Ehren zu bringen, letztendlich geht es auch anders.
Was man nur zu gern vergisst ist: Sowohl der eine, als auch der andere haben Ihre lichten, aber auch dunklen Momente. Den kompletten Torwart, daran arbeiten die Trainer seit Jahren, ohne ihn bisher erschaffen zu haben, ja noch gefunden zu haben. Ein Rouven Sattelmaier, bei den Bayern als Talent gefeiert ist auf der Linie eine Bank, im Strafraum leider oft aber nicht der Held. Ja, und der Held des Strafraums, er ist oft auf der Line jemand, der dem Ball nur ins Netz hinterher sehen kann.
Man muss aufhören einschichtig zu denken.
Wenn man in einem Turnier 6 Gegentore fängt, in 6 Spielen ist das natürlich eine Quote von ein Gegentor pro Spiel, doch nur drei Gegentore waren wirklich hohe Bälle. Hält man dagegen, welche Chancen vorn vergeben wurden, sieht es noch anders aus,. ebenso auch, wieviele Chancen der Torwart im offensiven Fussballspiel dank seiner Strafraumbeherrschung zu Nichte gemacht hat, oder auch im 1 gegen 1 klären konnte. So stehen den 6 Gegentoren nur magere 5 geschossene Tore gegenüber, ein Verfehlen des Torwarts durch zu 'offensives Spiel' kann also hier nicht wirklich ursächlich sein.
Den Torwart also auf die Linie verbannen zu wollen, bedingt, daß dieser einen größeren Torraum abdecken muss, als dies weiter vor dem Tor üblich ist.
Nehmen wir nun noch hinzu, daß viele Situationen auch andere Torleute überfordern würden, kommt hinzu, daß man oft bei den Guten zuviel des Guten will. Auch mein anderer Torwart konnte sich auf den Torwarttagen des FSV Frankfurt als einer der Besten Teilnehmer seines Jahrgangs hervortun und wurde ausdrücklich von den Trainern gelobt. Auch sein Wissen, welches an Beispielen abgefragt wurde, zum Verhalten und der Technik konnte getrost als Beispielhaft bezeichnet werden.
Der Schritt weg vom Linientorwart zum aktiven, mitspielenden Torhüter bedingt, daß die Mannschaft anders Fussball spielen kann... vielleicht nicht muss. Doch letztendlich muss der Torwart und sein Spiel zur Mannschaft passen. Ist die Mannschaft mit einem spielenden Torwart ausgerüstet und kann daher weitaus offensiver und aktiver spielen, kann dies eine überzeugende Offensivkraft bedeuten, allerdings muss man sich gewahr sein, daß dann die Lücken ggf. in der direkten Torverhinderung zu erwarten sind. Ebenso aber ist es auch, daß ein reaktiver Torwart auf der Linie sicherlich sensationell Tore durch glanzvolle Paraden verhindern kann, aber die Mannschaft im Offensivverhalten und bei Ballverlusten in der Vorwärtsbewegungen in schwere Nöte kommen kann, weil eben der Torwart tiefer steht und weniger mit dem Ball anzufangen weiß, als sein Konterfei.
Natürlich bietet ein Jugendturnier immer die Chancen auf Vergleiche. Torleute, die im Alter von 10 Jahren bereits im Strafraum mitspielen, sich aktiv anbieten, Rückpässe verarbeiten oder auch direkte Entscheidungen im 1 gegen 1 suchen, sie sind eher selten. Oft wird in der Jugend noch rotiert und es steht ein Torwart im Tor, der mit der Technik der Ballsicherung so wenig zu tun hat, wie ein Schwein mit einem Orgelkonzert. Andere Torleute verfügen zwar über eine relativ gute Technik, kleben aber auch der Linie und werden daher geschlagen, daß diese wie ein Fels in der Brandung stoisch auf den Torschuss warten.
Die Mannschaften, die nun einen Torwart haben, der bereits aktiver mitspielt, drängen oft den Torwart auf die Linie, wo er vermeintlich hingehört.. es führt keiner Strichliste, wie viele Situationen der Torwart durch sein Eingreifen entschärft, weil er da steht, wo er steht. Man sieht nur die Gegentore und wie diese zu verhindern gewesen wären.
Erneut wird einem gewahr, wie wenig über Torwartspiel bisher erreicht und auch vermittelt wurde - noch schmerzlicher, daß bei einem Länderspiel der höchsten deutschen Auswahl der Torwart des Gegners gerügt wird, weil ein sensationeller Schuss von einem Offensivspieler von diesem in einer tollen Parade abgelenkt wird und der Kommentator erklärt, der Torwart stand zu weit vor dem Tor.
Ja, Himmel noch zwei - wo hat den der Torwart noch denn zu stehen?
Schwer wird mit bewußt, daß ich hier gern mit Hans Leitert nochmals trainieren möchte, einfach um genau diesen Punkt nochmals zu klären und zu beleuchten.... ich hoffe auf das Camp, vielleicht findet sich hier eine Lösung im Gespräch mit den dortigen Trainern.
Da dies viel Schatten war, muss auch irgendwo Licht sein... dieses Licht kam am Abend, wo eine junge Torfrau als Beste Teilnehmerin des Regionalauswahl Sichtungstages gefeiert wurde.
Ich bin durchaus sehr stolz darauf, solch eine Torfrau trainieren zu dürfen und trainiert zu haben - zeigt doch genau dies, daß meine Theorie, meine Ansätze scheinbar nicht so falsch sein können.

Der Kreis schließt sich so... es ist eine Gralsssuche. Der heilige Gral, hier die Metapher für den Perfekten Torwart, und egal wie man es dreht und wendet: Es wird ihn wohl nie geben, denn Fussball besteht nun mal aus Tore schießen... nicht nur aus Tore verhindern, und ein 0:0 ist kein Sieg...

Euer treuer Parzival

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