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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

In steiler Wand... das Besiegen der Leichtigkeit

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Turniere mit der Blauen Mauer sind so eine Sache. Oft sieht man dicke, dicke Fehler. Es ist einfach so, daß in der Halle bestimmte Bewegungsfehler offensichtlicher werden, als draussen... trotzdem darf man die Halle nicht überbewerten.
Jedoch - und wer mal schauen möchte, es gint ein Video auf YouTube, allerdings nur für die ich kenne und die per PN fragen - gibt es auch immer Lichtblicke und deutliche Ansätze der Intuition.
Trotzdem, es ist oft so, daß es ein tiefes, tiefes Jammertal ist, durch das der kleine Torhüter im Jugendbereich gehen muss. Denn die Leistung ist alles andere als konstant und konstante Leistung zu erwarten - es ist schon ein Fehler in sich. Jugendtorleute müssen sich selbst finden, aber auch in ihrer Technik sich finden. Man kann keine Maßlatte anlegen und das mit diesem vergleichen, es gelingt einfach nicht. Wo heute noch Sicherheit war, ist morgen Unsicherheit... wo gestern noch Unsicherheit war, ist heute eine Ruhe und Gelassenheit. Es ist auch für einen Trainer eine Herausfoderung.
Zudem kommt oft die psychische Belastung dazu: Der junge torwart er ist ehrgeizig und eigentlich oft mit seiner Leistung nicht zufrieden. Nach 2 verlorenen Spielen fühlt er sich hinter seiner Abwehr nicht mehr wohl - eigentlich will er ausgewechselt werden. Er jammert, weint und klagt...
Doch genau hier muss er das Tal des Jammers durchschreiten, muss lernen, nicht aufzugeben und Rückschläge zu akzeptieren. Er muss lernen, mit Verlust, Erniedrigung und auch den Folgen der Fehler umzugehen. Er darf sich davon nicht ablenken lassen, noch den Halt verlieren. Er muss lernen, standahft zu bleiben.
Er muss lernen, seinen Trainer aufzusuchen und über den Kummer zu sprechen - und er muss lernen, auch seinem Ärger Luft zu machen. Er muss lernen, Stimme und Präsenz auf dem Platz zu sein, und sei er noch so klein. Er muss lernen, sein Revier zu markieren und auch mit stolzer Brust dieses Revier verteidigen.
Nicht immer wird dies gelingen, doch allein der Versuch ist lobenswert... und auf die vielen, vielen Rückschläge kommt immer gewiss, daß es wieder aufwärts geht - wenn man nicht gerade allein ist. Die Blaue Mauer hat Glück, sie ist nicht allein. Sie findet Halt und Stärke im Tw Training, wo an Dingen, die nicht so gelingen wollen gearbeitet werden kann. Sie findet Halt und Stärke in den Gesprächen mit den Trainern und auch dem Dialog mit den Mitspielern, sogar Klassenkameraden.
Da kann am Ende dann plötzlich trotz einer völlig verkorksten Vorrunde mit 3 Spielen und drei Niederlagen das Spiel um die letzen beiden Plätze zum eigentlichen Endspiel werden.
Wo aus Verlierern Helden werden, so ein Torwart plötzlich ein Spiel gewinnen kann!
3 Schützen, 3 Strafstöße... 8 Helden, aber nur ein Sieger.
Die Blaue Mauer mag kein Strafstoßschießen. Trotzdem, er konnte überzeugt werden, das letzte Spiel zu machen und trotz aller Macht, in den 8 Minuten wollte kein Tor fallen.
Mutig geht er ins Tor - wie ein Samurai hat er längt abgeschlossen, ob Sieg oder Niederlage... er denkt nicht mehr daran. Denn bei einem Strafstoß, eigentlich hat der Torwart schon immer verloren, kann sich darauf einstellen, daß der Ball unhaltbar ist. Ist man der Sache erst einmal bewußt, eigentlich keine Chance zu haben, nimmt man sich den Druck und kann das Unmöglich wagen...
Er wagt es und gewinnt 3 Mal das Duell. 2 mal mit Riesenglück, aber er gewinnt. Er zockt und das Glück ist auf seiner Seite....
Doch auch Torleute können Spiele gewinnen - manchmal. Von den 6 Schützen trifft nur einer das Tor, 2 schießen vorbei, dreimal muss der Torwart halten. Die Mannschaft der Blauen Mauer gewinnt das Strafstoßschießen mit einem 1:0

Am Beispiel der Blauen Mauer kölnnen wir uns manchmal selbst versuchen und sehen: Perfekt ist anders. Wir alle sind es nicht und auch die, die es ganz nach oben geschafft haben, haben Tage und Zeiten, wo nichts geht und nichts passt. Dennoch, wir möchten immer das es passt, daß es perfekt ist. Wir, daß sind die Trainer, Fans und Zuschauer... wir fiebern nicht nur mit, wir kritisieren auch... wir wissen jedoch oft selbst nicht, wie das in Steiler Wand ist.
Denn sportlicher Erfolg, er gleicht oft dem Klettern in Steiler Felswand...
Daher konnte ich der Blauen Mauer und anderen Torleuten schon oft diesen Vergleich bringen, nur, die Blauer Mauer versteht diesen.

Am Torre di Fenestra

Vergleichen wir das Klettern in einer Steilen Felswand mit dem sportlichen Erfolg und dem Training, so können wir den Trainer als den Mensch befinden, der uns sichert. Er steht unten, gibt Tipps und Hilfen. Er hält das Seil, welches wir mitnehmen.
Doch er ist in den schweren Momenten nicht bei uns, er kann es nicht sein. Wir selbst müssen die Entscheidungen treffen und die Griffe und Tritte selbst finden und auswählen. Oft kann er uns etwas zurufen, doch was von unten perfekt wirkt, kann beim Steigenden oben völlig unmöglich sein. Trotzdem wird er helfen wollen und wir sollten seine Stimme wahr nehmen, den Blick nicht zu sehr auf uns richten, sondern auch auf das Herum, auch auf andere Möglichkeiten. Entscheiden müssen wir aber selbst.
Der Steigende muss in der Situation seine Entscheidungen selbst treffen, nach dem was er sich zutraut und nach seinem Ermessen möglich und optimal erscheint.

Doch wir kennen es - wir treffen eine Entscheidung - und es geht schief...

Beim Klettern im Vorstieg heißt es: Wir haben einen Griff gewagt, dieser war nicht gut, wir rutschen ab, verlieren den Halt und fallen.
Diese Situation ist in vielen Momenten des Lebens gegeben, das wir etwas als tragfähig und sicher erachteten, oder auch unsere eigenen Möglichkeiten etwas überschätzten und damit leider versagten.
Nun kommt der Mensch am Boden ins Spiel - dem wir in solchen Momenten das Leben und die Gesundheit in die Hände gelegt haben. Denn der Ruck am Seil, er wird hoffentlich die Sicherung, die er führt zuschlagen lassen, damit das Seil nicht durchgleitet... Er wird hoffentlich auch die Sicherung straff geführt haben, damit der Ruck nicht zu groß ist... und er wird hoffentlich nicht seine Aufmerksamkeit, seine Verantwortung hat streifen lassen.

Wir entdecken, daß wenn wir den Torhüter und seinen Trainer mit dem Klettern in Vorstieg und Sicherung vergleichen, das Wechselspiel der Beiden umso deutlicher wird. Denn auch hier hat der Trainer eine Verantwortung. Fällt der Torwart, muss die Sicherungskette greifen, muss den Sturz abfangen und Gefahren und Verletzungen verhindern.
Oft habe ich aber den Eindruck, daß man Sportler oft ohne Sicherung den Weg gehen läßt. Der Trainer ist nicht der Sichernde, er ist eher der Antreibende, der Fordernde... doch der Sichernde, der Vertraute? Oft st dies nicht gegeben und stellt damit ein Hindernis der Kette für höchste Ansprüche dar - etwas, was sich viele Trainer auch ins Gedächtnis rufen sollten. Wenn ein Trainer das nicht so sieht, sollte er sich vielleicht und seinen Stil ein wenig hinterfragen, denn der Verschleiß an Mensch und Methode wird irgendwann zu Missernte und Misserfolgen führen - sicher!
Der Steigende auf dem Weg in der steilen Wand des Erfolges muss sich im Falle des Sturzes aber auch der Sache gewahr werden: Er wird tiefer fallen, als er eigentlich denkt.
Der Steigende geht von Haken zu Hacken. Teils sind diese vorgegeben, teil sind diese durch den Steigenden selbst in der Wand anzubringen. Egal wie, ein solcher Haken ist ein Punkt der Sicherheit. Hier kann ich mich festmachen, hieran sehe ich meine Leistung - hier sehe ich meine Route und meinen Weg... es geht daher von Haken zu Haken. Diese Punkte sind fix und fest - sie stellen ein erreichtes Ziel, eine Teilstrecke, einen Teilerfolg auf dem Wag nach oben dar.

So wie die Blaue Mauer den Vergleich zu anderen Torleuten sucht und auch mit den Vereinen, die er kennt, deren Torleute mit sich vergleich - und oft mit Bedauern feststellt, daß was nach ihm kam nicht wirklich Ihm das Wasser reichen konnte. So vergleichen auch wir uns oft und auch Trainer tun diese Vergleiche, nur je weiter wir kommen, desto weniger stellen wir den Weg und die Methodik in Frage oder versuchen anderes... Wir steigen weiter, ohne wirklich nach oben zu schauen oder mal den Blick schweifen zu lassen, wir meinen, die Route sicher und im Kopf zu haben. Fataler Fehler, denn wir werden immer wieder an Stellen gelangen, wo eben wir nicht mit der simplen Lösung voran kommen - wo wir intuitiv vielleicht das falsche tun würden und werden - und dann fallen wir.
Doch wir fallen nicht bis zum letzten Fixpunkt, zum letzten Haken oder der letzten Station. Wir fallen tiefer...
Denn das was wir nach dem Haken gestiegen sind, diese Strecke werden unter dem letzten Etappenziel zum halten kommen - plus der Reaktionszeit des Sichernden und plus der Dehnung des Seils.
Wir fallen daher nicht auf den Punkt zurück, den wir sicher hatten und glaubten, sondern wir fallen beim Kettern tiefer.

Es bedeutet, daß wir danach, wenn wir wieder in die Wand gehen, uns tiefer als der zuletzt und am höchsten bisher erreichten Etappe, dem bisher letzten Sicherheitsziel und der letzten geschafften Teilstrecke neu beginnen müssen. Wir müssen uns in den Kopf rufen, was wir wie und wo gemacht haben und uns zum Haken zurück arbeiten. Wir müssen eine bekannte Strecke neu zurück legen, neu in bekanntem Gebiet uns finden und neu eine Strecke uns hocharbeiten, die wir sicher geschafft hatten - und uns erneut diesen Gefahren stellen. Gewahr muss uns werden, daß wenn wir dies nicht schaffen, der Haken, den wir erreichten und überwunden hatten, jetzt unseren Maximalen Leistungsstand repräsentiert.
Wir waren darüber hinaus - ja. Doch dies stellt nur den Moment bis zum Sturz da, und wenn wir den Haken nicht sicher erreichen, so ist er doch der Punkt, der sicher war und ist - belegbar und damit für uns greif und messbar - eben der Punkt der Höhe, die wir in der Wand erreicht haben.
Zu diesem müssen wir nach dem Sturz zurück finden, uns neu zu dieser Stelle hinarbeiten... und diese Stelle für uns als sicher und gesetzt erkennen.

Wenn dies erreicht ist, müssen wir den Weg ab dort hinterfragen. Erkennen, warum der Sturz erfolgte und was man besser machen müßte, um die Stelle zu überwinden und so diese Etappe zu schaffen, um einen neuen Haken in die Wand einzuschlagen oder zu erreichen.
Doch wir müssen erkennen, daß nach einem Sturz wir nicht von der Sicher geglaubten Position aus beginnen, sondern wir immer von darunter und tiefer neu beginnen müssen

Und auf unserem Weg des Erfolgs nach oben, müssen wir es erkennen und tun... wir tun gut daran, die Aufgaben zu erkennen - als Trainer und auch als Torhüter - als Seilschaft in der Wand der Torverhinderung.
Wir dürfen uns nie sicher fühlen, nicht zu arogant und zu selbstbewußt werden... wir dürfen aber auch nie die Sicherung loslassen, nie die Vertrauensstellung in Frage bringen, nie die Aufgabe unterschätzen - ob als Torwart, oder als Trainer... nur im Team gelingt es uns - und das müssen wir erkennen und danach handeln...

Kommentare

  1. Avatar von Tobias 30
    Es tut gut zu lesen, dass man immer die Vertrauensbasis beibehalten sollte und dennoch immer die Füße auf dem Boden halten sollte. Endlich mal ein Torwarttrainer, der erkennt, worauf es ankommt.