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Tobias 30

Leise Gedanken- Wenn Alles immer noch zu wenig ist

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Die Saison ist so gut wie vorbei, bei manchen von uns hat vielleicht bereits die vorerst fußballfreie Zeit begonnen. Also Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen, doch wie soll dieses nun aussehen? Von welchem Ergebnis wird dieses begleitet?

Dieses Ergebnis könnte dabei lauten: Abstieg, Aufstieg, Klassenerhalt, unter den Erwartungen oder sogar deutlich besser als die Erwartungen. Egal, wie dieses Ergebnis nun am Ende aussah, hinter alledem steht eine Geschichte, eine Geschichte, die vom Schinden und vom Schinden erzählt. Wir alle sind gelaufen und vor allem geflogen, immer und immer wieder. Dabei ging es oft an die eigene Grenze und vielleicht auch manchmal darüber hinaus. Dabei spielten die eigenen Befindlichkeiten oft keine Rolle und wurden oft schlichtweg ignoriert. Es wurde einfach immer wieder alles in die Waagschale geworfen, egal ob im Training oder im Spiel.

Immer wieder landeten wir im Dreck, wobei diese Situation oft das Ende der jeweiligen Arbeit in der jeweiligen Situation bedeutete. Wir haben also im wahrsten Sinne des Wortes Dreck gefressen, nicht unbedingt, weil wir es wollten, sondern weil wir es mussten. Wir selbst haben es von uns verlangt und das zum Wohle der Mannschaft und auch aus unseren Überzeugung heraus. Mit jedem Flug sind wir an die Grenzen der Physik gegangen und haben bewiesen, dass der Mensch aus eigener Kraft fliegen kann.

Das mag als solches vielleicht sehr pathetisch anmuten, doch ist es in der tat nicht so, dass man in diesem Moment mental zum Fliegen bereit sein muss um dann seinen gesamten Körper in der Waagerechten durch die Luft zu bewegen. Demzufolge sind wir wenn vielleicht nicht uneingeschränkt physisch, dann aber zumindest psychisch geflogen, weil wir es vielleicht wollten, aber vor allem mussten. Wir waren dazu berufen worden zu fliegen, sei es vom Trainer oder von uns selbst.

Nicht immer bereitwillig sind wir diesem nachgegangen und trotzdem sind wir bis hierhin gekommen, egal welchen Weg wir beschreiten mussten.

Und Trotzdem.

Wie oft hatte jeder von uns in diesem Moment das Gefühl, dass es wieder einmal nicht gereicht hat. Man hatte wiederholt alles gegeben und vielleicht noch mehr und dabei sogar oft eine eigene Verletzung in Kauf genommen und dennoch wenn wir just in diesem Moment wieder geschlagen worden waren.

Jedes Gegentor fühlt sich dabei schon wie eine persönliche Niederlage an, denn waren wir nicht die Letzten, die diesen Gegentreffer noch hätten verhindern können. Alles dafür getan, um dieses zu verhindern und trotzdem war es schlichtweg zu wenig. Ein beängstigendes und ein grausam anmutendes Gefühl.Das Spiel kann zwar dennoch noch gewonnen werden, aber wieder einmal musste man eine persönliche Niederlage hinnehmen. Dabei müssen wir die Schuld an diesem Gegentreffer noch nicht einmal selbst haben und dennoch fühlt es sich grausam an. Die Mannschaft kann dieses Tor verschuldet haben, vielleicht durch einen Ballverlust im Mittelfeld und dennoch hat der Keeper seine Aufgabe scheinbar nicht erfüllen können. Es ist in diesem Moment darüber nachzudenken, dass wenn dann alle die Schuld an dem Treffer haben und der Torwart einer von elf Spielern ist und auch "nur" die letzte Instanz ist.

Aber ganz ehrlich: Was hätte denn passieren sollen, damit ich oder du oder wir den Gegentreffer noch hätten verhindern können? Manchmal muss auch dieses "Alles" reichen, egal ob nun ein Tor passiert oder nicht. Warum ich das schreibe?

Nun, ich weiß was es heißt zu denken, dass es wieder nicht gereicht, alles mir mögliche in die Waagschale geworfen zu haben. Immer wieder wollte ich hoch und noch höher hinaus, und letztendlich hatte ich dann immer wieder das Gefühl, dass ich wieder einmal gescheitert bin. Aus rein menschlicher Sicht natürlich ein fataler Gedanke und dennoch habe ich mehrere Monate oder vielleicht schon Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass allein der Gedanke, dass man alles versucht hat, auch manchmal reichen muss. Und dennoch versuche ich immer wieder über meine Grenze hinaus zu gehen.

Das Ergebnis: Ich habe eine kleine Zerrung in der Wade nicht wahr genommen und beim nächsten Sprint ein kurzer Schmerz und die Diagnose Muskelfaserriss. Was im Kleinen passiert , geschieht auch im Großen und so passiert es, dass viele von uns von Selbstzweifeln geplagt sich von Training zu Training und von Spiel zu Spiel schleichen und schleppen und weiter im Training kämpfen und sich regelrecht kaputt machen. Groteskerweise sieht man aus der ferne so klar und an einem selbst sehen wir es nicht, dass wir gegen uns selbst oft mehr als einen Schritt zu weit gehen.

Genau aus diesem Grund aber ist es oft hilfreich, wenn man ein wenig genügsamer auch gegen sich selbst ist. Ich möchte hier nicht zum Müßiggang aufrufen, aber dürfen wir nicht vergessen, dass wir alle nur dieses eine Leben haben und wir aus diesem Grund uns auch einmal über die kleinen Dinge und die kleine Erfolge freuen sollte und auch keine Niederlage das Ende der Welt und auch nicht das der eigenen Welt bedeutet. Das Leben bietet so viel mehr und wir alle sollten dies auch zu lassen.

Aber vor allem sollten wir auch manchmal zulassen, dass Alles doch sogar noch viel mehr ist und bei weitem mehr, als das was zu erwarten war. Und allein dieser Gedanke sollte dabei dann schon den eigenen Triumph bedeuten.

Kommentare

  1. Avatar von Paulianer
    Das kenne ich. Ist leider ein ewiger Kampf mit sich selbst.