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DanielKrahl

Kleiner Leitfaden - Wie organisiere ich eine Trainingseinheit für Torhüter

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Hi zusammen,

nachdem ich in meinem ersten Blog-Eintrag bereits schrieb, dass viele Probleme nicht an den ehrenamtlichen Trainern liegt sondern schlicht weg an der Tatsache, dass vielen die richtigen Informationen fehlen, möchte ich heute einen kleinen Leitfaden posten der hilft eine Trainingseinheit zu planen und auf was bei der Durchführung zu achten ist.

Folgende Fragen muss ich mir vor einer Trainingseinheit stellen:

1. Welches Können bringt der Spieler mit?
2. Welche Ziel will ich erreichen?
3. Was benötige ich dafür?

1. Welches Können bringt der Spieler mit?

Dieser Punkt ist wichtig. Das Können bzw. Leistungsniveau ist hier abhängig vom Alter und dem aktuellen Leistungsstand. Ich werde sicherlich mit einem D-Jugend Torwart kein Training mit dem Schwerpunkt Kraftausdauer durchführen bzw. mit einem guten Torwart im Herrenbereich Übungen die zum Erlernen der grundlegenden Bewegungsmuster dienen.

Ich bin auch der Meinung, dass man vor dem D-Jugend Alter überhaupt kein spezifisches Torwarttraining durchführen sollte, sondern lasst die Jungs in der E- und F-Jugend im Feld spielen. Wechselt jede Woche durch. Fußballerische Fähigkeiten wie Passspiel, Dribbling, Schuss, Ball an- und mitnahme haben hier klare Priorität als Torwarttechniken.
Ab der D-Jugend ist ein Training gut und wichtig. Die Jungs befinden sich im "goldenen Lernalter" und können Bewegungsmuster sehr schnell und einfach erlernen. Also konzentriert euch hier auf sehr viele korrekte Wiederholungen der Torwarttechniken.

Also vorher überlegen: Habe ich einen Torwart der die grundlegenden Bewegungsmuster gut drauf hat oder muss ich ihm diese erst zeigen oder ggfs. sogar falsche Bewegungsmuster aufbrechen und ausbessern.

2. Welches Ziel hat meine Trainingseinheit?

Hier kann man meiner Meinung nach zwischen zwei Arten unterscheiden
- Technik
- Kondition

Unter Technik fallen alle Bewegungsmuster (Fangen von flachen, halbhohen, hohen und Flankenbällen, Hechtsprünge nach flachen, halbhohen und hohen Bällen, Abwürfe, Abschläge, Abstöße)

Unter Kondition fallen alle physischen Fähigkeiten eines Torwarts (Beweglichkeit, koordinative Fähigkeiten, Schnellkraft, Kraftausdauer)

Nun kombiniere ich immer eine technische Anforderung mit einer konditionellen Anforderung in einer Übung angepasst an den Leistungsstand des Torhüters (also auch an die Altersklasse).

Manch einer wird sich fragen, was nun mit dem taktischen Verhalten ist. Ich denke dies sollte in gruppentaktischen bzw. mannschaftstaktischen Übungen statt finden. Das Problem natürlich, dass viele Trainer sich nicht die Zeit nehmen eine Übung auch mal für den Torwart zu unterbrechen. Aber es ist schwer einem Torwart "trocken" zu erklären wie er sich in einer Situation verhalten soll. Man kann sicher oft auf vergangene Spieler oder Trainingseinheiten zurückgreifen und Fehler erklären aber im Einzeltraining diese zu "üben" scheint mir nicht Spielnah und auch nicht Effektiv.

3. Was benötige ich dafür?

Jeder wird sagen Bälle, Markierungshüttchen, vielleicht Stangen, etc.... Aber das Entscheidende wird oft vergessen. Ich benötige einen Platz der es mir erlaubt meine Übung auch umzusetzen. Was bringt mir ein hartgefrorener Fußballplatz wenn ich Hechtsprünge nach halbhoch und hoch geschossenen Bällen trainieren will? Natürlich hängt viel von der richtigen Falltechnik ab um sich nicht zu verletzen aber das ist ein absolutes No-Go. Ich muss einen Torwart nicht zwanghaft kaputt machen und ihm aufgeschürfte Knie und geprellte Hüften bescheren. Passt das Training den Bedingungen an. Ich würde mir auch überlegen, ob ich einen Torhüter bei -10 Grad eine Stunde draußen Abwürfe und Abschläge üben lasse oder mal sage "Okay das macht heute keinen Sinn".

Überlegt euch bitte vorher die Übungen und macht euch auch mal einen Gedanken was bei einer Übung schief gehen könnte. Es gibt nichts ärgerlicheres wenn euer Torwart eine Technik nicht richtig schafft und ihr wisst nicht woran es liegt. Auch ist es nervig wenn ihr während des Trainings merkt, dass ihr irgendeine Trainingshilfe vergessen habt.

Kommen wir nun zum Ablauf des Trainings.

- Bitte erklärt jede Übung, damit die Torhüter wissen was ihr gerade trainiert und welchen Nutzen der Torwart davon hat.
- Ganz Wichtig! Bitte zeigt bei Bewegungsmustern vorher eine korrekte Demonstration. Es ist wesentlich leichter um den Bewegungsablauf zu verstehen und nachmachen zu können. Also ein Tipp: Probiert es selber mal aus ob es überhaupt funktionieren kann was ihr eurem Torwart erklärt.
Kleine Anekdote: Ich hatte eine Saison mal jemand als "Torwarttrainer" der sich immer ein Dutzend Bälle an den 16er gelegt hat und alle Bälle nacheinander aufs Tor geschossen hat ohne zu warten ob ich stehe oder nicht. Er hat mir dann immer gesagt ich bin zu langsam. Dann bat ich ihm doch mal, er solle ins Tor gehen und habe geschossen... Er sah die Bälle nicht mal. Seine Begründung dann "Er ist ja auch kein Torwart er muss das nicht können" Wenn ein Torwart sieht, dass ihr das könnt was ihr verlangt macht das euch glaubwürdig!
- Achtet immer auf eine korrekte Ausführung durch euren Torwart. Ein korrekter Bewegungsablauf ist wesentlich wichtiger als die Schnelligkeit der Ausführung. Präzision geht vor Schnelligkeit.
- Unterfordert und Überfordert den Torwart nicht. Schafft eine Herausforderung mit euren Anforderungen. Eine Herausforderung ist eine schwere (ungewohnte) aber lösbare Aufgabe!

Dieser Text soll eine theoretische Einführung zur Planung und Durchführung einer TW Trainingseinheit darstellen. Ideen zu Übungen findet ihr massig auf torwart.de und jeden Freitag stelle ich ein neues Video auf meiner Facebook Site und meinem YouTube Channel zur Verfügung mit kurzen Beschreibungen und Zielsetzungen. Diesen Freitag werde ich eins zum Thema "Abschlag" online stellen. Seit aber auch kreativ bei Übungen, probiert neues aus, gönnt es euch auch mal bei einer Übung komplett zu merken, dass die ja eigentlich nicht so der Hit ist! Aber vergesst bitte nie, das wichtigste ist eine korrekte Ausführung der Bewegungsmuster, ein alters-, leistungsgerechtes und herausforderndes Training.

Mehr Informationen dazu was altersgerecht bedeutet und vor allem wie ich die Belastung richtig steuere kommt in den nächsten Wochen.
Sagt mir ob euch der Beitrag weiterhelfen konnte?
Sicherlich ist es kein abschließend umfassender Beitrag aber ich hoffe den ein oder anderen Gedankenanstoß konnte ich liefern ;-)

Aktualisiert: 23.08.2012 um 10:41 von DanielKrahl

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Kommentare

  1. Avatar von axexl
    zitat:
    Wenn ein Torwart sieht, dass ihr das könnt was ihr verlangt macht das euch glaubwürdig!


    sorry, aber dem kann ich null beipflichten!
  2. Avatar von DanielKrahl
    Dann widerlege die Behauptung mit einem Argument.

    Wenn ich eine Übung oder Technik demonstrieren kann, ist das ein Anschauungsbeispiel live vor Ort. Dann müsst ihr natürlich noch die Teilschritte durchgehen und die möglichen Fehler finden wieso es bei eurem Torwart nicht funktioniert.
    Wenn ich eine Übung nicht demonstrieren kann, werdet ihr in Erklärungsnot kommen wenn der Torwart sagt "Das kannst du ja selber nicht, das funktioniert nicht".
  3. Avatar von axexl
    es ist einfach viel zu weit hergeholt.
    ich bin der meinung, dass bereits in b-jugend verbandsligen die tw mehr können als ihre trainer (oftmals). da sie einfach fitter sind.

    man kann nicht über einen kamm scheren, dass ein twt so gut sein muss wie der tw selbst sodass es einen twt glaubwürdig macht!
    klar - in dem bsp. das du genannt hast ist es vllt ansatzweise richtig, aber um himmelswillen, ic hrede gerade von b-jugend verbandsligisten. du sprichst in deinem fall von aktivität. und da ist bei weitem kein twt besser als sein tw, sonst wuerde er wahrscheinlich selbst spielen.
    glaubwürdig macht meiner meinung nach offene kommunikation beiderseits, konstruktive kritik und akribisches arbeiten an fehlern. nicht das können eines twt.
  4. Avatar von DanielKrahl
    Du sprichst von Fitness, ich von Technik. Um eine Technik zu zeigen, muss ich nicht komplett durchtrainiert sein. Ein simples Beispiel - und er versteht es jetzt hoffentlich nicht falsch - ist Steffen. Für mein Augenschein, was ich aus seinen Videos gesehen habe vielleicht nicht topfit, aber er kann dir anspruchsvolle Techniken vormachen. Insofern kann ich dein Argument absolut nicht nachvollziehen.
    Womit du sicherlich recht hast sind die Punkte mit dem offenen kommunizieren, der konstruktiven Kritik und dem akribischen Arbeiten - wobei mir das schon etwas Floskeln dreschen ist. Um offen zu kommunizieren, konstruktiv Kritik zu üben und akribisch arbeiten zu können, musst du wissen wie etwas richtig funktioniert. Wenn du weißt wie etwas richtig funktioniert und es gedanklich im Kopf hast, ist der Weg es selber ausführen zu können nicht so weit hergeholt.
    Im übrigen würde ich das Niveau von B-Jugend Verbandsliga jetzt nicht überbewerten - ich habe selber in der A-Jugend auf dem Niveau gespielt und im B- und C-Jugend Bereich eine Stufe niedriger und muss sagen, dass die Torhüter da sicherlich nicht so ausgezeichnet sind damit kein TWT mithalten könnte.
    Problematisch wird es denke ich dann eher bei Trainer die selber nie im Tor standen, dort gebe ich dir sicher recht. Aber auch diese können die richtigen Bewegungsabläufe lernen und nochmal bei der Ausführung geht es nicht um konditionelle Aspekte.
    Aktualisiert: 24.08.2012 um 20:17 von DanielKrahl
  5. Avatar von TW-Mentalcoach
    Folgende Fragen muss ich mir vor einer Trainingseinheit stellen:

    1. Welches Können bringt der Spieler mit?
    2. Welche Ziel will ich erreichen?
    3. Was benötige ich dafür?

    Dazu möchte ich noch ergänzen : Welche(s) Können/Fähigkeiten bringe ich als Trainer mit? Selbstreflexion ist ein sehr wichtiges Element wenn man mit anderen Menschen arbeitet.

    Beste Grüße