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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Isaac Newton - oder der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum

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Ja, man sagt, Sir Issac Newton wäre ein Apfel auf den Kopf gefallen und das wäre der Auslöser gewesen, daß er Kräfte allgemein, aber auch die Schwerkraft erforschte und entdeckte. Ob's wahr ist, sei mal dahin gestellt.
Jedenfalls wissen wir heute, auch wohl dank Newton, daß etwas was hoch geworfen wird, auch wieder runter kommt. Das Wunder der Erdanziehung sorgt auch im Fussball immer wieder für lustige und abstruse Szenen, denn das runde Sportgerät plötzlich wo runter fällt, wo keiner damit rechnet.
Ja, wir finden noch mehr Physik in der Welt des Fussballs, wie eben auch das eine Energie nicht verschwinden kann, sondern nur in eine andere Form umgewandelt werden kann. Schmerzhaft wird uns das auf den sommerlichen Kunstrasenplätzen bewußt, wenn der Torhüter plötzlich aus der dynamischen Bewegung zu Boden geht und die Energie in Reibung(-sWÄRME) umgewandelt wird. Ja, so manche Schürfwunde wäre uns erspart geblieben, gäbe es dieses Physikalische Grundprinzip nicht.
Und trotzdem erscheint mir oft der Fußballplatz der einzige Ort zu sein, wo die Gesetze der Physik nur in Ausnahmefällen gelten. Jedenfalls in den Köpfen vieler Trainer. Denn das Raum Zeit Kontinuum wird regelmäßig versucht aufzuheben oder mündlich ausser Kraft gesetzt, insbesondere bei Situationsanalysen ein typischer Vorgang. Es gibt auch Wurmlöcher, denn Bälle und Spieler tauchen plötzlich an Orten und Stellen auf, womit keiner rechnet, sie sind auf einmal einfach da... und so mancher Torwart wünscht sich, die Zeit zurück drehen zu können...
Doch mit jeder Schürfwunde und jeder Situation, die wir nicht zurückdrehen können, wird uns bewußt, daß der Fussballplatz kein Ort ist, wo Physik nicht existiert. Sondern hier wird Physik so real, wie kaum irgendwo.

Da wären wir wieder bei den Torleuten. Insbesondere aber bei den Auswirkungen der Physik. Diese kann man bei vielen Torleuten nach dem Spiel genau erkennen: Schürwunden und blaue Flecken zeugen, wo Kräfte eingewirkt haben, die besser so nicht gewirkt hätten. Das allerschlimmste ist aber, daß viele Verletzungen nicht entstehen, weil der Torwart mit einem Gegenspieler zusammen geprallt ist und die Energie einfach nicht wo anders hinkonnte, sondern weil der Torwart schlicht sich selbst normal und torwartspezifisch bewegt hat. Jaja, doch! Die Trägheit der Massen ist hier meist Ausschlaggebendes Moment allen Übels, ebenso das als Energieerhaltungssatz bekannte Prinzip.
Es beginnt mal wieder beim Trainer, der den Torleuten zwar das technische Detail nahebringt, wie der Torwart sich zum Ball zu bewegen hat, wie man den Ball festhält... ja, und nun stehen da Pünktchen. Genau diese Leere findet sich bei den Torleuten wieder. Sie haben eine Bewegung nur halb gelernt, der Rest ist dann Instinkt und Lernen durch Vermeidung von Schmerzen. Klasse nicht?
Das ist, als wenn im Judo ein Sportler lernt, den anderen zu werfen, nicht aber, wie man selbst fällt. Er lernt nicht alles und wird sich übel verletzen - wenn er, und das soll im Judo häufiger passieren, plötzlich selbst geworfen wird.
Auch in Trendsportarten wie dem LeParcours oder Skaten hält etwas Einzug, was einer Fallschule des Judo gleich kommt. Denn man muss sich damit beschäftigen, was im Fall des Falles nach dem Sturz oder Sprung passiert. Das typische auf den Füssen landen ist nämlich nicht immer möglich und hier muss man schlicht etwas lernen, etwas tun, möchte man nicht auf einer Trage, oder schlimmer Bahre abtransportiert werden. Was auf den ersten Blick für LeParcours sinnvoll ist, verschließt sich vielen beim Skateboard fahren oder Inline-Skaten. Das Internet ist daher voll mit Videos, wo Leute bei den artistischen Einlagen plötzlich und unvermittelt den Auswirkungen der Schwerkraft ausgesetzt sehen und einen eher unrühmlichen Kontakt mit dem Erdboden machen müssen. Das Verletzungsrisiko ist groß, denn meist kippt der Kopf durch, das Gesicht schlägt auf den Boden auf, oder der Hinterkopf macht unsanft mit dem Boden direkten Kontakt. Nicht nur das: Da der ganze Körper meist unförmig fällt, sind schwere Verletzungen, wie Stauchungen und Brüche fast vorprogrammiert. Kein Zweifel, daß hier eine Fallschule inzwischen mehr und mehr Einzug hält, denn das gelernte Fallen bietet zumindest mit der Schutzausrüstung dann doch etwas Schutz.
Ja und bei Torleuten?
Gute Frage. Die meisten Torleute durchlaufen keinerlei Fallschule. Zwar kann man bei den flachen Bällen durch allein die Schulung der Technik von einer Fallschule sprechen, doch gilt diese nur für flache Bälle. Alles was halbhoch kommt, oder sogar richtig hoch, überlässt man dann den instinktiven Reaktionen des Torhüters. Was man da zum Teil zu sehen bekommt, ist gelinde gesagt haarsträubend. Da wird auf den Knien gelandet, oder was der Torwart meint, daß es der Unterschenkel sei. Da landet man mit dem Brustkasten auf dem Ellenbogen... und der Brustkorb wird gequetscht. Also, mannigfaltige Probleme, die sich sogar bis in die höchsten Ligen durchziehen. Da fragt man sich, als alter Kampfsportler, was die Trainer da machen?
Merkwürdigerweise scheinen einige Torleute da eher ausgenommen zu sein, was wohl auf eine Art gute Grundschule der Jugend hindeuten läßt, hingegen andere fallen wie nasse Säcke. Da fehlt Körperspannung, Körperstreckung und jegliche Bewegung, um den Sturz abzufangen oder zu mildern. Ich frage mich als Trainer dann immer, wie solche Torleute halbhohe und hohe Bälle im Training trainieren. Nehmen diese einen Weichboden mit auf den Platz?
Denn das Fallen aus der Bewegung ist eine Form der Umwandlung von Energie. Entweder der Torwart gleitet über den Boden, die Bewegungsenergie wird durch Reibung in Wärme umgewandelt... oder der Torwart knallt auf, dann findet weniger Reibung statt auf eine Zeitspanne und die Wirkung ist, als würde man mit einem Auto gegen den Torwart fahren. Wie lange sollen das Torleute durchhalten? Nun, Leistungssport ist sicherlich nicht gesund - aber: Muss man denn wirklich die Torleute fallen lassen wie Zementsäcke?
Warum achtet niemand auf die Fallschule der Torleute? Okay, eher ein Thema für das Kindesalter - aber Leute - die Ausbildung im Kindesalter ist bei den meisten Vereinen schon eher mangelhaft, wie soll man also den Kindern und Jugendlichen da eine Fallschule angedeihen lassen, wenn schon allein die Ausbildung Technik, also der Weg zum Ball, nicht wirklich statt findet? Die nächste Frage, die zu stellen wäre: Welcher Torwarttrainer hat sich denn mit dem Thema Fallen und Fallschule schon mal befasst?
Welcher Tw Trainer könnte einen Fall beurteilen und auch die Falltechnik an sich korrigieren? Wenn die Tw Trainer eben selbst nicht wirklich die Technik beherrschen, wie sollten diese dann den Fall, den sie gar nicht kennen, beurteilen oder korrigieren? Da die meisten auch noch davor zurückschrecken, sich in anderen Sportarten umzusehen, wie dem Aikido oder dem Judo, denn das hat ja nichts mit Fussball zu tun. Viele Trainer denken hier völlig eng und völlig beschränkt.
Also, Fallschule findet nicht statt - und das sieht man bei den Torleuten. Verzeihung wenn man es sagt, aber man sieht es.
Der schlimmste Effekt ist, daß die Torleute hechten und dann die Hände zurückziehen, weil diese nach unten neben den Körper gezogen werden, damit der Torwart zumindest ein wenig seinen Fall abfangen kann. Wie oft sieht man, das der Ball dort vorbeigeht, wo Sekundenbruchtteile noch die Hände waren. Es ist zum Davonlaufen. Erklärt man es dem Torwart, schaut dieser einen mit Kulleraugen an. Denn, der Verlust an Reichweite, er ist den Torleuten nicht bewußt. Landet der Torwart mit den Armen zuerst, muss er die Arme nicht zurückziehen, um den Fall zu mildern, sondern er kann den Fall sogar noch besser abfangen UND verschenkt keine Reichweite. Trotzdem: Solche Falltechniken sieht man nur bei wenigen, meist sehr gut geschulten Torleuten.
Da wird versucht den Ball schon im Flug an die Brust zu ziehen... und schon ist der Ellenbogen dem Erdboden näher, als alles andere und man landet si gern mit den Rippen auf dem eigenen Arm und quetscht sich. Dem Trainer ist es egal - warum nur? Da wird versucht, mit dem Unterschenkel zu landen und dann bohrt sich das Knie in den Boden - Leute, ehrlich, daß kann ich nicht gesund sein - und das es keiner merkt, bin ich denn der einzige?
Wenn der Torwart hier drei vier Mal Schmerzen hat und irgendwann wegen Schleimbeutelentzündung nicht mehr kicken kann, dann muss doch was passieren, oder? Oder nicht? In den meisten Fällen nicht. anstelle also den Ball zu ergreifen und beim Hechten "herauszufliegen", also den Ball mit zunehmen, wird der Ball angezogen und damit die Landung verschlimmert als verbessert. Auf dem gestreckten Leitarm kann man besser landen, da dieser sich beugen kann, als wenn ich den Arm anziehe und er sich nicht mehr beugen kann.
Und wenn der Torwart vorwärts fällt, ist er meist so gebaut, daß er denn Ball so anzieht, daß erneut die Ellenbogen sich in den Rasen bohren, anstelle das der Torwart auf der Fläche des Unterarms landet und durch Beugen der Arme im Ellenbogen nach vorn den Sturz abfängt. Klassische Fallschule des Kampfsport, nennt sich Sturz vorwärts... lernen auch Skater und einige Skifahrer...Völlig Banane sind für Torleute dann Schulterrollen. Die klassische Rolle vorwärts, der Purzelbaum ist ungeeignet, fällt man hier auf die Wirbelsäule und rollt über Nacken und Wirbelsäule ab. Das hat mit Fallschule nichts zu tun. Der LeParcours Läufer hingegen kennt die Rolle und wenn er springt, landet er mit den Füssen, federt ein, bremst den Fall und alles was jetzt nicht geht, muss als Restenergie in Reibung verwandelt werden. Das heißt fallen und rutschen, oder besser einfedern und dann durch Rollen die Energie verbrauchen. Rutschen ist ein kürzerer Weg, aber der unbequeme. Rollen bringt einen meistens sofort wieder in eine Aktionsposition und damit kann der LeParcoursläufer wesentlich Geschwindigkeit mitnehmen und sofort weiter laufen. Torleute und Rollen ist ein grauen. Purzelbaum können viele, aber eine Schulterrolle gar nicht.
Dabei muss man nur die Hände innen nehmen und über die Aussenkante der Leithand nach vorn rollen, so daß die Rückseite des Schulterblattes den Bodenkontakt herstellt. Der Kopf ist zur Seite gewendet und damit aus dem Weg, Wirbelsäule und Knie berühren den Boden so nicht direkt. Die Bewegung ist rund, die Arme sind frei und könnten sogar einen Sturz nach vorn abfedern und die Rolle einleiten. Aikido Sportler sind hier leuchtende Vorbilder dieser Rollen und waren die Leute, die es im LeParcours einführten und den Leuten auch das Rollen beibrachten. Warum können es Torleute nicht? Nun, sie brauchen es selten, aber genau diese Rolle ist nur die Einleitung für die Rollen rückwärts und Rollen seitwärts, und diese beiden Formen kommen immer mal wieder vor. Wird es gelehrt und gemacht? Nö, wozu auch.
Der Tw Trainer erklärt die Technik: Nachstellschritte, Stemmschritt, Abdruck, Flugphase, Ballangriff, Ballsicherung... und wie gesagt, dann hören die Technikschulungen auf. Man überlässt den Torwart sich selbst, auf dem schlimmsten Teil des Stückes. Auf dem Teil, wo der Torwart jetzt sicher und sauber den Ball im Besitz behalten soll, oder rasch wieder auf den Füssen sein soll.
Natürlich wäre eine Abrolltechnik mit drei, vier, fünf oder mehr Rollen völlig überzogen, doch eine Rolle ist meistens durchaus im Rahmen, wenn der Torwart rasch damit auf die Füsse kommt und damit wieder bereit ist. Wenn nicht, dann dann reicht eine Rollbewegung meistens aus, den Ball unter sich zu begraben. Mein Gott, wie viele Trainer bekommen nun den Koller, wenn der Torwart nicht mit dem Gesicht zum Spielfeld liegt. Verzeihung, liebe Kollegen, wie viele von Euren Torleuten sind denn in der Lage, aus dem Liegen die nächste Anspielstation auszumachen und leiten im Aufstehen den Gegenangriff ein? Also, daß ist eine absolute Rarität und völlig übertrieben, liebe Herren Kollegen. Lassen wir die Kirche im Dorf: Der Gegenangriff wird vom Torwart im Aufstehen eingeleitet, mit dem Druck auf die eigene 16er Grenze, und erst im Aufstehen erfasst der Torwart das Spielfeld - und im Weg zum 16er, in diesen Schritten nimmt er für einen weiten Abwurf fahrt auf, als er hier auch dann dieses Erfassen der Anspielstationen vertieft. Er kann also einmal rasch abwerfen, oder taktisch sinnvoller nach einem Anlauf - weil er so das Spielfeld wesentlich besser erfasst. Was soll also der Mumpitz mit Gesicht zum Spielfeld, wenn der Torwart den Ball unter sich begraben hat? Soll er sein Unglück, den Stollenschuh des Gegenspielers kommen sehen? Oder gibt es wirklich triftige Gründe, so dogmatisch es immer und immer wieder zu predigen und vor allem keinerlei Ausnahmen zulassen zu wollen?
Also, lassen wir dann eine Rolle zu, der Torwart begräbt den Ball unter sich, alles ist sicher und der angriff wird nach solchen Aktionen, wenn nicht übertrieben und im Rahmen sicherlich auch nicht gerade so temporeich einzuleiten sein. Wichtig ist, dass der Torwart den Ball hat. Er hat den Ball und damit ist jegliche Torchance undenkbar, daß Spiel liegt in sicheren Händen. Denn es gibt nur einen Ball auf dem Spielfeld.
Doch wie oft muss der Torwart rutschen, mit den Ellenbogen und Knien bremsen, nur weil ein Trainer am Dogma festhält... Wie oft muss ein Torwart sich Blessuren zuziehen, bis ein Trainer lernt, daß Fallen wichtig ist und sich Gedanken macht?
Warum nur wird nicht gerollt, warum nur wird nicht gefallen.. warum wird es dem Torwart nicht beigebracht? Warum findet man Millionen Trainingsübungen und Beschreibungen wie der Ball zu erreichen ist, nicht aber wie man sauber fällt, so daß es im schlimmsten Fall auch im Winter im Stadion roter Erde zu machen ist, wenn der Boden wie Beton ist.
Daher eine Bitte an die Torleute: Handschuhe aus und geht mal zum Judo. Die Winterpause ist diel, um sich mal die Fallschule anzueignen und in der Wintervorbereitung auf auf dem Fussballplatz mit dem Ball in den Händen zu verfeinern und auf Fussball umzustricken. Oder geht zum Aikido und lernt es dort... Fragt, und erklärt warum Ihr da seit, meistens erntet Ihr Respekt für solche Sachen. Geht zum LeParcours und lernt es dort... nur lernt Fallen, wenn es der Tw Trainer euch nicht beibringen kann und beibringen will.
Ihr als Torleute verliert die Angst vor dem Fallen, ihr lernt euch abzufangen, ihr werdet runder, weicher und werdet auch verletzungsfreier agieren. Ihr die es dann könnt, werdet die Angst vor Höhe verlieren, weiter und höher springen als zuvor, weil keine Hemmschwelle mehr da ist, die Euch schützt. Ihr braucht keine Überwindung zum Hechten, Ihr tut es, weil ihr diese geheimnisvolle Sicherheit in Euch spürt, daß Ihr Fallen könnt.
Lasst Euch ruhig von Mitspielern auslachen, wenn Ihr mit dem Ball in en Händen durch die Gegend springt und rollt. Übt das Fallen, übt das Rollen... und lernt so, wie beim Hechten Ihr vielleicht besser und sicherer fallt... Den das Fallen, es ist Teil des Torwartspiels - auch wenn es viele Tw Trainer schlicht auslassen. Sie leugnen es nicht, sie haben meist nur keine Kenntnis davon, und daher herrscht Schweigen. Es ist kein Leugnen, es ist Schweigen aus Unkenntnis. Bringt daher Licht in das Dunkel.. und eine Bitte an die Tw Trainer Kollegen: Schweigt nicht, wenn Ihr etwas wisst, sondern zeigt es, macht vor und zeigt zur Not auch, wie es bei sehr langen und sehr hohen Bällen funktioniert und funktionieren kann - auch wenn es dann nicht mehr ganz den Dogmen entspricht. Aber bitte, lasst es doch die Torleute nicht alles selbst herausfinden - indem diese Schmerzen leiden. Schmerzen blockieren Bewegungen, Hemmen den Torwart in freier Aktion - dass kann nicht Sinn und Ziel des Tw Trainings sein. Ändert es also - JETZT!

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