
Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer
Gewonnen und dennoch verloren
von
am 10.06.2010 um 11:28 (4842 Hits)
Ens vorweg, ich kämpfe seit Tagen schon mit einem Infekt der Atemwege, es ging mir gestern schon nicht gut und heute erst recht nicht... und dann dieser Stress, es ist alles andere als günstig.
Ein Spiel voller Emotionen, in vielen Augen war Abneigung zu lesen, nicht Hass, nur Abscheu und tiefe Abneigung. Es kanalisierte sich allerdings auf wenige Personen.
18 Uhr waren mein Torhüter, unser Sechser und der Linksaussen auf dem Platz. In allen Augen tiefe Entschlossenheit. Tische stellen, Getränkekisten bereitstellen - 400 bis 500 Gäste sind zu erwarten.
Der Gegner ist eine junge, spielerisch schnelle Truppe, wo es galt, die Dreh und Angelpunkte der Mannschaft auszuschalten und zudem die wenigen Torchancen effizient zu nutzen.
Der Trainer mahnt in der Kabine zu Entschossenheit, aber auch dazu, Disziplin zu waren, sich nicht von blinden Aktionen leiten zu lassen.
Das Gespann pfeift pünktlich an...
12 Minuten lassen wir den Gegner kommen, verteidigen mit Mann und Maus und verhindern so die Torchancen des Gegners, der mit schnellen Aktionen über die Aussen und gefährlichen Querpässen in den Strafraum agiert. Mein Torwart läßt bei hohen Bällen ein wenig die Sicherheit missen, aber es ist präsent und wird motiviert, ja ermuntert, anstelle angefahren und kritisiert zu werden. Er spürt, er muss heute.
Einer der Vereinsvorstände bringt es auf den Punkt "Heute kann er zum Gott werden!"
Und er schickte sich an, den Olymp zu erklimmen. Ein Freistoß vor dem gegnerischen Tor, die Führung, der Jubel brandet auf, die die erfahrenen Spieler mahnen zum Weitermachen und mein Torwart feuert von hinten an, nichts zuzulassen.... 38. Minute, die Emotionen brechen durch, ein unnötiges Foul - Gelb/Rot... wir sind nur noch zu zehnt. Der Kampf wird entscheiden, der Wille!
Die 56. Minute zeigt, daß ein 2 Meter Torhüter kein Allheilmittel ist und wir gehen 2:0 in Führung. Mein Torwart ist ausser sich, der Rausch hat Ihn ergriffen. Emotionen pur, weil sein Ex-Verein Ihn hatte wegen dieses Torwart in den Flitterwochen auf die Bank verbannt. Seine Leistungen im Aufsteig dieses Verein wurden damit nicht gewürdigt, er wurde gekappt, nur weil man im Strafraum allein Akzente setzen konnte.
Und weil man nicht glaubte, daß dies mein Torwart repräsentierte, spielte man auch so. Der Spielmacher, durch das Aus des Sechsers nun mit mehr Freitheit, brachte immer wieder gefährliche Bälle in den Strafraum... doch mein Torwart stellte die Lufthoheit her. Sicher und Präsent klärte er viele kritische Situationen und lies das Anrennen der Gegner mit diesen Aktionen schier verpuffen.
Es ist ein offener Schlagabtausch, wir fahren viele gefährliche Konter, können jedoch nicht abschließen und der Gegner erhöht den Druck. Wir lassen nicht nach... Einzig der gefährlichste Nachwuchsstürmer der Gegner kann nach einem Abwehrfehler zum Anschlusstreffer in der 85. Minute einschieben.
88. Minute, mein Torwart klärt und wird am Arm verletzt... Behandlung, 3 Minuten Nachspielzeit unter erheblichen Schmerzen, doch die Abwehr hält dich.
Wir haben es geschafft... wir haben gewonnen. Wir haben alles getan, um im Entscheidungsspiel als Sieger vom Platz zu gehen.
Das Ergebnis des Parallelspiel ist grausam und ist wie ein Haken durch die Deckung: Innerhalb von 30 Minuten hat der Friedberger Aufsteiger 9 Tore erzielen können, obwohl diese zunächst 2 Gegentore bekommen hatten. Die Tordifferenz entscheidet zugunsten der Anderen...
Unser Gegner steigt ab und die Friedberger steigen auf, dabei hatten auch wir die Chance...
Alles richtig gemacht, die 3 Punkte geholt, gekämpft und gesiegt und trotzdem 'verloren'...
Befriedigung will sich nicht einstellen, man ist niedergeschlagen, trotz der guten Leistung und dem klar gewonnenen Kampf.
Ein Sieg, der nichts mehr zählte.
Und trotzdem: Wir dürfen mit erhobenem Haupt den Platz verlassen, stolz auf die Leistung sein, mit der so niemand wirklich gerechnet hat und vielleicht auch nicht so glaubte.
Wir gehen mit reinem Herzen vom Platz, nichts durch Schiebung, Schmu oder anderen Aktionen, wie Ergebnissbeschönigung oder ähnlich, erreicht zu haben oder auch nur den Versuch unternommen zu haben.
Nein, wir haben uns nicht vorzuwerfen und die Leistung meines Torwart wird vom Doppel-Sechser und Abwehrchef eindeutig als Überragend betitelt.
Ich hoffe nur, seine Verletzung ist nicht zu schwer, denn auch er wollte zum Torwart.de Camp kommen....