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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Meister Yoda

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"Nicht versuchen du sollst, TUN du musst!"
Wie oft habe ich diesen Spruch schon gehört und ähnlich wie bei Conan der Barbar die Grundlegende Weisheit des Stahls das "Vertraue nicht dem Schwert, sondern der Hand die es führt!" ist Meisters Yodas Anweisung an Luke Skywalker klar und deutlich: Der Versuch reicht nicht. Versuchen heißt, es zu probieren, sich aber die Hintertür offen hält, im Falle des Versagens, sagen zu können, alles gegeben zu haben - man kann sich mit dem Versuch entschuldigen. Auch bei Conan geht es nicht um das Schwert, den Stahl, sondern um die eigenen Fähigkeiten - das Vertrauen ins sich selbst.
Doch Yoda macht unmissverständlich klar, daß der Versuch nicht ausreichend ist. Wer eine Fähigkeit erlangt und erlangen will - er muss über das Stadium des Versuchens hinaus gehen und kommen. Er muss die Fähigkeit erlangen, es zu tun. Er darf nicht an seiner Stärke Zweifeln, an seinen Fähigkeiten. Er muss darauf vertrauen, daß er es kann und dafür auch geeignet ist, er muss es daher nicht versuchen, er muss es tun.
Ostern 2010.... Plandampf. Viele Danpflokomotiven aus Deutschland bespannten normale Züge. Es galt also nicht bloß anzukommen, es galt im Fahrplan der normalen Züge zu bleiben, um Pendler und normale Reisende entsprechend sicher und pünktlich ans Ziel zu bringen. Man stellte sich damit den regulären und für viele Züge täglich geltenden Bedingungen, nur daß man eben anstelle mit einem modernen Triebzug jetzt mit einer Dampflok und alten Wagen loslegte. Als Heizer, der den Kessel für den Lokführer befeuert und damit schlichtweg die Leistungsquelle überhaupt darstellt, ist das Anspruch Maximum - die Premiumklasse, die Bundesliga sozusagen.
Und so galt es dann von Trier nach Gerolstein zu kommen, bergan durch das lauschige Kylltal. Gelinde gesagt, bekommt man nichts von der Landschaft mit, weil man zu sehr damit beschäftigt, ist, den Appetit der Maschine zu sättigen... Doch auch hier war Yodas Rat das wichtigste, denn der Versuch reicht nicht aus, will man pünktlich sein. Man muss es tun. Es gibt kein Versagen.
Dieser extreme Druck, er macht einen fast wahnsinnig und noch nie habe ich so schlecht geschlafen und noch nie so eine Nervosität gespürt - aber als wir mit 5 Minuten Verspätung in Trier losbrachen und in Gerolstein mit einem Zeitvorsprung von 2 Minuten einfuhren, da löste sich alles... Es hatte nicht nur gereicht, es war so gar ab und an ein wenig zuviel... ich hatte an mir gezweifelt, aber ich hatte es getan. Ich hatte es nicht versucht, sondern ich hatte es getan.
Für mich war das die Prüfung, meine Taufe... hatte ich vorher schon den Zettel in der Hand, daß ich Heizer war und bin, so dauerte es doch Jahre, bis meine eigentliche und wahre Prüfung kam - und ich bestand.
Ich hatte Meisters Yodas Rat beherzigt...


Bälle festhalten.... Nun, es gibt ja Trainer die sehen die Blaue Mauer und fragen sich, warum er keine Bälle festhalten kann.
Es ist eine berechtigte Frage und hier muss man denke ich, bei meiner Philosophie beginnen. Als ich nämlich auf einer Tw Training für Bambini und F-Jugend Torleute anbot, weil die Blaue Mauer darauf bestand, musste ich rasch lernen, daß es nicht verboten ist, dies zu tun, aber das es schlicht niemand gab, der mir hier helfen konnte, weil in den meisten Vereinen oft erst ab der C-Jugend überhaupt Tw-Training angeboten wurde, und in manchen höhereren und größeren Vereinen sogar ab der D-Jugend, aber darunter eigentlich auch nicht.
Was sollte ich also tun, und was musste ich tun?
Es ist z.B. unmöglich einem Torwart der Bambins beizubringen, einen Ball festzuhalten, der auf Kopf oder Überkopfhöhe kommt. Wenn, dann stimmt hier die Handhaltung nicht, denn der Torwart kann aufgrund der Handgröße keinen Korbgriff anwenden. Ich war nicht bereit, davon abzurücken. Der Torwart muss und soll die korrekte Handhaltung nicht später erlernen, sondern am Besten sofort.
Doch wie soll und ist dies zu bewerkstelligen?
Viele Trainer denken hier allein ergebnisorientiert. Da müssen junge Torleute die kleinen Hände zu Fäusten ballen, und die Bälle so abwehren. Die Trainer meinen dann nämlich, daß der Torwart so den Ball mehr aus der Gefahrenzone bekommt, und damit leichter endgültig zu klären ist, als wenn der torwart etwas anderes versucht.
Wie viele Torleute werden so kaputt gemacht? Denn in der D-Jugend soll der torwart dann Bälle sichern - also fangen - und dann per Abwurf ins Spiel bringen. Wie soll dies ein Torwart können oder schnellstmöglich erleben, wenn er doch Jahrelang etwas anderes erlernt hat und jahrelang andere Techniken ausführen musste?
Und die Trainer verstehen es nicht, sind förmlich beratungsresistent - das Ergebnis wiegt mehr, als die Entwicklung des Torhüters.
Dabei lernt mich die Erfahrung in all den Jahren, die ich durch und mit der Blauen Mauer sammeln konnte, daß wenn man es richtig macht und am Anfang die nötigen Grundlagen anlegt, daß eben Greifen und Fangen von Bällen ganz natürlich mit Wachstum und Entwicklung kommt.
Es ist doch so einfach: Der Torwart kann den Korbgriff nicht anwenden, weil seine Hände den Ball nicht sauber umfassen können. Also gehen wir zurück und lehren dem Torwart, daß er seine Hände bitte hinter den Ball, leicht über den Ball zu legen hat. Der Ball wird so in seiner Flugbahn sicher gestoppt und zugleich nach unten abgelenkt. Er verliert mit dem Aufprall auf dem Boden alle Wucht und kann locker im Nachfassen gesichert werden. Der Torwart lernt also, den Ball kontrolliert zu stoppen und nachzusuchen - er gewöhnt sich an das Sichern des Balles und das wieder ins Spiel bringen des Balles als erste Offensive Station des Spiels.
Zudem erlangt er so die korrekte Grundhandhaltung, nämlich nicht direkt hinter dem Ball, sondern leicht darüber, um diesen sicher zu fassen, bzw. so kontrolliert abzufangen.
Auch bei hohen Bällen werden so die Hände sauber und sicher hinter den Ball geführt, und nicht, wie viele es möchten, die Fäuste unter den Ball begebracht... der Torwart stoppt den Ball in seiner Flugbahn, der Ball springt vor seinen Füssen auf, er kann diesen im Nachfassen sichern.
Beobachtet man dann den Torwart über die Jahre hinweg, wo wird sich seine Handhaltung ganz natürlich über die Jahre hinweg ändern. Halten Bambinis die Hände noch geschlossen und und als gesamte Fläche hinter dem Ball, so beginnt schon in der F-Jugend, daß sich hier mal Daumen und Zeigefinger leicht abspreizen. Schon in der E-Jugend beginnt dann das vollständige Auffächern der Hände, die aber immer noch sicher und sauber hinter den Ball geschoben und geführt werden. Trotzdem bleiben meist die Hände noch zu klein und erst Anfang der D-Jugend erreichen die Torhüter eine Handgröße, um erstmalig den Korbgriff anwenden zu können.
Bei der Blauen Mauer kann man dies hervorragend über die Jahre hinweg verfolgen, wo wir schlicht von den Anfängen bis zur derzeitigen Zeit diese Entwicklung im Bild verfolgen und die Fortschritte erkennen können.
Als Tw Trainer muss mann hier nicht mal etwas forcieren, sondern man muss nur die Geduld und das beständige Ausführen der Techniken entsprechend durchführen lassen - mit Wachstum, Körperbewußtsein und Selbstvertrauen kommt das Fangen von ganz allein.
In vielen Stress Situationen wird der Torwart sich dann trotzdem immer auf eine Rückfallebene verlassen können, wo er den Ball abfängt, prallen läßt und im Nachfassen sichert, anstelle den Versuch - und hier sind wir wieder bei Versuch und Tun - zu wagen, denn Ball zu sichern. Denn was passiert, misslingt dies? Es flutscht durch, weil die Handhaltung nicht optimal ist, der Ball gleitet durch die Hände und fällt völlig unglücklich ins Tor.
Was sich der Torwart nun anhören darf und muss - ist jedem Trainer bekannt. Die Ursache ist jedoch, daß der Torwart etwas versucht, anstelle etwas getan hat. Er hat ausgeführt, was wir über Jahre als Trainer verschuldet haben. Er ist Spiegelbild unseres Training und war hier überfordert und hatte keinerlei Alternativen, weil wir keine zugelassen haben.
Hat er jedoch den natürlichen Ablauf erlernt, so schließen sich seine Hände hinter dem Ball - der Ball wird natürlich abgelenkt, oder natürlich abgefangen und im Nachfassen gesichert. Er hat also eine Option und Möglichkeit für schwierige Bälle, wo er vom Gefühl her, sich nicht sicher ist, ob er diese wirklich greifen kann.
Wächst er in der Belastung und die Gewohnheit setzt ein, so wird er von allein mit seinem Lernen und seiner Erfahrung, aber auch mit seinem Selbstvertrauen automatisch und völlig ohne unser Zutun den Korbgriff anwenden und dann diese Bälle festhalten. Viel davon hängt mit der Größe der Hände zusammen, nicht mit der Leistungsfähigkeit. Verlangen wir daher von kleinen Händen, den Ball zu greifen, wird der abstand zwischen Daumen und Zeigefinger bei voller Fächerung der Hände trotzdem größer werden, bei zu kleinen Händen zu groß, als das ein sicheres Greifen des Balles ohne die Gefahr des Durchgleitens erreicht werden könnte. Wir forcieren den Torwart in ein großes Risiko, und gleitet ein Ball durch, so ist dies unser Verschulden, weil wir eine eher unsichere Technik verlangt haben, weil für das Ergreifen der Torwart einfach eine suboptimale Handhaltung annehmen musste.
Haben wir allerdings Geduld, so wird sich das Ergreifen von allein ergeben, durch Wachstum und Selbstvertrauen und der optimale Korbgriff stellt sich von ganz allein und natürlich ein.
Mein Methode lehrt also, daß der Natürliche Lauf von Wachstum, Erfahrung und Selbstvertrauen die richtige Technik förmlich entstehen läßt und damit diese wesentlich tiefer im Torwart verankert ist, als wenn wir ver suchen, aus einer Rückprallwand mit Macht jetzt einen Ballsicherer zu machen. Das letztere ist ein Hin und Her welches nicht zielführend ist - und vor allem zeigt, daß viele Trainer oft wenig über die alterstufenübergreifende Entwicklung der Spieler hinausblicken können, noch verstehen.
die Blaue Mauer ist daher oft auch Botschafter, diese Entwicklung darzustellen. Sie - die Blaue Mauer - muss daher nicht der Beste oder Stärkste sein. Er ist es sicherlich im Vergleich auch nicht. Aber er ruht in seiner Technik und dem Vertrauen darauf, daß diese funktionieren.
Bestes Beispiel ist z.B. der Umarmungsgriff - die Blaue Mauer kann diesen nicht richtig. Warum?
Nun, aufgrund der Körpergröße gaben es zu selten Bälle, die auf diese Höhe gekommen wären, die man hätte mit dieser Technik sichern müssen oder sollen.
Warum also eine Technik einem Torwart angedeihen lassen, die er nicht sinnvoll und wirklich einsetzen kann? Viele Torleute beherrschen diese Technik und machen dabei haarsträubende Fehler, wie den Ball auf die Brust aufschlagen zu lassen und dann im Umarmungsgriff zu sichern. Dies ist völliger Mumpitz, und ein klarer Technikfehler, da solche Bälle angesaugt werden, also mit dem frontalen Korbgriff aufgenommen und gesichert werden, und nicht mit dem Umarmungsgriff, der für frontale Bälle unter der Gürtellinie gedacht ist.
Trotzdem sieht man es immer und immer wieder... und Torleute werden hier stark geredet - bis dann Größe und Torgröße plötzlich den Eklatanten Technikfehler entlarven und die Unfähigkeit des Torwarts, Bälle frontal zu sichern, entlarven. Er muss eine komplexe Technik plötzlich, die er hätte jahrenlang üben und trainieren müssen, innerhalb weniger Monate versuchen - erneut man wisse, Versuchen gegenüber Tun - muss zu erlernen. Dies kann nicht funktionieren.
Statt dessen gingen wir den natürlichen Weg, das Ansaugen mit dem Frontalen Korbgriff wurde daher forciert und ist derzeit wesentlich häufiger zu sehen, wenn auch hier oft der Ball noch aus den Händen abtropft und im Nachfassen gesichert wird - weil die Handgröße einen Korbgriff nicht wirklich sicher zuläßt.
Dafür beginnen wir nun mit dem Umarmungsgriff - und haben viel Zeit und Raum, diese Technik zu erlernen, die seit der 2. Hälfte E-Jugend unser Programm bereichert und nach technischer Optimierung heischt. Dabei merkt die Blaue Mauer deutlich, daß die Ballhöhe frontal entscheidend ist, wann angesaugt wird und wann der Umarmungsgriff zu erfolgen hat - vor allem weil diese neue Technik in den sogenannten tiefen Umarmungsgriff für flache Bälle vor die Füsse nahtlos über geht... auch hier, es bilden sich natürliche und völlig normale Schnittstellen zu bekannten und selbstverständlichen Bewegungen - die Technik entsteht also eher, sie erwächst förmlich, anstelle daß wir etwas antrainieren oder komplett ausbilden müssen.
Der Torhüter wächst förmlich in das vollständige Repertoire der nötigen Tw Techniken hinein, anstelle ergebnisorientiert eine Bandbreite von Techniken zu haben, wovon einige nicht wirklich sicher angewandt werden können, noch es Rückfallebenen gibt.

Und daher kann die Blaue Mauer derzeit einige frontale Bälle nicht festhalten - nicht weil die Fertigkeit nicht da ist, sondern weil Selbstvertrauen und biologische Größe der Hände es oft nicht zulassen.
Doch Stück für Stück, Trainingstag um Trainingstag arbeiten wir daran, dies entstehen zu lassen und könnten mit dem Wachstum verfolgen, wie immer und immer mehr Bälle gesichert und festgehalten werden.
Ich lasse daher den Torwart durch diese Methode in eine Art Vollständigkeit und Sicherheit hineinwachsen. Dabei halten wir die Entwicklung des Torwarts langfristig im Auge, der mit 17 Jahren dann eben komplett sein sollte, als das er dann im Seniorenbereich nur noch Kraft, Schnelligkeit, und andere Kondition zu erlangen hat - ebenso durch Erfahrung ein Verständnis für Taktik und Stellung, aber technische Fertigkeiten ausgebildet und in möglichst optimaler Form angewandt und durchgeführt werden können.
Dieser natürliche Weg ist nicht kurzfristig, sondern sein Ziel ist langfristig zu sehen und kann keine kurzfristigen Erfolge oder Möglichkeiten aufzeigen... diese würden das Hineinwachsen in Sicherheit und Vollständigkeit stören und oft sogar zerstören.

Nicht nur die Blaue Mauer gibt mir mit dieser Methode Recht, auch andere Torleute, die ich bisher länger trainieren konnte und durfte, erfahren durch diese Trainingsform langfristig bessere Ergebnisse, als viele andere Torleute. Nur leider hat diese Methode ein Problem: sie wird von vielen nicht verstanden.
Das ist der Grund, warum ich dies hier schreibe...

Und daran denken: Die Blaue Mauer ist nicht perfekt, soll sie auch gar nicht sein. Sie ist nicht der Beste, auch das ist nicht deren Aufgabe... Sie ist auf dem Weg.
Sie - die Blaue Mauer - versucht nicht, sie tut. Das ist ein großer Unterschied.
Natürlich gibt es bessere, natürlich gibt es stärkere, dies steht immer ausser Frage. Aber es ist hier der Weg der zählt, nicht das derzeitige Ergebnis. Und am Ende dieses Weges wird sich dann wahrhaftig das Ergebnis zeigen, und nicht in temporären Zwischenergebnissen, die oft nicht wirklich von Bestand sind.

ich bin nicht der Tw Trainer, der einen Torwart kurzfristig zu Erfolgen verhelfen kann und will - sondern der ein weiter entferntes und höheres Ziel im Auge hat und daher daran arbeitet... und dies beginnt immer bei den Grundlagen und Fundamenten der Technik, und nicht bei einem Stand, der erreicht werden soll, aufgrund Größe oder Alter... Die Basis muss stimmen, das Fundament muss sicher sein und damit eine Rückfallebene bilden, damit die technische Vollkommenheit auch erreicht werden kann.
Der Torwart muss nicht versuchen - er muss tun!

Aktualisiert: 29.03.2013 um 21:39 von Steffen

Kategorien
Gedanken , Torwarttraining

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