Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer
Von Spargeltarzans und Materialposern
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am 03.06.2013 um 13:38 (5305 Hits)
Wir diskutieren hier meist um Torleute, doch leider stellen diese nur ein Elftel der Mannschaft dar, oft sogar nur ein Fünfzehntel. Leider ist der Torwart ohne seine Mannschaft ein wenig tragbares Stück, denn die besten Torleute sieht man meist nur dann, wenn die Mannschaft auch entsprechend gut ist.
Daher drückt für mich insbesondere der Ausspruch:
Der Sturm gewinnt die Spiele, die Abwehr aber holt die Meisterschaft!
genau dies aus. Doch leider zeigt die Erfahrung, daß viele das überhaupt nicht begreifen. Da sind Einzelaktionäre, die nur allein spielen wollen und können - das mag noch in der F-Jugend und Teilen der E-Jugend wunderbar funktionieren, doch spätestens im 9er Feld der D-Jugend wird es schwer, auf dem Großfeld ist dann Schluss. Leider werden dann solche Spieler gern hochgehimmelt, dann an große Vereine abgegeben, als zukünftige Talente gefeiert... dann jedoch aussortiert, weil diese nicht Mannschaftsdienlich einzubinden sind. Für die Eltern bricht oft eine Welt zusammen, doch oft sind diese mit schuld an der Misere! Es ist okay daß eigene Kind zu unterstützen, es ist aber nicht in Ordnung zu denken, daß eigene Kind sei die alleinige Stütze der Mannschaft - oder auch seitens der Trainer das größte Verfehlen! Da wird die Mannschaft um diese Spieler herum aufgebaut und organisiert, der Spieler bekommt damit den größtmöglichen Handlungsraum. Fehlt der Spieler nun, ist die Mannschaft nicht mehr in der Lage Spiele zu entscheiden und die Trainer sind am Jammern.
Die Mannschaft ist ein Verbund - und dieser Verbund muss funktionieren und genau dies ist, was in jungen Jahren einem Spieler neben der nötigen Technik und Grundverständnis an Taktik mitgegeben werden sollte: Im Verbund zu spielen, das Auge für den Mitspieler zu haben, sich ohne Ball zu bewegen, damit ich erneut angespielt werden kann - eine Mannschaft verliert oder gewinnt nur im Kollektiv und nicht der einzelne ist wichtig.
Und genau dies konnte ich an Zwei Spielen dieses Wochenendes mal wieder beobachten. Entweder man kämpft, alle zusammen und gewinnt alle zusammen - oder es sind wenige die es tun, dafür verlieren dann alle zusammen!
Der Einzelne kann nicht gewinnen, noch den Sieg beanspruchen - er kann nur dem Kollektiv zum Sieg verhelfen, im Namen und zusammen mit den Mannschaftskameraden.
Das ist wichtig und muss erlernt werden - fehlt es, wird der Spieler schnell allein da stehen und dann von oben in die unteren Klassen durchgereicht.
Wie man im Eingang schon lesen kann, war das Wochenende mit seinem Feiertag Anlass vieler Turniere im Stadtgebiet und einiger wichtiger Spiele.
Was man hier als Trainer zu sehen bekommt, ist Abbild der "Qualifizierungsoffensive" des DFB und seiner Landesverbände. Schlicht, es ist gruselig.
Man sieht namhafte Vereine aus der Region, aus der Pfalz und aus Württemberg - alles Namen die man schon mal gehört hat und die definitiv mit der Jugend nicht in der niedrigsten Klasse spielen, sondern mit Anspruch in hohen Klassen wetteifern.
Doch was dann zum Teil in den Fussballtoren aufgestellt wird, ist Schimpf und Schade für Torleute - ja schlimmer, für einen Tw Trainer.
Die D-Jugend gilt als "goldenes Lernalter". Hier werden, neben der C-Jugend die fundamentalen Grundlagen des Torwartspiels gelegt.
So erwartet man dann, daß D-Jugendtorhüter zumindest die Grundlagen der Techniken beherrschen, was tiefen Umarmungsgriff, Ansaugen und Korbgriff betrifft. Bei ambitionierten Vereinen erwartet man dann schon entsprechendes Verhalten bei flach seitlichen Bällen, sowie ein aktives Torwartspiel.
Doch was sieht man?
Nun, man kann es mit Materialposer und Spargeltarzan trefflich umschreiben.
Da stehen Torleute im Tor, es spottet offen der Beschreibung. Was denken sich namhafte Vereine? Da wird darauf geachtet, daß die Mannschaft im Verbund kickt, daß die Spieler ein hohes Niveau, Technik und Konditionell erreichen... und als Torwart steht da etwas im Tor.. man kann es nicht in Worte fassen.
Die einen sind nur groß. Genau, daß war es auch schon. Kommen im Stand an die Latte, das isses dann aber auch. Erwartung, daß diese Torleute dann einen Ball fangen können, die sollte man sich ersparen. Flache Bälle in die Ecken? Nunja, die Torleute tendieren dann zu einer Art Grätsche, andere sind sogar in der Lage, in bester Kung-Fu Manier die Bälle halbhoch aus dem Tor zu "grätschen". Andere fallen zwar mit den Händen Richtung Ball, doch das wie läßt deutlich erkennen, daß man versäumt hat, Ihnen dies zu erklären oder angedeihen zu lassen. Scheinbar müssen die Torleute das dann doch für sich selbst erkennen und erlernen. Wie das gehen soll, es erschließt sich mir nicht, keine Bewegung lernt sich richtig ohne Anleitung und Korrektur. Wieviel Potential dabei verloren geht, es ist unbeschreiblich!
Da die Technik fehlt, nutzt es noch nicht mal war, den langen Lulatsch im Tor zu haben, da dieser keinen Druck gegen den Ball aufbauen kann. Hohe Bälle kann er kaum einschätzen, trotz der Größe fallen diese dann regelmäßig hinter diesen Torleuten ins Tor, weil diese einen Ball falsch eingeschätzt haben. Auch hier zeigt sich, daß frühes Arbeiten mit hohen Bällen vielleicht nicht sofort eine Eignung bringt, aber der Torwart lernt schneller und wesentlich besser Flugbahnen einzuschätzen und sich räumlich zu orientieren. In jungen Jahrne ist dies fehlerbehaftet und gelingt nicht sofort oder immer, doch allein das Angebot stimuliert die natürliche Entwicklung dieser koordinativen Fähigkeit - der Torwart kann sich wesentlich besser damit auseinander setzen und darin bestehen, als ein Torwart der damit nicht gefüttert wurde. Letzterer fällt dann mehr oder minder Orientierungslos durch den Strafraum - und von allein entwickelt sich diese Fertigkeit bestimmt nicht.
Der normale Umarmungsgriff wird zumeist noch beherrscht, doch der Korbgriff beim Ansaugen oder hohen Bällen ist oft Glückssache, auch hier merkt man, daß die Angst vor Toren unter der Querlatte mehr wog, als die Furcht vor Gegentoren flach oder halbhoch... Das man dann aber genau dort die Tore eingeschenkt bekommt, will keiner sehen. Er ist doch groß, reicht doch.
Und so irren diese Torleute durch den Strafraum. Zumeist ist dann auch das Prinzip: "Optimale Position und Distanz" nicht verinnerlicht, die Torleute kleben auf der Grundlinie, als würde eine Kette diese dort festhalten. Ein dem Stürmer entgegen gehen um das tor zu verkleinern, Druck auszuüben... es fehlt. So gehen die Bälle aus sieben acht Metern vor dem Tor direkt in die Ecken an einem entsetzten Torwart vorbei, der kein Mittel gegen einen solchen Abschluss hat.
Und es geht dann weiter... ein tiefer Umarmungsgriff, er fehlt. Viele Torleute fallen auf die Knie und sichern den Ball irgendwie. Technik für diese Bälle? Nicht vorhanden.
Lieber DFB, Liebe Landesverbände, Liebe Trainer - wie sollen die Torleute es in der C-Jugend, wo es auf das Großfeld geht, denn bitte beherrschen und umsetzen, wenn diese nicht mal ansatzweise es jetzt zeigen.
Das schlimme ist: Man sieht es sogar auf den Stützpunkten des DFB und des Landesverbandes, oder in deren Auswahlen. Das sehe ich als kritisch an.
Der Spargeltarzan kann nichts dafür, er ist Opfer des Systems. Ihm fehlt die Ausbildung, das Erlernen der Technik und Taktik - die Anleitung. Letztendlich macht man sich über jemand lustig, der für seine Lage nichts kann. In der D-Jugend auf dem Kleinfeld steht er die zwei mal 30 Minuten meist im Tor, bekommt ggf. einen Rückpass, vielleicht zwei, die er wegzuschlagen hat oder stoppt und dann einem Spieler zupasst. Andere Bälle sind vom Level her gerollte Bälle in Torrichtung, die man dann locker aufnehmen kann, da braucht es eigentlich auch keine Technik.
Da es sich jedoch um höherklassige Vereine handelt, stellt sich das dann in der C-Jugend mit einem lauten Knall anders da. Hier wird am 16er abgeschlossen, die Bälle werden mit Druck und hoher Geschwindigkeit in die Maschen geschossen. Flach, Halbhoch und Hoch - egal. Die Stürmer spielen hier das volle technische Programm aus und durch den Drill, ständig auch den Kopf hochzunehmen, zu erkennen wo der Gegner und der Mitspieler steht, sehen diese natürlich auch die Stellungsfehler der Torleute und schließen gnadenlos ab. Dann hört man die Vereine jammern. Was in der D-Jugend noch als Spitzentorwart gefeiert wurde, ist plötzlich in der C-Jugend Mist.
Die großen Torleute, die vorher die Bälle aus dem Winkel gefischt haben, weil man durch einen Schritt und schlichtes Umfallen die Bälle noch ins Aus abklatschen konnten, reichen nun nicht mal mehr an den Pfosten. Denn die Technik des einfachen Umfallens, ohne Abdruck zum Ball, sie reicht nicht mehr. Abklatschen funktioniert auch nicht mehr. Waren früher 5 Meter vor dem Tor weit weg, ist dies nun auf dem Großfeld der Bereich, wo sich alles tummelt und das Abklatschen endet im wüsten Gestocher nach dem Ball und endet meist im Gegentor. Sicherheit? Die gibt es nicht, Hauptsache weg mit dem Ball.
Liebe Trainer, denkt doch daran, daß der Erfolg nicht darin besteht, mit einer Mannschaft am Saisonende die Meisterschaft zu holen, sondern bessere und möglichst gut ausgebildete Spieler an die nächsthöhere Jugend abzugeben. Wenn alle dieses here Ziel im Auge haben, stellt sich der Erfolg von allein ein... doch auch hier versagt das Kollektiv. Das Kollektiv der Trainer, denen ein gemeinsames vom Verein vorgegebenes Prinzip fehlt. Hier werkelt dann jeder Trainer für sich selbst, aber das Zusammenarbeiten und Fördern der Trainer zur Entwicklung der Spieler - es fehlt. Dies unterscheidet zumeist große von eher kleinen Vereinen, wobei es hier auch Ausnahmen gibt. Bei den Torleuten versagt es aber auch bei großen, namhaften Vereinen völlig - wie man dann deutlich am Spiel und Verhalten der Torleute erkennen kann.
Dann sind da die Materialposer. Sie sind noch schlimmer als die Spargeltarzane. Denn im Gegensatz zum Lulatsch können die Poser etwas für ihre mangelhafte Technik, das Auftreten und miese Abschneiden. Sie sind nicht Opfer des Systems und fehlender Ausbildung, sie sind Opfer der eigenen Überheblichkeit.
Da steht der Torwart im Kabinengang und sieht aus, wie ein Sportwagen aus dem Autosalon. Das brandneue Gepard Torwarttrikot im neuen Stratosphären Design. von Gepard die passenden Handschuhe mit dem SuperBallansaugabsolutsoftsekundenkleber Grip, dem Handgelenkschutz und einem Fingerschutzsystem nach Dr.Brinkmann. Passend von Gpard die neue Torwarthose mit Kevlareinlagen für optimale Aufpralldämpfung - Beton getestet. Dazu die neuen Supersonic Kickschuhe mit dem Goalkeeper Frontjaw System für besseren Abdruck und mehr Grip auch auf schweren Böden. Die Frisur dann im Topmodernen Schnitt mit Gel fixiert, der Körper eine Maschine langen Trainings, hauptsächlich Brust, Oberarme und Oberschenkel... Er läuft wie Conan der Barbar auf den Platz, und führt sich ebenso auf. Wobei es auch Terminatorähnlich ist. Eleganz und katzengleiche Gewandtheit ist anders, es wirkt steif, bockbeinig und unrund. Die Muskulatur ist zwar da, aber nicht im mindestens auf Geschwindigkeit und Reaktionsfreudigkeit ausgelegt. Es ist schlicht Masse, die bewegt werden will, aber keinesfalls dem Versprechen nach kommt, welches die Optik macht.
Chromblitzend im Sonnenlicht führt er sich dann auch auf. Er dirigiert lautstark über den Platz, deutet und fuchtelt. Er schimpft und meckert mehr, als er sinnvoll steuert und motiviert. Er ist schnell bei der Sache, einen Spieler für einen Fehler rund zu machen und scheut sich auch nicht, hier ein wenig körperlicher zu werden. Er ist der Hai im 16 Meter Raum und er beisst. Doch kommt dann ein Ball, so fehlt es auch hier an Technik. Das oft stümperhafte Hoppeln zum Ball zeigt, daß der Torwart ein entsprechendes Training und die Technik vermissen läßt. Trainieren aber kann man diese Torleute nicht, weil diese zum Training nicht erscheinen, oder nicht motiviert am Training teilhaben. Sie sind die Talente, die auserwählten... sie haben die tollsten Handschuhe, die Schuhe mit dem Schriftzug des eigenen Names und es ist nur eine Frage der Zeit, bis deren Kopf ein Panini Sammelbildchen ziert. So deren Betragen. Sie spielen dann Torwarttraining, Korrekturen werden nicht umgesetzt, es findet keinerlei Verbesserung statt, weil so wie man es tut, so reicht es. Man braucht keine Korrektur des Korbgriffs, denn das Fingerschutzsystem und die vorgeformten Handschuhe machen es von alleine, da muss man nichts können. Rutscht ein Ball durch, so war es sicherlich ein wenig Staub, oder der Belag wart zu trocken, so daß der Spitzenbelag aus dem Profilager sicherlich hier versagen musste - an der Fangtechnik liegt es nicht.
Ein Ball, bei dem der Torwart abdrücken müsste, er wird nicht geholt, weil kein Abdruck statt findet. Zwar ist die übermäßige Muskulatur in der Lage einen vollständig beladenen Jumbojet der CargoBulls zu stemmen, aber nicht in der Lage, den Astralkörper des Torwarts auf die nötige Fluchtgeschwindigkeit zum kurzfristigen Überwinden der Schwerkraft zu beschleunigen. Er erfolgt also ein Hopser zum Ball, der einem Bambini Fussballer Schamesröte ins Gesicht treiben würde.
Doch was macht der Poser? Er rappelt sich auf und diskutiert erst einmal mit seinen Vorderleuten, warum der Gegenspieler zum Abschluss kommt. Er beschimpft diese, selbst wenn der Ball durch seine Hände geglitten ist. Er ist cool auf dem Platz, Pose und Aussehen sind wichtiger als Leistung und Fertigkeiten. Leistung kommt durch mehr Muskeln von allein - erklärt jede Bodybuilderzeitschrift und preis noch den neuen Eiweißdrink an. Die Pose ist der Ausdruck, der dann auf dem Platz Gegenspieler beeindrucken und mental vom Torabschluss abhalten soll. Sein lautes Auftreten bestärkt seine Position, der er sich durch Blenden und Übertreiben gesichert hat.
Schon beim Warmmachen bläst er wie ein 200 Tonnen Blauwal bei jedem Ball um zu simulieren, welche Granaten er gerade entschärft. Flache Bälle dreht er einem 'Hechtsprung' um den Pfosten, selbst wenn diese mit der richtigen Technik festzuhalten wären. Er tippelt herum und spielt den Bundesliga Torhüter, darauf bedacht den Schein des Übertorwarts aufrecht zu erhalten. Einige sind sogar in der Lage, nach bestimmten Bällen kunstvolle Paraden zu ziehen, sind aber nicht in der Lage, dies im Spiel umzusetzen, weil Dynamik und Energie fehlt.
Er kann stundenlang mit Kollegen um die Vorzüge und Nachteile der verschiedenen Handschuhbeläge und Modelle diskutieren, doch ohne Handschuhe nicht einen Ball sauber festhalten.
Ebenso ist er kaum in der Lage bestimmte Taktische Vorgaben des Torwartspiels sicher umzusetzen. Im Eins gegen Eins stümpert er sich Richtung Gegner, hat weder Position noch Ausstrahlung und beim Abschluss dreht er sich komplett weg und fällt zumeist rückwärts - Torabschirmung sieht anders aus.
Trotzdem gelingt es dem Poser, Trainer und Mannschaft von sich zu überzeugen und hat aufgrund seiner Arbeit, der große, starke Torwart in der Aussendarstellung zu sein, sogar meist ein tolles Standing...
Doch auch hier trennt sich rasch die Spreu vom Weizen, spielt man Großfeld. Das mangelhafte Positionsspiel, die mangelhafte Taktik und nicht ausreichende Technik bringen diese Torleute immer und immer wieder in Bedrängnis, der ständig schimpfende und demotivierende Unruheherd im eigenen Strafraum beginnt dann bald seine negative Wirkung zu zeigen - und die strahlende Oberfläche bekommt Kratzer, der Lack platzt ab, die Mogelpackung kommt zum Vorschein.
Auch hier fehlt den Trainern oft das Talent einen Torwart einschätzen zu können. Dabei ist es nicht mal schwer, denn die Techniken kann man sich ansehen und punktuell aufschreiben, was der Torwart zu machen hat und worauf geachtet wird. Gute Torwarttrainer sehen es meist sofort, zumal das Prahlen mit neuen Handschuhen und neuen Klamotten nur die Torwarttrainer überzeugt, die selbst einen Schein aufrecht erhalten müssen, richtige Torwarttrainer mit dem Verständnis des Torwartspiels und der Torwarttechnik läßt es kalt. Der Poser prallt an diesen ab und kann keine Punkte machen.
Konnten diese Torleute dann in der Jugend noch durch ihre Art überzeugen, sich nach oben spielen und von allen gelobt und gefördert werden, wird nun unter einem richtigen Torwarttrainer die Luft verdammt dünn. Kommt nun hinzu, daß der Torwart im Training glaubt, das bisschen rummachen, simulieren und auf dicke Hose machen reiche aus, ist schnell Schluss. Denn es gilt, daß erlernte aus dem Training einzuschleifen, mit Schweiß und Beharrlichkeit, mit Erschöpfung und Verzweiflung muss es sich erarbeitet und bezahlt werden. Es reicht nicht, einfach nur gut zu sein oder ein Talent zu sein. Es gehört weit mehr dazu.
Doch auch hier sind die Trainer oft geblendet und erst wenn die Torleute massenhaft Probleme bereiten, denn das Spiel wird schneller und intensiver, denkt man über Wechsel nach, nur dann sind Talente, die es noch schaffen könnten, selten geworden - weil man in der Jugend im goldenen Zeitalter einfach nicht genug gefördert und nachgezogen hat.
Lieber Verband, egal ob Bund oder Land, liebe Trainer, schaut nach der richtigen Technik! Schaut darauf, daß Eure Torleute früh schon lernen, nicht das Tor zu bewachen und früh lernen, sich im Strafraum zu orientieren. Schaut, daß die Torleute Ballsicher sind, Rückpässe verarbeiten können und auch der Strafraum nicht als Grenze angesehen wird, wo diese sich bewegen und sich anbieten. Achtet nicht auf tolle Paraden oder tolles Aussehen, auf tolle Sprüche, sondern prüft, ob die Torleute die Techniken des Torwarts sauber und entsprechend den Vorhaben umsetzen können und auch in der Lage sind, diese unter Druck des Wettkampfes einzusetzen.
Stellt nicht einen Torwart ins Tor, nur weil er Euch das Blaue vom Himmel erzählt und dann top ausgerüstet erscheint. Stellt nicht einen Torwart ins Tor, nur weil seine Körpergröße in der Jugend überdurchschnittlich ist - es wird Euch zukünftig auf die Füsse fallen und auch vermeidbare Gegentore kosten.
Stellt Torleute nicht nach Centimeter oder Ausrüstungswert auf, sondern nach Leistung und Umsetzen dessen im Wettkampf.
Zudem bietet ein entsprechendes Tw Training an, Ihr müsst Torleute schulen und schauen, ob diese sich überhaupt eigenen. Ein Torwart der nach 20 Einheiten zu flachen seitlichen Bällen immer noch Probleme mit der Technik hat, wird Euch in der Zukunft höherer Jugend, hoher Spielklassen und vor allem dem gehobenen Anspruch an Tempo und Druck nicht glücklich machen, weil er die Techniken nicht wettkampfgerecht umsetzen kann.
Selbst wenn von 5 Torleuten vier durch das Raster fallen, schafft Ihr so aber eine Grundlage für allgemein bessere Torleute, die dann keine Peinlichkeit auf dem Feld darstellen - und auch mal einen Ball retten können, der durch die Abwehr verloren wurde. Ihr könnt Euch nicht immer darauf verlassen, daß die Abwehr jeden Ball holt. Das wird nur in der F/E-Jugend oder dem ersten Jahr 9er Feld der D-Jugend gelingen, nicht aber dann, wenn es wirklich los geht. Das ist heres Ziel, aber genau dann muss der Torwart 100%ig da sein und das Ding holen. Er ist die letzte Bastion, und ein Torwart der das Handwerk nicht wirklich vollkommen beherrscht, wird Euch dann die Erfolge kosten, nach denen Ihr gestrebt habt... Schickt lieber 4 große und 5 Poser weg, behaltet dafür den einen oder die beiden, die im Training umsetzen, was technisch und taktisch Vorgabe ist. Die eine Entwicklung zeigen und diese unter Druck des Wettkampfes umsetzen können. Macht Euch keine Sorgen, wenn diese nicht die beste Ausrüstung haben - sie schaffen es auch ohne den SuperHaftschaum einen Ball festzuhalten, weil diese die Technik haben und spielen auch mit den günstigen Schuhen den klaren Ball, weil die Technik stimmt. Macht Euch keine Sorgen wenn er etwas kleiner als der Rest ist, er wird durch sein Stellungsspiel und seine Voraussicht viele Bälle schon vor dem eigentlichen Abschluss klären oder Bälle in seiner Reichweite klären, zudem wird er definitiv noch wachsen. Züchtet doch keine Pflaumen, indem Ihr auf Material, Aussehen und Körpergröße allein Wert legt, anstelle auf die individuellen Fähigkeiten.
Denn es ist eine Schade, auf ein Turnier mit namhaften Mannschaften zu gehen, tolle Spiele und Spieler zu sehen, dann aber im Tor nur Spargeltarzane und Poser zu sehen, die nicht im Mindesten wieder spiegeln, was die ganze Mannschaft präsentiert - ein hohes Fussballniveau.
Und liebe Trainer, darüber könnt ihr einen Torwarttrainer nicht hinwegtäuschen, daß Euch hier etwas fehlt und Ihr zudem habt etwas schleifen lassen, nämlich die Ausbildung der Torleute. Das wird vielen namhaften Vereinen gerade in der Jugendarbeit nicht gerecht, und sich dann immer auf andere Vereine oder Torwartschulen zu verlassen, ist ein risikoreiches Geschäft. Denn kein Torwart kann Philosophie und Vereinsfussball besser ausdrücken, wie ein Torwart, der in dieser Philosophie und diesem Verein ausgebildet und aufgewachsen ist. Selbst wenn er es nicht schafft, sind andere Vereine glücklich und andere Trainer sehen diese Ausbildung - und diese Ehre fällt auch Euch zurück.
Denkt immer daran, denn man weiß, wo der Torwart her kommt und es ist immer klar, wer diesen ausgebildet und geformt hat.. wenn ihr das schleifen lasst, es fällt auf Euch oder den Verein zurück.
Und das muss nicht sein.
Ich jedenfalls habe mich für die Torwartleistungen des Wochenendes geschämt, auch wenn mein Torwart zum Besten des Turniers gewählt wurde, kann ich dies nicht 'feiern', weil der Vergleich mit anderen nicht möglich war, da das Niveau und der Anspruch nicht deckungsgleich ist.
Selbst wenn einige Torwarttraining bekommen, so hat es nicht das Niveau, welches der Verein bietet, in dem ich tätig bin - denn wir Tw Trainer bilden ebenfalls ein Team - es zahlt sich aus (hoffentlich!)