Zwischenfazit eines Torwarttrainers oder: die Richtung stimmt
von
am 27.06.2014 um 12:00 (9188 Hits)
Die 4 Saison für mich als Torwarttrainer steht vor der Tür. Zeit für mich ein Fazit über meine Lieblingsfreizeitbeschäftigung zu ziehen.
Die nackten Fakten lesen sich gut: 3 Torhüter in die obersten Jugendspielklassen bekommen , 1 Torhüter wechselt jetzt wohl noch in die Niederrheinliga B-Jugend , obwohl er meiner Meinung nach locker Bundesliga spielen müsste,erst Recht nachdem das 7 Torwartcamp von torwart.de für ihn ein Befreiungsschlag in Richtung Selbstbewustsein war , denn die Körpersprache ist seitdem in den letzten 3 Trainingseinheiten genauso, wie ich sie mir immer gewünscht habe. Technisch ist er auch gut und jeder der mein Faible für Technik kennt, weiss das diese Lob einer Adelung gleichkommt.
Die Trainingseinheiten für die F- bis D- Jugendlichen einmal die Woche bereitet allen Freude und man kann bei einigen schon jetzt Potential erkennen. Probleme werde ich jetzt in der B-Jugend bekommen, denn dort wird nach dem oben erwähnten Abgang eine Lücke in der Qualität entstehen , zumal diese 2 B- Jugend Torhüter ein begrenzten Ehrgeiz an den Tag legen.
Das ist mir ein Graus - sehrwohl wissend das es das nicht sein sollte, denn warum habe ich ein Problem damit, das die Beiden einfach nur Spaß haben wollen und die Ambitionen im Leben in eine andere Richtung gehen? Nein , ich muss lernen das zu respektieren und trotzdem zu versuchen aus ihnen passabele Torhüter zu formen. Ich muss bereit sein mich mehr im "Breitensport Torwart" zu bewegen und ich bin im Begriff auch das mit mehr Enthusiasmus zu tun.Ein Weg der für mich schwer zu gehen ist, aber mir notwendig erscheint. Ich muss mir vor mir selbst auch die Frage gefallen lassen, warum ein 3 tägiges Camp ausreicht einen Torwart von mir so Selbstbewust zu machen, was ich in 2,5 Jahren nicht geschafft habe ! In diesem speziellen Fall muss ich etwas falsch gemacht haben , denn Lob gab es von meiner Seite sehr viel an ihn und seine Erklärung das er im Camp erst sein wahres Leistungsvermögen durch den Vergleich mit anderen Torhüter erkannt hat überzeugt mich nicht, denn immerhin hat er in der C-Jugend auch Kreisauswahl gespielt.Ich bedauere zutiefst, das ich an dem Camp nicht teilnehmen konnte, denn da muss etwas passiert sein , das ich zu gerne miterlebt hätte.Was auch immer es war, ihn zum Camp zu schicken, das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung! Auch für mich, denn ich lerne daraus auch mal loszulassen und nicht die ganze Torwartausbildung allein machen zu wollen. Die ersten Ansätze dafür sind da, so habe ich mir jetzt einen 2 Torwarttrainer an meine Seite geholt und im Verein werde ich Workshops für die Trainer geben, damit im Mannschaftstraining auch torwartspezifischer trainiert werden kann.
Auch das Forum hier hat mir bisher sehr viel gebracht , denn die vielen Diskussionen hier brachten mir neben zahlreichen Feinden(lol) auch immer wieder neue Denkansätze um mein Ansatz vom Torwartspiel zu verfeinern . Eine weitere Bestätigung meines Weges fand ich , nach Angaben "meiner" Torhüter die im Camp waren , von Ebbo Trautner , der solche Dinge wie Ballachse thematisierte oder auch Aufgabe des Auftaktschrittes in gewissen Situationen . Dinge wo ich hier im Forum oft Unverständniss vorfand und nun von der Torwarttrainerikone schlechthin nicht nur benannt wurden, sondern auch noch die passenden Antworten gegeben wurden , die ich so nicht gefunden habe. Diese antworten sind so einfach, aber an Genialität nicht zu übertrffen. So war ich der Meinung das in Zone 2 in der Halbdistanz die kurze Ecke am besten mit einem leichten Sprung nach hinten abzudecken ist und das dazu eine Schrittstellung mit 45 Grad Fussstellung, um den Auftaktschritt zu sparen, am erfolgsversprechesten ist , denn so habe ich einen Zeitvorteil und keinen Raumverlust zum klassischen nach vorne springen. So war meine These!... und dann kam Ebbo und zeigte im Camp die geniale Lösung. Schrittstellung? Nein -breitbeiniges stehen mit einem Schritt nach innen zum Absprung ! Nach hinten springen? Falsch - einfach paralell zum Pfosten - so verkürz ich den Raum - einfach genial! Für mich ermutigend dabei ist jedoch, das ich das Problem erkannt habe und meine Lösungsansätze in die richtige Richtung gingen, wenn ich auch nicht auf den Weg war, so ging ich doch zumindest in die richtige Richtung, wenn auch auf dem Feldweg , neben der Strasse.Die 2 Torhüter waren begeistert , zumalwir uns mit diesem problem schon lange herumgeschlagen haben. Auch auf diesem Weg dafür nochmals herzlichen Dank!
Es ist einfach sehr viel passiert in den letzten Jahren. Als ich anfing hatte ich 4 Bälle - sonst nichts, mittlerweile habe ich 40 Bälle plus Spezialbälle, 4 Dummies , 2 Ballabfälschungsrahmen, Hürden , Reifen, ein selbstgebastelltes Reactiongoal, Stepper, Balancepads etc.. Dinge die mir einige Euro gekostet haben, aber die mir auch die Möglichkeit gaben optimale Rahmenbedingungen zu schaffen um eine qualitative gute Torwartausbildung durchzuführen. Meine ersten Ansätze bezog ich aus meinem Studium in Bewegungslehre und meiner jahrelangen Erfahrung als Torwart .Nur hat zu meiner aktiven Zeit das Torwarttraining nichts mehr mit den heutigen Torwarttraining zu tun und so schäme ich mich nicht auch zuzugeben das gerade im ersten Jahr die Videos von meinem "Specialbody" Steffen und seiner blauen Mauer mir eine große Hilfe waren . Überhaupt wundert mich das hier im Forum noch nie jemand auf die Idee gekommen ist Steffen fürs Bundestverdienstkreuz vorzuschlagen, denn ich bin fest davon überzeugt, das er mit seinen Videos mehr für die Torhüter in Deutschland getan hat , besonders in der Breite, als der ganze DFB und seine Landesverbände mit seinen Lehrgängen. Denn wenn er auch hier im Forum oft für mich kryptisch rüberkommt, so sind seine Videos klar und verständlich und vor allem mit klarer Meinung! Aber das nur am Rande.
Ich vertiefte mich relativ schnell in die vertraute und doch neue Materie und jede Trainingseinheit brachte mich weiter und alte Bekannte aus meiner aktiven Zeit standen mir mit Rat und wenn es die Zeit zuliess, auch mal mit Tat zur Seite , so das ich meine Torwartphilosophie immer besser umsetzen konnte. Ich habe viel gelernt in den Jahren und ein grosser Anteil liebe torwart.de-Gemeinde habt auch ihr daran und ich hoffe auf weitere Jahre voller "Streitkultur" und Meinungsaustausch zum Wohle der Torhüter! Hipp Hipp Hurra - Vielen Dank an euch!