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ryx0riz0r

Die schwerste Entscheidung meines Fußballerlebens

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Es ist Montag, der 22.12.2014 etwa gegen Nachmittag. Gestresst von der Vorweihnachtszeit, in der mir so gar nicht nach Weihnachten ist, renne ich die Treppen hinauf. "Stefan, Telefon für dich", hallt es mir im Flur entgegen. "Was ist denn jetzt schon wieder, verdammt. Kann man denn nichtmal seine Ruhe haben?", murmel ich vor mich hin. Es war ein Anruf, der mich für die letzte Woche gedanklich Schach-Matt setzen sollte. "Tobi ist dran..", lässt mich meine Mutter wissen, was bei mir sofort die Ausschüttung von Stresshormonen bewirken sollte. Ich sagte, dass ich zurückrufen werde - grad keine Zeit. Ich wollte gar nicht zurückrufen, da ich eigentlich keinen Kopf für sowas hab und ich mich eigentlich für die anstehenden Prüfungen Ende Januar bereits etwas vorbereiten wollte. Am Abend klingelte jedoch erneut das Telefon und ich ging hin, wieder war Tobi am Telefon. Doch es kam anders, als ich erwartet hatte.
Er rufe im Auftrag eines Vereins an, die einen Torwart suchen und es wäre eine riesige Chance für mich.
"Gut.", dachte ich mir, hörste dir das Ganze wenigstens mal an. Noch am gleichen Abend telefonierte ich mit dem entsprechenden Abteilungsleiter des um mich bemühenden Vereins. Ab diesem Zeitpunkt war die Weihnachtszeit für mich gelaufen, denn ich Stand plötzlich zwischen Tür und Angel und musste mich entscheiden.
In meinem Heimatverein war ich fest eingebunden, hatte viele Freunde und verstand bzw. verstehe mich mit allen gut. Jetzt hatte ich aber ein Angebot eines Vereins, deren erste Mannschaft wohl nächste Saison Landesliga spielen wird. Der erste Torwart hatte sich kurz vor der Winterpause das Kreuzband gerissen, ein weiterer Torwart ist weggewechselt. Es klaffte eine riesige Lücke, die nur von einem Torwart aufgefüllt wurde. Meine Chance also, sich zu beweisen und mich vielleicht höherklassig zu etablieren, sich fortzubilden, weiterzuentwickeln. "So einfach bekommst du es nicht mehr.", wurde mir der Wechsel nahegelegt vom Verein nahegelegt.
Doch ich würde vieles aufgeben müssen für den sportlichen Erfolg. Es folgten bis gestern viele Gespräche mit Trainern, Freunden und der Familie, dann reifte in mir der Entschluss, dass ich es probiere.

Ich war unzufrieden in meinem aktuellen Verein, es fehlte das Vertrauen seitens des Trainers. Mit teils haarsträubenden Begründungen wurden Torwartwechsel vollzogen, die mir teilweise jegliche Motivation raubten. Trotzdem holte ich für den Verein einen neuen Torwarttrainer, reorganisierte und designte eine neue "Stadionzeitung". Das war für viele der Grund, warum sie den Wechsel jetzt nicht verstehen, mitten in der Saison. Ich kann nur sagen, dass ich auf mein Herz gehört habe. Ich wollte nicht wieder im alten Trott, der Routine versinken und mich verarschen lassen.
Mir wurden Fehler seitens des Trainers angelastet, bei denen ich mir nur ans Hirn fassen konnte. Der letzte Torwartwechsel wurde mit den Worten "Die Torwartposition ist die einzige Position, auf der ich im Moment etwas verändern könnte, daher nehm ich dich zum nächsten Spiel wieder raus", durchgeführt. Herzlichen Dank für nichts, kann ich da nur sagen.
Im Nachhinein wird dann auf der ausgeglichenen Einsatzstatistik herumgehackt und ich hätte doch eigentlich nichts zum beschweren.

Natürlich habe ich etwas, worüber ich mich beschweren kann. Ich beschwere mich darüber, immer loyal gewesen zu sein, nie Unruhe gestiftet zu haben, sich immer hintenangestellt zu haben, mir immer den Arsch aufgerissen zu haben, wenn Not am Mann war...aber die Statistik ist ausgeglichen? Na klar, das ist sie. Wenn man Verletzungen, Urlaub oder Formtiefs rausrechnet, hätte ich vermutlich in 4 Jahren Herren, ganze 10 Einsätze in der ersten Mannschaft gehabt. So waren es von 102 Partien, etwa 30, die mich vom Wechsel abhalten hätten sollen.

Es tut mir unglaublich Leid für meine Mannschaftskameraden, auch für meinen Torwartkollegen Matthias, mit dem ich mich immer gut verstanden habe. Der Verein wird weiterhin ein Teil meines Herzens bleiben, das steht ausser Frage. Doch irgendwann muss man für sich entscheiden, ob es noch der richtige Weg ist, auf den man sich befindet und ob man diesen weitergehen möchte. Ich hab für mich beschlossen, dass ich darauf keine Lust mehr habe. Ich möchte die Lust am Fußball nicht verlieren, nur wegen eines Trainers, nur wegen eines Umstands. Ich möchte besser werden und micht weiterentwickeln um später dem Verein meines Herzens in anderen Positionen weiterhelfen zu können und auch um mir selbst einen Wunsch vom höherklassigeren Fußball zu erfüllen.

Es war der Samstag, der 27.12.2014 an dem ich die schwerste Entscheidung meines Fußballlebens getroffen haben. Ich verlasse meinen Heimatverein um eine Chance zu nutzen, von der ich nicht weiß, ob ich sie nochmals bekommen hätte.
Ich freu mich drauf.

PS: Allen einen guten Rutsch ins Jahr 2015! Bleibt gesund und folgt eurem Herzen, auch wenn der Verstand etwas anderes sagt.

Sportliche Grüße

Aktualisiert: 28.12.2014 um 13:42 von ryx0riz0r

Kategorien
Gedanken und Erlebnisse

Kommentare

  1. Avatar von Kevko
    Aus meiner Sicht hast du die richtige Entscheidung getroffen
  2. Avatar von Der Löwe
    jap richtige entscheidung !
    steht im sommer auch bei mir an komme mit dem neuen trainer gespann nicht zurecht der alte trainer hat mich bezierst den vertrag zu verlängern hab ich gemacht !hab fast das gl problem wie du es spielen auch einige freunde dort
    nun ich werd einfach mal alles auf mich zukommen lassen da ich unter umständen mitte-ende jan nochmal ein kleiner eingriff am rechten operierten knie gemacht werden muss (Plica und Briden entf. )und 6-8 wochen reha ab op anstehen könnte .pünktlich zum rückrundenstart dürfte ich wider fit werden wer will den bei dem schnee trainieren^^
    Aktualisiert: 29.12.2014 um 18:34 von Der Löwe
  3. Avatar von Steffen
    Viel Erfolg und alles Gute! Hoffentlich hast du im Sommer tolles zu erzählen, wenn wir uns, hoffentlich, wieder sehen
  4. Avatar von ryx0riz0r
    Danke!
  5. Avatar von Steffen
    Zitat Zitat von ryx0riz0r
    Danke!
    Bitte
  6. Avatar von Sina
    Für mich hört sich das richtig an. Habe vor etlichen Jahren eine ähnliche Situation im Winter eghabt und diese Entscheidung nie bereut!
    So blöd es klingt, aber man kann immer nur einen Torwart aufstellen und dann muss man im richtigen Augenblick Egoist sein.