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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Dehnen - eine eigene Meinung

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Sicher, daß ist ein Forum. Eigentlich sollte man meinen, eine Diskussion zum Sinn unbd Unsinn des Dehnens wäre eher im Forum angebracht. Und ja, eigentlich wollte ich das auch im Forum schreiben. Doch nun wird's ein Blog.
Warum?

Ganz einfach: Eine Diskussion haben wir doch bereits und hier hauen sich Mediziner, also wirkliche Fachkärfte den Schäden ein - was sollen also sport-medizinische Laien da mitmischen? Das wäre, als würde die Raupe den Adler zum Wettfliegen auffordern. Wirklich, daß wäre sinnlos.

Trotzdem, ich wollte sehr gern etwas tun, um Euch zum Nachdenken anzuregen. Denn um nix anderes geht es doch bei einer Diskussion. Du hörst eine Meinung, gefällt es Dir, nimmst Du davon was mit, gefällt es Dir nicht, nun so tut man eine andere Meinung kund - letztendlich aber bildet sich unsere Meinung auch über verschiedene Beiträge zu diesem Thema.

Gerade in der heutigen Zeit wenden sich viele vom Mainstream ab, weil diese sich darüber nicht oder schlecht informiert fühlen - und kommen dann zu anderen Medien. Nun, ich erwarte nicht, daß die Leute dann bald mit einer Alu-Kappe zu Hause sitzen und den Orgonitgenerator im Garten auf Level 24 laufen lassen und den HARP-Buster 24 Stunden in Betrieb haben, nein, ich würde mich aber freuen, wenn die Leute dann vielleicht diese Nicht-Mainstream-Medienlandschaft ebenso kritisch hinterfragen würden... oft passiert DAS nämlich genau nicht, und dann wird man ebenso verblödet, weil man etwas ohne Nachdenken und ohne weitere Beschau für sich übernimmt, und man wird zu dem, was man anderen immer vorgeworfen hat, nur eben in einem anderen Lager.

Und diese Lagerbildung ist es, die gefährlich wird.

Diese Lagerbildung haben wir aber, was Dehnen angeht.
Das Lager der "Nicht-Dehner" und das Lager der "Dehner", dazwischen ein paar Splittergruppen, wie die "Stretcher".

Aber immer geht es um Pro und Kontra Dehnen.
Nun, wir als Fussballer, insbesondere als Torleute, haben zum Dehnen ebenfalls ein zwiespältiges Verhältnis und die Lagerbildung greift um sich. 
Warum eigentlich?

Nun, daß ist in etwa wo, wie der Vegetarier, der kein Fleisch mehr essen möchte, aber dann ein Produkt auf dem Teller haben möchte, welches aussieht Fleisch, die Textur wie Fleisch hat und so schmeckt wie Fleisch. Er möchte aber nicht, das dafür Tiere sterben.

In Ordnung, aber ein wenig inkonsequent und komisch ist es schon.

Schlimmer wird es nun, wenn diese Ernährungsgruppen einander vorhalten und vorrechnen, wie schlimm doch die Landwirtschaft ist, insbesondere die Frutarier sind da ganz krass unterwegs - weil diese letztendlich jede Tierhaltung als Ausbeutung ansehen, und viele der Frutarier sind sogar so krass, dass diese sogar meinen, Tierhaltung und vor allem der Fleischkonsum wäre an allem Unglück der Erde schuld.

Man sieht also, Lagerbildung ist nicht immer förderlich und oft verschließt man sich einer Seite - und somit unterdrückt man für sich selbst Wahrheiten und erschafft sich eine Welt, die ins eigene Schema passt, aber nicht fehlerfrei oder wirklich ist.

Dies kann, muss aber nicht, gefährlich sein.

Ist ja auch nicht schlimm, das in Ritterfilmen die Ritter als blank polierte Rüstungen haben, bei Bewegungen quietschen, oder nicht allein aufstehen können, oder mal jede Burg mit hunderten von russ- und rauchfreien Fackeln beleuchtet, selbst am Tag und das Wagen, Strassen und Räume immer peinlichst aufgeräumt und sauber sind.

Nunja, auch eine Form der Weltauffassung, aber wie gesagt, nicht immer ganz korrekt.


Wobei, daß eine ist Phantasie und die darf bei einem Ritterfilm schon ein wenig hinken, fühlt sich besser an, sieht besser aus - und Drachen gibt's ja eh nicht... also…


Beim Dehnen hingegen kann das fatal sein.

Daher wollte ich mal meine Meinung einstellen, meine Auffassung. Zumal, man wird ja immer und immer wieder gefragt.

Denn je nach Dozent wird der Trainer ja mit Wissen implantiert. Haste einen Dozenten aus dem einen Lager, haste Trainer das sind Dehnungswahnsinnige. Haste einen Dozenten aus dem anderen Lager, haste absolute Dehnungsfeinde.

Und auch bei den Dozenten, welche die Verbände anbieten, sind Leute dabei, die sollten auch ein wenig davon weg kommen - "out of the box" zu denken.

Natürlich ist es klasse, wenn ein Physiotherapeut spricht, vor allem wenn der auch noch eine Fussballmannschaft betreut. Deutet auf Erfahrung hin - nur bitte sollte dieser Mensch immer die Vorzeichen setzen: Was ich tue, was ich sage und was ich Euch hier vorstellen werde, ist meine persönliche Erfahrung und Auffassung, daß kann sich unter Umständen von der Auffassung und Meinung anderer Kollegen deutlich unterscheiden.

Das ist doch nicht schlimm!

Seit Jahren versucht man schon, erfolglos wie ich finde, den Einheits-Tw-Trainer auf den Markt zu bringen. Da man bei Fussballtrainern das nicht geschafft hat, ja nicht mal innerhalb des elitären Gremiums der Fussball-Lehrer, ist es bei Tw Trainern noch unmöglicher.

Bleibt, ein gewisser Rahmen, ein essentielles Grundmuster.

Das haben wir auch in der Medizin, wobei wir uns beim Dehnen doch eher im, Bereich der Biologie und Bewegungsanalyse bewegen.

Ist wichtig das zu verstehen. Denn just darum geht es. Medizinisch gesehen ist Dehnen Quatsch. Für die Existenz des Lebens ist Dehnen Stuss - denn weder der Atmenmuskel noch der Herzmuskel müssen als fundamentales Beispiel gedehnt werden, um zu funktionieren. Nö, geht auch ohne.

Und die so oft beschriebene Dehnung des Hirnmuskels zeigt immer wieder - entweder ist das Ding nicht vorhanden, oder es schlägt nicht an. Kein Wunder also, daß allein die Existenz des Hirnmuskels umstritten ist, ja bei vielen sogar die Existenz des Hirns, ohne Muskel diskutiert wird.
Aber mal Spaß beiseite.



Dehnen!


Was soll es denn bewirken? Nun, früher meinte man, man beugt damit Verletzungen vor und macht sich beweglicher. Also der Radius, den ein Gelenk ausschlagen kann, wird damit vergrößert. 
Schon und gut, aber letztendlich, dies hat Grenzen. Ein Ellenbogen kann ich auch nicht nach hinten durch"dehnen"... hier verhindern bestimmte Strukturen, daß es geht.

Somit gilt auch hier:
Man sollte genau wissen, was man tut und wie man dehnt, sonst ist Dehnen wirklich Gesundheitsgefährdend.
Denn dann zerstört man Gelenke und das ist nicht gut.

Übrigens kann man auch keine Bänder dehnen oder Sehnen, auch das ist Quatsch.
Passiert dies, ist es eine ernste Verletzung. Ein Stahlseil kann man auch nicht dehnen, wenn es passiert, ist es defekt.. so einfach ist das.

Also bleibt nur, daß man die Muskulatur und deren Bindegewebeschichten dehnen kann.



Wie genau der Muskel funktioniert, weiß man immer noch nicht 100%ig und es gibt verschiedene Modelle, wobei ich das Röhrenmodell bevorzuge. Also in der Röhre gibt es eine Schicht Haken und in der Röhre gleitet ein anderes Stück mit Gegenhaken. Bei der Kontraktion bewegt sich wie bei einem Klinkenzug der Innere Teil, ich nenne diesen mal Spindel, in der Röhre, wobei die Haken sich an der Innenwand der Röhre verkeilen und damit halten. Entspannt der Muskel, klappen diese Haken ein, die Spindel kann sich wieder frei in der Röhre bewegen und damit aus der Röhre heraus bewegen.

Dieses Funktionsmodell würde ich nun gern benutzen.

Bei der sogenannten Muskelverkürzung, von der ich im linken Oberschenkel aktiv betroffen bin, passiert also, daß diese Spindeln sich nicht mehr 100%ig aus der Röhre herausziehen lassen, der Antagonist bekommt das schon gar nicht hin, vielmehr ist damit eine Hocke, wobei der Antagonist entlastet, aber der Protagonist, hier der Bereich der Unterschenkel Streckmuskulatur einfach nicht weiter arbeitet, die Spindeln verkeilen sich also in den letzten Teilen der Röhren, der Muskel ist also zwar nicht kürzer, aber eben weniger beweglich geworden.

Beim Dehnen zieht man also die Spindeln gegen die Sperrklinken aus den Röhren. Jetzt gehen viele davon aus, daß dabei die Klinken beschädigt werden und damit der Muskel verletzt wird. Sprich, Dehnen verletzt den Muskel, daher auch der Schmerzreiz.


Das kann ich nicht widerlegen, doch gibt es dazu auch keine klaren Belege, es sind Vermutungen.

Trotzdem bleibt mir nur, möchte ich wieder eine vollständige Hocke können, diese schmerzhafte Prozedur - und es ist kein kurzfristiger, sondern ein extrem aufwendiger und langfristiger Prozess häufigen und wiederholten Dehnens. Nicht toll.

Probleme habe ich im Oberschenkelmuskel dann meistens nicht, eher sind es Schmerzen des Gelenkbereiches, weil: Da wirkt verdammt viel Kraft ein, die nicht gestützt, direkt auf die Sehnen und Gelenkflächen einwirkt.

Daher darf man das auch nicht übertreiben.


Sprich, wer langfristig seine Beweglichkeit in einem Gelenk steigern will - und dagegen auch anatomisch nichts spricht - der sollte sich auf einen sehr langen Prozess einrichten.


Ebenso ist dann auch kurzes Dehnen vor dem Sport negativ, wenn man den vollen Radius der Gelenke braucht. Weil die Sperrklinken überwunden werden, blockiert der Muskel und seine Beweglichkeit wird nach dem Dehnen deutlich eingeschränkt.

Dies haben Wissenschaftler rausgefunden, und belegt. Fakt ist z.B. wer sich aufgewärmt hat, dann intensiv dehnt, kann danach weniger hoch springen. z.B. findet man bei Dr. Klee hierzu auch weiterführendes Material - Links zu Dr. Klee am Ende des Blogs

Also können wir festhalten:
  • Dehnen könnte dem Muskel Microverletzungen zufügen
  • Dehnen setzt die Explosivkraft des Muskels herunter


Prima, damit spielen wir doch den Nichtdehnern in die Finger. Der Einwand kommt richtig und zu Recht - denn ja, so ist das.

Ein Torwart braucht aber seine Explosivkraft - soll der denn nun nicht dehnen?


Das können wir mal anders beleuchten, in dem wir erst einmal weiter überlegen, was so beim Dehnen passiert.
Wir wissen nun, das Dehnen vielleicht Microverletzungen auslöst. Das ist auch der Grund, warum z.B. das so beliebte Ausdehnen nach dem intensiven Sport völliger Blödsinn ist. Denn habe ich die Muskulatur überanstrengt, was beim Muskelkater der Fall ist, dann füge ich der Muskulatur noch weiteren Stress zu, ich verschlimmere es, anstelle es besser zu machen.

Denn beim Muskelkater gibt es auch einige Theorien was das ist und ich finde die Theorie, daß kleine Kristalle der Abbauprodukte sich im Muskel anreichern und die feinen Muskelfasern verletzten, gar nicht so abwegig. Stellen wir uns wieder die Röhre mit den Sperrklinken und der Spindel darinnen vor, so ist wohl Öl ein probates Mittel, damit das wunderbar leicht hin und her arbeiten kann. Nun sind diese Kristalle in etwa so wie Sand, den man in das Öl schüttet, dann prima, das ist also wie Schmiergelpapier... das hemmt die Bewegung, verhindert das Gleiten und zudem beschädigt es die Oberflächen.

Naja, zum Glück heilt das, aber ich finde diesen Vergleich plastisch und plausibel, aber bitte nicht vergessen - ES ist MEINE Meinung und meine Darstellung, die weder Anspruch darauf erhebt, einzig gültig und korrekt zu sein, noch auch wirklich 100%ig so belegbar zu sein. Ich bewege mich in meinem Verständnis und meiner Auffassung des ganzen und stelle dar, was ich für mich plausibel und gut befunden habe, nicht mehr, nicht wendiger. 
Habe ich also Muskelkater, habe ich meinen Muskel verletzt, zwar nur nur geringst, aber spürbar. Dehne ich jetzt noch, dann setze ich ggf. weitere dieser Kleinstverletzungen obendrauf, daß ist dann kontraproduktiv, und ein Punkt für die Nichtdehner - könnte man nun denken.

Wie oben beschrieben, dehne ich mich. Ich mache das ja nicht umsonst, sondern absichtlich. Ist das nun Selbstverstümmelung?

Nö, denn wirklich bewirkt das Dehnen ja, daß sich der Bewegungsradius der gedehnten Gelenkbereiche doch signifikant damit steigern läßt. Wichtig dabei ist, die Zeit. 
Dehne ich schnell, mache ich viel kaputt, dehne ich langfristig, steigere ich die Beweglichkeit.

Einfach nicht wahr?


Doch warum steigt die Beweglichkeit?

Nun, die einen sind der Meinung, weil damit die Röhren der Spindeln zwar verletzt werden, aber dann neu gebildet werden und das etwas länger als zuvor. Andere meinen, daß die Röhren nicht länger werden, nur diese werden wieder korrekt angesprochen, die Sperrklinken funktionieren wieder, zudem wird das Bindegewebe restrukturiert, so daß insgesamt der Muskel wieder beweglicher, flexibler wird.

Eberhard Trautner hat das mal mit den Faszien beschrieben und er hat Recht. Muskelfasern, Muskelbündel, Stränge und Pakete sind durch feine Gewebeschichten der Faszien, also sogenanntes Bindegewebe, von einander getrennt. Das hält zusammen, aber ermöglicht auch, bestimmte Dinge voneinander beweglich zu gestalten, ohne das diese dabei auseinander driften.
Gerade beim Muskel ist das wichtig. Wie bei einem Stahlseil, wo die einzelnen Adern der Stränge und die Stränge auch untereinander sich bewegen müssen, damit das Stahlseil sich bewegen kann, so müssen das auch unsere Muskelfasern. Gehalten werden diese dabei durch das Bindegewebe, die Faszie. Sind diese Fazien stark und flexibel, ist es der Muskel auch, denn er wird damit gehalten und gestützt - auch unter Höchstleistung hält er damit zusammen und gibt nicht nach, denn die Kraft der Fasern kann sich auf dem stabilen Bindegewebe abstützen, welches die Fasern verbindet und so zu einem Strang, zu einem Muskel formt. Schwaches Bindegewebe, nunja, die Stützen der Fasern fallen weg - den Rest könnt Ihr Euch denken.

Wenn ich nun dehne, so dehne ich damit auch die Faszie, das Bindegewebe wird einer Kraft von aussen unterworfen. Natürlich gibt auch das ggf. Mikroverletzungen, doch nicht vergessen - der Körper heilt ja wieder. Dabei verstärkt er aber diese Bereiche. Nicht gleich richtig, sondern immer wieder ein bissi.

Das ist auch das Geheimnis dieser Rollen, mit der man die Muskulatur so foltern kann: Diese Rolle setzt den Muskel unter Stress, aber hauptsächlich das Bindegewebe des Muskels, welches durch nachhaltiges Arbeiten mit diesem Ding nach und nach stärker wird! Stärkere Fazien, mehr Stabilität im Muskel - und dieser kann seine Kraft besser und damit intensiver entfalten.

Damit steigt nun die Beweglichkeit des Muskels, er wird flexibler und damit steigert sich die Beweglichkeit.

Nicht direkt nach dem Dehnen, aber über eine längerfristige Zeit gesehen in jedem Fall - belegen auch recht aktuelle Studien (siehe Links von Dr. Klee)

NichtDehner hingegen sind der Auffassung, daß der normale, natürliche Gelenkradius allein durch die Muskulatur bestimmt wird, weshalb Atagonist und Protagonist - also Beuger und Strecker Beispielhaft ausgedrückt - gleich trainiert werden sollten, so daß diese den maximalen Radius ausdrücken und ermöglichen.

Nun, kaum jemand kann seine Ferse wirklich 100% ins Gesäss ziehen, denn das macht einfach der Beuger nicht mit, der sich irgendwann doch selbst im Weg ist, so daß der eigentliche, natürliche Radius des Unterschenkels im Beispiel begrenzt ist. Geht man in die Hocke, so beschranäkt nicht der Muskelzug dessen Radius, sondern das Gewicht wirkt ein, sowohl Beuger wie Strecker sind größtenteils entspannt, die Ferse kann daher sich weiter als über die reine Muskelkraft in Richtung Gesäss bewegen.

Wir kennen das von Kindern, die oft zwischen den eigenen Füssen sitzen. Das hat nichts mit dem Beuger zu tun, sondern hier ist einfach die Beweglichkeit nicht eingeschränkt... Ist jedoch der Strecker, wie in meinem Beispiel, nicht mehr flexibel genug, dann wird der Radius auch eingeschränkt. Also anstelle z.B. 175° kommt der Unterschenkel nur noch 160° weit... Denn mehr läßt der Strecker nicht zu, ab dann ist Spannung auf der PatellaSehne und verhindert schlicht weiteres Beugen des Unterschenkels zum Gesäss.

Motorisch gesehen ist aber der Gelenkradius nicht eingeschränkt, es reicht völlig zum Laufen, Rennen und Springen - nur eben in die Hocke gehen, das funktioniert nicht mehr und da kann ich den Beuger bis Anschlag trainieren - davon wird's nicht besser.
Also musste was anderes passieren und das nennt sich dehnen.
Gut, wir haben oben die Nachteile gehört, also Muskelverletzungen, wenn auch nur Mikroverletzungen, es hilft nicht gegen Muskelkater, es vermindert die für Explosivkraft so wichtige Vorsprung - und es ist irgendwo Stress für den Muskel.

Nunja, nun müssen wir hier erneut auf Dr. Klee und die Arbeiten mit Prof. Dr. Wiemann verweisen.

Denn wir aus den Studien zu lesen, ist es eben nicht so, daß z.B. die Bewegungseinschränkung anders zu lösen wäre, denn die Studien belegen, daß durch gezieltes Dehnen der Bewegungsradius eines Gelenks signifikant erweitert werden kann, wenn dies im Rahmen anatomischer Eckpunkte möglich ist. Somit ist das Dehnen der Oberschenkelmuskulatur in meinem Fall durchaus zielgerichtet und empfehlenswert. Allerdings ist es, wie erwähnt, ein langfristiger Prozess.

Die Studien wissen auch mehr, denn diese Belegen auch, daß vielleicht der Muskelkater eben nicht weggedehnt werden kann, auch eine Zerrung kann nicht ausgedehnt werden, aber der Muskel wird flexibler, daß Bindegewebe stärker und langfristig gesehen beugt das Muskelverletzungen vor. Es beugt also durchaus Zerrungen und Rissen der Muskelfasern vor, nicht von jetzt auf gleich, aber langfristig eben.

Hinzu kommt, daß auch durch Erweiterungen der Bewegungsradien größere Kraftmomente aufgebracht werden können, so daß der Muskel schneller und kräftiger arbeiten kann, hier geht also nicht nur eine Erweiterung des Radius einher, sondern in gewisser Hinsicht auch eine Leistungssteigerung, denn der stabilere Muskel, wie oben erwähnt, kann seine Kraft einfach besser entfalten.

Doch nun kommen die Nichtgegner und führen an, daß Dehnen die Muskelverspannung abbaut und damit man vor z.B. einem Wettkampf nicht 100%ige Muskelleistung abrufen kann, man würde schwächer. Das ist richtig, wenn man den Muskel nicht wieder aktiviert.

Daher gilt es, daß man sich zwischen 5 bis 10 Minuten durch eine gleichmäßige, rasche, aber nicht hochbelastende Bewegungsform aufwärmen sollte. Dies fährt den Kreislauf hoch, die Durchblutung steigt, die Körpertemperatur steigt an.

Dehnt man nun, so bringt man die Vorspannung der Muskulatur zwar runter. Das ist richtig, doch sollte man hier nicht lang dehnen, sondern nur Andehnen. Also pro Muskel nur ca. 10 Sekunden die Spannung halten und auch nicht zum Schmerz, sondern eben nur bis zur Spannung. Das Reduziert zwar die Spannung, ja, belastet auch den Muskel, ja, aber es ist ja nach dem Aufwärmen, also bereits dann, wenn der Kreislauf hochgefahren ist und daher die Durchblutung eh schon hochgefahren ist. Da sind diese kurzen und nicht tragischen Spitzen durchaus nicht schlimm, wie man dank den Studien weiß.

Doch was kommt dann? Nun, die Studien belegen, daß wenn man nun die gedehnten Gelenke maximal bewegt, die Muskulatur aktiviert wird. Diese Aktivierung sollte man dann durch kleine und kurze, schnelle Bewegungsformen noch hochschrauben. So baut sich eine Vorplanung in der Muskulatur auf, die höher liegt, als die, ohne Dehnungsreiz.

Einzig Athleten, die nur eine einzige, kurzfristige Belastung haben - wie Kurzstreckensprinter - sollten auf das Dehnen verzichten, und nur mit Aufwärmen, maximal Bewegen und Aktivieren in den Wettkampf starten, sollten aber regelmäßig nach dem Training und einer Pause, z.B. nach dem Auslaufen und einer Pause von rund 10 Minuten die sich langsam zusammenziehende Muskulatur durchdehnen. Und dann sollte man die Dehnung auch durchaus länger halten, man spricht von rund 20 bis 25 Sekunden pro Muskel.

Doch wie ist das für uns Torleute?
Nun, wir sind keine Kurzstreckensprinter, wir brauchen zwar die Explosivkraft, wärmen uns aber nicht einzig dafür auf. Bei uns ist höchste Flexibilität gefragt, und die Gliedmaßen sollte sich daher möglichst weit und voneinander unabhängig maximal bewegen lassen. Dies bedeutet, das wir oft eher dem Turnen näher sind, als dem Fussball.
Und genau hier liegt das Problem! Viele blicken nicht über den Tellerrand. Sehen und lesen Fussball und dann bleibt man in der Schiene. Man vergisst aber beim Torhüter, daß diese sich zum Teil einfach anders bewegt und bewegen muss. 
Ich muss also vielleicht mein Wissen zum Thema Sport eben nicht immer beim Fussball abholen, oder denken, daß der Fussballer allesamt etwas nicht braucht oder doch. Fussball ist ein Mannschaftssport, ja - aber Torleute sind Individualisten vom Bewegungsablauf und letztendlich ist Sportmedizin auch 100%ig individual. Das kann ich nicht über einen Kamm scheren. Also darf und sollte ich, was Dehnen angeht, eben nicht bloß Fussballer beleuchten - denn wie eingangs beschrieben - das erzeugen von Einheitstrainern schlägt ja immer wieder fehlt, trotz Einheitsmeinungen und Einheitslehreinheiten.

Doch genau der Einheitsbrei verdirbt die Trainer! Er macht, daß diese schlicht übernehmen, was man diesen ins Hirn transplantiert, nehmen Informationen als gegeben und als unumstößlich hin - so ist es, so bleibt es - so wurde es gelehrt.

Doch schaut man zu den Turnern, war dort Dehnen NIE in der Kritik, nur der Umgang damit. Im Balett und Kampfsport ist Dehnen ebenfalls eine der wichtigsten Methoden für die Beweglichkeit und das Steigern derselbigen, es ging in der Diskussion dort nicht ob man dehnt oder nicht, dort wurde eher das wie und wann diskutiert.

Im Fussball?
Nun, da versuchen immer noch einige Dozenten das Dehnen abzuschaffen. Und präsentiert man eine Kontermeinung, wird man von oben herab runter gemacht.

Warum denn nur?
Nur weil man eine Meinung nicht teilt?

Ich bin Tw Trainer - ich denke an Torleute und jawohl, es wird gedehnt.


  • Aufwärmen (7-10 Minuten in gleichmäßiger, gesteigerter Bewegung ohne Spitzen)
  • 
Andehnen (höchstens 10 Sekunden den Muskel gut strecken, nicht bis in die Schmerzen)

  • Durchbewegen (alle Gelenke mehrfach maximal bewegen - alle Richtungen die Möglich sind)
  • 
Aktivieren (Bewegen, auch mal kurze, kleine Spitzen)




Liest man das, so wird man an die Dinge von früher erinnert, wo man nach dem Aufwärmen und Dehnen Steigungsläufe und dann die üblichen kurzen Sprints anschloss. Das war im Fussball für das aktuelle Verständnis gar nicht mal falsch.

Problematisch hingegen sehen die Studien das zum Teil einfach zu ausgiebige Dehnen vor der Belastung oder auch nach intensiven Einheiten dann das Ausdehnen. Hier könnten Mikroverletzungen verstärkt und damit die Regeneration hinaus gezögert werden. Hier ist das Ausdehnen dann vielleicht nicht gut - doch letztendlich, untersucht hat das bisher keiner.

Wer aber beweglich sein möchte und muss, worunter meiner Meinung auch Torleute fallen, kommt um ein intensives, langfristig angelegtes Dehungsprogramm nicht herum.

Denn NichtDehner ignorieren ja gern die Erfolge anderer Sparten, wie im Turnen oder Kampfsport - und beschränken die eigene Welt. Übrigens, daß tun auch die Dehner, denn diese Leugnen ja zum Großteil auch die Nachteile.


Ich für meinen Teil hingegen, steige mal wieder aus dem Zug der Einheitstrainer und Einheitsmeinungen aus - gehe in den Speisewagen um ganz individuell zu sein.
Oft jedoch ist es eher der Job des Heizers: Es ist heiß und verdammt dreckig. Zum Teil wühlt man nur so im Dreck und wenn was nicht läuft, wird man beschimpft und muss dann auch noch ackern wie ein Gaul, damit es top und Spitze bleibt - und man spielt zudem immer mit dem Feuer.

Doch ohne Heizer geht es einfach nicht.

Ich bleibe dabei, Aufwärmen, Andehnen, Druchbewegen und Aktivieren!

Dehnen dann nur nach besonderen Einheiten, aber dann durchaus richtig und intensiv, aber auch regelmäßig.

Dabei sind mir die Nachteile des Dehnens durchaus bewußt, diese jedoch nehme ich in Kauf, weil langfristig der Bewegliche und flexible Körper vorteilhafter erscheint - vor allem für Torleute.
Doch das muss jeder für sich selbst entscheiden - und mein Gott, die Welt geht davon nicht unter. Ich habe auch nur meine Meinung nun dargestellt, und weiß Gott auch, diese ist sicherlich und ganz ehrlich nicht die Summe, Spitze oder Essenz aller Weisheit - eher im Gegenteil, nur ein kleiner Teil davon. Wichtig ist, offen zu bleiben, Gespräche und Diskussionen und nicht die eigene Meinung endgültig hinzustellen oder zu betrachten, sondern diese immer und immer wieder nachzujustieren.


Also, Dehnen oder nicht, für mich stellt sich die Frage nicht - oder doch?

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