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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Hallenfussball oder Futsal

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Halten wir doch mal fest: Es ist Winterpause. trotzdem war die Winterpause früher die Zeit, wo die meisten Fussballer sich verletzt haben und hatten. Denn es wurde Hallenfussball gespielt.
Der Hallenfussball damals war ein schneller Sport. Ein Kleinfeld, 5 gegen 5 oder 6 gegen 6 höchstens wurde gespielt, auf 5 Meter Tore mit umlaufender Bande.
Dabei wurde damals schon auf Kunstrasen gespielt.
Dabei wurden Hakenregeln aufgestellt und noch ganz früher war es durchaus legitim, da� der Torwart als Feldspieler mitfeierte - dann änderte der DFB die Regeln und der Torwart durfte nur noch zur Ballabwehr den Torraum verlassen, aber zumindest innerhalb des Torraums angespielt werden.
Das kam aber genau zu der Zeit, wo die Torleute mit der Rückpassregel konfrontiert wurden - und eigentlich daher Fussball spielen mussten. Daher war es schon paradox, weil man in der Halle, wo die Torleute früher Fussball gespielt haben, diesen es verboten hatte - draussen auf dem Großfeld aber es plötzlich verlangte.

Letztendlich: Hallenfussball gehört noch heute zu den Verletzungsträchtigsten Fussballarten, denn durch die Umlaufende Bande, das schnelle Spiel und den rauen Körperkontakt passiert eben viel.

Doch auch der Hallenfussball kam durch eben die Verletzungen in Verruf, so da� aus Südamerika eine andere Form des Hallenfussballs mehr und mehr in den Fokus rückte - das Futsal.

Seit Jahren nun versucht der DFB krampfhaft möchte man sagen, diese Sportart im Winter dem Feldfussball auszudiktieren. Dabei haben Futsal und Feldfussball soviel gemeinsam wie ein Krokodil mit einer Python� Beides sind Fussballarten, doch letztendlich, kaum ein Feldfussballer wird im Futsal wirklich bahnbrechendes erreichen, ebenso der Futsalspieler im Feldfussball arge Probleme bekommen. Dies liegt am unterschiedlichen Spielprinzip. Ist das Sperren beim Feld und Hallenfussball erlaubt, das Blockieren der Laufwege daher ein taktisches Grundmittel, ist dies im Futsal nahezu verboten.
Auch der Ball, also das Sportgerät ist anders, auch der Torhüter muss nur ein normales Handballtor verteidigen. Der Ball ist gewöhnungsbedürftig, weil er sich schwerer anfühlt, es aber nicht ist - er ist zudem für Erwachsene kleiner und hat die Größe des Kinderfussballes - also Ballgröße 4. Durch seine besondere Karkasse springt der Ball nicht und läßt sich auch nicht mit der Geschwindigkeit schießen, wie ein normaler Fussball der Größe 5.
Das nun der Feldfussballtorwart im Winter Futsal spielen soll, wo eigentlich alles anders ist als draussen - das kann auch nur ein Funktionär verstehen, der seit Jahren nicht mehr selbst auf dem Rasen gespielt hat.
Denn: Erstens sind Paraden, Stellungsspiel und Distanzen völlig anders, zweitens auch die taktische Grundlage.
Der Hallenfussball erlaubte zumindest den Rückpass zum Torwart im Torraum, der dann den Ball spielen darf - im Futsal hingegen hat der Torwart beim Zuspiel nur einen Kontakt, sprich, er kann und darf den Ball nur prallen lassen. Ein mitspielender Torwart ist also noch weniger gefragt oder gesucht, als im Hallenfussball - ein fussballspielender Torwart ist noch weniger gefragt�
Hingegen im Hallenfussball kann man zumindest durch Einbeziehen des Torhüters in seinem Torraum eine gewisse Überzahl im Rückraum erreichen und die Spielverlagerung daher über den Torhüter gestalten, denn der Torwart ist in der Anzahl Ballberührungen nicht beschränkt.
Auch darf im Futsal der Torwart nicht den Ball einen Spieler zuspielen und von diesem wieder angespielt werden, im Hallenfussball ist das völlig egal und häufig zu sehen - alles Gründe, warum im Futsal - egal welche Übertragung man sich ansieht, der Torwart sehr, sehr selten überhaupt angespielt wird.

Kommen wir mal zu den defensiven Aktionen. Ist im Hallenfussball der Torwart ständig unter Strom, zumal auch Balle, die ein Offensivspieler mit dem Rücken zum Tor abschirmt durch das Anspielen der Bande gefährlich werden können - so ist es im Futsal doch eher ruhiger, weil die meisten Tore direkt erzielt werden.
In beiden Fällen aber ist die Distanz nahe, sehr nahe, sprich es geht nicht mehr um die Ballsicherung oder Balleroberung, sondern eher rein wie im Handball um direkte Torverhinderung. So spielen hier Blocken, Ablenken und Fausten eher im Fokus, als Fangen, Sichern und Ballangriff. Letzteres hingegen wird aber im Hallenfussball zum Teil neu interpretiert.
Doch im Futsal kann auch Fangen und Ballsicherung betrieben werden, was durch die Torabschlüsse bedingt ist - denn hier sind die Bälle oft gelupft oder nicht mit vollem Zug gespielt, so da� Fangen möglich ist und die effektivste Form des Tempogegenstoßes ist, eingeleitet nach dem Fangen des Balles und einem Abwurf - der im Unterschied zum Hallenfussball über die Mittellinie beim Futsal erfolgen darf.
Aufgrund des Balles ist im Futsal das Tragen von Torwarthandschuhen nicht angezeigt und selbst in der Weltspitze spielen viele Futsal Torhüter ohne Handschuhe.
Beim Hallenfussball hingegen sollte man Handschuhe tragen, wobei weniger Haftung des Belags im Fokus steht, als Dämpfung. Fingerschutzsysteme sind nicht angezeigt, sollte der Torwart sich besser wie beim Futsal üblich, die Finger gezielt tapen. So sind im Hallenfussball Handschuhe mit einem eher dauerhaften Belag und hoher Dämpfung zu empfehlen, als Handschuhe mit mittlerer Dämpfung dafür hohen Hafteigenschaften des Belags.

Aufgrund der eher kurzen Distanz steht im Hallenfussball das Eins gegen Eins im Vordergrund. Schnelles Tauchen, Kippen und vor allem die Blockstellung und Fussabwehr ist absolute Pflicht.
Ähnlich dem Handballtorwart verkürzt der Torhüter beim Hallenfussball, aber auch beim Futsal die Distanz zum Stürmer - dabei kann der Feldfussballtiorwart auch die Techniken des Eins gegen Eins vertrauen soll und muss. Die Blockstellung ist probates Mittel um in der Nahdistanz den Einschlag zu verhindern.
Vom Wochenende kann man sagen, da� der Torwart hier drei - vier Mal hintereinander in der Blockstellung erfolgreich war, wohingegen andere Techniken wie das Reinrutschen oder die Grätsche zu Gegentoren führte. Dies zeigt deutlich, wie überlegen die Blockstellung ist, weil Hand- und Fussabwehr gleichwertig ausgeführt werden können, so da� gerade im Hallenfussball oft bei flachen Abschlüssen nahe der Bande die Fussabwehr besser und effektiver ist, als jede Tauch- und Handtechnik.

Im Futsal kann hier viel übernommen werden, und gerade die Blockstellung mit Fussabwehr Möglichkeiten bietet viele Chancen einer effektiven Torverteidigung, sieht man gerade im Spitzenfutsal immer noch Torleute, die weniger gezielt und sicher agieren, sondern oft auf beiden Knien sind, wo aus dieser Stellung kaum eine weitere rasche Aktion möglich ist.
Daher sollte das Fallen auf beide Knie im Hallenfussball, als im Futsal vermieden werden. Wichtig ist daher das Schieben auf den Ballführenden Spieler, um eben die Torverkleinerung optimal zu gestalten, dabei sollte ein tiefe, aber Bewegungsoffene Stellung eingenommen werden, je näher man dem Spieler als Torwart kommt, desto tiefer sind die Hände. Da aber im Futsal viel mit gelupften Bällen gearbeitet wird, sollten hier die Hände trotzdem trainiert werden, da� diese rasch und zeitnahe von tiefer Stellung über Kopf geführt werden können. Dies läßt sich gut mit Gummibändern trainieren, die gezielt diese Muskelgruppen der Arme trainieren und kräftigen. Bitte, dies nicht mit Krafttraining verwechseln - zwar werden die Muskeln kräftiger, denn nur mit Kraft kommt Geschwindigkeit, aber es geht nicht um Kraft, sondern rein um Geschwindigkeit, weshalb Trainingsformen immer von unten nach oben und mit hoher Intensität geführt werden müssen.
Auch bei den Füssen sollten schnelle Fussabwehraktionen trainiert werden, wobei man sich hier Anleihen beim Handball besorgen sollte.
Der Handballtorwart sieht sich gleicher Distanzen und einer nur wenig geringeren Ballgröße ausgesetzt, bei ungefähr vergleichbaren Ballgeschwindigkeiten.
So da� hier Übungen der Fussabwehr bei flachen Bällen und Handabwehr von hohen Bällen für den Futsal Torwart sehr hilfreich sein können, dem Fussballtorwart an sich bringt es nur eine Abwechslung und ist Hilfe in der Halle, hier sollte man aber die Blockstellung, Fussabwehr der Standzone und die Reaktion trainiert werden.
Der Futsal Torwart ist daher ebenfalls gut beraten, sich just diese Techniken des Feldfussballer näher anzusehen und große Teile davon zu übernehmen, bieten diese eine tiefe Stellung zur Torabschirmung, sind aber flexibel genug, für schnelle Positionswechsel.
Dem Feldtorwart ist die Halle die ideale Trainingseinheit für Reaktion und Eins gegen Eins - und hier trennt sich oft die Spreu vom Weizen - denn die Torleute die hier nicht angstfrei agieren, werden es auch im Feld nicht tun - und damit eine schlechtere Quote im Eins gegen Eins und dem Ballangriff erzielen.

Beim Futsal gibt es keine Bande, hingegen beim Hallenfussball. Ein Torwart sollte daher mit Rückprallwänden und schnellen Richtungswechseln durch Abpraller vertraut sein, um in der Halle nicht orientierungslos zu sein. Dies wird im Rahmen des Reaktionstrainings gefördert - und bringt in der Halle Vorteile mit sich, weil der Torwart schneller die Orientierung wieder gewinnt.

Bleibt abschließend festzuhalten:

Im Futsal übernehmen wir aus dem Handball, bleiben an der Ballsicherung, übernehmen aber Blockstellung, Kippen und Tauchen.
Im Hallenfussball forcieren wir das Verhalten Eins gegen Eins (Blocken, Fussabwehr), trainieren Reaktion und Orientierung aufgrund der Bande, bleiben aber dem Kippen und Tauchen treu, wobei wir hier weniger auf Balleroberung und Ballsicherung Wert legen, als vielmehr auf Torverhinderung mittels Ablenken und Blockieren des Ballweges.


Nochmals:
Am Wochenende konnte die Blaue Mauer in der Halle mit der Blockstellung dreimal direkt hintereinander den Einschlag verhindern und dann den Ball an der Bande sichern, da Bedrängen an der Bande verboten ist, bekam er zudem einen Freisto�, weil der Stürmer die Blaue Mauer gegen die Bande drängte.
Das Rasche Einnehmen der Blockstellung, die schnelle Fussabwehr und das Blocken des Balles mit dem Körper waren hier so erfolgreich, da� in der Halle beim Hallenfussball diese Form nicht genügend gelobt werden kann.
Das rasche Torverkleinert, schnelle Einnehmen der Blockstellung sorgte auch in anderen Situationen für eine sichere Torverhinderung, weil einfach nur der Torwart angeschossen werden konnte.
Nur bei Abschlüssen aus der Distanz waren Ablenken mittels Kippen und Tauchen gefragt, wobei bei Bällen aus den Eckenbereichen die Standzone mit Fussabwehr deutlich wichtig war�

Dies kann man im Futsal nicht übernehmen, hier gibt es keine Bande, so da� diese Erfahrungen nicht übertragbar sind.
Aber im Futsal lassen sich diese Erfahrungen in einigen Situationen nutzen und dann gewinnend einsetzen, zumal bei Körpertreffern der Futsal Torwart den Ball im Nachfassen durchaus sichern und damit erobern kann.

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