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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

drei doppelte Nightshifter, bitte….

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Wisst Ihr was ein Sundowner ist?
Nun, der Sundowner ist ein alkoholisches Getränk, welches die Offiziere zum Sonnenuntergang zu sich genommen haben und eine kurze Besprechung abhielten.
Heute ist der Sundowner zur gleichen Zeit, also Sonnenuntergang, beliebt in vielen Runden, man kommt zusammen und beendet den Tag bei einem, höchstens zwei Drinks.
Aber den Nightshifter, denn kennen die wenigsten.
Der Nightshifter ist die dunkle Seite des Sundowners. Er wird nicht offiziell getrunken, sondern nur von denen genommen, die vergessen wollen und die damit hoffen, dass die Nacht in der sie keinen Schlaf finden, erträglicher wird und schneller vorbei ist.

Ich weiß nicht, wie oft ich auf dem Torwart.de Camp abends in Sundowner Stimmung war. Doch letztes Jahr war es erstmals so, dass der Sundowner gepasst hätte, ich aber überhaupt nicht in der Stimmung war. Dafür hätte ich oft einen Nightshifter gebraucht.
Dies hatte etwas mit der sportlichen Situation zu tun, als auch mit privaten Faktoren.
Es ist einfach so, dass wenn das Schicksal zuschlägt, dann ist es ein Feigling. Es schlägt immer ohne Vorwarnung und von hinten zu, und ist meistens nicht allein.
Ich hatte letztes Jahr drei schwere Schläge einzustecken und der letzte, war einer der Wirkungstreffer, die einem nur schwarz vor Augen werden lassen.
Die heile Welt die ich hatte, platzte wie eine Seifenblase und was meine Welt war, offenbarte sich als großes schwarzes Loch. Ich lag wie ein Raumschiff, abgeschnitten und ausgestoßen am Rande des rotierenden Strudels ewiger Finsternis.
Ihr könnt Euch das größtenteils nicht vorstellen oder nachempfinden, hoffe ich zumindest.
Jedenfalls weiß ich wie das ist, wenn man Abends in die Finsternis der Nacht zieht, keinen Schlaf findet. Natürlich denkt man dann daran, dass es besser wäre das Licht des Lebens erlöschen würde, weil man einfach nicht weiß, wie es weiter gehen soll...
Zum Glück ist man unvorbereitet und nicht in der Lage sich selbst Schmerzen zuzufügen. Man ist nicht in der Lage den Kopf in eine Schlinge zu stecken, das Auto gegen den Brückenpfeiler zu steuern oder mit dem Teppichmesser die Handgelenke aufzuschneiden.
Man erkennt in diesen Situationen, wie verzweifelt ein Selbstmörder ist, denn er ist vorbereitet und bereit, wirklich auch den letzten Schritt zu gehen...
Ich hingegen, nun, die Zahl der Nightshifter ist nicht mehr nennbar.

Eigentlich ist es auch jetzt die Zeit, wo ich beginne mich auf das Torwart.de Camp zu freuen, aber Freude will sich derzeit nicht einstellen, so schwer wiegt das vergangene Jahr, so schmerzhaft nagen aktuelle Ereignisse an meinem Selbst.
Das Erste ist die Entscheidung als Tw Trainer aufzuhören. Ich fühlte mich unwohl, fühlte mich nicht als Teil des Vereins, noch irgendwie anerkannt.
Vergessen, dass man einen Torhüter bis in die DFB Auswahl begleitet hat und dann an den Baustellen gearbeitet hat, damit der Traum DFB von Dauer sein möge… Vergessen sind die Warnungen, die man ausgesprochen hatte und die man sich erinnern könnte/sollte.
Vergessen ist, daß man viele Torleute auf deren Weg begleitet hat und diesen auch die ersten Schritte hat angedeihen lassen…
Auch vergessen, daß man aus einem Feldspieler einen Torhüter formte, der nahtlos die Nummer Eins ersetzen konnte und heute sogar in der 2. Liga spielt…
Wisst Ihr, es tut weh, daß sich keiner auf seinem Weg mal rumgedreht hat, einen in den Arm genommen hat und Danke gesagt hat.
Jetzt geht gerade ein Tw Trainer durch die Medien, dessen Torwart es scheinbar ganz nach oben geschafft hat.
Man fragt sich plötzlich, wer ist man selbst - wieviel wert ist man selbst?
Scheinbar ist man die größte Gurke. Denn nicht mal der Verein hat sich bemüht einen zu halten.
Ich weiß, jeder von uns ist ersetzbar… aber wenn man nicht mal Tschüss gesagt bekommt…

Als ich Fussball an den Nagel gehängt habe, geschah es aus Gründen meiner Gesundheit. Ich durfte aufgrund der Knieverletzung einfach nicht über bestimmte Grenzen gehen, was schwer gefallen ist - es ist aber heute, WARUM ich überhaupt noch ab und an Sport machen kann, selbst schwere Gebirgswanderungen noch überstehe, ohne am nächsten Tag ein Totalausfall zu sein.
Als ich mit einem der Besten Spiele der Saison die Karriere als Torwart der 2. Mannschaft beendet habe, hat sich auch niemand mal rumgedreht, mal danke oder Tschüss gesagt.
Später als Tw Trainer führte es mich zu einem der drei großen Vereine in meiner Stadt, auch hier hinterließ ich Spuren - trotzdem… ein Danke war und ist schlicht Fehlanzeige und war der Grund für einen Wechsel.

Ich habe mich immer bemüht, Dinge zu erfahren, umzusetzen. Ich habe ausprobiert und immer geschaut, was man machen kann, um einen Torwart sicherer und leistungsfähiger zu machen. Nicht alle gleich, sondern möglichst individuell.

Letztendlich habe ich dafür bisher auch nichts bekommen, kein Danke, keine Umarmung… man wird einfach ersetzt und dann vergessen.
Es gibt keinen Verein, der dann wirklich mal fragt - „Hey, kannst Du Dir vorstellen…“ und es nicht gerade dann ein Verein ist, wo man jeden Sonntag ein Länderspiel hat… sondern wo man Fussball spielt und Samstags drei Schiedsrichter kommen, wo man als Torwarttrainer geachtet und respektiert wird, wo man ein Danke für die Arbeit bekommt - und nicht bloß irgendjemand ist.

So bin ich dieses Jahr nicht in Torwart.de Camp Stimmung, was irgendwo daran liegt, daß einfach die dunklen Momente schwer auf mir lasen und ich mich oft nicht gerade als wirklicher Torwarttrainer fühle. Ich fühle mich, trotz aller Schulungen, Trainer Ausbildungen und Zertifikate nicht als Torwarttrainer. Ich fühle mich als jemand, der nicht aussprechen darf was er denkt, was er für Erfahrungen hat.
Ich denke nicht mit dem Strom, ich denke anders… denn das mit dem Strom denken, ich bin nicht immer der Überzeugung, daß es zu etwas führt, oft muss man gegen den Strom denken, gegen den Mainstream arbeiten und aus der Erfahrung neue Kraft schöpfen - vor allem wenn es funktioniert und den Torwart besser macht.
Warum ist eine Verbesserung der Leistung, nur weil diese nicht dem Mainstream entspricht schlecht, nachteilig oder sogar schwachsinnig?

Somit ist mir derzeit eher nach einem Nightshifter - als nach einem Sundowner.
Mir ist derzeit nicht nach Torwarttrainer, nach Torwarttraining…
Derzeit mache ich zwar etwas, bin aber eher geduldet, nicht wirklich installiert und ‚befugt‘…

Ich bin derzeit nicht wirklich Torwarttrainer, weder sportlich noch mental.

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