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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Tibia-Kopf Fraktur - oder der Karriere Knick am Schienbeinkopf

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Ich habe es im Forum schon immer mal wieder geschrieben, werde jedoch immer wieder darauf angesprochen.
Also blogge ich es mal.

Ja, ich habe einen Karriere Knick, ja dieser Knick kam mit 16 Jahren nach dem Abschluss der mittleren Reife.
Ich erinnere mich noch ganz gut, ich war damals fit wie nie.
Nach dem Ausscheiden aus der B-Jugend und dem Verlust meines Tw Trainers kam ich in die U17, und was noch nie passiert war - es gab keinen zweiten Torwart. Es gab nur mich. Wir spielten damals Bezirksliga, was ungefähr heute der Gruppenliga gleich kommt. Nein, ich war nicht wirklich gut, aber nachdem alle Versuche einen Torwart zu bekommen gescheitert waren, nahm mein Trainer es hin und wollte mit mir in die Runde starten. Dazu sollte ich fit werden.
Ich nahm diese Sache an und habe mich geschunden.
Ich stellte mir daher einen Wochenplan auf, der mit regelmäßigen Fitness Einheiten nicht geizte. Ich hatte ja Zeit.

Schon zu Schulzeit hatte ich regelmäßig Montags und Mittwochs Judo betrieben, ja betreute sogar recht erfolgreich eine Kinderjudogruppe, die von anfangs vier Kindern rasch auf über 20 Kinder anwuchs - und ich dann mit zwei mal fünf Pärchen an die Grenzen der Möglichkeiten und Aufsichtspflicht stiess. Mit 16 Jahren kann man keinen Übungsleiter machen, aber man konnte damals einen Jugendgruppenleiter machen, daß ging über die Jugendämter und diese ausbildung hatte ich inne.
So war Montag und Mittwoch für Judo verplant.. Dienstags war Fussball, ebenso Donnerstags. Freitags war nichts, Samstags dann Spiel und Sonntags wieder frei.
Ich hatte die Angewohnheit entweder mit der Bahn oder mit dem Fahrrad zum Training zu fahren.
Die Vorbereitung begann - und weil meine Ausbildung später begann als die Berufsschule, war es für mich kein Problem, meinen Trainingsplan etwas hoch zu schrauben. Während der Ferien ruhte das Kindertraining, so daß ich Montags ins Judo ging, mich Mittwochs aber dem allgemeinen Fitness verschrieb, ebenso Freitags.
Dienstags und Donnerstags war dann Fussball, das besuchte ich dann mit dem Fahrrad, einfach, weil ich damit zusätzliche Ausdauerarbeit machte.
Mittwochs hatte ich dann mit einen Trimm-Dich-Parcours ausgesucht. Wer das nicht kennt, muss sich einfach eine Laufstrecke im Wald vorstellen, wo ca. alle 300 bis 500 Meter eine Station kommt, wo der Lauf mit Übungen unterbrochen wird. Dabei wurden die Übungen mit der Strecke anstrengender. War es am Anfang so etwas banales wie Arm und Hüftkreisen, würde daraus schnell Liegestütze, Rumpfbeuge (Sitzup) um dann an Geräten zum Balkenheben, Klimmzügen oder Stangenklettern sich zu steigern.
Die Runde hatte etwas über 6000 Meter und bei den Stationen blib ich natürlich nicht bei den Vorgaben, sondern nach meiner Befindlichkeit steigerte ich die Intensität selbstständig. Begann ich mit 20 Liegestzützen, war es am Ende so, daß ich 15 Winkelstützen machte um dann mit 6 Handstandstützen gegen einen Baum zu beenden. Bei Klimmzügen steigerte ich mich von 6 auf 10 im Vordergriff, später dann auf 15, inklusive 1,5 mit einer Hand (die Zweite Hand am Handgelenk, mit einem Arm konnte ich mich halten, aber nie hochziehen). Situp machte ich in schräger Hängelage und schaffte zwischen 20 bis 30. Ich stemmte rund 100 Kilo mit leichtem Absprung (der schwerste der montierten Hubbalken, besser als Stämme zu betrachten). und beim Klettern machte ich die Stange 6 mal aufwärts wie ein Affe, ausschließlich mit den Armen.
Für die Runde brauchte ich immer rund 50-55 Minuten, nur die Laufstrecke waren zwischen 20 und 25 Minuten. Gelegen kam mir, daß meine Jugendgruppe beschloss, den Sommer mit den Fahrrädern einen Ausflug zu machen, wo wir eine Woche bleiben wollten. aber wir wollten die 800 Kilomter bis dorthin natürlich in 3 Tagen fahren, weshalb ich versuchte, alles mit dem Fahrrad zu fahren. Wir machten auch Trainingstouren die Wochenenden, um eben auf über 200 Kilometer Tagesleistung zu kommen.
Donnerstags dann wieder Fussball, wobei ich sagen muss, daß ich immer vor dem Training rund 60 Minuten Torwarttraining hatte.
Freitags dann wieder Trimm-Dich-Parcours, den ich mit dem Fahrrad erreichen musste, wobei ich mich hier schon "aufwärmte" indem ich die Steigungsstrecke zum Ausflugslokal auf Zeit hochprügelte... und ich wurde von mal zu mal besser und schneller.
Wenn ich Fahrrad fuhr, dann fuhr ich nicht, ich versuchte zu fliegen, woran nur das Gewicht meines schweren Mountainbikes mich hinderte...

Tja, ich hatte also ein volles Programm, und ehrlich gesagt, mein Körper klagte wohl recht früh mit Knieschmerzen, mit entzündlichen Reaktionen hier oder da... aber ich überhörte es einfach, denn ich wollte Bezirksliga spielen. Wenn ich Zeit hatte, verbrachte ich diese im Fussballtor, einfach um mehr Bälle zu halten, noch besser zu werden. Sprich, meine Ferien gab ich auf, für den Sport. Da nun auch der Fussball in der Sommerpause ruhte, ging ich anstelle ins Fussball dazu über, die Fitnessrunde auch Dienstags und Donnerstags zu laufen.

Der verhängnisvolle Tag war ein Sommernachmittag, ein Montag. Kinotag und es sollte Eddie Murphy sein - "Auf der Suche nach dem goldenen Kind"
Ich hatte nun schon einige "Einheiten" hinter mir, und weil ja mein Programm nicht auf einen untrainierten Körper stieß, schlug das Programm auch zügig an, sprich getrosst konnte ich rund 8 Kilometer rennen und es war nicht schlimm. Ich freute mich auf die 2 Wochen Urlaub mit der Jugendgruppe und der Juli war einfach nur toll.
Es hatte zwar ein launisches Sommergewitter gegeben, doch die Gewitterstimmung war mir egal, als ich zum Kino lief. Damals üblich, in Jeans, adidas Turnschuhen und Jeansjacke. Auf der Brücke über den Fluss bemerkte ich nach 2/3 des Weges, daß unten die Ampel am Brückenkopf grün geworden war - und damls war es einfach so, ohne zu denken, zog ich den Sprint an, die Ampel noch zu schaffen.
Eine große Pfütze tauchte vor mir auf, und im Spurt sprang ich ab, dabei zog ich das linke Knie in einer Laufbewegung an.
Ein Geräusch und heftiger Schmerz im linken Knie waren die Folge. Das Geräusch läßt sich am Besten beschreiben, wie als wenn man den Ast eines jungen Weidenbaums abbricht. Da sich das linke Bein nicht mehr bewegen ließ, warf ich die rechte Schulter nach vorn, rollte über die Schulter mit der Judorolle ab und kam so mit dem Kopf zur Strasse im schrägen Winkel über dem Bürgersteig zum Liegen - verletzungsfrei. Also der Sturz machte nichts, nur mein linkes Knie lies sich nicht mehr strecken und blieb wie verklemmt in einer Beugestellung.
Lag ich flach, so konnte man den Schmerz mit einem leichten Brennen, wie bei einer Schürfwunde gleich setzen, allerdings, wenn ich versuchte, mich aufzusetzen, so explodierte der Schmerz förmlich und es war, als würde man mir den Unterschnekel abreißen.
Hinter meinem Kopf fuhren die Autos, es war Feierabend Verkehr... glaubt nicht, daß einer auf Winken oder ähnliches reagierte... niemand sah mich, wollte mich sehen, alle fuhren weiter. Wer also denkt, mangelnde Hilfsbereitschaft ist ein neues Phänomen, der irrt sich gewaltig.
Nach Minuten kam ein älteres Paar, dies bat ich um Hilfe, doch anstelle ein freundliches "Du spinnst doch, so jung und dann schon Nachmittags besoffen!" war auch nicht drinne. Ein Rennradfahrer rollte auf mich zu, ignorierte mich komplett, hob sein Rad über mich und fuhr einfach weiter... Erst ein jüngeres Pärchen, beide Studenten, blieben stehen und man kann es kaum glauben, welche Erleichterung man da versprürt, wenn endlich jemand da ist, einfach nur zuhört. Er schickte die Freundin auch gleich los, einen Notruf abzusetzen, während er min Bein stützte. Seine Worte in der Erinnerung eingebrannt, als ich meinte, ob ich mir das Knie "ausgerenkt" habe, sagte er: "Ausgerenkt wohl nicht, ich bin kein Arzt, aber ehrlich, da ist etwas, was da so nicht hingehört..." Er war Medizinstudent. Die Polizei war schneller als der rot-weiße Auto und der Polizist war zunächst froh, daß ich einen Schülerausweis dabei hatte, der ich vor schmerzen nicht aus der Brusttasche bekam, aber der Mensch in grün/brauner Uniform war so frei, sich das Ding selbst aus der Brusttasche zu fischen. Er stellte nur fest, daß es wohl keine Fremdeinwirkung gab, womit Anzeige etc. unnötig waren, ich war halt selbst an eminem Unglück schuld. Der Rettungswagen kam und ich bin sicher, daß die schon wußten, was ich hatte, weil untersucht hat mich keiner. Aber der Student hatte mit dem Personl gesprochen. Sechs Leute packten mich einfach an der Jenas, hoben mich hoch, als wäre ich ein Brett und legten mich auf dieses Transportdingens. So kam ich in den Wagen, der dann in Krankenhaus fuhr. Dort verständigte man zuerst meine Eltern.
Die Voruntersuchung war kurz und ich wurde dem Röntgen unterstellt. Dazu wollte man mein linkes Bein strecken.... Ich bekam eine Mullbinde als Bissschutz und dann griff der Arzt mit einer Hand auf das Knie, mit der anderen packte er den Unterschnkel und zog das Bein gerade.
Ich denke noch heute, daß man die Griffabdrücke im Metallrahmen der Liege vor dem Röntgen sieht, ich hatte noch nie solche Schmerzen. Mir floss der Schweiß in Strömen und bin der kurzen Zeit war ich durchgeschwitzt... Benommen vor Schmerz warte ich auf Röntgen und erzählt hatte mir damals keiner was... ich wußte nur, daß ich am nächsten Tag operiert werden sollte.
Angst hatte ich... Würde ich wieder laufen können? Fussball, daran dachte ich nicht....
Ich kam auf das Zimmer, bekam ein Schmerzmittel und schlief ein. Leider war am nächsten Morgen mein Blutdruck für die Narkose ungeeignet und man verschob die OP auf etwas später, dafür hatte mein Knie die Größe eines Basketballs angenommen, gelinde gesagt, ich war davon zutiefst schockiert.
an die OP erinnere ich mich natürlich nicht, nur das es dort für mein Empfinden sehr kühl war und ich leicht gefröstelt habe, dann kam diese Atemmaske und ich schaffte zählen nur bis 3... dann verläßt mich jegliche Erinnerung.
Nunja, erinnern kann ich mich dann nur, daß ich aufwachte, mit einem blutdurchtränkten Verband in einer klobigen Gipsschiene.. und dank der Narkose meine gut gefüllte Blase nicht leeren konnte, was mich in den Wahnsinn trieb.
Neben mir im Bett ein Kollege, wohl Türke, der sich die Hand so schlimm verletzt hatte, daß er damit nichts machen konnte, dann ein Skateboad Fahrer, der sich den Knöchel mehrfach gebrochen hatte.
Letztendlich durfte ich mich einige Tage nicht wirklich bewegen und laut meiner Eltern schien auch die Heilung nicht gut zu sein.
Erinnern kann ich mich hingegen an den Schmerz, als die Gummischläuche der Drainage gezogen wurden. Die Drainage sind Gummischläche, die Wundsekrete und But aus dem Gelenkinneren absaugen. Dazu hängt an jedem der Schläuche ein eiförmiges Kunststoffbehältnis, welches ein Vakuum mitbringt. An den Schlach angeschlossen, saugt es so Flüssigkeiten aus dem Operationsgebiet. Nachdem bei mir der Flüssigkeitsstrom so ein wenig versiegt war, kam ein Arzt, eröffnete mir, daß es ein wenig unangenehm werden würde, aber nicht tragisch. Dann griff der die Schläche, wand sich diese um das Handgelenk und begann zu ziehen. Hölle, ich hatte das Gefühl mein Knie würde mit einem glühenden Eisenstab durchbohrt. Ohne Narkose, ohne alles... über mir baumelte dieser Handgriff zum Aufstehen, diesen zog ich nun fast bis auf meinen Bauch herunter als der Kerl scheinbar mit dem Schlauch den ganzen Unterschenkelknochen mit heraus zog.
Als der Schmerz vorbei war, war ich wieder klatschnass geschwitzt, mein Puls raste und ich hatte für den Tag die Schnauze voll.
Hinzu kam dann ein herrliches Wundfieber. Damals hatte man die Idee, daß man Wunden möglichst komplett unter Luftabschluss heilen lies, was in vielen Fällen nicht funktionierte und heute weiß man, daß es bis auf bestimmte Ausnahmen, Mumpitz ist. So drängten meine Eltern, daß der Arzt den Verband wechseln soll. Dies wurde nur widerwillig gemacht, aber der Verbandwechsel und damit auch mehr Luft für die Wunde brachten dann Linderung. Eine Narbe, von drei Finger über dem Knie bis 2 Finger unter dem Knie zierten die Stelle, weil man hier inversiv oder konservativ nichts ausrichten konnte.

Ich bekam erklärt, daß meine Muskulatur zu stark gewesen war und daher die knöcherne Ansatzstelle der Patella Sehne am Schienbein, der sogenannte Tibia Kopf abgerissen worden war. Da ich im Wachstum mich befand, war diese Stelle nicht vollkommen verknöchert - was bei Juhgendlichen normal ist - und die Sehne zog dieses Knochenstück dann unter die Kniescheibe, wodurch die Kniescheibe angebrochen wurde. Der Tibia Kopf war daher mit zwei Schrauben und einer Platte - das muss man sich eher wie eine Art anatomische Unterlegscheibe vorstellen - wieder am Schienbein befestigt worden, wobei die Schrauben in mit Knorpel gefüllte Risse, die Wachstumsspalten, eingedreht worden waren.

Die Gipsschiene musste ich behalten, aber ich durfte ab diesem Tag mich ein wenig mehr bewegen, die täglichen Trombosespritzen in den Bauch bleiben trotzdem - eine verdammt unangenehme Sache, selbst wenn die Schwester jung und gut aussehend war.
Naja, auf dem Zimmer tat sich bei bestem Hochsommerwetter nicht viel, ausser das meine Jugendgruppe sich von mir vor der Fahrradtour verabschiedete... Teile der Fussballmannschaften kamen vorbei, wobei es eher Gefälligkeitsbesuche waren. Für den Trainer war ich sowieso nicht die erste Wahl und man spielte daher mit einem ehemaligen Feldspieler, der so hörte ich heraus, sogar besser war als ich.
Naja, trotz des schönen Wetter wurde einem langsam gewahr, daß der Sommer nicht so laufen würde, wie sonst. Kein Freibad, kein Fahrrad, kein Fussball... irgendwo brach mein bisheriges Leben damit ganz schön auseinander... Da ich aufgrund meines Sportwahnsinns keine Zeit für Mädels gefunden hatte, gab es nicht mal eine junge Frau derzeit, die da hätte nun die Sommerzeit versüsst...
Licht kam auf, als ein Mann aus Aschaffenburg eingeliefert wurde, oder sollte man eher von einziehen sprechen? Er hatte eine komplizierte Kreuzbandverletzung und kam nur wegen des Arztes der auch mich operiert hatte... Er brachte Video Rekorder, Filme und Leben in das Zimmer - ab dann war der Pizaa Service häufiger bei uns, als die Visite...
Aus dem Krankenhaus wurde ich mit einer Gipsröhre entlassen, die vom Schritt bis zum Knöchel reichte, schwer und ungelenk war. Ich bekam Unterarm Stützen und es war mir nicht leicht damit mich zu bewegen. Trotz Krafttrainings konnte ich damit gerade 100 Meter machen, dann war ist so fertig wie nach 2 Fitness Runden im Wald, und wie sehr sehnte ich den Wald wieder herbei, oder das Fussball spielen.
Der Orthopäde meinte, Fussball wäre wohl nicht mehr die richtige Wahl und Torwart nicht die Position, er riet zu Ski fahren, Fahrradfahren und ich sollte laufen oder Buckelpiste vermeiden, sondern eher an Langlauf oder langsames Eislaufen als Sport denken. Ich fühlte mich nach der Diagnose wie ein Krüppel.
Das änderte sich mit dem Physio, der mich nun, einige Wochen nach der OP, begleitete. Die Röhre war nun nach 6 Wochen entfernt worden und es gab eine Gipsschiene, die aber zur Therapie abgenommen wurde. Der Physio duzte einen, sprach einen aber mit den Nachnamen an. Sätze wie: "Na, Herr Reichel, wie geht es Dir heute?" waren daher an der Tagesordnung... und ja, die erste Therapieeinheit war die Hölle. Alles klemmte, tat weh und jede Bewegung war als würde er das Gelenk neu brechen... aber schon einige Termine später bewegte sich die Sache besser und lockerer, wobei er dann meinte, daß ich wohl auch wieder im Tor spielen könnte, nur wahrscheinlich nicht mehr Leistungsfussball. Zwar sei da alles wieder in Ordnung, doch er mahnte dazu, daß die Gelenkfläche nun mal eine leichte Stufe bekommen hatte, was das Risiko einer Arthrose verstärkte und wenn man es daher, wie im Leistungssport üblich, immer wieder ausreizte, würde ich mit Mite 40 dann ein künstiliches Gelenk benötigen.
Das wollte ich nicht und in den Gesprächen wurde mir klar, daß ich immer wieder mit Training oder Spiel aufhören musste, wenn ich merkte, daß eben das Knie anschwoll oder ich Schmerzen hatte.
Im Herbst begann ich daher meine Lehre und das Stehen viel anfangs schwer, doch Stück für Stück kämpfte ich mich zurück. Ich fuhr viel Fahrrad, was den Muskelaufbau begünstigte und achte sehr auf mein Knie.
Ich lernte wieder Fussball zu spielen. War ich früher mit dem linken Fuss stärker, gewöhnte ich mir an, mehr mit dem rechten Fuss zu machen - schon weil ich beim Spielen mit dem linken Bein einfach Schmerzen hatte. Man kann sich vorstellen, daß ich daher erst im Alter von 16 Jahren einen Abschlag neu lernte, den Abstoß vermied ich wie der Teufel das Weihwasser, und auch beim Kurzpass-Spiel war ich alles andere als sicher. Dafür konnte ich wieder Bälle schnappen...
Da ich immer schon darauf geachtet hatte, nicht auf die Knie zu fallen, fiel es mir nicht schwer, die alten Bewegungsmuster wieder abzurufen und so blieb ich dem Verein erhalten, machte aber in der A-Jugend kein einziges Spiel, auch wenn ich heute beahupten kann, zum Kader der damaligen Bezirksliga Mannschaft gehört zu haben.
Ich kam so in den Kader der Aktiven, wo ich erstmals wieder Torwarttraining hatte. Mein Tw Trainer war ein älterer Torwart, der in Anbetracht der Leistungen der Nummer Eins und mir, dann sich selbst die Handschuhe über stülpte und uns bewies, was Oberliga hieß. Als Torhüter war er, Standpunkt und Sichtweise heute, besser als Trainer, doch ich war froh, denn mit seinen Übungen kam ich langsam wieder an meine Form heran und lernte zudem, meine Technik besser und besser einzusetzen.
Trotzdem, ich war und blieb nur die 1C, also der Ersatztorwart des Ersatztorhüters, für mehr durfte es einfach nicht reichen, denn mehr traute ich mich nicht. Trotzdem: Ich spielte in der Kreisliga damals, während die Erste in der Bezirksliga - die heutige Gruppenliga - spielte.
Mit 20 Jahren bekam ich dann einen neuen Trainer, der Torhüter nur nach Leistung stellte und ich war Ihm ein Dorn im Auge. Seiner Meinung nach schwächte ich das Team und zudem hatten wir auf einmal vier junge, jugoslawische Torleute und für mich blieb keine Zeit mehr für Training.
Ich hatte daher mein "Abschiedspiel" gegen die Reserve von SV 07 Viktoria Preußen auf dem Rasenplatz. Wir verloren sang und klanglos, aber es war eines meiner besten Spiele, wo ich viele Tore Eins gegen Eins vereitelte und einen Freistoß aus dem Winkel fischte.
Nach dem Spiel packte ich meine Tasche und ging. Es gab kein auf Wiedersehen, keine Anschiedsworte... ich ging einfach.
Ich bin bis heute darüber ein wenig wehmütig, denn ich hätte vielleicht mehr geben können, aber ich wollte einfach nicht - als Angst, mein Knie nachhaltig zu ruinieren. Man hätte mir zumindest alles Gute wünschen können, doch nix... Traurig.

Bezeichnent war, daß ich dann 1992 erstmals als Tw Trainer wieder auf dem Platz stand. Bei SV 07 Viktoria Preußen. Der damalige Trainer suchte keinen Tw der mittrainiert, sondern einen Tw Trainer. Er bot mir daher an, daß ich mit machen könnte, aber ich sollte eher die Torleute beschäftigen... und so begann meine Karriere als Tw Trainer...
Übrigens ist mein Knie noch heute Grund, warum ich einige Dinge nicht machen will, oder machen kann. Aber ich bin jetzt über 40 und von einem künstlichen Gelenk zum Glück weit entfernt, trotz Fussball.
Und heute weiß ich, daß damals mein Wahnsinn zur Schwächung des Knochengewebes beigetragen hatte und ich letztendlich durch meinen Sportwahnsinn mich selbst beschädigt und selbst meine "Karriere" beendet hatte. Denn ich hatte in so kurzer Zeit soviel Kraft und Muskel aufgebaut, der Knochen war, auch durch das Wachstum, nicht stabil genug, diese Kräfte aufzunehmen und so hatte sich schleichend eine Überlastungsstelle ergeben. Schmerzen ignorierte man damals, legte Eis auf und am Tag darauf biss man die Zähne zusammen, man wollte ja schließlich Nummer Eins sein und werden.... und dann kam wie es kommen musste, die schleichende Schwachstelle wurde überansprucht und gab nach. Es brach tragendes Gewebe und damit war das Ende der Karriere herbei geführt. Nicht durch Fremdenwirklung, nicht durch Fehlbelastung - sondern schlicht durch wochenlange und recht harsche Überlastung...
Ich bin daher mahnendes Beispiel dafür, daß man es in der Jugend keinesfalls übertreiben sollte.
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Kategorien
Fussball , Gedanken , Torwarttraining

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