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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Why Größe doesn't matter...

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Oh Gott, ich überlege echt, ob ich meinen Rasenschnitt demnächst verkaufen soll!

Allen Ernstes, was heute so als gesund angbepriesen wird. Wusstet Ihr das Avocados zwar gesund sind, der Kern im Inneren aber ein Gift namens Persin enthält?
Für den Mensch soll es ungefährlich sein. Joa, wir fressen auch keine Avocado Blätter oder die Rinde. Seit Neustem aber wohl den Kern der Avocado. 
Was daraufhin in den stillen Örtchen der Nation passiert, bezeichnet der Internist als ausgewachsene Diarrhoe. Das hat ja meistens Ursachen, also wenn es mal wieder flüssig läuft... Oft futtern wir einfach Dinge, die das System überfordern und dann geht es los. Der Körper stellt um auf Spülen und dann wird "Mission: Rohr frei!" ausgerufen. Wie die gelben oder orangen Autos der Kollegen des städtischen Abnwassersystems auch, fährt unser Körper starke Geschütze auf. Wasser wird mobil gemacht und anstelle dem Verdauungsbrei entzogen, wird dieses dem Verdauungsbrei zugesetzt. Das Zeug quillt auf, wird flüssig und weil der Körper es als schlecht und damit überflüssig erachtet, schaltet er zudem die Pumpe, der Fachmann nennt es Peristaltik, gleich einen Gang höher. Der Druck auf den Kessel steigt sprungartig und wir? Wir springen dahin, wo auch der Kaiser nur zur Fuss hingeht... Schnell und eilig haben wir es, denn der Druck geht treibt die stärksten Kesselnieten an die Belastungsgrenze.
 Was nun auf den eigentlich stillen Örtlichkeiten für Melodien erklingen, spottet jeder Comedy Show, kein Komiker könnte es sich besser ausmalen, als wenn gerade mal eben in dieser dringenden Sitzung plötzlich jemand im wahrsten Sinn des Wortes der Hintern explodiert!

Mit hohem Druck entläd sich der stark verflüssigte Verdauungsbrei - und noch während der Sitzende mit der Besinnung kämpft, sollte man verstehen, daß dies mit Nichten gesund ist. Also weder der Geruch, noch diese Spülaktion.

Oft halten das die, welche für Stunden die Kabine unbenutzbar hinterlassen, sich vom Geruch die Kacheln an der Wand gelöst haben, es für eine notwendige Maßnahme - DeTox genannt.

DeTox ist das neue Schlagwort der gesunden Ernährung! Der Körper muss mit entsprechender Ernärhung von "Schadstoffen" gereinigt und befreit werden. Das dabei dann Sennesblätterextrakte, leicht giftige Avocadokerne oder andere die Verdauung extrem beschleunigende Substanzen zugeführt werden, ist schlicht nur zweckmäßig, gilt doch ein anständiger TurboStuhl plötzlich als Markenzeichen der DeToxination, der Entgiftung, Entschlackung und damit der Gesundung. 
Damit nun diese Kuren auch ordentlich anschlagen, haut man in den Mixer, was man nur finden kann. Bananen, Mandarinen, Grünzeug, pürrieren mit Apfelsaft, Orangensaft und Melonenwasser aufgefüllt. Schmecken muss es nicht, es muss vor allem was her machen.

Beliebt insbesondere - grüne Smoothies, wie diese Pürrees heißen.

Fand man als Kind Spinat noch zum Erbrechen, kommt der nun in den Smoothie. Nicht wegen des Eisen, sondern weil Spinat Chlorophyll enthält. Ich weiß zwar bis heute nicht, was Chloropyhll für einen Nutzen im menschlichen Verdauungstrakt haben soll - und Ernährungsexperten sind da auch im Reden eher pauschal und wenig wissenschaftlich fundiert, aber - es schadet doch nix, also muss es gut sein.

Jahrzehnte hat man in den Mühlen die Schälkleie des Getreides den Schweinen zum Frass vorgeworfen... Weil wir die Schweine zum Fressen gern hatten, hat es uns nicht gestört, wenn diese nach dem Verzehr Blähungen hatten. Hauptsache, die Witze sind schön fett geworden. Doch seit wir Schälkleie auch an den Mensch verfüttern können und deren urtypische Fertigkeit, den Verdauungstrakt zu extrem beschleudigter Arbeit anzuhalten, auch toll als DeTox verkaufen können, verfüttern wir wohl lieber teure Soja Produkte an die Sau. Die Kleie hingegen, die vom zum Detox in den Smoothie...
Problem jetzt nur: Wenn der Körper auf Spülen stellt, werden all die tollen Nährstoffe des Smoothie ebenso unbenutzt ausgespült... Das hat den gleichen Nutzen, als würde ich das Zeug gleich in die Porzellanabteilung schütten, mit dem Vorteil, daß eben das Verdauungssystem nicht Amok laufen müßte.

Doch nicht genug damit... wir feuern in diese Dinger auch sonstige Sachen: Weizengrün. Was bei der Kuh als Silage ein wahres Powerfutter ist, ist für den Mensch recht nutzlos: Wir sind weder Affen noch Wiederkäuer. Unser Verdauungssystem ist nicht mächtig genug, die Zellulose zu spalten - das passiert also das System nahezu unverdaut. Und was so ein wenig in die Verdauung gelangt, wird von Bakterien besiedelt, die daraus erst einmal eine Menge Gas machen müssen. Nicht umsonst haben Kühe 7 Mägen und haben ein besonderes Abgassystem, wo dann eben Methangas als Abfall des Systems entweicht, denn irgendwohin müssen die Kohlenwasserstoffe ja, die neben reichlich Kohlensäure auch im Prozess entstehen. Verdaut haben wir davon weniger, aber eine Menge heiße Luft erzeugt - oft nicht gerade Geräuscharm, im Gegensatz zur Kuh.

Weizengrün und Roggengrün ist nichts anderes wie Gras. Ja, der geneigte Leser sollte einfach verstehen, daß unsere Getreideformen eigentlich nur überzüchtete Gräser sind, Süssgräser um es genau zu nehmen. Anstelle der Samen futtern wir nun das Grünzeug, wie das Weidevieh und glauben, daß beim Pürrieren dergleichen wir uns damit den komplexen Verdauungsvorgang des Wiederkäuers ersparen könnten. Das Weizen, Roggen und Hafer im Grünzeug aber dem typischen Fussball Rasen, der aus Selektionen der Süssgräser Poa pratensis und Lolium perenne besteht nahezu identisch sind, erschließt sich vielleicht dem Botaniker, nicht aber dem "Ernährungsalchemisten", der fleissig frisches Weizengrünm in seinen grünen, gesunden Smotthie schnibbelt.

Und ich? Ich denke mir, daß ich meinen Rasenschnitt vielleicht teuer verkaufen sollte... und der Fussballrasen wird zur Grundlage einer grünen Smotthie Industrie...






Länge... wir kennen das vom Angeln. Schnell wird aus einem 60 cm Hecht ein 8 Meter Haifisch.

Oft geht es mir so, wenn ich den Größenwahnsinn der Fussballtorleute erleben darf. Schaue ich mir das Mannschaftsfoto des Elite Torwartcamps der Nationalmannschaften an, so ist DFB Torwarttrainer Andreas Köpke der Kleinste unter den ganzen Hünen, die mit Abstand alle an der 2 Meter Marke kratzen. 
Klar, so ein 15 jähriger mit zwei Meter ist eine Hausnummer. Der sieht in der Aufstellung aus wie Manuel Neuer mit 10 Philpp Lahm neben sich.

Doch nun mal Butter zu den Fischen - was bringt der Hype?
Schaue ich wieder in Verbandliga und Gruppenliga, aber auch in die Landesligen, so stelle ich fest: Groß sind diese, doch die Kleinen Stürmer machen trotzdem Kopfballtore oder schießen aus der Distanz das Ding in die Maschen.

Wie wichtig ist denn nun der Größenhype - der, und da muss ich immer lächeln, auch inzwischen die anderen Position des Fussballfeldes befällt. Also in einer Mannschaft spielt ein 1,6 Meter Mittelfeldspieler und der Trainer raunt deutlich seinem CoTrainer zu: "Weißte, der Daniel ist gut, aber zu klein. Der wird es nächste Saison schwer haben. Wenn ich einen Größeren finde, dann nehme ich den - weißte, ich muss einfach an die neue Saison denken!"

Bei solchen Aussagen, man möge es mir verzeihen, wird mir einfach speiübel.

Was bitte bringt das?

Philipp Lahm, seines Zeichens nur 170 cm lang, ist doch als Profi Fussballer und Nationalspieler jetzt auch kein 2 Meter Hüne, trotzdem auf dem Platz eine Hausnummer und gilt als einer der herausragendsten Aussenverteidiger Deutschlands. Lionel Messi, der geniale Fussballer und Techniker, 169 cm - kleiner als Lahm. Er wäre bei obigem Trainer in der Gruppenliga aussortiert worden. Valbuena, 167 cm - Lorenzo Insigne, 163 cm - Bernard Duarte, 166 cm - Xherdan Shaquiri, 169 cm...

Ich denke, ich kann mit der Aufzählung aufhören - alle diese Spieler wären, ginge es nach dem Trainer oben, aussortiert worden. Eins haben aber alle diese Spieler gemeinsam: Sie gehören zur Weltelite und waren bei der letzten Weltmeisterschaft aufgestellt...

Doch wir sind bei Torwart.de - bleiben wir daher mal bei den Torleuten!


Was zu Hölle nutzt ein großer Torwart? Also allein nur das er groß ist?
Die Größe hält nicht einen einzigen Ball, spielt nicht einen einzigen klaren Ball.

Warum also sucht man jetzt unbedingt die 2 Meter Typen?

I
ch mein, ich kann es verstehen. Wenn ich in einem Nachwuchsleistungszentrum 15 Torleute anstehen habe, die untereinander gleich gut sind, nehme ich einfach den Größten. Denn ab und an sich eben 2 cm Reichweite bei korrekt ausgeführter Technik schon wichtig - warum sollte ich darauf verzichten??
Aber jetzt Hand auf's Herz: Haben denn in Gruppenliga, Verbandliga und dann Landesliga wirklich die Nachwuchstorleute regelmäßig korrektes Techniktraining zum Ausbilden der passenden Torwarttechnik? Mal ehrlich gesprochen: NEIN

Es gibt Jugendnachwuchsvereine, die gönnen sich einen Tw Trainer. Aber wirklich gut aufgestellt sind dabei dann nur wenige. Bei vielen Vereinen mit sportlichen Ambitionen hingegen ist tw Training absolut vernachlässigt und immer noch gibt es in der Wüste mehr Wasser, als gute Tw Trainer in diesen Ligen. Das ist keine Kritik an den Tw Trainer, Gott bewahre, es ist eher eine Kritik an den Jugendleitungen der Vereine und deren Trainern, die hier schlicht keine Notwendigkeit sehen.

Die Auswahl des Torwarts wird dann darauf hin gemacht: Der Größte spielt...
Ich habe Spiele beobachten können, wo der Torwart diese verloren hat, weil er zwei kapitale Technikfehler gemacht hat - ein Jahrgangsjüngerer, kopfkleinerer Torwart mit korrekter Ausbildung hätte über die Bälle, die da zu Toren wurden, gelächelt - und diese ohne Mühe gesichert. Doch in dem Fall, schlicht, keine Ausbildung - Technikfehler: Tor!
Nun hat sich doch das Tor nicht verändert, auch an der Spielfeldgröße hat sich nichts getan. Immer noch ist es 24 Fuss auf 8 Fuss, oder 7,32 Meter auf 2,44 Meter als Torfläche, die es zu verteidigen gilt.

Ist denn die Größe daher wirklich so essentiell, wie viele immer behaupten?
Blicken wir zurück in die Zeiten, wo der Torwart noch jemand war, der allein Schüsse abwehrte, der allein Flanken klärte oder recht wild ins Eins gegen Eins fegte, so entdecken wir: Riesen waren es nicht.

Bodo Illgner war mit 191 cm Körpergröße ganze 9 cm größer als sein Ersatzmann Andreas Köpke, der mit 182 cm heute auf Gruppenbildern von DFB Torwart Camps mit einer der Kleinsten Teilnehmer ist. Der Kölner galt aber damals als "Riese"..
Doch auch Uwe Kamps mit 180 cm Körpergröße oder Wolfgang Kleff mit ebenfalls nur 180 cm Körpergröße würden heute bei fast jedem Bundesliga Verein weg geschickt, damals jedoch spielten diese in der deutschen Topliga. Bei den Bayern hielt Raimond Aumann mit nur 182 cm Größe die Kiste sauber, sein heutiger Positionsinhaber Manuel Neuer ist mit 193 cm ganze 11 cm größer. Selbst in den Hansestädten war Uli Stein vom Hamburger Sportverein nur 186 cm hoch, hingegen sein Kollege des SV Werder Bremen damals war Dieter Burdenski, der mit 181 cm Körpergröße auch hier 9 cm kleiner war, als der Nationaltorwart aus Köln. Trotzdem: Alle aufgezählten Torleute waren Spitzentorleute. 

Wer aber jetzt denkt, das die Jungs klein waren, sollte sich an einen Torwart in Amerika erinnern. Jorge Campos spielte über 120 Länderspiele für die Nationamannschaft von Mexiko und spielte 2 Weltmeisterschaften, 94 und 98, im Jahr 2002 war er sogar als Ersatzmann gesetzt. 
In Frankreich 98 war leider im Achtelfinale Schluss, wo Deutschland die Nationalmannschaft aus Mexiko mit 2:1 aus dem Turnier warf, nur um im Viertelfinale von Kroation selbst mit 3:0 vom Platz gefegt zu werden. Hier spielte noch Andreas Köpke, aber der Titan Oliver Kahn stand damals schon in den Startlöchern. Vier Jahre später spielte Oliver Kahn, der mit 188 cm schon 7 cm größer als Andreas Köpke war... doch gegen Campos waren beide deutschen Torleute Riesen. Jorge Campos ist einer der kleinsten Torleute der Männer, der an den großen internationalen Turnieren teil genommen hat, mit 175 cm Körpergröße.

Trotzdem: Alle diese Leute haben das gleiche Tor verteidigt, mussten den gleichen Raum verteidigen - und machten die Sache gut. Selbst Oliver Kahn ist 5 cm kleiner als Manuel Neuer, der letztendlich das Titan Erbe antrat, doch Oliver Kahn gilt noch heute als einer der Maßstäbe im Torwartspiel. Verwundert daher nicht, wenn jetzt eifrige Sportjournalisten einem Yann Sommer bei 183 cm oft vorwerfen zu klein zu sein und damit einen Ball nicht halten zu können.

Das gleiche Tor hingegen müssen seit nun einigen Jahren auch verstärkt im Fokus der Medienlandschaft die Frauen verteidigen. Da Frauen in der Regel kleiner als Männer sind, ja im Sport sogar oft deutlich weniger Leistung bringen, was der biologischen Sache geschultet ist, könnten wir hier nicht mit soviel Kraft und Schnelligkeit protzen, wie bei einem männlichen Fussballer. Trotzdem, daß Spielfeld ist ebenso groß, damit auch Tor und Torraum.

Vielleicht fliegen die Bälle nicht so mit Wucht, wie wenn ein Zlatan Ibahimović gegen die luftbefüllte Kunststoff Sphere tritt - aber trotzdem: Das Tor hat die gleiche Größe und durchaus ist was man da sieht an Schüssen mindestens so anspruchsvoll wie eine Amateur Landesliga Mannschaft. 
Trotzdem:
 Jennifer Martens mit 174 cm vertritt die 180 cm große Natinaltorfrau Almuth Schult, Merle Fromms ist sogar nur 173 cm hoch und stellt dennoch auch eine Spitzentorhüterin des Damenfussballs dar. Carina Schlüter mit 175 cm wirkt gegen den Torwarttrainer des SC Sand oft zwergenhaft, und Lisa Schmitz vom Traditionsverein Turbine Potsdam ist mit 173 cm sogar noch kleiner, aber nicht weniger erfolgreich.

Beim bekannten Frankfurter Frauenfussballverein ist Ann-Katrin Kremer mit 176 cm nur einen Centimeter kleiner als die aktuelle Nummer 1 - Desirée Schumann, die mit 177 cm schon eine größere Torfrau der Frauenbundesliga ist. Trotzdem, im Vergleich zu eben Manuel Neuer fehlt da deutlich Körpergröße. Selbst die jetzt auf der Bank notierte Cara Bösl beim 1. FFC Frankfurt zählt zu einer der sehr guten Nachwuchstalenten in Deutschland, ist aber nur 172 cm groß.

Und wenn wir schon bei Deutschland sind, so ist die Bank des Nationalkaders auch nicht mir Riesen bestückt, denn Laura Benkarth ist mit 173 cm und Lisa Weiß mit 171 cm nun mal fast einen kompletten Kopf kleiner, als das Männertorwartgespann. Trotzdem sind beide Torfrauen im Nationalkader, sind also aus der Auswahl des Bundesliga Mannschaften erwählt worden.

Gerade hier stellt man fest, daß man hier nicht die Latte anlegen kann und nur nach Centimeter schauen darf und vor allem kann, sondern in der Auswahl auf andere Dinge, als die reine Körperlichlkeit schauen darf, ja muss.

Denn wie schon gesagt, auch bei den Mädels macht niemand das Tor kleiner, nur weil da eben jemand im Tor steht, wo ein Gruppenliga B Jugend Fussballtrainer bei den Jungs abfällig glotzen würde und die Zuschauer sofort brüllen würden: "Du musst nur hoch schießen!"

Diese komplette Ahnungslosigkeit - sie geht mir als Tw Trainer oft so dermaßen auf den Zeiger, daß ich bei solchen Sprüchen fast sofort Mageninhalt im Mund verspüre...
Wisst Ihr, die Blaue Mauer war noch nie ein Riese, und in der F-Jugend schon gar nicht. Als wir zu Pfingsten auf einen der ausstrebenden Vereine des Gebiets trafen, die schon früh junge Talente zu gewinnen versuchten, um auch im jungen Jahrgang sehr erfolgreich spielen zu können, blickten die Zuschauer abfällig auf den jungen Torwart im blauen Trikot. "Ihr müßt nur hoch schießen" war dabei bei allen Anhängern des favorisierten Vereins ständig zu hören. Was keiner verstand und keiner begriff: Die Blaue Mauer war im Gegensatz zum Favoritenverein kein Linentorwart. Während sich der gegnerische Torwart auf der Linie wie von unsichtbaren Ketten gehalten in der Sonne stand, war die Blaue Mauer gewohnt, das Heil in einem sehr offensiven Spiel zu suchen. Wir nannten es damals Strafraum-Rover, und so spielte die Blaue Mauer.

Der Gegner war kaum im Strafraum, so war das blaue Trikot schon zur Stelle, der Stürmer wurde gestellt, der Ball gesichert.

Das normalerweise so effektive Spiel des Gegners, in die Spitze und dann den Abschluss gelang auf einmal nicht mehr. Die Blaue Mauer brachte daher die eigene Mannschaft rasch mit 2:0 in Führung, weil das anrennen des Gegner jäh endete und damit rasche Konter den Gegner überraschten.

Erst am Ende stellte sich der Gegner ein und dann überrannte er die Abwehr mit drei starken Gegentreffern, geschuldet den Temperaturen und auch dem höhren Spielverständnis des Gegners.
 Aber nicht ein Tor entstand, weil der Kleine Torwart überlupft wurde oder ein Ball unter der Querlatte einschlug.
Was aber wichtig war, daß waren die gegnerischen Eltern, die am Anfang noch spottend und verhöhnend agierten, aber nach dem 2. Treffer doch merkten, der Torwart spielt anders. Der anfängliche Spott und die Überheblichkeit schwand, wurde zu Respekt und dann Hochachtung. 
Ja, eigentlich wollte man selbst am liebsten so einen Torwart haben - nur: Ein bissi größer dürfte er sein, ja?



Die Größe, sie ist einfach nicht aus dem Kopf zu bekommen. 
Natürlich fidelt eine gute B Juniorenmannschaft eine Damenbundesliga Mannschaft weg, doch das hat nichts mit der Körpergröße der Torfrau zu tun, die in der Regel das Tor noch recht gut verteidigen kann, als vielmehr mit der Geschwindigkeit. Der Junge legt sich den Ball vor, zündet den Nachbrenner und Frau hat das Nachsehen. Da ist dann schneller die Grundline erreicht und der tödliche Querpass in den Raum gespielt - und die Bude ist drinne. Hingegen bei Flanken und Abschlüssen aus der Distanz, sowie dann im Eins gegen Eins, ist da kaum Unterschied zum männlichen Gegenüber zu entdecken.

Und jetzt sind diese Spiele nicht mal selten, regelmäßig spielen Mädchenmannschaften gegen Juniorenmannschaften, wobei man dann sich an Mannschaften hält, die jetzt nicht gerade taktisch Banane sind, sondern vielleicht nicht gerade optimal agieren, aber eine sehr schwere, aber machbare Aufgabe für die Mädels sind. So spielen nicht selten B Junioren der Gruppenliga gegen Mädchen gleichen Alters der Landesliga, oder das B-Juniorenteam der Landesliga spielt gegen eine weibliche U17 Bundesliga Truppe.

Und beobachtet man dort die Torfrauen, die ja allesamt kleiner sind (jedenfalls zumeist) als die männlichen Torspieler, entdeckt man schnell, daß selbst mit mehr Körpergröße diese hätten die Gegentore nicht verhindern können.
Denn ein Lupfer z.B. der geht oft Meter über den Torwart und nicht bloß ein paar Centimeter. Die paar Centimeter Körpergröße mehr, sie bringen in der Regel nichts - vor allem nicht im Amateur Bereich.
Wisst Ihr, um da vielleicht mal ein Gimmick einzustreuen: Hängt doch mal einen Ball auf 2,44 Meter - das ist die Höhe der Querlatte. Und dann holt Euch den Größten der Mannschaft, der soll den Ball köpfen. Schaut hin, wie geköpft wird. Welcher der Kopfballspieler kann den auf 2,44 Meter hängenden Ball noch drücken, denn einfach mit dem Kopf andotzen bringt ja nichts, denn er muss ja bei Höhe abwärts, unter die Latte gespielt werden. Ihr werdet staunen, denn selbst in der Bundesliga ist es nur wenigen vergönnt, dies zu bewerkstelligen. Manuel Neuer z.B. hat eine Reichhöhe im Sprung von etwas mehr wie 3 Meter, daß heißt, er kommt mit der Schulter an die Querlatte, und kann damit Bälle in ca. 2,8 bis 2,9 Meter Höhe ‚pflücken‘… aber das findet sich kaum bei uns Amateuren wieder.
Und als Torwart?
Nun, die meisten Torleute unter 1,8 Meter Körpergroße pflücken einen Ball auf der 2,44 Meter mühelos. Was also für den Torwart eher mühelos ist, ist für den Kopfballspieler schon ein mittleres Problem. Somit macht man sich in der Regel, als Trainer aber auch als Torwart einfach zuviel Kopf.
Kein Torwart muss denn Ball auf 3,5 Meter Höhe holen, daß schafft nicht mal Manuel Neuer.

Also, was soll der Hype mit der Körpergröße?
Nun, viele Trainer meinen, daß mache bei einem Stürmer Eindruck, der Stürmer bekäme Respekt, ja Furcht. Fragt man den Vollblutstürmer, entlockt so ein Spruch demselben nur ein müdes Lächeln, der knipst und der geht auch rein, egal ob es Goliath oder David sind, die da im Tor stehen.
Daher können wir diesen Spruch auch auf die Lächerlichkeitenbank verbannen - und sind wieder mal da, wo wir so oft sind: Bei Trainern, die schlicht keine Ahnung haben, es aber dann mit markigen Sprüchen kaschieren wollen. Schade darum, denn letztendlich: Diese Blogeinträge und das virtuelle Tw Training sind doch just dafür da, Euch - also Euch Trainern zu helfen und Euch klar zu machen, wie ein Torwart tickt, wie der Torwart denkt und vor allem - was einen guten Torwart ausmacht.
Doch ihr versteckt Euch weiter hinter irgendwelchen Maßeinheiten oder Mythen, bloß damit niemand entdeckt, daß Ihr vielleicht Fussballer trainieren könnt, aber von der wichtigen Position des Torwarts keinen blassen Dunst habt. Wisst ihr was wahre Stärke ist?
Wenn ihr zugebt, keine Ahnung zu haben. Denn es ist nicht schlimm, keine Ahnung zu haben. Schlimm ist es, wenn man Ahnung vorgaukelt und dann damit auf den Gesichtserker fällt….

Denn ein kleiner Torhüter, und das zeigen uns die Mädels von Training zu Training, Spiel zu Spiel, kann mit Sprungkraft, dem korrekten Stellungsspiel und vor allem schnellen, dynamischen Bewegungen viel wett machen. Ist der große Torwart hier nicht mindestens ebenso fit, ist seine Körpergröße kein Vorteil.
Für kleinere Torleute gilt, daß diese sich selbst nicht so in Frage stellen, sondern im Training immer wieder das Beste geben, sich selbst schärfen und sich die nötige Selbstsicherheit holen. Vor allem aber sollten wir als Tw Trainer diese Torleute weniger statisch arbeiten lassen, sondern diese, wie in England üblich, immer mal wieder mit dynamischen Bewegungsabläufen konfrontieren. Nicht das es großen Torleuten weniger bringen würde, doch für kleinere Torleute ist oft die schnelle Bewegung und damit die Generation der nötigen Dynamik unheimlich wichtig, hilft es fehlende Centimeter zu kompensieren.
Hier sind wir als Torwarttrainer gefragt und gerade wir sollten nicht auf Centimeter achten, sondern den Torleuten Mut und Selbstsicherheit geben, aber auch wissen, wie bestimmte Dinge zu kompensieren sind - dazu gehört auch der eine oder andere Centimeter. Und wenn Ihr mal wieder glaubt, der Vogel müsse größer sein, denkt an die Mädels und denkt daran, daß eine deutsche Nationaltorfrau gerade mal einen Meter Einundsiebzig ist - und trotzdem das große Tor mit Leidenschaft, Sicherheit und hervorragenden Leistungen sichert. Und wenn Ihr zweifelt, dann merkt Euch eines: Wenn Eure Torleute die Technik, Leidenschaft und internationale Erfahrung hätten, wie diese Torfrau, würdet Ihr nicht über Körpergröße nachdenken.

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