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Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Titan - wo ist das moderne Spiel geblieben?

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Es geht mir so was von auf den Sack. Mann, Mann, Mann....
Wisst Ihr, dieses ständige Gefaßel um denn modernen Torwart und die Wichtigkeit des Fussballspiels. Soll ich Euch was sagen?
Es ist der 21. Juni 2017, wir hatten ein Spiel im ConfederationsCup.. Bernd Leno im Tor. Bisher höre ich da nie etwas, das Leno ein schlechter Fussballer ist... also Leno ist im Hype um das "moderne" Torwartspiel aufgewachsen, und gilt als moderner Torwart. Bisher wirft man ihm fussballerisch nix vor. Trotzdem, was passiert ist, erinnert so ein wenig an die Ter Stegen Dinger, nur das der fussballerisch so grandios gelobte Ter Stegen beide Patzer, die zu direkten Gegentoren bei der Ballan- und Mitnahme gebracht hat, während Leno das nicht passiert ist... aber schauen wir doch Leno mal zu:

Bernd Leno - ConfederationsCup 2017 - Deutschland gegen Australien, youtube.de[/I]

Egal wie ich es drehe oder wende, beide Tore haben nichts, aber auch gar nichts mit den fussballerischen Fähigkeiten des Torhüters zu tun, sondern einzig und allein seinen Fertigkeiten in der direkten Zielverteidigung. Beide Mal löst er das suboptimal... beim erstren Gegentor hätte er besser in den Ball geschoben, anstelle zu Tauchen. Hier taucht er, wirft aber die Beine weg, kommt damit in eine Bodenferne Lage in der Luft, der Ball geht förmlich unter ihm durch. Würde er hier richtig klappen, wie das beim Tauchen üblich ist, oder richtig kippen, sich also auch hier in den Ball schieben, würde das alles nicht passiert sein.
Sprich ein Technischer Lapsus - technischer Fehler in den Torwarttechnikern der Zielverteidigung.

Das zweite Tor ist auch wieder nicht den Fussballerischen Fertigkeiten geschult. Leno fängt den Ball sicher, doch weil er hier das Knie stark anwinkelt beim Kippen, zum Fallen aber den Ball unbedingt ranziehen will, schlägt er den Ball auf sein Knie, schlägt sich selbst den Ball aus den Händen.
Auch das ist ein technischer Fehler in den Torwarttechniken der Zielverteidigung.

Somit ist der Fussballspieler, also der Spieler der mit den Füßen agiert, hier überhaupt nicht gefragt gewesen, sondern man hätte mit einem Torhüter, der schlicht die Torwarttechniken beherrscht und diese in diesen Momente sicher umsetzt, wahrscheinlich gewonnen.
Logisch brüllt jetzt der ein oder andere wieder, daß es Spielsituationen gab, wo Bernd Leno auch mit dem Fuss klären musste, z.B. am Ende des Spiels, wo er den Ball mit einer Grätsche wegschlägt.
Okay, okay... doch ist das wirklich Fussballspielen?

Nein! Denn diese Formen des Fussball-Torwarts gab es schon, als man von einem modernen Torwart nicht mal wußte, wie es buchstabiert wird. Damals war gerade die Diskussion ob Jens Lehmann oder Oliver Kahn spielen soll, im vollen Gange. Jens galt als "moderner" Torwart, der eben versuchte, Speilsituationen mehr zu erahnen und dann die Bälle zu holen, bevor diese zu Torsituationen kamen, beeindruckend war seine Strafraumbeherrschung.
Zudem galt Lehmann als besser anspielbar, er stand höher als Oliver Kahn und bot sich als Mitspieler aktiv an, was Kahn so nicht tat. Daher hielt man Oliver Kahn für "altmodisch" - denn hier der 4er Kette wollte man einen Torwart haben, der just das tut.
Doch bevor wir das nun beleuchten, schauen wir doch mal Oliver Kahn zu...

Oliver Kahn - Zusammenschnitt WM2002, youtube.de[/I]

Also, was ich da sehe, hat mehr mit dem modernen Torwartspiel zu tun, als man denkt. Mir kann man jetzt vorhalten, daß ich die Zeit nicht verstehe, das ich nicht begreife, was modernes Torwartspiel ausmacht... aber ich sehe einen Torwart, der seine Sache nicht nur gut macht, sondern hervorragend, der seiner Mannschaft als Garant des sicheren Rückhalts den Einzug ins Finale verschafft. Aber auch einen Torwart, der aufgrund seines Egos mit einer Verletzung spielte die dann zu einem Technischen Lapsus führte, der seiner Mannschaft den Weltmeistertitel kostete.
Gut, ich sehe keinen Fussballer und man sieht deutlich, wie tief Oliver Kahn in der Box steht... das ist bei vielen heutigen torleuten nicht mehr der Fall und ist auch seitens der Trainer so nicht gewünscht. Hoch soll er stehen, sich hinter der Kette anbieten. Ja, einige gehen sogar so weit, daß diese die Aussenverteidiger aufrücken lassen und den Torwart mit den zwei Innenverteidigern eine neue 3er Kette formen.
Soweit will ich gar nicht gehen, so weit muss man das Fussballerische nicht aufbohren, meiner Meinung nach. Das kann man so spielen, kann man so machen... aber Hand auf's Herz, brauche ich dafür einen Torwart mit den Kapazitäten eines 6ers?
Nein, brauche ich nicht. Ich brauche keinen Torwart, der einen Gegenspieler wirklich ausspielen kann, der ein tolles Dribbling macht.. Ich brauch einen Torwart, der einen Ball annehmen kann, der einen Ball mitnehmen kann und der einen flachen Druckpass, einen Befreiungsschlag bringen kann und einen Torwart, der einen Flugball über die mittlere Distanz spielen kann. Das sind alles jetzt keine Dinge, die technisch eine Herausforderung an einen heutigen Fussballer darstellen, noch für einen Torwart wie Oliver Kahn eine Herausforderung gewesen sind. Es gibt genug Beispiele, daß Oliver Kahn, schon von Berufswegen mit dem Ball einigermaßen am Fuss umgehen konnte, so daß diese eher basistechnischen Fertigkeiten bei Ihm mehr als nur vorhanden waren.
Aber im Spiel, da war es halt gar nicht sein Ding.
Jens Lehmann hingegen spielte mehr mit dem Fuss. Doch schaut man sich seine Spiele an, findet man auch hier, daß er auch eigentlich nur die Ballannahme, Ballmitnahme, das spielen von Druckpässen, das schlagen von Bällen aus der Gefahrenzone und eben das Spielen von Flugbällen in der mittleren Distanz benötigte.
Jens Lehmann brauchte nicht zu Dribbeln. Er brauchte nicht einen Stürmer auszuspielen, brauchte nicht den Stürmer mit einem Beinschuss nach einer tollen Finte zu überwinden. Er wurde abgespielt, kontrollierte den Ball mit einer An- und Mitnahme und spielte einen Pass.
Auch heute sind über 95% aller Fussaktionen des Torwart genau dieses Muster. Es ist daher also nichts Besonderes...
Bei einem 6er hingegen erwarten wir mehr. ER muss unter Druck einen Ball behaupten, muss unter Druck einen Spieler überwinden können. Er muss einen Ball erobern und unter Gegnerdruck nach dessen Überwindung auch behaupten und spielen können. Das heißt, daß der 6er auch mal angespielt wird, weil man weiß, daß er jetzt den Gegner überwindet, also ein Dribbling sucht, den Gegner überwindet und dann im freien Raum jetzt den Pass spielt, vielleicht sogar vorher noch ein paar Meter macht.
Just dieses Verhalten ist nichtg mal bei Manuel Neuer Programm, noch ist das Philosophie. Klar, kommt das vor, daß Neuer nach einem Rückpass angelaufen wird und ab und an ist es halt so, daß er dann auch mal ein "Ding" macht, der Stürmer läuft ins Leere und Neuer spielt den Pass. Doch ist das eher die Ausnahme, nicht die Regel. Und bei Manuel Neuer sieht das auch nicht immer professionell aus, denn als Torwart hast Du nun einmal ein anderes Zweikampfverhalten.
Doch diese Fertigkeiten machen einen Torwart nicht aus, zudem schule ich diese Fertigkeiten nicht im Tw Training, sondern in den kleinen Spielchen mit der Mannschaft - Spielformen auf Fasstore, Freistellspiele oder das typische Gammeleck sind hier die besten Anlagen, damit ein Torwart unter Druck einen Ball verarbeiten lernt und es aktiv anwenden muss, aber auch Form,en, wo er lernt, einen Ggner mit einer Finte rasch zu überwinden, um den Ball zu spielen.
Das jetzt über alles andere zu stellen, ist weder sinnvoll noch zielführend.
Dies fühjrt und das Spiel von Bernd Leno vor Augen. Denn egal wie gut er fussbalelrsich ausgebildet ist, egal wie viele Gegner er mit seinem Fussballspiel überwinden hätte können - es war nicht gefragt, sondern gefragt war das, was wie bei Oliver Kahn in Excellence gesehen haben - Zielverteidigung.
Bernd Leno sind seine Fehler in den Dingen unterlaufen, die einem Torwart NICHT unterlaufen dürfen - in der Zielverteidigung. Das ist seine Hauptaufgabe, dafür ist er da - und hier war er es nicht, oder jedenfalls nicht so gut.
Was nutzt der ganze Fussballerische Kram, wenn so etwas passiert? Habe ich Pech und der deutsche Strum hat Ladehemmung, was zum Glück nicht der Fall war, verliere ich wegen der beiden Dinger das Spiel mit 1:2 und habe wichtige Punkte liegenlassen. Da kann ich noch so tolle Bälle als Torwart geschlagen haben, drei Spieler vor dem 16er nass gemacht haben, ich verliere die drei Punkte und kann mir für das tolle Fussballspiel ein Souvenier am Bahnhof einpacken lassen...
Blicken wir nach Italien... Buffon ist dort immer noch unangefochten die Nummer Eins. Nicht weil es nix jüngeres gäbe... schlicht, daß Paket ist, was ausmacht, daß der Torwart-Älstenehrwüdiger spielt.
Bei der EM und WM spielte Buffon munter hinter der 4er Kette mit. Vielleicht nicht beidfüssig, nicht mit Excellence, aber gut genug, daß es für einen schnellen und sehr guten italienischen Fussball reichte. Selbst gegen die Deutschen war Buffon fehlerfrei geblieben, und im Vergleich zum Topmodernen Manuel Neuer musste sich der "Methusalem" nicht mal verstecken, im Gegenteil. Mit starken Reaktionen war er da, wenn er gebraucht wurde, zeigte, daß Erfahrung und ein gewisses Gefühl für die Situationen einfach oft die Vorteile brachte, eine Situation zu entschärfen.
Buffon ist bestimmt kein Ausnahmefussballer, aber - selbst wenn es fussballerisch bessere Torleute gibt, warum sollte man Buffon wechseln,. wenn er fussballerisch die Grundlagen sicher anwendet, hinter der Kette sauber seine Aufgaben erfüllt - vielleicht nicht mit Glanz und Gloria, aber sicher und gut genug, aber in der Zielverteidung einfach eine Bank ist. Warum sollte man Ihn jetzt gegen den besseren Fussballer auswechseln, welchen Grund gibt es?

Einen Grund gibt es, der führt uns wieder zu Oliver Kahn zurück: Verletzungen. Oliver Kahn hätte mit seinem verletzten Finger nie spielen dürfen. Denn sein Finger war dafür verantwortlich, daß ihm der technische Fehler passierte und der zuvor nahezu übermenschliche Rückhalt der Mannschaft brach zusammen... Hätte an dieser Stelle Oliver einfach Jens ins Tor gelassen, selbst wenn es das Endspiel gewesen war, wir hätten die Brasilianer vielleicht bezwungen. Denn mit Verletzung ist ein Torwart in der Zielverteidigung einfach gehemmt. Trotz Adrenalin, Schmerzmittel und Kram - Du bist nicht 100%ig fit und damit einfach nicht voll da... die Wirkung hat man gesehen.
Lassen wir jetzt mal dieses Problem weg und schauen uns Oliver in der Zielverteidigung an, aber auch in der Raumverteidigung und im Eins gegen Eins.
Wir erkennen: Ballangriff, wie finden sogar einen Ansatz zu heutigen Blockstellung... Oliver ist nicht reingerauscht, sondern in der tiefen Stellung auf den Stürmer geschoben, hat das Tor aktiv verkleinert und dann sich anschießen lassen, oder mit raschen Reaktionen den Einschlag verhindert. Das er damals immer wieder in die Grätsche ging, zeigt einfach, daß man so damals schon versucht hat, möglichst breit das Tor abzuschirmen. Also die Vorstufe der Blockstellung, deutlich zu sehen - und sehr erfolgreich.
Wir sehen aber auch Olivers grandiose Technik im Abdruck. Diese Dynamik vermisst man heute oft, denn mehr und mehr beginnt man wieder gegen die Ketten auch aus entferteren Positionen zum Abschluss zu kommen - der Torwart muss also auch hier tun, was Oliver vormacht: Das Tor gegen Distanzschüsse verteidigen.
Auch bei vielen Aktionen im Strafraum ist Kahn da... er klärt die Bälle, fängt die Bälle, er faustet und ist einfach auch da, wenn es nur brenzlig werden könnte... Ja, selbst für Grätschen ausserhalb des Strafraums ist sich Kahn nicht zu schade.
Gegen Irland macht Kahn sogar etwas, was man bisher immer nur bei Manuel Neuer gesehen hat - Er springt in eine hohe Blcokstellung vereitelt so den Einschlag gegen einen Kopfball. Gegen Brasilien glänzte Kehn zunächst, dann kam der Fingerbruch und was dann passiert, können wir uns ersparen.
Es zeigt aber, das sich die Wertigkeit und Wichtigkeit der Zielverteidigung kaum bis gar nicht geändert hat - nur viele Trainer scheinen immer noch etwes zu faseln, vergessen aber, daß es darauf oft nicht ankommt.
Ein Torwart oder Torspieler ist mit der Hauptaufgabe betraut, Einschläge von Bällen ins Tor zu verhindern. Erst sein Nebenschauplatz ist es, dann hinter Kette ein wenig bei der Ballrotation und Ballverteilung mitzuwirken. Diese Nebenaufgabe kann vielleicht auch mal 95% des Spiels ausmachen, aber für die restlichen 5% muss er einfach mit seinen Spezialfähigkeiten das tun, wofür er da ist: Das Gegentor durch eine Torwarttechnik verhindern.

Bleiben wir jetzt doch mal dabei und das geht jetzt an Euch, liebe FUSSBALLTRAINER:

Hört endlich auf, den Torwart im Fussballspiel bewerten zu wollen, anstelle diesen nach seinen Fähigkeiten der Zielverteidung zu bemessen.
Durch das Fussballspiel gewinnt Ihr keine Spiele, verhindert beim Torwart nur wenige Gegentore. Ein Torwart, liebe Fussballtrainer, muss eine Grundfertigkeit in Ballannahme, Ballmitnahme, dem Spielen von Pässen flach und hoch über kurze bis mittlere Distanzen mitbringen. Er muss auch in der Lage sein, eine Grätsche auszuiführen, oder einen Ball einfach wegzuschlagen. Das ist alles was er wirklich an fussballerischen Fertigkeiten in der Regel braucht
Der Rest ist Optional und kann durch Trainingsformen verbessert und auch zum Teil angeeignet werden, ist aber nicht Bestandteil des Torwarttrainings, weil einfach nicht zielgerichtet.
Bewertet endlöich Torleute wieder danach, was wichtig ist: Die Fähigkeit, Tore zu verhindern mit den Techniken des Torwarts

Bernd Lenos Fehler zeigen es uns nur zu deutlich, wie wichtig das ist. Buffon und Oliver Kahn zeigen uns, daß dies der Schlüssel zum Erfolg ist - wobei Buffon zudem das Beispiel ist, daß man eben kein überragender Fussballer sein muss, sondern eben es völlig ausreicht, ein guter Mitspieler zu sein, der eben oben genannte Techniken hinter der Viererkette beherrscht und auch spielt, umso wichtiger aber dann da ist, wenn es gilt, Tore mit den techniken des Torwarts zu verhindern.

Hört auch zu labern, und einem torwart zu erzählen, er müsse sich Fussballerisch verbessern, wenn er die oben genannten Techniken beherrscht. Hört auf Euch zu entschuldigen, daß es fussballerisch nicht reicht, wenn die oben genannten Fussballtechniken sicher und im Spiel fehlerfrei sitzen... Torleute müssen Tore verhindern, und nicht als Stürmer Tore schießen oder Innenverteidiger ersetzen.
Wenn Ihr, was viele im Amateurbereich denken, einen Feldspieler ins Tor stellt, werde Ihr abgeschossen - denn der wird in der Zielverteidigung nie erreichen, was ein gelernter Torwart bietet.

Daher, ich bin die Diskussion um den Fussballspielenden Torwart satt - denn Bernd Leno zeigte es nur zu deutlich: Fussballspielen hilft nicht, Tore zu verhindern

Kommentare

  1. Avatar von Steffen
    Hm... ich weiß nicht, aber wäre ein Halbmarathon nicht besser, oder ein kleiner Triathlon?
    Ich mein, bei einigen Situationen kommt man doch mächtig ins Schwimmen
  2. Avatar von Steffen
    Anadur... ist das nicht ein wenig ketzerisch ausgedrückt?

    Ich meine, ich hocke gerade im Tw Trainer Basiskurs und was meinste was der Dozent hier immer predigt?
  3. Avatar von Steffen
    Anadur, ich glaube, er weiß schon was er redet.
    Problem dabei ist, dass viele nicht verstehen, wie er das meint.
    Das ist ein Unterschied.

    Denn man kann nicht plötzlich das was man über Jahre in die Köpfe der Trainer eingedroschen hat, jetzt auf einmal erklären, dass es nicht gefragt und doch nicht so wichtig ist.

    Wie oft sieht man, das Trainer nur den Torwart danach bewerten, wie er Fußball spielt... denn das kann der Trainer. Die Torwartleistungen können die meisten Trainer gar nicht beurteilen...
    Also haben sie jetzt die Chnace, denn Fußball begreifen diese Trainer...

    Fakt ist aber, dass man meiner Meinung nach, nur zu deutlich sieht, dass dieses Fussballerische doch nicht so gravierend ist, wie man es denkt.
    Es ist nicht spielentscheidend, die Raum- Zielverteidigung und das eins gegen eins, das ist spielentscheidend, sogar gravierend.

    Denn gerade war Ter Stegen gegen Kamerun im Tor. Fußballerisch einwandfrei, aber man diskutiert natürlich über das Gegentor, man diskutiert also wieder über Ter Stegens Verhalten in der Zielverteidigung.

    Doch die politische Sache, also dieses Hochhängen des Fussballerischen.... das will noch keiner wirklich offen relativieren, ist aber meiner Meinung endlich mit deutlichen Worten zu machen.
    Das macht Jörg Daniel in den Leistungskursen gern, aber irgendwie, es hört keiner...

    Tw Trainer, dieses "lizenzlose Gesindel", was haben die für eine Lobby?
    Denn in den Verbänden, da ist der B Lizenz Trainer höher angesehen, wie der C Lizenz Trainer Profil Torhüter. Dabei hat der C Lizenz Trainer dank des Tw Trainer Basiskurs 40 Lehreinheiten, der B Lizenz Trainer maximal 15 Lehreinheiten.... die Gewichtung und auch die Ausbildungsinhalte laufen hier nicht proportional... und genug Tw Trainer haben eigentlich gar keine Lizenz.
    Aber es fehlt an der Basis das offene Wort, dass der Torwart eben jetzt kein herausragender Feldspieler und damit Fußballer sein darf, sondern das Gesamtpaket muss stimmen, und in dem Gesamtpaket ist vor allem die Tor-/Zielverteidigung sehr, sehr wichtig...
  4. Avatar von Steffen
    Gegenfrage: Wenn alle Torleute umfassend und allübergreifend für das Feld ausgebildet werden sollen, warum werden dann nicht alle Feldspieler ebenso als Torwart ausgebildet?

    Ich kann diesem Mumpitz um diese Anti-Spezialisierungs-Matsche nicht mehr hören.

    Es gibt genug Gegenbeispiele, wo dann Torleute plötzlich in der B-Jugend Bock bekommen ins Tor zu gehen. Und dann haste Torleute, die 2-4 Jahre schon Technisch ausgebildet sind. Sicher, das sind dann nicht so Ballathelten, aber eben Torleute. Und der Feldspieler? Der holt dann absolut weniger Bälle und ist auch in anderen Situationen nicht so lösungsoptimal.
    Denn diese 2-4 Jahre holt einfach keiner auf, also an Tw Techniken, an Entscheidungsqualitäten....

    Es gibt keinerlei empirische Untersuchung, daß diese Spezialisierung sooo negativ ist, wenn man fussball spielen im allgemeinen Training nicht vernachlässigt.

    Nochmals, bisher hat kein noch so großartiger Fussballer, der im Tor aber mal nicht den einen "Unhaltbaren" holt, der Mannschaft irgendeinen Vorteil gebracht. Denn dann würde man letztendlich einen richtigen Libero ins Tor stellen, weil man dann ständig nur vorn einen mehr schießt, als man hinten bekommt...

    Ich verliere bestimmt nicht aus den Augen, daß heute ein Torwart hinter der Kette mehr Fussball spielen kann und muss, als das vielleicht früher der Fall war - aber dieser Anti-Spezialisierungswahnsinn ist einfach nur Blödsinnig.
    Man braucht Torleute, Leute die Bälle halten, die Zielverteidigung können - denn das entscheidet spielen... nicht aber das der 3 Spieler in der Telefonzelle nass machen kann, um einen tollen Pass zu spielen.

    Denn bisher, und das ist auch so eine meiner Lieblingsfragen, die mir Tw Trainer schuldig sind und auch viele Fussballtrainer auch nicht beantworten: Welche Fertigkeiten muss denn ein Torhüter haben? Muss er Spielmacher wie ein klassischer 10er - den man ja auch so nicht mehr hat - sein, oder so robust ein wenig Ballstark wie ein Sechser?

    Woher kommt dieser Fussball-spielen-Hype? Warum vernachlässigen wir, was Spiele entscheidet? Oder wollen wir das einfach nicht sehen, nicht wahrhaben? Ist dies einfach unangenehm, weil alle anderen das gebetsmühlenartig wiederholen und wir einfach diesem Stream hinterher laufen?


    Oder müssen wir das Spiel Leipzig gegen Bayern am 25.10.2017 exemplarisch hier anführen und einfach sagen, daß Leipzig in Unterzahl es dem Torwart zu verdanken hat, daß diese nicht in der regulären Spielzeit und der Verlängerung die Bude bekommen haben? Können wir aus attestieren, daß es weder Gulacsi, noch Ulreich geschafft haben, eine Spieleröffnung hinzulegen, die direkt zu einem Tor geführt hat? Können wir auch attestieren, daß genau diese Spieleröffnung die zum direkten Torerfolg führt selbst bei Manuel Neuer extrem selten ist - also damit meine ich nicht den direkten Pass/Abwurf/Abschlag, sondern über vielleicht zwei drei Stationen höchstens. Wie oft kommt das bei Neuer vor, als das man Ihm hier fast einen "Assist" zuschreiben kann?

    Und wenn ich nun Tw Leistungen der aktuellen Jugend ansehe, bin ich erschrocken... Fussballerisch mag das ja alles passen, für einen Torhüter, aber die Zielverteidigung, daß Eins gegen Eins oder Raumverteidigung sind oft einfach nur furchtbar...
    Wenn ich dann aber lese, daß man dann lieber 80% oder 90% nur noch Fussball spielen will.... dann wundert mich das auch nix mehr. Denn wie bitte soll der Torwart denn Zielverteidigung lernen, wenn ich das nicht schule?
    Kicken lernen echt viele Kinder, ob Strasse, Pausenhof oder beim Bolzen auf dem Sportplatz - die technische Feinarbeit ist Aufgabe des Trainers... aber Torwarttechniken lernen die Kinder eben so nicht.
    Und wenn das Tw Trainer in Vereinen Training anbieten, 70% Fussball spielen lassen - und dann flache Bälle schießen, wo weder Abdruck noch Druck über die Fussspitze gelehrt wird, dann bekomme ich einfach Plaque!

    Beispiel Gruppenliga:

    drei Mal die Woche Training - 15 Minuten jeweils Ball hochhalten im Kreis, oder Gammele vor dem Training, dann 2 Mal die Woche zwischen 45 Minuten oder 1 Stunde Tw Training. Dabei 15 Minuten Aufwärmen, wobei viel Fussball gespielt wird, also Ball passen, Spannstoß, Drehstoß, Ballan- und Mitnahme... Dann in den Formen auch wieder oft Ballon und Mitnahme und ein einfacher Pass, Tw spezifische Aktion und diversen Kombinationen... das dann 30 Minuten bis 45 Minuten, oft mit einer kleinen Spielform in dieser Zeit abgeschlossen. Danach Mannschaftsinklusion, Spielformen, praxisnahe Torabschlüsse, zum Teil mit Gegendruck, wobei immer wieder nach dem Torabschluss dann ggf. auch eine Spieleröffnung seitens Torwart erfolgen muss. Abschlussspiele, wo spieltypische Rückpass-situationen eigentlich heute Standard sind.
    Wir haben also eine Gewichtung bei 90 Minuten Training von ca. 30 Minuten auf torwartspezifische Aktionen.
    Da aber nur zweimal die Woche TW Training ist, sind dann einmal 90 Minuten immer Mannschaftsinklusive - hier sind Freistellspiele und andere Formen der allgemeinen Spielformen im Verbund gelagert, wobei vielleicht 10 bis maximal 15 Minuten auf torwartspezifische Dinge entfallen, weil hier die Torleute sich z.B. für das Abschlussspiel ein wenig selbstständig aufwärmen...

    Wir haben also 270 Minuten Training und davon nur höchstens 75 Minuten Tw Spezifische Bewegungsschule... Woher bitte, soll also die saubere Technik in der Zielverteidigung, die es dem Keeper ermöglicht, eben auch mal den einen, jochkomplexen Ball zu fischen, kommen?
    Das sind gerade mal 27 bis 30% der Trainingszeit... das mag das Spiel widerspiegeln, doch ich stelle offen in Frage, ob diese Zeit ausreicht, den Torwart wirklich für die Techniken der Zielverteidigung auszubilden und ob man nicht endlich diesen Schwachsinn abstellt, damit man vielleicht Jugendliche bekommt, die dann wirklich tauglich sind, bei den Aktiven spielen zu können.... oder ob man einfach weiter so macht, dafür dann Torleute weiterhin irgendwo 'einkauft' wo man eben auf diese "Fallballspielen-lastige" Ausbildung eher pfeift.