RSS-Feed anzeigen

Fußball und wie ich ihn zum Teil erlebe... Eindrücke aus dem Fußballleben und von einen Torwarttrainer

Nachbericht - Torwarttrainer Basiskurs an der Sportschule Grünberg

Bewerten
Wisst Ihr, inzwischen weiß ich, daß viele, viele Tw Trainer hier mitlesen. Ich bin daher stolz darauf, von einigen Feedback, ja sogar eine gewisse Anerkennung für die Arbeit zu bekommen.
Als ich das "Virtuelle Torwarttraining" auf YouTube ins Leben rief, war es eher als Spaß gedacht, doch rasch hat es sich ein wenig verselbstständigt. Leider ist es auf dem Semiprofessionellen Level stehen geblieben und es ist inzwischen, durch die Privatisierung der sportanlagen nur noch schwerer geworden, Aufnahmen herzustellen - vor allem wenn die Akteure nicht jünger, sondern älter werden und Zeit immer schwieriger zu finden ist.
Trotzdem, wir listen immer weiter und versuchen, Dinge die uns bewegen, Fragen die ungeklärt sind, aufzunehmen und abzuarbeiten. Das "Virtuelle Torwarttraining" war auch nie für Torleute gedacht, sondern in Ermangelung entsprechner bewegter Bilder haben wir damals beschlossen, diese Lücke zu füllen. Übungen, Trainingsformen sieht man auf YouTube Gigabyte-weise, also man kann Tage damit verbringen, sich Tw Training anzusehen. Doch wie eine Tw Technik korrekt geht, wie es auszusehen hat... da sucht man echt lange. Nun gibt es von den Verbänden ja Technikleitbilder, die in epischen Studien entwickelt worden sind, diese Bilder beschreiben eine Technik anhand einiger Bilderserien, nie aber vollumfänglich oder eben so detailiert, daß es viele Trainer verstehen.
Wisst Ihr, oft komme ich in Vereine - und ich schaue gern und oft beim Tw Training zu. Mir hat mal jemand geraten mich dann einzumischen, wenn es zu haarsträubend ist und zu versuchen, zu helfen - aber ehrlich gesagt, die meisten Menschen haben mit mir und meiner Art einfach ein Problem. Das "Virtuelle Torwarttraining" schafft hier eine gewisse Distanz und hilft Trainern trotzdem, dann das ist meine Intention, mein Gedanke. WEnn ich einen Trainer sehe, der z.B. auf einem Tw Camp eine Station zum Thema "Fausten" macht, selbst aber den Ball nicht Fausten kann, es auch nicht korrekt erklären kann, dann frage ich mich immer, warum und weshalb so etwas passiert, denn nichts ist schlimmer, als wenn der Ausbilder / Trainer und damit Lehrer einfach nur schlecht ist. Hier springt das "Virtuelle Torwarttraining" in die Bresche und soll vermitteln, soll den Trainern eine Art Anleitung und Erläuterung geben, wie man es eben korrekt macht, sprich die reine technische Ausführung des Torhüters wird erklärt.
Keinesfalls ist das dann eine Präsentation einer Tw Fähigkeit eines bestimmen Torwarts- soll es auch gar nicht sein, sondern es ist eine Präsentation des technischen Details der Torwarttechnik. Es ist die Darstellung der Torwarttechnik in bewegten Bildern.

Gern würden wir hier noch ein wenig mehr machen, aber - für taktische Details bräuchte man nun Spieler, Spieler, die nicht zwingend gut sein müssen, aber technisch schon soweit sind, daß man eben bestimmte Dinge im Film festhalten kann, um taktische Dinge in bewegten Bildern festhalten zu können. Eckbälle, Freistöße oder auch Eins gegen Eins - oder wenn es Nachschusssituationen gibt... das kann man alles mit einem Torwart nicht darstellen, es bräuchte mehr "Schauspieler", diese stehen aber uns leider nicht zur Verfügung.... somit sind höhere Themen extrem schwer.

Wo das "Virtuelle Torwarttraining" anfängt, steht meistens die Torhüter Trainer Ausbildung davor. Viele Trainer machen eine Lizenz und erhalten z.B. bei C-Lizenz eine kurze Einführung in das Torwartspiel. Je nach Dozent ist das ein wenig mehr, oder auch eher weniger, andere bekommen gerade mal bestimmte Folien verteilt. So lernen viele nur, daß der Torwart im Tor steht, aber mehr auch nicht. Selbst bei der B-Lizenz ist die Torwartsache wenig ausgeprägt, und wenn, dann schaut man sich so ein paar Techniken an, daß war es schon. Viele B-Lizenz Trainer kommen daher im Jugendbereich gar nicht zur Ballsicherung, sondern wollen einfach nur, daß der Torwart den Ball irgendwie abwehrt, ja wegfaustet, damit dann die Abwehr klären kann. Das sieht man immer und immer wieder und dieses "wegfausten" ist so in den Köpfen drinne - furchtbar. Wisst ihr, was ich voin einem Torwart halte, der in der 2. höchsten oder dritt-höchsten Liga alle Bälle faustet?
Man spielt auf Ballgewinn und Ballbesitz, wie aber ist Ballbesitz, wenn man die Bälle nur faustet, wegklatscht oder auch andere Bälle nur irgendwie weit weg nach vorn schlägt? Fragen, die mir diese Trainer nicht beantworten wollen oder können - und das in solchen Ligen, einfach fraglich. Das ist keine Kritik, ich will das nur verstehen. Verstehen, warum man hier nicht den Torwart besser, sicherer machen will...
Just aus diesem Grunde bieten die Landesverbände dann Torwarttrainerkurse an. Ich besuche diese recht regelmäßig, nicht weil ich der Meinung bin, daß es für meine Ausbildung nötig wäre, nein, ich erachte es für wichtig, weil man hier durch die Dozenten immer wieder neu Anregungen und Ideen für das Training bekommt.
Obwohl die Lehrgänge keinerlei Lizenz darstellen, musste ich schon beim letzten Mal eine Lehrprobe abgeben, in Theorie und natürlich eine Lehrprobe als prakttische Gruppenarbeit leisten. Dieses mal war es sogar das Einreichen einer Trainingseinheit in schriftlicher Form, das Einrichten von Übungen zu Fragen, sowie Wissen über die koordinativen Fähigkeiten (warum man genau diese gerade bei Torleuten wählte - egal, die Übungen dazu jedenfalls waren ein schriftlicher Test) und man musste in Gruppenarbeit zwei Lehrproben durchführen.
Viele sind nun der Meinung, mit Abschluss eines Lehrgangs ist man ein Torwarttrainer - diese irren aber, sie markieren nur den Beginn des Weges, der zu einem Torwarttrainer führen kann, aber diese Sache habe ich in anderen BlogBeiträgen zur Genüge bleuchtet. Eigentlich wollte ich mit der Blauen Mauer auch zum Basislehrgang dann eine Art Video Blog machen, musste es aber wetter und vor allem zeitlich bedingt verwerfen. Daher hier also ein kurzer, schriftlicher Bericht.
Wir waren schon Sonntags Abends angereist, nach ein wenig Pizza in Grünberg und einem Fussmarsch durch das lauschige Brunnental verbrachten wir eine ruhige Nacht in der Sportschule, wo wir Montag früh das "Continentale Frühstück" des Sporthotels genossen. Man kann sagen was man will, aber andere Sportschulen sind, was Frühstück angeht, nicht so knauserig wie der Hessische Verband. In Ruit z.B. bekommt jeder Sportler morgens die Möglichkeit auf frische Brote in Variationen, Brötchen und auch Buttergebäck. Es gibt Kaffee und Schokolade mit richtiger Milch, verschiedene Cerialien-Produkte, eine Wurst und Käseplatte, etwas Obst, Joghurt und Quark, Wasser sowie süsse Brotaufstriche. In Grünberg ist dies ein wenig abgespeckt und man nimmt mit dem Marmeladebrot vorlieb und benügt sich mit deutlich weniger Auswahl. Auch Mittags ist Ruit besser, weil es zwischen zwei bis drei Gerichten zuzüglich Beilagen gibt, so daß in Kombination für jeden was dabei ist, in Grünberg gibt es nur ein Gericht - während man in Ruit immer kühles Wasser bekommt, setzt Grünberg auf den Verkauf von Flaschenware. Dies haben wir umgangen, aus der Erfahrung her, und haben das herrliche kühle Grünberger Trinkwasser genossen.
Den Dozenten haben wir mit Freude nach dem Frühstück in der Lobby begrüßt, es war Sven Hoffmeister, Tw Koordinator des Nachwuchsleistungszentrums vom FSV Mainz 05. Wir begrüßten einander, tauschen ein paar Worte und dann machten wir uns fertig.
Anstelle im Hörsaal wie sonst, fand der Kurs in den Pavilions statt, denn die Prüfung der B-Lizenz-Kurs-Teilnehmer nahm die altehrwürdige Etage der Sportschule ein.
Sven Hoffmeister begnügte sich mit einer kurzen Einführung und dann ging es auch schon auf den Platz. Erste Trainingseinheit, erste Techniken. Noch ein wenig Isoliert, wurde das generalle Fangen und Sichern von Bällen auf den Torwart besprochen. Gerade die Punkte für die richtige Grundstellung, der richtige Beginn und dann auch das Schnell und Aktiv zum Ball waren hier wichtig... Die Stand und die Kippzone wurden rasch erläutert und in Übungsformen demonstriert, aber dann drängte Sven auch schon auf den Schwerpunkt dieses Lehrgangs: Verhalten bei Zonenwechsel. Einige Teilnehmer aus dem Kurs fungierten als Demotrationstorleute und unterwarfen sich den zum Teil doch anstrengenden Übungsformen. Immer wieder kam auch die Blockstellung im Eins gegen Eins vor und wurde erläutert.
So verging der erste Tag wie im Flug und am Abend sassen wir gemütlich unter dem Magnolienbaum bei einer eiskalten Cola und diskutierten die Tageserlebnisse.
Der zweite Tag begann nach dem Frühstück mit ein wenig Theorie, zu Trainingslehre und Traininginhalten, Technikleitbildern und natürlich auch Ausbildungsstufen. Sprich ein Teilnehmer sollte erkennen, daß Erwachsene anders zu trainieren sind, wie Jugendliche. Ebenso wurde klar, daß man Jugendliche eher ausbildet, als beschäftigt, doch dies geht meines Erachtens immer ein wenig unter.
Die Praktischen Einheiten griffen jetzt das Kippen in kompolexeren Übungen auf, ebenso wurden die Schüsse schärfer. Gerade jetzt wurde der Zonenwechsel deutlicher, als Beispiel: Ball in der Standzone - Reaktion, Verschieben Kippzone - scharfer Ball in ein Kippzonentor. Dabei kamen immer die Torwart.de Airdummies zum Einsatz, die sich im Training hervorrangend einbauen ließen. Hier war immer wieder der Punkt wichtig und Sven Hoffmeister baute alle Übungen so auf, daß die Torleute immer stark und zum Teil wirklich aktiv schrägt nach vorn in den Ball arbeiten mussten.
In der Theorie wurden nun die Lehrproben besprochen, die am Abend statt finden sollten, wozu Torhüterinnen der Auswahlmannschaften eingeladen worden waren. Man setzte sich daher am Nachmittag zusammen, um diese Einheiten zu planen und auch mal aufzubauen, dann kamen auch schon die Lehrproben.
Diese wurden im Nachgang besprochen, wobei eigentlich alle Übungen gut bis sehr gut gewählt und durchgeführt waren.
Nach dem Abendessen hielten wir wieder das obligatorische Schätzchen unter dem Magnolienbaum und diskutierten auch nochmals die Thematik der 2. Lehrprobe, aber auch wie die erste Lehrprobe gelaufen war.
Der Tag begann nach dem Frühstück wieder mit ein wenig Nachbesprechung der Lehrproben, dioe dann zur Theorie überleiteten. Videoclips halten taktische Torwartsituationen fest und Sven zeigte an vielen Beispielen, wie hier Torleute agierten - und stellte deren Entscheidungen zur Diskussion. Dabei stellte er auch die Philosophie des FSV Mainz 05 vor, zeigte daher auch Situationen, wo er zufrieden,aber auch wo er im Nachgang Klärungsberdarf mit den Torleuten sah.
Die praktische Einheit beschäftigte sich nun mit hohen Bällen, denn es war der letzte Tag, den Sven als Dozent leitete. Daher hatte er auf Teilnehmerwunsch auch wieder einen kleinen Parcours aufgebaut, zum Thema Kraft und Beweglichkeit, wobei hier z.B. die Koordinationsleiter im Liegestütz 'durchgesprungen' wurde, was viele Teilnehmer als interessant bezeichneten.
Desweiteren ging es dann zu Flanken und hohen Bällen, die dann hereingebracht wurden und mit verschiedenen Aufgaben belegt worden sind. Auch hier ging es von leicht nach schwer, von ohne Hindernisse, über AirDummies und dann zu motivierten beweglichen Gegenspielern.
Abends stand dann die zweite Lehrprobe an, die erneut mit Torspielerinnen der Hessenauswahl absolviert werden mussten. Auch hier wurde es mit der Nachbesprechnung spät, bis es zum Essen ging und der Abend klang dann nicht unter dem Magnolienbaum aus, sondern bestand in dem typischen Gespräch vor Rasenplatz 1.
Der donnerstag bestand dann in der Theorie nochmals aus Besprechnung der Lehrproben, der Besprechnung der Koordinativen Fähigkeiten und einigen anderen Folien. Praktisch auf dem Rasen wurde dann über Abwurf, Abstoß und abschlag referiert, wobei dies eher in einer Art unglücklichem Abstoßen von Bällen endete - hier vermissten wir die Methodik, sprich wie bringt man es Torleuten bei, wie kann man hier... Zum Glück füllte diese Lücke der anwesende HFV Lehrwart Rudi Stalyga, der mit hilfreichen Tipps und Tricks allen zur Seite stand.
Das dabei auch ab und an mel kollidierende Philosophien diskutiert wurden, war vielleicht ein wenig für einige störend, sind aber wichtiger Bestandteil der Tw Trainer Ausbildung. Es gibt keine Gleichschaltung, sondern unterschiedliche Lösungsansätze, ja Lösungswege.
Der Nachmittag war größten Teils frei, was viele Teilnehmer zu einem Besuch der Altstadt Grünbergs nutzten, während die Blaue Mauer und ich die Zeit in der Sportschule verbummelten. Zudem packten wir schon die Koffer.
Der Freitag war mit Packen der Reste begonnen, wir gaben die Schlüssel ab, beglichen die Rechnung und dann kam der Schluss im Pavilion. Letzte Theorie und dann auch die Schriftlichen Lehrproben und Wissenskontrolle. Dann noch eine kurze Fragerunde und die Ausgabe der Lehrgangszertifikate.
Wir hingegen, traten sofort die Reise zum Torwart.de Camp nach Ruit an... und ob Ihr es glaubt oder nicht, wir freuten uns auf das Sportschulessen in Ruit.

Kommentare

  1. Avatar von ryx0riz0r
    Schön geschrieben Steffen
  2. Avatar von twtrainer
    Ja, der Schreibstil gefällt mir auch!

    Hab selbst auch ähnliche Erfahrungen gemacht! Denn nicht jeder Ex-Keeper ist auch ein guter Torwarttrainer. Es reicht längst nicht mehr aus, seine eigenen Erfahrungen weiterzugeben, weil es große Unterschiede in der Spielweise von vor 20 Jahren und heute gibt. Aber selbst dann, wenn ähnliche Erfahrungen vorliegen, muß der TW-Trainer sich Ausbilder-Fähigkeiten aneignen. Naturtalente sind rar.

    Das es sehr große Unterschiede zwischen einem Torwarttraining von vor 20 Jahren und heute gibt, braucht an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden.

    Wie kann es dann zu Fehlbesetzungen auf der Torwarttrainer-Position kommen?

    Nach meinen Erfahrungen werden hier nicht immer Funktionen, sondern Personen eingestellt. Es genügt scheinbar, wenn der Funktionsträger früher mal ein ordentlicher Torwart in einer der höchsten Ligen war. Ob der sich für den modernen Fussball weitergebildet und bereits Torleute erfolgreich ausgebildet hat, danach schaut man nicht so sehr. Manchmal genügt es sogar, wenn dessen Vater ein berühmter Torwart war, weil dann ja die Gene in gerader Linie übertragen wurden.

    Frage ist an dieser Stelle nur, ob es sich wirklich lohnt, darüber aufzuregen oder ob es bessser ist, sich miteinander zu unterhalten, um Konsenz zu finden? Denn wir Torwarttrainer bilden uns in der Hauptsache selbst weiter. Deshalb kann und weiß jeder etwas, was den anderen brennend interessieren könnte. Im Regelfall begegnet man sich mit großem Respekt. Dieser ist bei unseren Mannschaftstrainer nicht selten gespielt, weil hier jeder glaubt besser zu sein als sein Kollege. Genau diesen Unterschied sollten wir uns bewahren!

    Dennoch kann ich es gut verstehen, dass einem die Hutschnur platzt, wenn man selbst im "bezahlten Fussball" Keeper findet, die es nicht besser gelernt haben. Das Problem dabei ist manchmal, das der Mannschaftstrainer und der Präsi entscheiden, was ein haltbarer und ein unhaltbarer Ball war. Wie das der Torwart dann letzendlich hinbekommt, dass ist denen zu ziemlich egal. Hauptsache man gewinnt und der Keeper hat ein paar spektakuläre Hechtsprünge gemacht.